Ursula Linnhoff

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Ursula Linnhoff (* 27. September 1936 in Wuppertal; † 10. Februar 2011 in Köln (?)) war eine lesbische Sozialistische Feministin und Publizistin in Köln sowie freiberufliche entwicklungspolitische Gutachterin.


Kindheit und Ausbildung

Ihre Kindheit verbrachte Ursula Linnhoff in Wuppertal. Die Eltern waren in der Textilbranche tätig: ihre Mutter Hilde Linnhoff als Hutmacherin, der Vater Gerhard Linnhoff als Herrenschneider. Ggf. hatte sie einen Bruder. Sie wuchs während der Nazizeit auf. Ihre diesbezüglichen Kindheitserinnerungen zeugen von Ambivalenz. "Obgleich ich weiß, daß ich als 6jährige mit einer Papiermütze hinter der Hitlerjugend hermarschierte und vor jedem SS-Uniformierten 'Heil Hitler' machte, erinnere ich mich auch der Zeit, da meine Familie jüdische Geschäftsfreunde versteckte. [1] Als prägendes Kindheitserlebnis blieben ihr des weiteren die Brandbombenangriffe auf Wuppertal während des zweiten Weltkrieges und die nahe Konfrontation mit dem Tod in Erinnerung. Als erwachsene Frau setzte sie sich in den späteren Jahren aus Ängst vor einem neuerlichen Faschismus intensiv mit dem Nationalsozialismus auseinander.

Das Mädchen machte ihr Abitur auf einer Waldorfschule.[2]

Anschließend studierte Ursula Linnhoff in Freiburg, Wien, Münster, Paris und Wien die Fächer Germanistik, Romanistik, Erziehungswissenschaft und Theaterwissenschaft. Sie war sehr Literatur-begeistert, russische und französische AutorInnen haben sie besonders begeistert. "[...] in den fünfziger Jahren befreundete ich mich in Wien mit einer französischen Kommilitonin, die, wie sie mir später erzählte, nur um ein Haar einer 'Frauen- und Kinder-Geisel-Erschießung' entgangen war."[3]

Nach einigen Jahren der Berufstätigkeit begann sie 1971, an ihrem Wohnort Köln Soziologie zu studieren.

Erste Berufstätigkeit

1969 zog Ursula Linnhoff nach Köln. Sie arbeitete auf dem Sektor der Erwachsenenbildung und im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit als entwicklungspolitische Gutachterin. Sie weilte zu längeren Aufenthalten in Südamerika.


Politisches Engagement

Schon während ihrer Studienzeit und auf Reisen unterhielt Ursula Linnhoff intensive Kontakte zu ausländischen Kommilitonen oder Mitreisenden. Längere Zeit war sie arglos, was ihr deutsche Vergangenheit anging. In einer späteren reflexion erinnert sie sich: "Ebenso sind mir noch Gespräche in Jugendherbergen in England, Ende der fünzfiger Jahre auf Jiddisch im Ohr, in denen ich mich mit jungen Juden aus Osteuropa, die nach Israel einwandern wollten, über Nazi-Deutschland unterhielt. Immer wieder vertrat ich damals die Meinung, diese Nazi-Geschichten gingen mich nichts an, von der Schuld jener Zeit fühlte ich mich frei. Ich sei damals noch ein Kind gewesen und in iedem Falle würde ich international empfinden. Weiß Gott, ich dachte wirklich so und mit Deutschen fühlte ich mich - studierend zwischen London, Wien und Paris - so wenig identifiziert wie mit Adenauer und der CDU."[4] Mitgerissen von dem Aufbruch junger Linker wurde Ursula Linnhoff Mitglied der SPD (ob sie SDS-Mitglied war muss noch offen bleiben) und war - zumindest in ihren späteren Lebensjahren - aktiv in der Gewerkschaft.[5] Ihre erste 'alternative' Heimat war die Linke rund um den Republiklanischen Club.

