Emma Bindschedler: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 4. November 2012, 18:06 Uhr

Emma Bindschedler (bisweilen auch Bindschaedler) (* geb. 23.11.1852 in Zürich; † 15. August 1900 in Köln) war eine Schweizer Malerin und Zeichenlehrerin für Mädchen und Frauen in Köln.

Familie und Jugendzeit

Ihr Großvater war Hans Rudolf Bindschedler aus Männedorf, der 1829 in Zürich das Bürgerrecht erwarb. Ihre Mutter war die Augsburgerin Anna (Elisabeth) TAUBER aus Führt (1831-1890), der Vater ein Schweizer Baumwollkaufmann, Friedrich Rudolf BINDSCHEDLER (1819-1892). Er betrieb Handel mit roher Baumwolle, führte eine Baumwollgarnhandlung, hatte eine Baumwollspinnerei mit 4440 Spindeln und war Mitglied der 'Zunft zur Waag', - eine Wirtschaftsform, die es in der Schweiz im 19. Jahrhundert noch gab. Dessen erste Ehe mit der jung verstorbenen Elise Zollinger war kinderlos geblieben.

Emma Bindschedler wurde in St. Peter, Zürich getauft. Ihre Kindheit verlebte sie in Zürich am Weinplatz (kleine Stadt). Die Kinder wuchsen in einer behüteten großürgerlichen Umgebung in Zürich auf, wie Schwester Ida in ihren autobiographisch gefärbten Jugendromanen schilderte.

Sie hatte fünf Geschwister:

  • Ihr altersmäßig am nächsten stand Ida Bindschedler (1854-1919), zunächst Sekundar-Lehrerin, später eine in der Schweiz sehr bekannten Kinderbuchautorin[1], mit Grab auf dem Friedhof Erlenbach bei Zürich. Diese lebte zunächst mit ihrer Schwester Pauline zusammen, bis sie - nach Aufgabe des Lehrerinnenberufes - mit Emma Wachter in Augsburg zusammenzog (1897-1919) und mit ihr bis zu Tod das Leben teilte.
  • Paula/Pauline Bindschedler (1856-1933) galt als enfant terrible. Ihr Spitzname war Aennchen. Sie lebte in Lebensgemeinschaft mit der 'Ärztin und Ästhetin' Clara Willdenow, einer Frau aus dem Züricher Nietzsche-Umfeld mit 'männlichem Aussehen' , die zuvor mit Mentona Moser zusammen gewesen war[2]. Die Bonnerin Willdenow war zu Studienzwecken nach Zürich gekommen, um dem deutschen Studienverbot zu entkommen. Sie hatte sich 1893 in Bern promoviert und eröffnete 1895 in Zürich eine Praxis als „prakt. Arzt für Frauenkrankheiten und Geburtshülfe“ in der Nähe des Bellevues. Dr. Willdenow pflegte Kontakte mit Anita Augspurg, Rosa Senger, Margarethe Böhm oder auch dem Literaten-Ehepaar Maria und Franz Blei, Pauline verkehrte dadurch in emanzipierten Frauen/Lesbenkreisen. Sie selbst war an der Zeitschrift Die Philanthropin beteiligt, einer Zeitschrift der Sektion des Schweizerischen Frauenverbands, der Fraternité. [3]. Ab 1900 lebten Pauline Bindschedler und Dr. Clara Willdenow in der Seefeldstrasse 21 zusammen, 1904 kam Mentona Moser hinzu, 1905 zogen die drei Frauen, wie Regula Schnurrenberger recherchiert hat, in die Kreuzstrasse 44 um. "In dieser Wohngemeinschaft herrschte ein Kommen und Gehen interessanter Gäste aus dem In- und Ausland, wie Mentona Moser beschreibt. Sie befreundete sich mit einigen davon, besonders aber mit Pauline Bindschedler – der Lebensgefährtin Willdenows und jüngeren Schwester von Ida Bindschedler (der späteren Autorin der „Turnachkinder“) –, eine Bindung, die den Bruch mit Willdenow überdauerte. Pauline Bindschedler führte den Haushalt. Weiter war sie in der Zürcher Sektion des Schweizerischen Frauenverbands, der Fraternité, engagiert. [4] In Genealogischen Tafeln wird sie als 'Haushälterin' geführt.

