Ida Auerbach: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FrauenGeschichtsWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 27: Zeile 27:
 
Weder die Mutterschaft noch die zahlreichen Verpflichtungen des Ehemannes hinderten Ida Auerbach daran, sich karitativ und frauenpolitisch zu engagieren. Sie hatte selbst keine direkte Verbindung zum Asyl, sondern wählte eigene Schwerpunkte.<ref>Vgl. Becker-Jákli, Barbara (2004), S. 238.</ref>   
 
Weder die Mutterschaft noch die zahlreichen Verpflichtungen des Ehemannes hinderten Ida Auerbach daran, sich karitativ und frauenpolitisch zu engagieren. Sie hatte selbst keine direkte Verbindung zum Asyl, sondern wählte eigene Schwerpunkte.<ref>Vgl. Becker-Jákli, Barbara (2004), S. 238.</ref>   
 
Zunächst engagierte sie sich im Auftrag der Stadt Köln als ehrenamtliche Armenpflegerin - eine der frühesten Formen der professionallen Sozialarbeit von Frauen.
 
Zunächst engagierte sie sich im Auftrag der Stadt Köln als ehrenamtliche Armenpflegerin - eine der frühesten Formen der professionallen Sozialarbeit von Frauen.
Sodann trat sie dem ehrwürdigen [[Israelitischer Frauenverein | Israelitischen Frauenverein]] bei. Dieser bestand in Köln seit Anfang des 19. Jahrunderts und war damit vermutlich der älteste Frauenverein Kölns.
+
 
Hier gründete sie später einen "Jüdischen Arbeitsnachweis für Frauen" und leitete ihn bis 1938.  
+
Sodann trat sie dem ehrwürdigen [[Israelitischer Frauenverein | Israelitischen Frauenverein]] bei. Dieser bestand in Köln seit Anfang des 19. Jahrunderts und war damit vermutlich der älteste Frauenverein Kölns. Unter ihrem Vorsitz wurde der Israelitische Frauenverein mit 1.800 Mitfrauen einer der größten jüdischen Frauenvereine Deutschlands (1928). 
 +
Innerhalb des vereins gründete sie später einen "Jüdischen Arbeitsnachweis für Frauen", der nach 1933 eine besondere Relevanz erhielt, und leitete ihn bis 1938.  
 +
 
 
Ab 1909 wirkte sie in der bürgerlichen Frauenbewegung mit, indem sie den [[Stadtverband Kölner Frauenvereine| Verband Kölner Frauenvereine]] mitgründete, den Dachverband der bürgerlichen nichtkonfessionellen und nicht parteigebundenen Frauenvereine. Seit 1911 wird sie als eine der Vorstandsfrauen erwähnt.<ref>vgl. Ellscheid, Rosa M. (1983): Der Stadtverband Kölner Frauenvereine. Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909 - 1933. Köln: DuMont Schauberg.</ref>  
 
Ab 1909 wirkte sie in der bürgerlichen Frauenbewegung mit, indem sie den [[Stadtverband Kölner Frauenvereine| Verband Kölner Frauenvereine]] mitgründete, den Dachverband der bürgerlichen nichtkonfessionellen und nicht parteigebundenen Frauenvereine. Seit 1911 wird sie als eine der Vorstandsfrauen erwähnt.<ref>vgl. Ellscheid, Rosa M. (1983): Der Stadtverband Kölner Frauenvereine. Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909 - 1933. Köln: DuMont Schauberg.</ref>  
 +
 +
Um 1911/12 überführte sie als Teil des Vorstandes den Israelitischen Frauenverein als eine Ortsgruppe in den 1904 gegründeten Jüdischen Frauenbund (JFB).
 +
  
 
==1914==
 
==1914==
Zeile 49: Zeile 54:
 
Zwar ließ das Paar seine Töchter studieren, aber die Mutter warnte durchaus auch mal gegen eine Über-Intellektualisierung von Mädchen und und die Überbewertung von kaufmännischen Berufen. Edith hatte künstlerische Neigungen gezeigt, sie wollte Zeichnerin bzw. Malerin werden, musste aber nach Maßgabe der Eltern zunächst ein studium der Kunstgeschichte absolvieren. sie studierte von 1918 bis 1923 in München, Köln und  Bonn.<ref>TEKENARES VAN MONTPARNASSE. http://paulinebroekema.nl/tekenares-van-montparnasse . </ref> Edith Auerbach zog 1926 nach Paris, von wo sie noch Kontakte zu den Eltern pflegte. Nach 1933 kehrte sie nicht mehr nach Deutschland zurück. Liese wurde Ärztin wie der Vater und ließ sich in Köln als Fachärztin nieder. Sie emigrierte kurz nach 1933 in die USA.  
 