"Ich schloß mich psychisch der Apo-Studentengeneration an. Ich dachte wie die nach über Feminismus, Sozialismus, Politik, Individuum und Gesellschaft Individuum und Sexualität, d.h. über all die Dinge, worüber die meisten meiner Generation, die jetzt Anfang 40jährigen, nie reflektiert haben.“[6]


Neue Frauenbewegung /Frauenforum

Die politisch interessierte Frau engagierte sich bereits früh in der Neuen Frauenbewegung, zunächst in einer eher bürgerlichen Gruppe, dem Frauenforum Köln.

„Ursel Linnhoff, eine Wucht von Weib, mit scharfem Witz und böser Zunge, hatte die älteste Kölner Frauengruppe mitgegründet, das Frauenforum. Das Frauenforum seinerseits war 1970 (sic) aus einem „Politischen Nachtgebet“ hervorgegangen“.[7]

In einem Rückblick schrieb sie über ihre Aufbrüche:

„Wenn ich an die Anfänge meiner Arbeit in der Bewegung denke, werde ich allemal nostalgisch: Ich nenne die Jahre 1971 und 72 so meine ‚wilden politischen’ Jahre. damals saßen wir, die Frauengruppen, Seite an Seite mit Elterninitiativen, Kinderladeninitiativen, Gruppen und Grüppchen im republikanischen Club. Alles war zu tun, alles war zu ändern. Wir glaubten, jede Veränderung müsse morgen schon eintreten. Der Glaube war gigantisch. So organisierten wir beispielsweise einen eigenen Wahlkampf für die Unterstützung der sozial-liberalen Koalition." Aber sie sah sich auch kritisch: "Als ich 1971 im Anschluß an eine Veranstaltung zum Thema ‚Frauen-Emanzipation’ durch das Kölner Politische Nachtgebet eine Frauengruppe mitgründete, war ich noch ganz die auf Effizienz getrimmte, aufstiegsbewußte, zwar von beruflicher Diskriminierung betroffene, jedoch voll männeridentifizierte Patriarchalin mit Aktenkoffer und Pfennigabsätzen. Sie muß ich heute belächeln, denn seitdem ist viel geschehen ..."[8]
      1. Mit 35 Jahren schied sie "aus dem etablierten Berufsleben aus, hatte im folgenden kaum noch weitgehende Kontakte zu gleichaltrigen Frauen, die schon ab 1973 etwa aus der autonomen Frauenbewegung ausschieden, bzw. ausgeschieden wurden, hatte generell fast nur noch Verbindung zu fünf bis sieben jüngeren Menschen.“[9]
"Damals wurde auch manche Frauenfreundschaft für das Leben geschlossen. Manche dauern bis heute noch an, manche gingen inzwischen kaputt; da war zum Beispiel die Freundschaft mit Ursula Erler, die ich damals zum Eintritt in die SPD bewegte u... . Lange diskutierten wir damals, welche unsterblichen feministischen Werke zu konzipieren wären. Wir wollten schon damals, 1971, einen Verlag gründen und vieles mehr. Nun, die Freundschaft zerschlug sich, die Kooperation auch; Frauenverlage wurden erst sehr viel später gegründet.
ebenda , S. ###


Sofa

1973 gründete Ursula Linnhoff mit anderen Frauen zusammen, die Gruppe S.O.F.A., Köln (Sozialistisch-feministische Aktion, Köln), die sich aus dem Frauenforum heraus gelöst hatte. Schwerpunkt dieser Formation war die Auseinandersetzung mit dem herrschenden patriarchalen und kapitalistischen System und der versuch, den Kampf gegen den Kapitalismus und gegen den Sexismus, das Patriarchat zu vereinen.

