Ursula Linnhoff: Unterschied zwischen den Versionen

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(Politisches Engagement)
 
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Ursula Linnhoff (* 27. September 1936 in Wuppertal; † 10. Februar 2011 in Köln (?)) war eine lesbische Sozialistische Feministin und Publizistin in Köln sowie freiberufliche entwicklungspolitische Gutachterin.
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Ursula Linnhoff (* 27. September 1936 in Wuppertal; † 10. Februar 2011 in Köln (?)) war eine lesbische Sozialistische Feministin und Publizistin in Köln sowie freiberufliche entwicklungspolitische Gutachterin in Köln.
  
  
==Kindheit und Ausbildung ==
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==Kindheit und Ausbildung==
Ihre Kindheit verbrachte Ursula Linnhoff in Wuppertal. Die Eltern waren in der Textilbranche tätig, ihre Mutter Hilde Linnhoff als Hutmacherin, der Vater Gerhard Linnhoff als Herrenschneider. Als prägendstes Kindheitserlebnis blieben ihr die Brandbombenangriffe auf Wuppertal während des zweiten Weltkrieges und die nahe Konfrontation mit dem Tod in Erinnerung.<ref>Vgl. Nachruf www. ... </ref>  
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Ihre Kindheit verbrachte Ursula Linnhoff in Wuppertal. Die Eltern waren in der Textilbranche tätig: ihre Mutter Hilde Linnhoff als Hutmacherin, der Vater Gerhard Linnhoff als Herrenschneider.<ref>Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann.</ref> Ggf. hatte sie einen Bruder. Sie wuchs während der Nazizeit auf. Ihre diesbezüglichen Kindheitserinnerungen zeugen von Ambivalenz. ''"Obgleich ich weiß, daß ich als 6jährige mit einer Papiermütze hinter der Hitlerjugend hermarschierte und vor jedem SS-Uniformierten 'Heil Hitler' machte, erinnere ich mich auch der Zeit, da meine Familie jüdische Geschäftsfreunde versteckte."<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus, in: e-f-a, 1977, H. 13, S. 4-6, hier S. 4.</ref>''
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Als prägendes Kindheitserlebnis blieben ihr laut einem Nachruf die Brandbombenangriffe auf Wuppertal 1943 und die "Begegnung mit dem Tod" Tod in Erinnerung.<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, S. 4; Vgl. Nachruf des VS vom 04.04.2011, online nicht mehr einsehbar, Kopie im Archiv Köfge, Ordner Linnhoff.</ref> Als erwachsene Frau setzte sie sich aus Angst vor einem neuerlichen Faschismus mit dem Nationalsozialismus auseinander.<ref>Vgl. u.a. Ursula Linnhoff: Das faschistische Frauenbild in Deutschland, Italien und unter dem Vichy-Regime, in: e-f-a, Jg. 5,1977, H. 13, S. 7-9.</ref>
  
Das Mädchen machte ihr Abitur auf einer Waldorfschule.<ref>In Frage kommen die Rudolf-Steiner-Schule, die Christian Morgenstern Schule oder die Troxler Schule.</ref>  
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Das Mädchen machte Abitur auf einer Wuppertaler Waldorfschule.<ref>Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann. In Frage kommen die Rudolf-Steiner-Schule, die Christian Morgenstern Schule oder die Troxler Schule.</ref>  
  