Zwar ließ das Paar seine Töchter studieren, aber die Mutter warnte durchaus auch mal gegen eine Über-Intellektualisierung von Mädchen und und die Überbewertung von kaufmännischen Berufen. Edith hatte künstlerische Neigungen gezeigt, sie wollte Zeichnerin bzw. Malerin werden, musste aber nach Maßgabe der Eltern zunächst ein studium der Kunstgeschichte absolvieren. sie studierte von 1918 bis 1923 in München, Köln und  Bonn.<ref>TEKENARES VAN MONTPARNASSE. http://paulinebroekema.nl/tekenares-van-montparnasse . </ref> Edith Auerbach zog 1926 nach Paris, von wo sie noch Kontakte zu den Eltern pflegte. Nach 1933 kehrte sie nicht mehr nach Deutschland zurück. Liese wurde Ärztin wie der Vater und ließ sich in Köln als Fachärztin nieder. Sie emigrierte kurz nach 1933 in die USA.  
  
 +
1921 gründete sie den ''Landes- oder Provinzialverband des Jüdischen Frauenbundes in Rheinland und Westfalen'', einen regionalen Zusammenschluß aller Frauenvereine und Ortsgruppen des Jüdischen Frauenhundes in diesem Bezirk, der der Bundesleitung des Frauenbundes  gegenüber die Durchführung aller Bundesaufgaben verantwortete. Zudem sollte er propagandistisch darauf einwirken, dass sich weitere Einzelpersonen und Vereine dem JFB anschlössen.
 +
Es wurde einer der größten Provinzialverbände Deutschöands, der Sitz war ihre Adresse in Köln. <ref>vgl. Sassenberg, Marina (1995): Zwischen Feminismus und Zedaka. Der Jüdische Frauenbund in Köln 1926-1938. In: Kölner Frauengeschichtsverein (Hg,): 10 Uhr pünktlich Gürzenich. Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln - Zur Geschichte der Organisationen und Vereine. Münster , S. 239-244, hier: S. 241. 1929 verfügte er über eine Mitgliedsstärke von 13 Ortsgruppen und 75 Vereinen, vgl. BJFB, H. 6, Juni 1929, 5, Jg.</ref> Mit dem Vorsitz gehörte sie zugleich dem Gesamtvorstand des JFB an. Gegen Ende der 1920er Jahre wurde sie Mitglied im 13-köpfigen Hauptvorstand. Nach der Machtergreifung, die direkte Auswanderungen nach sich zog, übernahm sie 1934 die Funktion der zweiten Stellvertreterin von Ottilie Schönewald.
 +
 +
In dieser Zeit kämpfte sie als Vorsitzende des Israelitischen Frauenvereins für das Frauenwahlrecht in der jüdischen Gemeinde Köln und erreichte es schließlich. Eine Vorstufe war ein Vorstandaamt in dem von Frieda Szialrd geschaffenenen Jugendamt der Synagogengemeinde.<ref>vgl. Becker-Jákli, Barbara (2004), S. 463.</ref> Das war laut Küsters im deutschlandweiten Vergleich eher spät. 1930 wurde sie dann als eine der ersten Frauen stellvertretendes Mitglied der Gemeinderepräsentation. 1931 wurde sie als erste Frau zur stellvertretenden Vorsitzenden des Jüdischen Wohlfahrtsamtes gewählt, also eines geschlechtergemischten Gremiums, 1934 wzur stellvertretenden Vorsitzende dieses Gemeinde-Wohlfahrtsamtes.
 +
 +
Auch reichweit war sie geachtet: In der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden, die Bertha Pappenheims 1917 für die f 570 000 im Deutschen Reich lebenden Juden und Jüdinnen angeregt hatte, fungierte Ida Auerbach als Vorstandsmitglied und langjährige stellvertretende Vorsitzende.<ref> 1951 wurde er als "Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (ZWST)  neu gegründet, vgl. https://www.zwst.org/. </ref>.
 +
 +
Innerhalb des Bundes deutscher Frauenvereine, des Dachverbandes der bürgerlichen Frauenvereine, agierte sie als Mitglied der Kommission für Tuberkulosefürsorge und unterstützte das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Wyk, das tuberkulosekranke Kinder aufnahm.<ref>Hier war sie Arbeitsausschuß aktiv, vgl. BJFB, H. 7, April 1927, 3. Jg.</ref>
 +
 +
 +
==1933==
 +
Im Frühjahr 1933 endete die Zusammenarbeit mit den nichtjüdischen Frauen.
 +
 +
1933 druckte das Gemeindeblatt eine aufrüttelnde Rede " An unsere jüdischen Frauen", ab, die sie  als Ansprache in der Generalversammlung des israelitischen Frauenvereins gehalten hatte.
 +
<ref>Gemeindeblatt der Synagogengemeinde, H. 11 vom 26.5.1933, 3. Jg., S. 122-123.</ref> 
 +
 +
Nach innen schlossen sich die Reihen, der Fokus lag nun auf Anliegen der Kölner Judenschaft, der von Ida Auerbach lag besonders bei den jüdischen Frauen.
  