"Wir verteilten Flugblätter mit dem Aufruf _Frauen in den Betriebsrat" ### vor der Firma 4711 und verstanden nicht, daß die betroffenen uninteressiert waren. Wir verstanden nicht, daß die Gewerkschaftsfrauen nicht mit uns reden wollten." s. 3-4 ### ... "Wenn ich heute mit manchen Frauen aus unserer damaligen (!) ### gruppe, der sozialistisch-feministischen Aktion, ein Name, der vom Wort Sofa her gefunden wurde, weil wir uns auf den Sofapolstern des republikanischen Clubs so gut räkeln konnten, so verstehen wir selbst nicht mehr, wie wir so ungemein euphorisch sein konnten. Auf der anderen Seite ###.- vielleicht sind wir es ja heute noch, sonst würden wir ja gar nicht mehr in der Frauenbewegung arbeiten, wir würden gar nicht mehr weiterkämpfen, so viele Hindernisse in kauf nehmen, in diesem so traurigen land.“ …
s. 3. s. 4 ###

Sie nahm schon damals wahr, dass sich in dieser Frauenbewegung sehr verschiedene Frauen engagierten, vor allem jüngere. Diese hätten unterschiedliche Erfahrungen. „Das müssen die Frauen akzeptieren und sich vor falscher Gleichmacherei hüten.“, war ihr kluges Fazit. Voneinander zu lernen bedeute, diese jeweiligen Erfahrungen gelten zu lassen.[10]

Die Organisation hing der These von der der Frauenfrage als Nebenwiderspruch an und wurde dafür von den Radikalfeministinnen kritisiert oder marginalsiert.

Seit 1974 und mit Erledigung des verbindenden Problems der § 218.sache durch das Bundesverfassungsgerichtsurteil, differenzierten sich die politischen Strömungen in der Frauenbewegung immer mehr. Damals begannen zunehmend Mini-Fehden unter den Gruppen und den einzelnen Frauen, die von Anfang an Meinungsführerinnen gewesen waren. Jetzt mussten viele von uns die Hoffnung auf die allumfassende Frauensolidarität, auf die wir so gebaut hatten, von diesem Fluidum auf dem großen Bundeskongreß 1972 in Frankfurt, den wir fast orgiastisch empfunden hatten, wir so berauscht gewesen waren, fahren lassen. Viel Enthusiasmus war nicht mehr, nicht mehr bei mir, nicht mehr bei uns, die wir alle sozialistisch-feministische Minderheitenpositionen innerhalb der Frauenbewegung einnahmen, Dann kam auch die Zeit, da sich persönliche und öffentliche Verleumdungen unter Frauen entwickelten. Eine Tatsache, die mich damals furchtbar erschreckt hat, die heute leider schon zum täglichen Brot der Frauenbewegung geworden ist, über die ich mich persönlich nicht mehr gräme, über die aber die wenigsten Frauen auch heute noch aus lauter Harmoniedenken offen sprechen können.