Anschließend studierte Ursula Linnhoff in Freiburg, Wien, Münster, Paris und Wien die Fächer Germanistik, Romanistik, Erziehungswissenschaft und Theaterwissenschaft. Sie war sehr Literatur-begeistert, russische und französische AutorInnen haben sie besonders begeistert.  
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Anschließend studierte Ursula Linnhoff in Freiburg, Wien, Münster, Paris und Wien die Fächer Germanistik, Romanistik, Erziehungswissenschaft und Theaterwissenschaft. Sie war sehr Literatur-begeistert, russische und französische AutorInnen haben sie besonders fasziniert.  
Nach einigen Jahren der Berufstätigkeit begann sie 1971, an ihrem Wohnort Köln Soziologie zu studieren.
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Schon während ihrer Studienzeit und auf Reisen unterhielt Ursula Linnhoff intensive Kontakte zu ausländischen Kommilitonen oder Mitreisenden und lernte Überlebende der Nazidiktatur kennen. ''"[...] in  den fünfziger Jahren befreundete ich mich in Wien mit einer französischen Kommilitonin, die, wie sie mir später erzählte, nur um ein Haar einer 'Frauen- und Kinder-Geisel-Erschießung' entgangen war."<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, S. 4.</ref>'' Dennoch war sie längere Zeit arglos, was ihre ‚deutsche Vergangenheit‘ anging. In einer späteren Reflexion erinnert sie sich:
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<blockquote>''"Ebenso sind mir noch Gespräche in Jugendherbergen in England, Ende der fünfziger Jahre auf Jiddisch im Ohr, in denen ich mich mit jungen Juden aus Osteuropa, die nach Israel einwandern wollten, über Nazi-Deutschland unterhielt. Immer wieder vertrat ich damals die Meinung, diese Nazi-Geschichten gingen mich nichts an, von der Schuld jener Zeit fühlte ich mich frei. Ich sei damals noch ein Kind gewesen und in jedem Falle würde ich international empfinden. Weiß Gott, ich dachte wirklich so und mit Deutschen fühlte ich mich - studierend zwischen London, Wien und Paris - so wenig identifiziert wie mit Adenauer und der CDU."<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 4.'' </ref></blockquote>
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Erst ein Kinobesuch brachte die Wende, sie wurde durch einen Film mit den Gräueln konfrontiert: <blockquote>''"[...], ich denke auch an einen Film mit vielen Skeletten und Leichen in Massengräbern. Ich vergesse diesen Film nie, ich muß etwa im Jahre 1959 mit meiner damaligen Zimmerwirtin hinein gegangen sein. Uns war hinterher hundeelend, und wir tranken gemeinsam eine ganze Flasche Korn, um wieder einigermaßen fröhlich zu werden."<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, S. 4. Mit Sicherheit handelte es sich um den Film ''Nacht und Nebel'' von Alain Resnais. </ref></blockquote>''
  
 
==Erste Berufstätigkeit==
 
==Erste Berufstätigkeit==
1969 zog Ursula Linnhoff nach Köln. Sie arbeitete auf dem Sektor der Erwachsenenbildung und im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit als entwicklungspolitische Gutachterin. Sie weilte zu längeren Aufenthalten in Südamerika.  
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1969 zog Ursula Linnhoff nach Köln und arbeitete im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit als entwicklungspolitische Gutachterin und weilte zu längeren Aufenthalten in Südamerika.<ref>Zum beruf vgl. Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann.</ref>  Sie bezeichnete sich damals als Wissenschaftlerin im Staatsdienst.<ref>Eine frühe Veröffentlichung ist Die Rolle der Frau in Entwicklungsländern. Möglichkeiten der Kooperation zwischen Frauenorganisationen; [der] Fall Chile, Freiburg i. Br. [um 1969/1970] im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Arnold-Bergstraesser-Institut.</ref> Nach wenigen Jahren der Berufstätigkeit begann sie 1971, an der Universität zu Köln Soziologie zu studieren und schied mit 35 Jahren "aus dem etablierten Berufsleben aus".<ref>Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1978, H. 14/15, S. 3.</ref> Sie wurde freie Expertin für Entwicklungshilfe.<ref>Vgl. http://repository.uneca.org/bitstream/handle/10855/6421/BIB-46391.pdf?sequence=1.</ref>. Zudem war sie im Sektor Erwachsenenbildung und als Journalistin tätig. Dem in Köln beheimateten Verein ''Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen e.V.'' trat sie erstaunlicherwiese nicht bei.</ref>
  
 
==Politisches Engagement==
 
==Politisches Engagement==
Ursula Linnhoff war SPD-Mitglied und - zumindest in ihren späteren Lebensjahren - aktiv in der Gewerkschaft.<ref> Vom 1.2.2003 bis 10.2.2011 war sie Mitglied im ''Verband deutscher Schriftsteller'', Bezirk Köln.</ref>
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Mitgerissen von dem Aufbruch junger Linker wurde Ursula Linnhoff Mitglied der SPD (ob sie SDS-Mitglied war muss noch offen bleiben). Ihre zweite politische Heimat in Köln wurde die Linke rund um den Republikanischen Club.  
Ihre erste Heimat war die Linke rund um den Republiklanischen Club.  
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<blockquote>''"Ich schloß mich psychisch der Apo-Studentengeneration an. Ich dachte wie die nach über Feminismus, Sozialismus, Politik, Individuum und Gesellschaft, Individuum und Sexualität, d.h. über all die Dinge, worüber die meisten meiner Generation, die jetzt Anfang 40jährigen, nie reflektiert haben. […] Ich nenne die Jahre 1971 und 72 so meine ‚wilden politischen’ Jahre. Damals saßen wir, die Frauengruppen, Seite an Seite mit Elterninitiativen, Kinderladeninitiativen, Gruppen und Grüppchen im republikanischen Club. Alles war zu tun, alles war zu ändern. Wir glaubten, jede Veränderung müsse morgen schon eintreten. Der Glaube war gigantisch. So organisierten wir beispielsweise einen eigenen Wahlkampf für die Unterstützung der sozial-liberalen Koalition."<ref>Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.</ref>''</blockquote>  
 