 +
Wie hochgeachtet sie war,zeigt eine Artikelserie des Gemeindeblattes, das im Herbst 1933 anläßlich des Neujahrsfestes Statements erbat zur aktuellen Laghe, "Gedanken, Wünsche und Hoffnungen" sollten artikuliert werden. Dass als erster Beitrag der von Ida Auerbach stand, dann erst der eines Rabbiners folgte, mag ihre große Wertschätzung spiegeln.<ref>vgl. Gemeindeblatt Nr. 19 vom 15.9.1933, 3. Jg.</ref> 
  
 
==Emigration==  
 
==Emigration==  

Version vom 23. Dezember 2021, 18:10 Uhr

Ida Auerbach, geb. Kohn (* 16. Juni 1869 in Bennisch, heute Horní Benešov im tschechischen Verwaltungsbezirk Bruntál; + 5. August 1942 in New York) war langjährige Leiterin des Israelitischen Frauennverein Köln und aktives Mitglied der Jüdischen Gemeinde Köln. Die Künstlerin Edith Auerbach ist ihre Tochter. Der demokratische Kandidat bei der US-Präsidentenwahl von 2004 und spätere Außenminister John Kerry ist ihr Großneffe.


Herkunft, Kindheit und Bildung

Ida Kohn kam aus der kleinen Stadt Bennisch nahe der polnischen Grenze in dem zum Habsburgerreich gehörigen Teil Schlesiens. Heute heisst der Ort Horní Benešov und gehört zum tschechischen Verwaltungsbezirk Bruntál (ehemals Freudenthal). Die regionale Identität der Anwohner:innen lautete meist Mährer:in, aber eher noch Österreicher:in. Bennisch war eine aufstrebende Bergbaustadt. 1880 soll sie 4.200 Einwohner:innen aufgewiesen haben, davon überwiegend ethnische Deutsche; um die 25 von ihnen sollen jüdische Einwohner:innen gewesen sein.[1] Ida Kohns Eltern waren laut einem Kirchenregister der BraumeisterBenedikt Kohn und als Mutter Mathilde Frankel aus Oberglogau.[2]. Es war die zweite Ehe des Vaters, er hatte bereits fünf Kinder aus erster Ehe. Neben diesen Stiefgeschwistern hatte das Mädchen Ida zwei leibliche Brüder, Fritz (später Frederik) und Otto. Da es in Bennisch keine eigene jüdische Gemeinde gab, wurden die jüdischen Geburten auf den letzten Seiten des katholischen Taufregisters eingetragen.[3]

Der Vater starb, als sie ca. sieben Jahre alt war. Daraufhin verließ die Mutter mit den drei Kindern Bennisch und zog in einen Vorort Wiens, nach Mödling um, wo verwandte von ihr lebten. Es heisst, dass sie allen drei Kindern eine gute Schulausbildung ermöglichte.[4]

Ida Kohn besuchte vermutlich ein Mädchenlyzeum, das es Gymnasien noch nicht gab. Üblichweise schlossen die Absolventinnen eine Ausbildung zur Lehrerin an, darüber gibt es jedoch bei Ida keine schriftlichen Quellen. Nach ihrem Lehrerinnenexamen soll sie ein Studium der Sozialarbeit absolviert haben, so Yvonne Küsters. Die Brüder haben das Gymnasium besucht und mit Auszeichnung abgeschlossen.