Dann kam die Zeit, da wurde strukturiertes denken als autoritär und männlich diffamiert. Da wurden sozialistische Feministinnen zum tausendsten Mal hämisch belächelt. Manche Frauen verweisen uns genauso wie die Rechten darauf, wir sollten doch in die DDR gehen und uns die Realität derb Frauen dort ansehen. Als ob wir um die Realität des Lebens der Frauen unter Männern in der DDR nicht selbst gewusst hätten. Doch, wie gesagt, rational diskutieren war und ist eben oft gar nicht mehr möglich.“ … Ich verstehe das nicht.“ … sie habe Angst vor der Vermeidung von Reflexion“, Anstrengung bei sich selbst zu einer Parallelität von Emotion und Ratio zu kommen, zu verhindern.“ S. 4 sie stimmt Michael Schneider zu, der in einem Aufsatz bei den GenossInnen eine Veränderung der „politische Verstandeskultur“ in „die subjektivistische Sentimentalität“ beobachtete. „Es mag etwa Richtiges daran sein, daß nicht nur ‚die verlorenen Söhne der APO’ um das verlorene politische Paradies trauern. Vielleicht trauern auch die Töchter der Bewegung einem Schwesternhorden-Paradies nach und auch viele von ihnen spucken ‚die bitteren Früchte , die sie vom vulgärmarxistischen, dazu noch patriarchalischen Baum der Erkenntnis gegessen haben’, angewidert aus.“ Der Frauenbewegung sei mit Vorwürfen gegen die linken Männer nicht geholfen. „Wenn ich bei d er einzelnen Frau nachbohre, gesteht doch jede bald ein, daß antipatriarchalische Ziele im patriarchalischen Kapitalismus nicht zu verwirklichen sind. Im Kommunismus sicherlich auch nicht. Jedoch welche gesellschaftstheoretischen Ansätze gibt es heute schon, wenn man die marxistischen Ansätze in bausch und Bogen verneint, die uns auch nur ansatz// S. 5 weise Mittel gesellschaftsverändernder Strategien an die Hand geben.“ (das folgende zum teil nochmals im text sofa) Sie räsoniert: „… könnte die Frauenbewegung nicht versuch en, marxistische Analysen zusammen mit Gedankengängen fortschrittlicher Psychoanalyse, durch die gewähr für enttabuisierte und herrschaftsfreie Emotionalität und Sexualität gegebene werden, weiterzuführen und n.c.s. die Hoffnung auf eine wirtschaftliche , kulturelle und sexuelle Revolution , die auch die Männer erfassen müßte, aufrecht zu erhalten? In jedem Fall, sozialistische Feministinnen, eine wie starke Minderheit sie augenblicklich auch in der Frauenbewegung sein mögen, sehen ihre Aufgaben in der Frauenbewegung weiterhin so, sehen sie frauenspezifisch und gesamtgesellschaftlich. Sie wollen nicht, ich will nicht auf Fraueninseln leben, denn, ebenso wenig will ich in wiederbelebten Matriarchaten existieren, wie ich in Patriarchaten leben will. Man kann den sozialistischen Feministinnen vorwerfen, sie hätten bis heute nicht einmal den Ansatz einer Theorie erarbeitet, wo sie es doch immer seien, die nach einer Theorie schrieen (sic). Es geht hier nicht darum, sie zu entschuldigen. Wenn es diese Theorie bis heute noch nicht gibt, so gibt es sicher individuelle und gesellschaftliche gründe dafür, daß sie noch nicht begonnen wurde. Doch sozialistische Feministinnen wissen auch, daß sie theoretisch arbeiten müßten einen Sozialismusbegriff zu entwickeln, der Feministinnen befriedigen kann, und von dem her eine neue linke, feministische Gesellschaftstheorie werden könnte.“

Sie entwickelt weitere Gedanken zu dem Fehlen und wie feministisch-sozialistische Theorie im ‚linken’ Gedankengut beheimatet ist, bespricht u.a. Marcuse und Bornemann, oder abgelehnt wird. Sie entwickelte ein 14 Punkte Programm für eine sozialistisch-feministische Gesellschaftstheorie (siehe Abhandlung und Scan bei Sofa)


1974 gab Ursula Linnhoff den Sammelband „Die neue Frauenbewegung. USA - Europa seit 1968“ heraus. Damit machte sie sowohl die wichtigsten Text der Women's Liberation zugänglich, die seit Mitte der 1960er Jahre erschienen waren, als auch Texte bundesdeutscher, ideologisch unterschiedlicher Frauengruppen, u.a. der Kölner Frauengruppen S.O.F.A. und FBA. Ziel der Publikation war, die Neue Frauenbewegung als weltweites Phänomen zu vermitteln und die unterschiedlichen theoretischen politischen Ansprüche, die verschiedenen Stratgien und Praxen zu dokumentieren. Ein umfangreiches europäisches und nordamerikanisches Adressverzeichnis von organisierten Frauengruppen sollte der Vernetzung zwischen Gruppen und Einzelpersonen dienen.[11] Damit popularisierte sie erstmals die seit Mitte der sechziger Jahre veröffentlichten 'Traktate' der us-amerikanischen Frauenbewegung, der sog. Women’s Lib, aber sie machte auch Ansätze ideologisch verschiedener westdeutscher Gruppen bekannt.


