Ursula Linnhoff: Unterschied zwischen den Versionen

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<blockquote>„Ursel Linnhoff, eine Wucht von Weib, mit scharfem Witz und böser Zunge, hatte die älteste Kölner Frauengruppe mitgegründet, das Frauenforum. Das Frauenforum seinerseits war 1970 aus einem „Politischen Nachtgebet“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Politisches_Nachtgebet zur Frauenfrage hervorgegangen“.<ref>Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl: Klatschmohn. Eine Geschichte aus der Frauenbewegung, Köln Kiepenheuer & Witsch 1984.</ref></blockquote>
 
<blockquote>„Ursel Linnhoff, eine Wucht von Weib, mit scharfem Witz und böser Zunge, hatte die älteste Kölner Frauengruppe mitgegründet, das Frauenforum. Das Frauenforum seinerseits war 1970 aus einem „Politischen Nachtgebet“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Politisches_Nachtgebet zur Frauenfrage hervorgegangen“.<ref>Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl: Klatschmohn. Eine Geschichte aus der Frauenbewegung, Köln Kiepenheuer & Witsch 1984.</ref></blockquote>
  
Im Redaktionskomitee der Zeitschrift ''e-f-a (Emanzipation-Frauen-Argumente)'', die vierteljährlich erschien und bei der auch ihre Lebenspartnerin mitarbeitete, verantwortete sie mehrere Ausgaben und verfasste selbst Artikel und Gedichte.<ref>  ### </ref>
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Im Redaktionskomitee der Zeitschrift [[e-f-a (Emanzipation-Frauen-Argumente]], die vierteljährlich erschien und bei der auch ihre Lebenspartnerin mitarbeitete, verantwortete sie mehrere Ausgaben und verfasste selbst Artikel und Gedichte.
  
  
 
==Lesbianismus==  
 
==Lesbianismus==  
Die Aktivistin lebte relativ offen lesbisch, was in den frühen 1970ern nicht üblich war. Sie unterhielt freundschaftliche Kontakte zu schwulen (männlichen) Aktivisten und lebte zeitweilig mit der 'Ikone' der Kölner Schwulenbewegung Jean-Claude Letist zusammen.  
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Die Aktivistin lebte relativ offen lesbisch, was in den frühen 1970ern noch nicht üblich war. Sie unterhielt freundschaftliche Kontakte zu schwulen (männlichen) Aktivisten und lebte zeitweilig mit der 'Ikone' der Kölner Schwulenbewegung Jean-Claude Letist zusammen.
Schon für die erste Ausgabe der Zeitschrift e-f-a stellte sie einen text über Lesben in den USA zur Verfügung.<ref>NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17-19. Es handelte sich u.a. um Auszüge aus einem Text aus dem Sammelband:  ''Liberation now! Writings from the Women's Liberation Movement'', New York, N.Y. Dell Publishing, 1971. Sie hatte vermutlich gerade eine Recherchereise durch  die USA für ihr Buch über Homosexualität von Frauen hinter sich: Ursula Linnhoff, Weibliche Homosexualität zwischen Anpassung und Emanzipation. Köln 1976.</ref>  Die Verfasserin lehnte die radikalfeministische Position der Radical Lesbians ab, nach der Lesbischsein eine Avantgarde-Position impliziere. "Wir meinen, dass sich auich in homosexuellen  Beziehgungen das Geschlechtsrollensystem - weiblich - männlich repoduzieren kann, auch in Beziehungen wirklicher Homosexueller. Nicht dadurch, daß eine Frau homosexuell ist, hat sie auch schon per se männerfixierte Verhaltensweisen überwunden." NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17. Es bestehe sogar die Gefahr, dass sich einzelne Lesben hypermaskulin verhalten würden.</ref>  
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Schon für die erste Ausgabe der Zeitschrift e-f-a stellte sie einen Text über Lesben in den USA zur Verfügung.<ref>NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17-19. Es handelte sich u.a. um Auszüge aus einem Text aus dem Sammelband:  ''Liberation now! Writings from the Women's Liberation Movement'', New York, N.Y. Dell Publishing, 1971. Sie hatte vermutlich gerade eine Recherchereise durch  die USA für ihr Buch über Homosexualität von Frauen hinter sich: Ursula Linnhoff, Weibliche Homosexualität zwischen Anpassung und Emanzipation. Köln 1976.</ref>  Die Verfasserin lehnte die radikalfeministische Position der Radical Lesbians ab, nach der Lesbischsein eine Avantgarde-Position impliziere. <blockquote>"Wir meinen, dass sich auch in homosexuellen  Beziehungen das Geschlechtsrollensystem - weiblich - männlich repoduzieren kann, auch in Beziehungen wirklicher Homosexueller. Nicht dadurch, daß eine Frau homosexuell ist, hat sie auch schon per se männerfixierte Verhaltensweisen überwunden."<ref>NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17.</ref></blockquote>
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Es bestehe sogar die Gefahr, dass sich einzelne Lesben hypermaskulin verhalten würden.
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Die Verfasserin, vermutlich Ursula Linnhoff, hob hervor: <blockquote> "Wie es unter den heterosexuellen Gruppen der Frauenbefreiungsbewegung solche gibt, die sich vorwiegend mit Theorie und Praxis gesellschaftlicher Emanzipation beschäftigen und solche, die sich mit persönlicher Emanzipation, mit Selbstfindung und Selbstbewußtseinsbildung befassen, so  wird es auch unter den homosexuellen Frauen diese zwei Gruppen geben." </blockquote>
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Sie selbst befürworteete als Sozialistin auch hier das allgemeinpolitsiche Engament der Lesben: <blockquote>"In dem Moment aber, wo die weiblichen Homosexuellen es fertigbringen, ihre Sozialisierungszwänge zu verlassen, in  em Moment werden auch sie für alle, die auf eine progressive Veränderung der Gesellschaft hinzielen, zu wertvollen Verbündten. Damit ist dann die Sache der weiblichen Homosexuellen zu einem Faktor in einem übergreifenden, nicht mehr individuellen, sondern gesellschaftlichen Anliegen geworden."<ref>Ebenda, S. 18.</ref>
  