Haltung zur Religion und Eheschließung

Ida Kohns Brüder konvertierten wegen des zunehmenden Antisemitismus zum Katholizismus. Besonders Fritz Kohn scheint stark darunter gelitten zu haben. Er hatte eine höhere Schule besucht, hatte in der Armee gedient und anschließend in der Schuhfabrik eines Onkels bei Mödling als accountant gearbeitet. 1896 trat er über. Der jüngere Otto Kohn studierte Jura und Kunstgeschichte in Wien, schlug dann aber eine Militärlaufbahn ein. Unter anderem focht er in der Schlacht von Isonzo.- Es gab für jüdische Männer starke berufliche Limitierungen, gerade beim Militär. Er trat 1901 über. Ida verweigerte sich dieser Transformation und blieb lebenslang Jüdin.

1898 heiratete sie den 14 Jahre älteren Arzt Dr. Benjamin Auerbach aus Köln und zog nach Westdeutschland.[5] Sie bekam zwei Töchter: Edith (1899)[6] und Lisbeth/Liese (1900). Zunächst wohnte die Familie in der Mohrenstrasse 14, zog dann nach kurzer Zeit in die Mohrenstraße 35–37.[7] Die Familie war der Synagogen-Gemeinde Roonstraße angeschlossen und gehörte zum liberalen Judentum.

Der Ehemann gehörte zu den Kölner Honoratioren. Er wurde 1885 zum leitenden Arzt des Jüdischen Asyls für Kranke und Altersschwache (damals noch in der Silvanstrasse) gewählt und führte diese hochgeschätzte Einrichtung mit all seiner Leidenschaft; er organisierte dann 1908 den Neubau als Israelitisches Asyl für Kranke und Altersschwache in Neuehrenfeld und machte es zu einem modernen Krankenhaus mit hervorragendem medizinischen und pflegerischen Ruf, das auch bei Christ:innen beliebt war. Seit 1898 führte er zudem im Wohnhaus Mohrenstrasse eine Praxis für Allgemeinmedizin und Geburtshilfe. Er war Mitgründer von bedeutenden sozialen Einrichtungen und Vereinen und wurde zum „Geheimen Sanitätsrat“ ernannt, einem Ehrentitel. Laut Barbara Becker-Jákli war Benjamin Auerbach nicght nur Anhänger sozialer Reformen, sondern tendierte selbst zur SPD, was in dem Milieu ungewöhnlich war.[8]

Soziales Engagement

Da Ida Auerbach selbst nur wenige Texte veröffentlichte, kennen wir ihre politische Justierung nicht. Die Modernisierung der traditionellen jüdischen Wohlfahrtsarbeit war ihr ein großes Anliegen. Hier ging sie mit ihrem Mann konform. Dieser scheint bzgl. der Rolle der Frau in Arbeit eine fortschrittliche Einstellung gehabt zu haben. Er unterstützte in seinem Krankenhaus die Einstellung von Ärztinnen und war ab 1909 jahrelang Vorstandsvorsitzender des Vereins für Jüdische Krankenpflegerinnen in Köln.

Weder die Mutterschaft noch die zahlreichen Verpflichtungen des Ehemannes hinderten Ida Auerbach daran, sich karitativ und frauenpolitisch zu engagieren. Sie hatte selbst keine direkte Verbindung zum Asyl, sondern wählte eigene Schwerpunkte.[9] Zunächst engagierte sie sich im Auftrag der Stadt Köln als ehrenamtliche Armenpflegerin - eine der frühesten Formen der professionallen Sozialarbeit von Frauen.

Sodann trat sie dem ehrwürdigen Israelitischen Frauenverein bei. Dieser bestand in Köln seit Anfang des 19. Jahrunderts und war damit vermutlich der älteste Frauenverein Kölns. Unter ihrem Vorsitz wurde der Israelitische Frauenverein mit 1.800 Mitfrauen einer der größten jüdischen Frauenvereine Deutschlands (1928). Innerhalb des vereins gründete sie später einen "Jüdischen Arbeitsnachweis für Frauen", der nach 1933 eine besondere Relevanz erhielt, und leitete ihn bis 1938.