Text aus dem Buch „Klatschmohn“ Seite 50ff - immer wieder SOFA-Frauen


Lesben - Geschichte der Lesbengruppe im Weiberrat Herausgegeben von: SOFA Personen: Linnhoff, Ursula Schweighofer, Andrea Cipa, Angelika spinn dbodena rchiv Projekte BRD/Diverse/8 AKE Bonn


e-f-a

Im Redaktionskomitee der Zeitschrift e-f-a (Emanzipation-Frauen-Argumente, die vierteljährlich erschien und bei der auch ihre Lebenspartnerin mitarbeitete, verantwortete sie mehrere Ausgaben und verfasste selbst Artikel und Gedichte.[12] 1977 veröffentlichte die vierzigjährige Ursula Linnhoff im letzten Heft der e-f-a einen Rückblick auf ihr politisches Leben „Sieben Jahre danach…“. Die Reflexionen waren durch die zahlreichen Rückblicke von Männern ihrer Generation angeregt, die als 68er (oder 67er)

„von ihren Sünden und Fehlern berichten, ein Fazit ziehen, ### nachdem wo ich hinschau in vielen Blättern Nostalgie und geschichtszugewandte Rückbesinnung erfolgt, bin ich auch eingestimmt, meinerseits Bilanz zu ziehen im Zusammenhang zur neuen Frauenbewegung, in der ich nun schon seit sieben Jahren arbeite.“ Sie wolle vermitteln, wie sie die Zeit erlebt habe und noch erlebe, und sie wolle davon berichten, womit sie sich so lange beschäftigt habe: „…die Frauen, den Feminismus, die Männerbünde, den Marxismus, den Sozialismus. Wenn ich von meinem Erleben spreche, ist das Geständnis wichtig, daß sich an, in und mit der Frauenbewegung mein Leben verändert hat.“[13]


Lesbianismus

Die Aktivistin lebte relativ offen lesbisch, was in den frühen 1970ern noch nicht üblich war. Sie lebte ca. 30 Jahre mit ihrer Partnerin Karin Brücher zusammen und unterhielt freundschaftliche Kontakte zu schwulen (männlichen) Aktivisten; zeitweilig lebte sie in einer Wohnung mit der 'Ikone' der Kölner Schwulenbewegung, Jean-Claude Letist.

Schon für die erste Ausgabe der Zeitschrift e-f-a stellte sie einen Text über Lesben in den USA zur Verfügung.[14] Die Verfasserin lehnte die radikalfeministische Position der Radical Lesbians ab, nach der Lesbischsein eine Avantgarde-Position impliziere.
"Wir meinen, dass sich auch in homosexuellen Beziehungen das Geschlechtsrollensystem - weiblich - männlich repoduzieren kann, auch in Beziehungen wirklicher Homosexueller. Nicht dadurch, daß eine Frau homosexuell ist, hat sie auch schon per se männerfixierte Verhaltensweisen überwunden."[15]

Es bestehe sogar die Gefahr, dass sich einzelne Lesben hypermaskulin verhalten würden.