 
"Ich schloß mich psychisch der Apo-Studentengeneration an. Ich dachte wie die nach über Feminismus, Sozialismus, Politik, Individuum und Gesellschaft Individuum und Sexualität, d.h. über all die Dinge, worüber die meisten meiner Generation, die jetzt Anfang 40jährigen, nie reflektiert haben.<ref>Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.</ref>
 
  
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Obwohl Anhängerin des Sozialismus suchte sie die Verwirklichung ihrer Utopie in der SPD, betonte explizit, sie sei "keine DKP-Sympatisantin" (sic), wobei sie die Berufsverbote ablehne.<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.</ref>
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Zu den Geschehnissen und Strömungen der Zeit wie den Anschlägen und der anschließenden Verfolgung der RAF nahm sie dagegen keine Stellung.
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In späteren Jahren war sie Mitglied der Gewerkschaft für Publzist*innen bzw. Schriftsteller*innen.<ref>Zum ersten Mal war sie von 1979 bis 1999 Mitglied der Gewerkschaft''Verband deutscher Schriftsteller'', ein zweites Mal von 2003 bis 12011 (jeweils Bezirk Köln). Auskunft per Email von Dietmar Damwerth, 2019 Geschäftsführer VS-NRW, vom 17. Dezember 2019 an die Verf.</ref>
  
 
==Neue Frauenbewegung /Frauenforum==  
 
==Neue Frauenbewegung /Frauenforum==  
Die politisch interessierte Frau engagierte sich bereits früh in der Neuen Frauenbewegung, zunächst in einer eher bürgerlichen Gruppe, dem Frauenforum Köln.  
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Die dritte politische Heimat wurde die Frauenbewegung. Die politisch interessierte Frau engagierte sich ab 1971 in der Neuen Frauenbewegung und stellte diesen politischen Zusammenhang als ihre wichtigste Identifikationsbasis dar.<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.</ref> Zunächst war sie in einer eher bürgerlichen Gruppe, dem [[Frauenforum Köln|Frauenforum Köln e.V.]], aktiv. Hier agierten mehrheitlich Hausfrauen und Mütter.<ref>Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl: Klatschmohn. Eine Geschichte aus der Frauenbewegung, Köln Kiepenheuer & Witsch 1984 schrieb „Ursel Linnhoff, eine Wucht von Weib, mit scharfem Witz und böser Zunge, hatte die älteste Kölner Frauengruppe mitgegründet, das Frauenforum. Das Frauenforum seinerseits war 1970 (sic) aus einem „Politischen Nachtgebet“ hervorgegangen“.</ref> In dieser Organisation lernte Ursula Linnhoff die charismatische Ursula Erler kennen, die über die sprengstoffgeladene Begegnung literarisch verarbeitete.<ref>Ursula Erler: Die neue Sophie oder Der Beginn einer längst fälligen Gattung der Literatur, Starnberg Raith 1972, S. 108-127; vgl. evtl. auch Ursula Erler: Die Lesbe, in: Lange Reise Zärtlichkeit, Köln Literarischer Verlag Helmut Braun KG 1978, S. 98-102.</ref>
<blockquote>„Ursel Linnhoff, eine Wucht von Weib, mit scharfem Witz und böser Zunge, hatte die älteste Kölner Frauengruppe mitgegründet, das Frauenforum. Das Frauenforum seinerseits war 1970 (sic) aus einem „Politischen Nachtgebet“ hervorgegangen“.<ref>Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl: Klatschmohn. Eine Geschichte aus der Frauenbewegung, Köln Kiepenheuer & Witsch 1984.</ref></blockquote>
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''<blockquote> "Damals wurde auch manche Frauenfreundschaft für das Leben geschlossen. Manche dauern bis heute noch an, manche gingen inzwischen kaputt; da war zum Beispiel die Freundschaft mit Ursula Erler, die ich damals zum Eintritt in die SPD bewegte [...]. Lange diskutierten wir damals, welche unsterblichen feministischen Werke zu konzipieren wären. Wir wollten schon damals, 1971, einen Verlag gründen und vieles mehr. Nun, die Freundschaft zerschlug sich, die Kooperation auch; Frauenverlage wurden erst sehr viel später gegründet.<ref>ebenda, S. ___ </ref>.''</blockquote>
  
