Verena Dietrich

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Verena Dietrich (*30. Juni 1941 in Wetzlar ; † 18.4.2004 in Schwerte) war eine Architektin und Professorin für Architektur


Bildungsgang

Nach dem Abitur absolvierte Verena Dietrich ein „Studium Generale“ in Frankreich und Hamburg (1962/63), was die Basis für ihr breites Allgemeinwissen legte. Anschließend studierte Verena Dietrich zwei Jahre Metallographie in Berlin (1963-65) und arbeitete für vier Jahre als Metallographin in Stuttgart (Max-Planck-Institut, Grundlagenforschung) und Seattle (Boeing-Forschungsinstitut). Zu der Zeit absolvierte sie ein Musikstudium in Wien (Violine und Bratsche). Die Stahlspezialistin nahm 1969 bis 1974 ein Studium der Architektur an der Universität Innsbruck bei Othmar Barth auf. [1]


Berufstätigkeit, Bauten

1975 wurde die Hessin Mitarbeiterin von Erich Schneider-Wessling, 1975 wechselte sie für zwei Jahre in das Büro von Joachim und Margot Schürmann, 1977 und 1978 arbeitet sie für Kraemer, Sieverts & Partner und schließlich 1978 bis 1982 für das Büro des Architekten Walter von Lom, damit hatte sie für hoch renommierte Architekturbüros Kölns gewirkt. 1982 machte sie ihr eigenes Büro in Köln auf. Hier war sie mit einem ungewöhnlichen Projekt an der Sanierung der Südstadt beteiligt (und Sanierungsbeirätin für das Severinsviertel).

In die Kölner Baugeschichte schrieb sie sich mit der 1990 fertig gestellten Fußgängerbrücke im Media-Park ein. Die von ihr entworfene Brücke basiert auf einem patentierten Faltwerk, das mit dem 1. Preis im europaweiten Angebotsverfahren auszeichnet wurde. [2] Die Zuschauer-Tribüne des Sportpark Köln-Höhenbergvon 1990 wurde 1985 Preisgekrönt (Baubeginn des Stadiondachs: Frühjahr 1987). Das Projekt Wohnen am Biotop in Köln-Holweide gewann jeweils den 1. Preis im Städtebau und im Wohnbau. Verena Dietrich errang zahlreiche Wettbewerbserfolge, Preise und Anerkennungen aus Stahlbau, Wohnungs- und Verkehrsbau und gehörte laut einem Nachruf der Fachhochschule Dortmund „zu den renommiertesten Architektinnen Deutschlands.“ Franken/Fußbroich urteilen: "Ihre Stahlbauten sind gepägt von einer gelungenen Verbindung von offengelegter Konstruktion u. Ästehtik sowie durch die Nachvollziehbarkeit der Kräfteverläufe."[3]


Lehre und Publikationen

Ab 1985 machte sich die Diplom-Ingenieurin durch Vorträge und Veröffentlichungen bekannt. 1986 brachte sie ein Pionierwerk über zeitgenössische Architektinnen heraus: Architektinnen - Ideen, Projekte, Bauten, das breit rezipiert wurde. 1985/86 erhielt Dipl.-Ing. Verena Dietrich ihren ersten Lehrauftrag an der Gesamt-HS/Universität Siegen. 1990 und 1991 unterrichtete sie an der HdK Berlin (heute UDK), 1995 übernahm sie eine Lehrstuhlvertretung zum Thema Entwurfsgrundlagen - Frauen in Wohn- und Arbeitswelt an der TH Aachen, zum 1. März 1998 erhielt sie eine C3-Professur an der Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Architektur, Fachgebiet „Entwerfen[4] Abermals lagen ihre Schwerpunkt auf dem Stahlbau und Wohnungsbau.[5]

An der Fachhochschule Dortmund arbeitete Verena Dietrich mit ihren Studenten im Grundstudium an alternativen Wohnkonzepten, während im Hauptstudium realitätsnahe Projekte und zukunftsfähige Visionen Thema waren. Die Tätigkeit als Architektin und Professorin wurde begleitet von einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit mit Vorträgen, Veröffentlichungen, Ausstellungen, Jury-Tätigkeiten und verschiedenen Forschungs- und Lehraufträgen u.a. auch an der Hochschule der Künste in Berlin.[6]

Sie wurde weiterhin eingeladen, sich mit Entwürfen an Wettbewerben zu beteiligen, etwa am Wettbewerb der Justizvollzugsanstalt Willich.[7]

Die Architekturprofessorin Verena Dietrich zog nach Erhalt der Professur in Dortmund nach Schwerte; sie starb im Alter von nur 62 Jahren nach schwerer Krankheit.


Politisches Engagement und Lebensende

In Köln engagierte sich Verena Dietrich zeitweilig bei der Partei Die Grünen und knüpfte Kontakte zu Kulturprojekten der Kölner Frauenbewegung (z.B. Kölner Frauengeschichtsverein).