Die Verfasserin, vermutlich Ursula Linnhoff, hob hervor:
"Wie es unter den heterosexuellen Gruppen der Frauenbefreiungsbewegung solche gibt, die sich vorwiegend mit Theorie und Praxis gesellschaftlicher Emanzipation beschäftigen und solche, die sich mit persönlicher Emanzipation, mit Selbstfindung und Selbstbewußtseinsbildung befassen, so wird es auch unter den homosexuellen Frauen diese zwei Gruppen geben."
Sie selbst befürworteete als Sozialistin auch hier das allgemeinpolitsiche Engament der Lesben:
"In dem Moment aber, wo die weiblichen Homosexuellen es fertigbringen, ihre Sozialisierungszwänge zu verlassen, in em Moment werden auch sie für alle, die auf eine progressive Veränderung der Gesellschaft hinzielen, zu wertvollen Verbündten. Damit ist dann die Sache der weiblichen Homosexuellen zu einem Faktor in einem übergreifenden, nicht mehr individuellen, sondern gesellschaftlichen Anliegen geworden."[16]

Um dei Diskriminierung zu vermindern forderte sie, Lesben nicht länger durch die Wahl ihres Sexualobjekts zu definieren, konnte aber auch keine überzeugenden Alternativen bennenne.[17] Im weiteren Verlauf des programmatischen Textes gab die Verfasserin zu erkennen, dass weder allein der Kampf um homosexulle Rechte noch allein der Sozialismus zu einer befreiten Gesellschaft führen würden.


Publikationen

Ihre Veröffentlichungsliste weist sehr heterogene Thematiken auf, es gibt sowohl institutionell beauftragte als auch freie journalistische Publikationen. Zusammen mit der Kölner Dozentin Brunhilde Sauer gab Ursula Linnhoff eine Studie heraus: "Berufliche Bildungschancen von Frauen. Analyse der Literatur in der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Schweden sowie in der CSSR, DDR und UdSSR." Hier handelte es sich um klassische berufssoziologische Forschung.Referenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag. Hierin führte sie nationale Diskurse und Gruppenbildungen aus Westeuropa und den USA vor. Es folgte 1976 der Band „Weibliche Homosexualität. Zwischen Anpassung und Emanzipation“.Referenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag.

1979 kam Ursula Linnhoff zu ihren Wurzeln zurück, indem sie eine literaturwissenschaftliche Thematik behandelte. Für das Werk „Zur Freiheit, oh, zu einzig wahren. Schreibende Frauen kämpfen um Ihr Recht“Referenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag.

Nach der Gründung des Vereins „Frauen der Welt e.V.“ gab sie mit zwei anderen Frauen einen Begleitkatalog zu den Afrika-Frauen-Wochen heraus.[18] Auf die Maueröffnung reagierte sie, indem sie mit einer Ost-Frau zusammen einen Interviewband herausgab, in dem - abwechselnd geführte - Interviews mit Müttern und Töchtern aus Ost und West abgedruckt wurden.[19]

Demokratie fällt nicht vom Himmel: Gespräche mit Frauen über die Übergangssituation in der Kaukasusregion; Frankfurt am Main, 2003 IKO - Verl. für Interkulturelle Kommunikation , 2003 , 171 S. , ISBN 3889396682


Internationalismus

Ursula Linnhoff klnüpfte schon als Jugendliche begeisert Kontakte zu menschen anderer herkunft. Sie hat durch ihre Berufswahl im Sektor Entwicklungshilfe mehrere Kontinente und viele Länder bereist, in Afrika und Südamerika zeitweilig gelebt. Ursula Linnhoff war eine der ersten Frauen, die im Westen auf die Thematik der Beschenidung von Mädchen in afrikanischen Kulturen hinwies.[20] Diese Aktivitäten fanden in der Zeit vor der Kritik schwarzer und jüdischer Frauen an der (radikalen) Frauenbewegung statt.