  

Version vom 9. Dezember 2019, 20:25 Uhr

Ursula Linnhoff (* 27. September 1936 in Wuppertal ; † 10. Februar 2011 in Köln (?)) war eine lesbische Sozialistische Feministin und Publizistin in Köln sowie freiberufliche entwicklungspolitische Gutachterin.


Kindheit und Ausbildung

Ihre Kindheit verbrachte Ursula Linnhoff in Wuppertal. Die Eltern waren in der Textilbranche tätig, ihre Mutter Hilde Linnhoff als Hutmacherin, der Vater Gerhard Linnhoff als Herrenschneider. Als prägendstes Kindheitserlebnis blieben ihr die Brandbombenangriffe auf Wuppertal während des zweiten Weltkrieges und die nahe Konfrontation mit dem Tod in Erinnerung.[1]

Das Mädchen machte ihr Abitur auf einer Waldorfschule.[2]

Anschließend studierte Ursula Linnhoff in Freiburg, Wien, Münster, Paris und Wien die Fächer Germanistik, Romanistik, Erziehungswissenschaft und Theaterwissenschaft. Nach einigen Jahren der Berufstätigkeit begann sie 1971, an ihrem Wohnort Köln Soziologie zu studieren.

Erste Berufstätigkeit

1969 zog Ursula Linnhoff nach Köln. Sie arbeitete auf dem Sektor der Erwachsenenbildung und im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit als entwicklungspolitische Gutachterin. Sie weilte zu längeren Aufenthalten in Südamerika.

Politisches Engagement

Ursula Linnhoff war SPD-Mitglied und - zumindest in ihren späteren Lebensjahren - aktiv in der Gewerkschaft.[3]

Neue Frauenbewegung

Die politisch interessierte Frau engagierte sich bereits früh in der Neuen Frauenbewegung. Als lesbische Frau lebte sie ca. 30 Jahre mit ihrer Partnerin Karin Brücher zusammen.

1972 gründete Ursula Linnhoff mit anderen Frauen zusammen, die Gruppe S.O.F.A., Köln (Sozialistisch-feministische Aktion, Köln). Schwerpunkt dieser Arbeit war der Kampf gegen den § 218 und die Auseinandersetzung mit dem herrschenden patriarchalen und kapitalistischen System.