In einem Rückblick schrieb sie über ihre Aufbrüche:  
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Aber sie beurteilte auch sich durchaus selbstkritisch:  
<blockquote>„Wenn ich an die Anfänge meiner Arbeit in der Bewegung denke, werde ich allemal nostalgisch: Ich nenne die Jahre 1971 und 72 so meine ‚wilden politischen’ Jahre. damals saßen wir, die Frauengruppen, Seite an Seite mit Elterninitiativen, Kinderladeninitiativen, Gruppen und Grüppchen im republikanischen Club. Alles war zu tun, alles war zu ändern. Wir glaubten, jede Veränderung müsse morgen schon eintreten. Der Glaube war gigantisch. So organisierten wir beispielsweise einen eigenen Wahlkampf für die Unterstützung der sozial-liberalen Koalition." Aber sie sah sich auch kritisch: "Als ich 1971 im Anschluß an eine Veranstaltung zum Thema ‚Frauen-Emanzipation’ durch das Kölner Politische Nachtgebet eine Frauengruppe mitgründete, war ich noch ganz die auf Effizienz getrimmte, aufstiegsbewußte, zwar von beruflicher Diskriminierung betroffene, jedoch voll männeridentifizierte Patriarchalin mit Aktenkoffer und Pfennigabsätzen. Sie muß ich heute belächeln, denn seitdem ist viel geschehen ..."<ref>Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.</ref></blockquote>
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''<blockquote>"Als ich 1971 im Anschluß an eine Veranstaltung zum Thema ‚Frauen-Emanzipation’ durch das Kölner Politische Nachtgebet eine Frauengruppe mitgründete, war ich noch ganz die auf Effizienz getrimmte, aufstiegsbewußte, zwar von beruflicher Diskriminierung betroffene, jedoch voll männeridentifizierte Patriarchalin mit Aktenkoffer und Pfennigabsätzen. Sie muß ich heute belächeln, denn seitdem ist viel geschehen [...]".<ref>Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.</ref></blockquote>''
  
### Mit 35 Jahren schied sie "aus dem etablierten Berufsleben aus, hatte im folgenden kaum noch weitgehende Kontakte zu gleichaltrigen Frauen, die schon ab 1973 etwa aus der autonomen Frauenbewegung ausschieden, bzw. ausgeschieden wurden, hatte generell fast nur noch Verbindung zu fünf bis sieben jüngeren Menschen.“<ref>Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.</ref>  
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1971 nahm sie jedoch an der Tagung der Radikalfeministinnen in Frankfurt am Main, dem Bundesfrauenkongress, teil, auf dem entschieden wurde, dass  die Gruppen der Aktion 218-Gruppen Aktion 218 Köln zukünftig separat, d.h. ohne Männer, vorgehen sollten. Dieser Kongress am 11.-12. März 1972 markiert für einige ForscherInnen den Beginn der neuen Frauenbewegung (vgl. KU: Der erste Bundesfrauenkongress in Frankfurt markiert den Beginn der neuen deutschen Frauenbewegung, 11.-12. März 1972
<blockquote> "Damals wurde auch manche Frauenfreundschaft für das Leben geschlossen. Manche dauern bis heute noch an, manche gingen inzwischen kaputt; da war zum Beispiel die Freundschaft mit Ursula Erler, die ich damals zum Eintritt in die SPD bewegte u... . Lange diskutierten wir damals, welche unsterblichen feministischen Werke zu konzipieren wären. Wir wollten schon damals, 1971, einen Verlag gründen und vieles mehr. Nun, die Freundschaft zerschlug sich, die Kooperation auch; Frauenverlage wurden erst sehr viel später gegründet.</blockquote> ebenda , S. ###
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Zeitgeschichte in Hessen http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4339 > (Stand: 28.9.2016.</ref>  
  