Ab 1909 wirkte sie in der bürgerlichen Frauenbewegung mit, indem sie den Verband Kölner Frauenvereine mitgründete, den Dachverband der bürgerlichen nichtkonfessionellen und nicht parteigebundenen Frauenvereine. Seit 1911 wird sie als eine der Vorstandsfrauen erwähnt.[10]

Um 1911/12 überführte sie als Teil des Vorstandes den Israelitischen Frauenverein als eine Ortsgruppe in den 1904 gegründeten Jüdischen Frauenbund (JFB).


1914

1914 hielt sie als Mitglied des Verbandes einen Vortrag auf der reichsweit beachteten Werkbund-Ausstellung über die Gartenstadt-Bewegung, eine moderne – wir können fast sagen – Alternativbewegung zum Thema Gesundes Leben und Wohnen.[11]

Sie bezeichnete in ihrem Vortrag die Gartenstadt-Bewegung als „Kind der Wohnungsnot der Großstädte mit den zunehmenden Mietskasernen - und der damit einhergehenden Verdrängung von Hausgärten. Durch wenig Luft und Licht komme es zunehmend zu Tuberkulose und andere Infektionskrankheiten, so Ida Auerbach. Sie plädierte dafür, dass die Städte gegen Spekulanten vorgingen und dass sich Menschen zu Genossenschaften Zusammenschlüssen und Grundstücke erwarben.[12]

Die Werkbundausstellung auf dem späteren Messegelände wurde durch den Ersten Weltkrieg vorzeitig bendet. Ida Auerbach verhielt sich als gute Patriotin: Sie arbeitete im Nationalen Frauendienst mit, der in Köln Nationale Frauengemeinschaft hieß. Yvonne Weissberg kommentiert: "In Köln gelang es Ida Auerbach, der Vorsitzenden des Israelitischen Frauenvereins, einen Grossteil der Mitglieder für die Arbeit in der Ortsgruppe des Nationalen Frauendienstes zu motivieren. Sie selbst war rund um die Uhr im Dienste des Vaterlandes tätig (…)."[13] Sie beteiligte sich 1915 an der Kriegsspende deutscher Frauendank für die Beschützung durch die männlichen Soldaten und wurde in den Ortsausschuss gewählt.[14] Zusammen mit der Frau des OB Wallraff stand sie der Abteilung für Haushaltspflege vor.[15]


Weimarer Republik=

1918 wurde sie für kurze Zeit Vorsitzende des Verbandes, der sich nun Stadtverband nannte.[16] 1919 gab sie das Amt an Else Falk ab, die ebenfalls Jüdin war. In diese kurze Zeitspanne fielen die Bemühungen des Verbandes um eine politische Bewusstwerdung von Frauen und die Ermutigung zur Ausübung des Wahlrechts, das Frauen erst im November 1918 verliehen worden war. Ida Auerbach vertrat des Öfteren eine konventionelle Position bzgl. der Rolle der Frauen; bei ihr stand meist die Hausarbeit im Vordergrund vor einer Berufstätigkeit.

Zwar ließ das Paar seine Töchter studieren, aber die Mutter warnte durchaus auch mal gegen eine Über-Intellektualisierung von Mädchen und und die Überbewertung von kaufmännischen Berufen. Edith hatte künstlerische Neigungen gezeigt, sie wollte Zeichnerin bzw. Malerin werden, musste aber nach Maßgabe der Eltern zunächst ein studium der Kunstgeschichte absolvieren. sie studierte von 1918 bis 1923 in München, Köln und Bonn.[17] Edith Auerbach zog 1926 nach Paris, von wo sie noch Kontakte zu den Eltern pflegte. Nach 1933 kehrte sie nicht mehr nach Deutschland zurück. Liese wurde Ärztin wie der Vater und ließ sich in Köln als Fachärztin nieder. Sie emigrierte kurz nach 1933 in die USA.