Als Folge ihrer als Expertin im Dienste des Entwicklungshilfe-Ministeriums gewonnen Kenntnisse und als weiteres frauenpolitisches Engagement gründete sie in Köln den Verein „Frauen der Welt e.V.“ mit. Er gab Publikationen heraus und organisierte Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem FrauenMuseum Bonn. In einer Selbstdarstellung heisst es: "Frauen der Welt ist von Frauen der unterschiedliochsten Berufsgruppen gegründet worden. Alle Frauen, die aus den unterschioedlichsten Gruppierungen der 'Neuen Frauenbewegung' kommen, haben sich entschieden, z.B. sowohl Frauen-, als auch Jugendfragen im Rahmen internationaler Zusammenarbeit anzugehen und so nach Strategien für interkultrurelle Kommunikation zu suchen."[21] In späteren Jahren engagierte sie sich gegen Ausländerfeindlichkeit und verknüpfte den Anstieg von Übergriffen mit neuem Faschismus.[22]


Lebensende/Nachrufe

In ihren letzten Lebensjahren beschäftigte sie die Auseinandersetzung mit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Das Leid der dortigen Menschen hat sie in bisher noch nicht veröffentlichen lyrischen Texten dargestellt.[23] Ursula Linnhoff starb mit 75 Jahren, sie ist auf dem Poppelsdorfer Friedhof in Bonn beerdigt.



Literatur von

Literatur über

anschauen Die Frau in der Gesellschaft Stuttgart : Reclam-Verlag , 197

weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus, in: e-f-a, 1977, H. 13, S. 4-6, hier S. 4.
  2. In Frage kommen die Rudolf-Steiner-Schule, die Christian Morgenstern Schule oder die Troxler Schule.
  3. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus, in: e-f-a, 1977, H. 13, S. 4-6, hier S. 4.
  4. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus, in: e-f-a, 1977, H. 13, S. 4-6, Hier S. 4.
  5. Vom 1.2.2003 bis 10.2.2011 war sie Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller, Bezirk Köln.
  6. Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.
  7. Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl: Klatschmohn. Eine Geschichte aus der Frauenbewegung, Köln Kiepenheuer & Witsch 1984.
  8. Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.
  9. Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.
  10. Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.
  11. ###
  12. Z.B. Männer IV / Verdienste , in: e-f-a, Jg. 2, 1974, H. 5, S. ###; Männer I, in e-f-a, 3. Jg. 1975. H. 8, S. ###
  13. Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.
  14. NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17-19. Es handelte sich u.a. um Auszüge aus einem Text aus dem Sammelband: Liberation now! Writings from the Women's Liberation Movement, New York, N.Y. Dell Publishing, 1971. Sie hatte vermutlich gerade eine Recherchereise durch die USA für ihr Buch über Homosexualität von Frauen hinter sich: Ursula Linnhoff, Weibliche Homosexualität zwischen Anpassung und Emanzipation. Köln 1976.
  15. NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17.
  16. Ebenda, S. 18.
  17. "In dem Moment wo die wirklich homosexuellen Frauen durch sich selbst und andere nicht mehr vorwiegend aufgrund der Wahl ihres Sexualobjekts definiert werden, sondern sich ein kollektives, gesellschaftsbezogenes Selbst- und Fremdverständnis ergibt, beginnt auch der gesellschaftliche Integrationsprozeß." Ebenda, S. 18.
  18. Ursula Linnhoff; Ute Martensen; Brita Rösler: Lumelang Basali! Guten Tag Frauen! Köln 1988.
  19. Ursula Linnhoff; Margit Stolzenburg: Einig Frauenland? Mütter und Töchter in West und Ost, Berlin Verlag Neues Leben, 1995.
  20. Ursula Linnhoff: Klitorisbeschneidung, in e-f-a, H. 14/15 1977, S. 21/22. 1976 hatte es die vermutlich erste weltweite Tagung dazu gegeben: Crimes against women. Proceedings of the international tribunal, Millbrae, Calif. Les Femmes , 1976.
  21. Verein zur Förderung von Kunst und Literatur im Rhgeinland e.V. (Hg:) Stadtbuch Köln 91/92, Köln Volksblatt [1991].
  22. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus, in: e-f-a, 1977, H. 13, S. 4-6, hier S. 4.
  23. ...
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