  
==Sofa==
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Ursula Linnhioff gewann in der Medienstadt Köln eine gewisse Bekanntheit. 1973 wurde sie für eine WDR-Sendung mit Carola Stern und Ursula Lehr angefragt.<ref> Die Sendung, ausgestrahlt am 5. Jan. 1973, wurde von Frauen der Aktion 218 gezielt gestört, wobei Ursula Linnhoff als Feministin ‚verschont‘ werden sollte. Vgl. Rundschreiben: Entwurf für Verhaltensweisen bei der Fernsehsendung am 5. Jan. 1973, Archiv Köfge. Vgl. dazu den Bericht einer der Federführerinnen in: Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl: Klatschmohn. Eine Geschichte aus der Frauenbewegung, Köln Kiepenheuer & Witsch 1984, S. 50-53.</ref> Im Gleichen Jahr 1973 waren Linnhoff wie auch Erler an einem Filmprojekt beteiligt, bei dem der WDR Protagonistinnen von Frauengruppen aus NRW interviewte.<ref> Hierzulande – Heutzutage, o.D. Frauengruppen, WDR, 27 Minuten.</ref>  
1973 gründete Ursula Linnhoff  mit anderen Frauen zusammen, die Gruppe [[S.O.F.A., Köln (Sozialistisch-feministische Aktion, Köln)]], die sich aus dem Frauenforum heraus gelöst hatte. Schwerpunkt dieser Formation war die Auseinandersetzung mit dem herrschenden patriarchalen und kapitalistischen System und der versuch, den Kampf gegen den Kapitalismus und gegen den Sexismus, das Patriarchat zu vereinen.  
 
<blockquote>"Wir verteilten Flugblätter mit dem Aufruf _Frauen in den Betriebsrat" ### vor der Firma 4711  und verstanden nicht, daß die betroffenen uninteressiert waren. Wir verstanden nicht, daß die Gewerkschaftsfrauen nicht mit uns reden wollten." s. 3-4 ### ... "Wenn ich heute mit manchen Frauen aus unserer damaligen (!) ### gruppe, der sozialistisch-feministischen Aktion, ein Name, der vom Wort Sofa her gefunden wurde, weil wir uns auf den Sofapolstern des republikanischen Clubs so gut räkeln konnten, so verstehen wir selbst nicht mehr, wie wir so ungemein euphorisch sein konnten. Auf der anderen Seite ###.- vielleicht sind wir es ja heute noch, sonst würden wir ja gar nicht mehr in der Frauenbewegung arbeiten, wir würden gar nicht mehr weiterkämpfen, so viele Hindernisse in kauf nehmen, in diesem so traurigen land.“ … </blockquote> s. 3. s. 4 ###
 
  
Sie nahm schon damals wahr, dass sich in dieser Frauenbewegung sehr verschiedene Frauen engagierten, vor allem jüngere.  Diese hätten unterschiedliche Erfahrungen. „Das müssen die Frauen akzeptieren und sich vor falscher Gleichmacherei hüten.“, war ihr kluges Fazit. Voneinander zu lernen bedeute, diese jeweiligen Erfahrungen gelten zu lassen.<ref>Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.</ref>
 
  
Die Organisation hing der These von der der Frauenfrage als Nebenwiderspruch an und wurde dafür von den Radikalfeministinnen kritisiert oder marginalsiert.  
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==Sozialistisch-Feministische Aktion / SOFA==
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Auf einer Bonner Liste tauchte die beruflich in Bonn beheimatete Linnhoff als Mitglied des sozialistisch ausgerichteten „Arbeitskreis Emanzipation“ (AKE) auf.<ref>Ingeborg Boxhammer: Chronik lesbischer Frauen und Aktivitäten in Bonn und Umgebung online. Bonn 2008/2012. Online-Projekt Lesbengeschichte. Boxhammer, Ingeborg/Leidinger, Christiane, online unter http://www.lesbengeschichte.de/staedte_bonn_d.html mit bezug auf Material im Bonner Feministischen Archiv.</ref> Darin waren SDS-nahe Frauen aus der Studentenbewegung wie die Journalistin Florence Hervé, aber auch berufstätige Mitfrauen des SPD-nahen 'Montags-Clubs'<ref>Dieser arrivierte Club wurde 1967 durch Annemarie Renger und Hannelore Fuchs ins Leben gerufen, vgl. Ingeborg Boxhammer: Chronik. Vgl. Thilo Novak; Thomas Roth: Florence Hervé. Eine politische Biographie, in: Annette Kuhn; Brigitte Mühlenbruch; Valentine Rothe; Hauptseminar '100 Jahre Frauenstudium an der Universität Bonn': 100 Jahre Frauenstudium. Frauen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Dortmund Ed. Ebersbach 1996, S. 249-254.</ref> Der AKE nannte als Ziele u.a. "Befreiung der Frau von ihren materiellen, rechtlichen und ideologischen Fesseln."<ref>ebenda, S. 251.</ref> Sie zielten dabei auf eine "grundlegende Demokratisierung der Gesellschaft [...] 1969 formulierte es der Arbeitskreis so: `Wenn die gesellschaft die Frauen nicht emanzipieren kann, müssen die Frauen and er Emanzipation der geselllschaft mitarbeiten.'"<Ref>Zitat aus: Zeitschrift Akut vom 7.11.1969, hier zitiert nach Novak; Roth, S. 251; vgl. auch AKE Bonn, Grundsatzerklärujng, Satzung, verfielfältige Broschüre, Bonn 1972.</ref>
  