1921 gründete sie den Landes- oder Provinzialverband des Jüdischen Frauenbundes in Rheinland und Westfalen, einen regionalen Zusammenschluß aller Frauenvereine und Ortsgruppen des Jüdischen Frauenhundes in diesem Bezirk, der der Bundesleitung des Frauenbundes gegenüber die Durchführung aller Bundesaufgaben verantwortete. Zudem sollte er propagandistisch darauf einwirken, dass sich weitere Einzelpersonen und Vereine dem JFB anschlössen. Es wurde einer der größten Provinzialverbände Deutschöands, der Sitz war ihre Adresse in Köln. [18] Mit dem Vorsitz gehörte sie zugleich dem Gesamtvorstand des JFB an. Gegen Ende der 1920er Jahre wurde sie Mitglied im 13-köpfigen Hauptvorstand. Nach der Machtergreifung, die direkte Auswanderungen nach sich zog, übernahm sie 1934 die Funktion der zweiten Stellvertreterin von Ottilie Schönewald.

In dieser Zeit kämpfte sie als Vorsitzende des Israelitischen Frauenvereins für das Frauenwahlrecht in der jüdischen Gemeinde Köln und erreichte es schließlich. Eine Vorstufe war ein Vorstandaamt in dem von Frieda Szialrd geschaffenenen Jugendamt der Synagogengemeinde.[19] Das war laut Küsters im deutschlandweiten Vergleich eher spät. 1930 wurde sie dann als eine der ersten Frauen stellvertretendes Mitglied der Gemeinderepräsentation. 1931 wurde sie als erste Frau zur stellvertretenden Vorsitzenden des Jüdischen Wohlfahrtsamtes gewählt, also eines geschlechtergemischten Gremiums, 1934 wzur stellvertretenden Vorsitzende dieses Gemeinde-Wohlfahrtsamtes.

Auch reichweit war sie geachtet: In der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden, die Bertha Pappenheims 1917 für die f 570 000 im Deutschen Reich lebenden Juden und Jüdinnen angeregt hatte, fungierte Ida Auerbach als Vorstandsmitglied und langjährige stellvertretende Vorsitzende.[20].

Innerhalb des Bundes deutscher Frauenvereine, des Dachverbandes der bürgerlichen Frauenvereine, agierte sie als Mitglied der Kommission für Tuberkulosefürsorge und unterstützte das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Wyk, das tuberkulosekranke Kinder aufnahm.[21]


1933

Im Frühjahr 1933 endete die Zusammenarbeit mit den nichtjüdischen Frauen.

1933 druckte das Gemeindeblatt eine aufrüttelnde Rede " An unsere jüdischen Frauen", ab, die sie als Ansprache in der Generalversammlung des israelitischen Frauenvereins gehalten hatte. [22]

Nach innen schlossen sich die Reihen, der Fokus lag nun auf Anliegen der Kölner Judenschaft, der von Ida Auerbach lag besonders bei den jüdischen Frauen.

Wie hochgeachtet sie war,zeigt eine Artikelserie des Gemeindeblattes, das im Herbst 1933 anläßlich des Neujahrsfestes Statements erbat zur aktuellen Laghe, "Gedanken, Wünsche und Hoffnungen" sollten artikuliert werden. Dass als erster Beitrag der von Ida Auerbach stand, dann erst der eines Rabbiners folgte, mag ihre große Wertschätzung spiegeln.[23]

Emigration

1935 wanderte das Paar, bei dem der Ehemann 80 Jahre alt war, aus Deutschland aus, zunächst nach England. Im Juni 1940 wanderten sie in die USA, nach New York weiter, wo Tochter Lies als Ärztin arbeitete. bereits im November d.J. starb Benjamin Auerbach. Ihre Tochter Edith war