Die Schwestern Ida und Pauline blieben ebenso wie Emma Bindschedler ledig und unterhielten engste Frauenfreundschaften bzw. Lebensgemeinschaften. Emma Bindschedler verbrachte einen Teil ihres Lebens mit Jenny Hippenmeyer.


  • Eine weitere Schwester war Maria Elisabeth Bindschedler (1860-1912). Sie heiratete als einzige, - zum Geschäft des Vaters passend einen Spinnereidirektor (Gottfried Meyer).
  • Die zwei Brüder Johann Rudolf BINDSCHEDLER (1855-1907) und Arnold Wilhelm BINDSCHEDLER (1864-1925) wurden Kaufmann und wie ihr Vater Zunftmitglied.



Malerei

Über Emma Bindschedlers berufliche Ausbildung ist bisher wenig bekannt. Ggf. hat sie eine Ausbildung als Zeichenlehrerin absolviert, mit Sicherheit aber in Ateliers die Malerei erlernt. Im Kunstmuseum Thurgau (Ittingen) existiert ein Bild von ihrer Hand (1892), das die Freundin Jenny Hippenmeyer zeigt.[5]

Köln

Der Anlass für den Umzug mit Jenny Hippenmeyer, einer Züricher Malerin, nach Köln ist nicht überliefert. Einen möglichen Hinweis gibt folgende Passage über die Schwester: "Ida Bindschedler (1854-1919) war eine der ersten Zürcher Sekundarlehrerinnen. Vermutlich weil die besondere Beziehung zu ihrer Freundin und Lebensgefährtin Emma Wachter nicht ins Bild der Familie passte, verließ sie Zürich und zog zu Emma Wachter nach Augsburg, wo beide Frauen 22 Jahre lang zusammen wohnten."[6]. Ende des 19. Jahrhunderts gründeten Jenny Hippenmeyer und Emma Bindschedler gemeinsam in Köln die "Kölner Kunstschule " Darin boten sie auch Vortragsfolgen zur Kunstgeschichte a 12 Terminen "mit erläuternden Besuchen in den Museen" an. Bereits 1900 starb Emma Bindschedler in Köln, Jenny Hippenmeyer führte die Schule noch für einige Jahre weiter.