<blockquote>Seit 1974 und mit Erledigung des verbindenden Problems der § 218.sache durch das Bundesverfassungsgerichtsurteil, differenzierten sich die politischen Strömungen in der Frauenbewegung immer mehr. Damals begannen zunehmend Mini-Fehden unter den Gruppen und den einzelnen Frauen, die von Anfang an Meinungsführerinnen gewesen waren. Jetzt mussten viele von uns die Hoffnung auf die allumfassende Frauensolidarität, auf die wir so gebaut hatten, von diesem Fluidum auf dem großen Bundeskongreß 1972 in Frankfurt, den wir fast orgiastisch empfunden hatten, wir so berauscht gewesen waren, fahren lassen. Viel Enthusiasmus war nicht mehr, nicht mehr bei mir, nicht mehr bei uns, die wir alle sozialistisch-feministische Minderheitenpositionen innerhalb der Frauenbewegung einnahmen,                  Dann kam auch die Zeit, da sich persönliche und öffentliche Verleumdungen unter Frauen entwickelten. Eine Tatsache, die mich damals furchtbar erschreckt hat, die heute leider schon zum täglichen Brot der Frauenbewegung geworden ist, über die ich mich persönlich nicht mehr gräme, über die aber die wenigsten Frauen auch heute noch aus lauter Harmoniedenken offen sprechen können.
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1972 gründete Ursula Linnhoff dann in Köln gemeinsam mit anderen Frauen die Gruppe [[Sozialistisch-Feministische Aktion / SOFA]] Köln, die sich aus dem Frauenforum wegen politischer Differenzen abgetrennt hatte. Schwerpunkt dieser Organisation war die Auseinandersetzung mit dem herrschenden kapitalistischen und patriarchalen System und der Versuch, den Kampf gegen den Kapitalismus und gegen das Patriarchat zu vereinen.  
Dann kam die Zeit, da wurde strukturiertes denken als autoritär und männlich diffamiert. Da wurden sozialistische Feministinnen zum tausendsten Mal hämisch belächelt. Manche Frauen verweisen uns genauso wie die Rechten darauf, wir sollten doch in die DDR gehen und uns die Realität derb Frauen dort ansehen. Als ob wir um die Realität des Lebens der Frauen unter Männern in der DDR nicht selbst gewusst hätten. Doch, wie gesagt, rational diskutieren war und ist eben oft gar nicht mehr möglich.“ …
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''<blockquote>"Wir verteilten Flugblätter mit dem Aufruf _Frauen in den Betriebsrat" vor der Firma 4711 und verstanden nicht, daß die Betroffenen uninteressiert waren. Wir verstanden nicht, daß die Gewerkschaftsfrauen nicht mit uns reden wollten."<ref>S. 3-4.</ref> [...] "Wenn ich heute mit manchen Frauen aus unserer damaligen Gruppe, …] so verstehen wir selbst nicht mehr, wie wir so ungemein euphorisch sein konnten. Auf der anderen Seite - vielleicht sind wir es ja heute noch, sonst würden wir ja gar nicht mehr in der Frauenbewegung arbeiten, wir würden gar nicht mehr weiterkämpfen, so viele Hindernisse in Kauf nehmen, in diesem so traurigen Land.“<ref>Ebenda, S. 4.</ref>(1977)''</blockquote>