Einzelnachweise

  1. Die Verwandschaft zu John Kerry veranlasste einige Recherchen zu dem Ort, vgl. https://www.nytimes.com/2004/05/16/us/kerry-s-grandfather-left-judaism-behind-in-europe.html.
  2. vgl. https://www.israelnationalnews.com/Articles/Article.aspx/13700. Der Genealoge aus Bennisch/Horní Benešov war Felix Gundacker.
  3. "The handwritten entry was included in the Pages for Israelites kept by the church in towns with small Jewish communities.", http://www.johnkerry.at/FG_Kerry_Grossvater.htm ansehen: Felix Gundacker, im März 2004, Stand: 2. Februar 2013
  4. vgl. http://www.johnkerry.at/FG_Kerry_Grossvater.htm
  5. Benjamin Auerbach wurde am 24.09.1855 in Wald bei Solingen geboren, er war also ca. 14 Jahre älter als sie. er hatte sich kurz nach Abschluss seines Studiums 1878 in Köln niedergelassen. Er soll so sehr Arzt gewesen seibn, dass er es bisweilen vergaß, zu essen und zu selten Rechnungen schrieb
  6. Edith Auerbach * 11.3.1899 wurde Zeichnerin und lebte die längste Zeit ihres Lebens in Paris, vgl. Broekema, Pauline (2020): Tekenares van Montparnasse. Het eigenzinnige kunstenaarsleven van Edith Auerbach, Amsterdam/Antwerpen, Uitgeverij De Arbeiderspers 2020; vgl. Kerseboom, Willem; Guus, Maria (2001): Edith Auerbach. An Introduction. Haarlem: Ars et animatio.
  7. Vgl. Becker-Jákli, Barbara (2004): Das jüdische Krankenhaus in Köln. Die Geschichte des Israelischen Asyls für Kranke und Altersschwache 1869-1945. Köln (Schriften des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, 11), S. 375.
  8. Vgl. Becker-Jákli, Barbara (2004), S. 145.
  9. Vgl. Becker-Jákli, Barbara (2004), S. 238.
  10. vgl. Ellscheid, Rosa M. (1983): Der Stadtverband Kölner Frauenvereine. Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909 - 1933. Köln: DuMont Schauberg.
  11. Dieses Interesse hatte eine familiäre Vorgeschichte, ihr in Mödling lebender Onkel Alfred Fränkel (der erwähnte Besitzer der Schuhfabrik) war ein Vorreiter der Gartenstadt-Idee gewesen. ER hatte die moderne Arbeitersiedlung „Kolonie“ in Mödling errichtet, die als "eine soziale Pioniertat" überliefert wird. "Die Arbeiter, die in der 'Kolonie' lebten, wurden beneidet, denn zu den Wohnungen gehörten auch kleine Gärten zum Anbau von Gemüse und Obst." Entsprechend der Profession des Onkels wurden die Häuser Schusterhäusln genannt. vgl. https://noe.orf.at/v2/radio/stories/2569409/. 1979 wurde die Siedlung unter Denkmalschutz gestellt.
  12. vgfl. Ida Auerbachs Artikel in der Kölner Frauenzeitung, H. 27, 1914.
  13. Weissberg, Yvonne (2016): Der Jüdische Frauenbund in Deutschland 1904 – 1939. Zur Konstruktion einer weiblichen jüdischen Kollektiv-Identität. Diss., Zürich. Online verfügbar unter https://doi.org/10.5167/uzh-150729, zuletzt geprüft am 19.12.2020, S- 225.
  14. vgl. Kölnische Zeitung vom 25.10.1915.
  15. vgl. Kölner Frauenzeitung, H. 35, 1914.
  16. vgl. HAStK, Bestand 1138: Stadtverband Kölner Frauenvereine, Sitzung vom 23. Januar 1918.
  17. TEKENARES VAN MONTPARNASSE. http://paulinebroekema.nl/tekenares-van-montparnasse .
  18. vgl. Sassenberg, Marina (1995): Zwischen Feminismus und Zedaka. Der Jüdische Frauenbund in Köln 1926-1938. In: Kölner Frauengeschichtsverein (Hg,): 10 Uhr pünktlich Gürzenich. Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln - Zur Geschichte der Organisationen und Vereine. Münster , S. 239-244, hier: S. 241. 1929 verfügte er über eine Mitgliedsstärke von 13 Ortsgruppen und 75 Vereinen, vgl. BJFB, H. 6, Juni 1929, 5, Jg.
  19. vgl. Becker-Jákli, Barbara (2004), S. 463.
  20. 1951 wurde er als "Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (ZWST) neu gegründet, vgl. https://www.zwst.org/.
  21. Hier war sie Arbeitsausschuß aktiv, vgl. BJFB, H. 7, April 1927, 3. Jg.
  22. Gemeindeblatt der Synagogengemeinde, H. 11 vom 26.5.1933, 3. Jg., S. 122-123.
  23. vgl. Gemeindeblatt Nr. 19 vom 15.9.1933, 3. Jg.