Literatur

  • Stadt Köln; Museum für Angewandte Kunst Köln (Hg.) (1988): Museum für Angewandte Kunst, Köln. Chronik 1888-1988. Museum, Kunst und Stadt im Spiegel der Presse. Unter Mitarbeit von Gerhard Dietrich. Köln: Wienand.
  • E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays par un groupe d'écrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle édition entièrement refondue sous la direction de Jacques Busse. Paris: Gründ, 1999, 14 vol.
  • Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde.
  • Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, München, Leipzig: Saur, 1992 ff.
  • Lexikon, Herausgegeben vom Schweizerischen Kunstverein; redigiert unter Mitwirkung von Fachgenossen von Carl Brun, Frauenfeld: Huber, 1905-1917, 4 Bände [Reprint: Nendeln: Kraus, 1982].
  • Ida Bindschedler: Die Turnachkinder im Sommer (1906)[7] und Die Turnachkinder im Winter (1909) [8], beides Erinnerungen an ihre Zürcher Kindheit im Quartier Riesbach (Kinder- bzw. Jugendromane). Diese Texte wird Emma allerdings nicht mehr oder nur als Manuskript kennen gelernt haben, denn Ida begann erst mit 43 Jahren schriftstellerisch tätig zu sein, nachdem sie sich in Augsburg niedergelassen hatte. Es gab in Zürich Debatten darüber, welches der Kinder in den Büchern fehlt: "In der Familiengeschichte der Bindschedlers nimmt Pauline Bindschedler einen Aussenseiterinnenplatz ein. Im Stammbaum fehlt ihr Todesjahr, zudem wird ihr der Platz im Buch ihrer Schwester Ida als eines der Turnachkinder streitig gemacht. (Die Bindschedlers hatten ein Kind mehr als die Turnachs, deshalb ist in den Büchern „Die Turnachkinder im Sommer“ und „Die Turnachkinder im Winter“ ein Bindschedlerkind überzählig – die einen meinen, es sei die Älteste, die Halbschwester Emma (sic, Emma war laut Martin Bindschedler ein Kind der gleichen Mutter, die Wikiverf.) die zur Zeit der Abfassung von Ida Bindschedlers Büchern bereits gestorben war, andere sagen, es sei Pauline.) 1998, als es im Zürcher Tagblatt um die Bindschedlers bzw. Turnachs ein Rätselraten gab, meldete sich eine Nachfahrin Pauline Bindschedlers zu Wort. Sie wies eindeutig Pauline den Platz als Lotti Turnach zu – die flinkere, kleinere, übermütigere der Schwestern –, Ida hingegen habe sich in Marianne Turnach, der Stilleren, Vernünftigeren, abgebildet. Die Halbschwester (sic) blieb nach ihr unporträtiert. [9] Von evtl. Nachfahren der Pauline ist sonst nirgendwo die Rede ...
  • [Ida Bindschedler]: Med. Dr. Caroline Farner, 1842-1913, Zürich 1913
  • Mentona Moser: Ich habe gelebt, Limmat Verlag, Zürich 1986 Nachw. von Roger Nicholas Balsiger (u.a. über Pauline Bindschedler)
  • M. S. Metz: Wer waren die Turnachkinder? Eine Studie, Metz-Verlag, Zürich 1962
  • Christiane Leidinger: Keine Tochter aus gutem Hause : Johanna Elberskirchen (1864 - 1943), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2008
  • Chratz & Quer. Sieben Frauenstadtrundgänge in Zürich, Limmat Verlag Zürich 1995


Zitate

  • "Frl. Emma, Köln a. Rh., Friesenpl. 15, ist in Zürich 1852 geboren, leitet, von Beruf Malerin, in Köln zusammen mit einer Freundin eine gut besuchte Kunstschule und schreibt für eine Kölner Zeitung Kunstkritiken, ab und zu auch einen Artikel über Tagesfragen in Frauenzeitungen." ibn: Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 71. http://www.zeno.org/Pataky-1898/A/Bindschedler,%20Frl.%20Emma
  • "Gemäss den mir zur Verfügung stehenden Informationen scheinen die kinderlosen Schwestern also Emma und Pauline (ID 2271) mit Ausnahme von Ida Bindschedler, die Kinderbuchautorin, in der Familie eher auf Ablehnung gestoßen zu sein. Insbesondere Pauline wurde sozusagen fast tot geschwiegen. Man wollte mit ihnen nicht in Verbindung gebracht werden. Auch spätere Arbeiten über die Kinderbuchautorin sind äußerst verwirrend, was die Familienverhältnisse betrifft und lassen den Leser im Ungewissen. Man muss es natürlich aus dem gesellschaftlichen Umfeld heraus betrachten. Ein großbürgerlicher Haushalt in der Schweiz um 1900 hatte andere Ziele für die Töchter!" (Per Email von Martin Bindschedler, Zürich, 21.08.2012 21:28)


Weblinks


Einzelnachweise

  1. vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Ida_Bindschedler
  2. <http://www.lesbengeschichte.de/bio_willdenow_d.html
  3. http://www.lesbengeschichte.de/Pdfs/pdfs_bio_skizzen_deutsch/willdenow_u_a_schnurrenberger_d.pdf
  4. http://www.lesbengeschichte.de/bio_willdenow_d.html
  5. www.kunstmuseum.ch
  6. http://schwulengeschichte.ch/inhalt/2-weg-zur-selbstbestimmung/20er-und-30er-jahre/homosexuelles-leben/frauen-an-universitaeten/?sword_list%5B0%5D=bindschedler&sword_list%5B1%5D=ida
  7. online http://gutenberg.spiegel.de/buch/1467/1)
  8. online http://gutenberg.spiegel.de/buch/1466/1)
  9. http://www.lesbengeschichte.de/bio_willdenow_d.html

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