„Ursel Linnhoff, eine Wucht von Weib, mit scharfem Witz und böser Zunge, hatte die älteste Kölner Frauengruppe mitgegründet, das Frauenforum. Das Frauenforum seinerseits war 1970 aus einem „Politischen Nachtgebet“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Politisches_Nachtgebet zur Frauenfrage hervorgegangen“.[4]

Im Redaktionskomitee der Zeitschrift e-f-a (Emanzipation-Frauen-Argumente, die vierteljährlich erschien und bei der auch ihre Lebenspartnerin mitarbeitete, verantwortete sie mehrere Ausgaben und verfasste selbst Artikel und Gedichte.


Lesbianismus

Die Aktivistin lebte relativ offen lesbisch, was in den frühen 1970ern noch nicht üblich war. Sie unterhielt freundschaftliche Kontakte zu schwulen (männlichen) Aktivisten und lebte zeitweilig mit der 'Ikone' der Kölner Schwulenbewegung Jean-Claude Letist zusammen.

Schon für die erste Ausgabe der Zeitschrift e-f-a stellte sie einen Text über Lesben in den USA zur Verfügung.[5] Die Verfasserin lehnte die radikalfeministische Position der Radical Lesbians ab, nach der Lesbischsein eine Avantgarde-Position impliziere.
"Wir meinen, dass sich auch in homosexuellen Beziehungen das Geschlechtsrollensystem - weiblich - männlich repoduzieren kann, auch in Beziehungen wirklicher Homosexueller. Nicht dadurch, daß eine Frau homosexuell ist, hat sie auch schon per se männerfixierte Verhaltensweisen überwunden."[6]

Es bestehe sogar die Gefahr, dass sich einzelne Lesben hypermaskulin verhalten würden.

Die Verfasserin, vermutlich Ursula Linnhoff, hob hervor:
"Wie es unter den heterosexuellen Gruppen der Frauenbefreiungsbewegung solche gibt, die sich vorwiegend mit Theorie und Praxis gesellschaftlicher Emanzipation beschäftigen und solche, die sich mit persönlicher Emanzipation, mit Selbstfindung und Selbstbewußtseinsbildung befassen, so wird es auch unter den homosexuellen Frauen diese zwei Gruppen geben."
Sie selbst befürworteete als Sozialistin auch hier das allgemeinpolitsiche Engament der Lesben:
"In dem Moment aber, wo die weiblichen Homosexuellen es fertigbringen, ihre Sozialisierungszwänge zu verlassen, in em Moment werden auch sie für alle, die auf eine progressive Veränderung der Gesellschaft hinzielen, zu wertvollen Verbündten. Damit ist dann die Sache der weiblichen Homosexuellen zu einem Faktor in einem übergreifenden, nicht mehr individuellen, sondern gesellschaftlichen Anliegen geworden."[7]


Internationalismus

Ursula Linnhoff hatte beruflich viele Länder der Erde bereist,. u.a. in Afrika und Südamerika. Als Folge und weiteres frauenpolitisches Engagement gründete sie in Köln den Verein „Frauen der Welt e.V.“ mit. Er gab Publikationen heraus und organisierte Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem FrauenMuseum Bonn.




Sie ist auf dem Poppelsdorfer Friedhof in Bonn beerdigt.

Literatur von

Literatur über

weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Nachruf www. ...
  2. In Frage kommen die Rudolf-Steiner-Schule, die Christian Morgenstern Schule oder die Troxler Schule.
  3. Vom 1.2.2003 bis 10.2.2011 war sie Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller, Bezirk Köln.
  4. Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl: Klatschmohn. Eine Geschichte aus der Frauenbewegung, Köln Kiepenheuer & Witsch 1984.
  5. NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17-19. Es handelte sich u.a. um Auszüge aus einem Text aus dem Sammelband: Liberation now! Writings from the Women's Liberation Movement, New York, N.Y. Dell Publishing, 1971. Sie hatte vermutlich gerade eine Recherchereise durch die USA für ihr Buch über Homosexualität von Frauen hinter sich: Ursula Linnhoff, Weibliche Homosexualität zwischen Anpassung und Emanzipation. Köln 1976.
  6. NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17.
  7. Ebenda, S. 18.
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