Ich verstehe das nicht.“ … sie habe Angst vor der Vermeidung von Reflexion“, Anstrengung bei sich selbst zu einer Parallelität von Emotion und Ratio zu kommen, zu verhindern.“ S. 4 sie stimmt Michael Schneider zu, der in einem Aufsatz bei den GenossInnen eine Veränderung der „politische Verstandeskultur“ in „die subjektivistische  Sentimentalität“ beobachtete. „Es mag etwa Richtiges daran sein, daß nicht nur ‚die verlorenen Söhne der APO’ um das verlorene politische Paradies trauern. Vielleicht trauern auch die Töchter der Bewegung einem Schwesternhorden-Paradies nach und auch viele von ihnen spucken ‚die bitteren Früchte , die sie vom vulgärmarxistischen, dazu noch patriarchalischen Baum der Erkenntnis gegessen haben’, angewidert aus.“  Der Frauenbewegung sei mit Vorwürfen gegen die linken Männer nicht geholfen. „Wenn ich bei d er einzelnen Frau nachbohre, gesteht doch jede bald ein, daß antipatriarchalische Ziele im patriarchalischen Kapitalismus nicht zu verwirklichen sind. Im Kommunismus sicherlich auch nicht. Jedoch welche gesellschaftstheoretischen Ansätze gibt es heute schon, wenn man die marxistischen Ansätze in bausch und Bogen verneint, die uns auch nur ansatz// S. 5 weise Mittel gesellschaftsverändernder Strategien an die Hand geben.“ (das folgende zum teil nochmals im text sofa) Sie räsoniert: „… könnte die Frauenbewegung nicht versuch en, marxistische Analysen zusammen mit Gedankengängen fortschrittlicher Psychoanalyse, durch die gewähr für enttabuisierte und herrschaftsfreie Emotionalität und Sexualität gegebene werden, weiterzuführen und n.c.s. die Hoffnung auf eine wirtschaftliche , kulturelle und sexuelle Revolution , die auch die Männer erfassen müßte, aufrecht zu erhalten? In jedem Fall, sozialistische Feministinnen, eine wie starke Minderheit sie augenblicklich auch in der Frauenbewegung sein mögen, sehen ihre Aufgaben in der Frauenbewegung weiterhin so, sehen sie frauenspezifisch und gesamtgesellschaftlich. Sie wollen nicht, ich will nicht auf Fraueninseln leben, denn, ebenso wenig will ich in wiederbelebten Matriarchaten existieren, wie ich in Patriarchaten leben will. Man kann den sozialistischen Feministinnen vorwerfen, sie hätten bis heute nicht einmal den Ansatz einer Theorie erarbeitet, wo sie es doch immer seien, die nach einer Theorie schrieen (sic).  Es geht hier nicht darum, sie zu entschuldigen. Wenn es diese Theorie bis heute noch nicht gibt, so gibt es sicher individuelle und gesellschaftliche gründe dafür, daß sie noch nicht begonnen wurde. Doch sozialistische Feministinnen wissen auch, daß sie theoretisch arbeiten müßten einen Sozialismusbegriff zu entwickeln, der Feministinnen befriedigen kann, und von dem her eine neue linke, feministische Gesellschaftstheorie werden könnte.“
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Als Führungspersönlichkeit war sie häufiger Kritik ausgesetzt. Ihr Credo lautete:
Sie entwickelt weitere Gedanken zu dem Fehlen und wie feministisch-sozialistische Theorie im ‚linken’ Gedankengut beheimatet ist, bespricht u.a. Marcuse  und Bornemann, oder abgelehnt wird.   Sie entwickelte ein 14 Punkte Programm für eine sozialistisch-feministische Gesellschaftstheorie (siehe Abhandlung und Scan bei Sofa)</blockquote>
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''<blockquote>"Ich bin Frau, ich bin sozialistisch-feministisch, aber ich bin auch ein Mensch, der an allen Fronten versucht, für die Bedingungen und Freiheiten zu kämpfen, die eine menschliche Gesellschaft auszeichnen sollte. Und in diesem Sinne werde ich mich sowohl gegen die Stiefeltritte der Männer wie auch gegen solche von Frauen wehren. Frauen, ich möchte gemeinsam mit Euch stark sein können, gegen das Patriarchat, gegen den Kapitalismus, gegen den Faschismus! Doch ich möchte auch mit Euch schwach sein können, im Vertrauen auf Euer Verzeihen, Eure Zuneigung und Solidarität, die wir für den Kampf brauchen!"<ref>ebenda.</ref></blockquote>''
  