Mitgliedschaften und Ehrungen

  • Mitglied im Bund deutscher Architekten
  • Association of Young Women Architects
  • Arbeitsgemeinschaft "Frauen und Stadtplanung"
  • The International Archive of Women in Architecture (IAWA), Virginia Polytechnic Institute and State University, USA
  • 1985-89 Vorstands-Mitglied der Bezirksgruppe Köln des Bundes deutscher Architekten
  • 1988 Jurorin Torbau/Brücke Fern- und S-Bahnstrecke Berlin
  • 1990 Kölner Architektur-Preis
  • 1990 Auszeichnung „Wohnen mit Kindern“
  • 1991 Stahlinnovationspreis (Anerkennung)
  • 1993 IAKS Award („Internationale Auszeichnung für beispielhafte Sport- und Freizeitbauten“)in Silber
  • Einzelausstellungen: „Ingenieurbaukunst“ (Köln) und „Brücken“ (Krakau)
  • 1996/7 Leiterin des Preiskuratoriums für den Rudolf-Müller-Preis für die Fachhochschule Dortmund [8]
  • 1998 Jurorin beim europaweiten Wettbewerb zum Neubau des Landes NRW auf dem Grundstück Hiroshimastraße 12 - 16<ref> Weitere JurorInnen waren der Ministerpräsident Wolfgang Clement, der Präsident des Landtags, Ulrich Schmidt, Bauminister Dr. Michael Vesper, der damalige Finanzminister Heinz Schleußer, die damalige Bevollmächtigte des Landes beim Bund, Staatssekretärin Heide Dörrhöfer-Tucholski. Im fachspezifischen Preisgericht agierten auch Prof. Barbara Jakubeit (Berlin), Walter von Lom (Köln), Prof. Fred Angerer (Lochham) und Hermannjosef Beu (Düsseldorf/Leverkusen).


Literatur von Verena Dietrich, Nachlass

  • Architektinnen. Ideen, Projekte, Bauten, Stuttgart : Kohlhammer, 1986Berlin 1986
  • Tribüne im Fußballstadion Köln-Höhneberg, in: BAUWELT, Special issue Sport vol. 82, no. 5, 1991 Feb. 1, p. 178-198.
  • Special issue. Preis der Freiheit [The price of freedom] in: ARCHITEKT, no. 5, 1992 May, p. 251-272.
  • Special issue. Erfindungen [Inventions] in: ARCHITEKT, no. 11, 1996 Nov., p. 681-716.
  • Stadt der Frauen - Stadt der Manner [City of women - city of men] in: ARCHITEKT, no. 2, 1996 Feb., p. 73-111.
  • BauNetz-Meldung zu 'Verena Dietrich'
  • RIBA Library-Literatursuche zu 'Verena Dietrich'

Das Deutsche Architektur Museum (DAM) in Frankfurt hat ihr Lebenswerk übernommen, damit ist Verena Dietrich nach Lucy Hillebrand neben 35 Männern die zweite Frau, deren Nachlass dort für Forschung und Öffentlichkeit bewahrt wird.


Literatur über

  • IF (=Irene Franken)/Fu (=Helmut Fußbroich): Verena Dietrich, in: Kölner Personenlexikon, Hrsg. von Ulrich Soenius und Jügrne Wilhelm, Köln 2008
  • Helmut Fußbroich, Architekturführer Köln – Profane Architektur nach 1900 , Fotos Dierk Holthausen, Köln 1997
  • Alexander Kierdorf, Köln. Ein Architekturführer. Berlin 1999


weblinks


Einzelnachweise

  1. http://lumiere.lib.vt.edu/iawa_db/view_all.php3?person_pk=73&region=&table=emp&cSel=
  2. Verena Dietrich schrieb als Jurorin über eine Brücke von Romuald Loegler 1988: "Diese Brücke, ganz blau, fiel wie ein Himmel auf die Erde, fiel überraschend, wie die Mauer fiel. Mit einer Seite lehnt sie sich an das Trümmerfundament der Vergangenheit, auf der anderen Seite ist sie offen für eine Zukunft mit all ihren Verfehlungen. Sie ist einfach da: schlicht selbstbewußt, anmutig, innovativ." http://www.baunetz.de/sixcms_4/sixcms/detail.php?object_id=38&area_id=1085&id=55666. Die dem Kollegen zugeschriebene „poetische Kraft“ besaß und besitzt auch ihr in Köln beliebtes Bauwerk, das eine Trümmerberg mit dem zukunftsbezogenen Mediapark verbindet.
  3. IF (=Irene Franken)/Fu (=Helmut Fußbroich): Verena Dietrich, in: Kölner Personenlexikon, Hrsg. von Ulrich Soenius und Jügrne Wilhelm, Köln 2008, S. 119.
  4. http://66.102.9.104/search?q=cache:cepsTEjAOxEJ:www.fh-dortmund.de/CD/download/aktuelles/fh-presse/fhpr04-3/06.pdf+%22verena+dietrich%22&hl=de&ie=UTF-8
  5. http://www.fh-dortmund.de/CD/aktuelles/fh-presse/fhpr98-2/p982_11.htm
  6. Nachruf http://idw-online.de/pages/de/news78893 und http://www.interconnections.de/cgi-bin/db_site_idw.cgi/site_1281/id_4585/dertag_2004-04-21
  7. Weiterhin eingeladen: Architekturwerkstatt AC, Aachen, Arns + Partner, Remscheid, Königs Architekten, Köln, und 3pass Architekt/innen, Köln.
  8. http://www.tu-cottbus.de/Presse/PI199804/22_RudolfMueller.html, vgl. Broschüre mit den ausgezeichneten Arbeiten des Preisgerichtes

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