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In späteren Jahren war sie von den Verkehrsformen unter Feministinnen sehr enttäuscht, sprach von 'Kopf-ab`-Gehabe, machte einen "Trend zur heimlichen Gewaltsamkeit" aus, "der mich schütteln läßt."<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.</ref>
  
1974 gab Ursula Linnhoff den Sammelband „Die neue Frauenbewegung. USA - Europa seit 1968“  heraus. Damit machte sie sowohl die wichtigsten Text der Women's Liberation zugänglich, die seit Mitte der 1960er Jahre erschienen waren, als auch Texte bundesdeutscher, ideologisch unterschiedlicher Frauengruppen, u.a. der Kölner Frauengruppen S.O.F.A. und FBA.
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=e-f-a=
Ziel der Publikation war, die Neue Frauenbewegung als weltweites Phänomen zu vermitteln und die unterschiedlichen theoretischen politischen Ansprüche, die verschiedenen Stratgien und Praxen zu dokumentieren. Ein umfangreiches europäisches und nordamerikanisches Adressverzeichnis von organisierten Frauengruppen sollte der Vernetzung zwischen Gruppen und Einzelpersonen dienen.<ref>###</ref> Damit popularisierte sie erstmals die seit Mitte der sechziger Jahre veröffentlichten 'Traktate' der us-amerikanischen Frauenbewegung, der sog. Women’s Lib, aber sie machte auch Ansätze ideologisch verschiedener  westdeutscher Gruppen bekannt.
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Im Redaktionskomitee der Zeitschrift [[E-f-a- | e-f-a]], die vierteljährlich erschien und bei der auch ihre damalige Lebenspartnerin mitarbeitete, verantwortete Ursula Linnhoff mehrere Ausgaben und verfasste Artikel und Gedichte.<ref>Z.B. die Gedichte Männer IV / Verdienste, in: e-f-a, Jg. 2, 1974, H. 5, S. 11; Männer I, in e-f-a, 3. Jg. 1975. H. 8, S. 16.</ref> Die Redaktionsadresse war längere Zeit identisch mit der Privatadresse der Journalistin.<ref>Sie wohnte zu der Zeit in Bayenthal, Samariterstr. 8.</ref>
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1977 veröffentlichte die vierzigjährige Ursula Linnhoff im letzten Heft der e-f-a einen Rückblick auf ihr politisches Leben „Sieben Jahre danach…“.<ref>Die Reflexionen waren durch die zahlreichen Rückblicke von Männern ihrer Generation angeregt, die als 68er (oder 67er)
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''„von ihren Sünden und Fehlern berichten, ein Fazit ziehen, nachdem wo ich hinschau, in vielen Blättern Nostalgie und geschichtszugewandte Rückbesinnung erfolgt, bin auch ich eingestimmt, meinerseits Bilanz zu ziehen im Zusammenhang zur Neuen Frauenbewegung, in der ich nun schon seit sieben Jahren arbeite.“'' Sie wolle vermitteln, wie sie die Zeit erlebt habe und noch erlebe, und sie wolle davon berichten, womit sie sich so lange beschäftigt habe: ''„…die Frauen, den Feminismus, die Männerbünde, den Marxismus, den Sozialismus. Wenn ich von meinem Erleben spreche, ist das Geständnis wichtig, daß sich an, in und mit der Frauenbewegung mein Leben verändert hat.“ Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre …“,'' in: e-f-a, Jg. 5, 1978, H. 14/15, S. 3-7.</ref>
  
  
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==Lesbianismus==
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Ursula Linnhoff war keine sogenannte „Urlesbe“, in Artikeln erwähnt sie manch frühere "weniger intensive 'Männerbeziehung".<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.</ref> Die Aktivistin begann jedoch -vermutlich in den späten 1960er Jahren - lesbisch zu leben, was in den frühen 1970ern noch nicht üblich war. Die vierte politische Heimat wurde denn auch die Homosexuellenemanzipationsbewegung. Sie lebte viele Jahre mit der Sozialdemokratin Karin Brücher zusammen und unterhielt freundschaftliche Kontakte zu schwulen (männlichen) Aktivisten; zeitweilig lebte sie in einer Wohnung mit der 'Ikone' der Kölner Schwulenbewegung, Jean-Claude Letist. Später hatte sie über 30 Jahre eine Partnerschaft mit Hilde B.<ref>Auskunft von Hilde B., Mail  +++. Ursula Erler legte Linnhoff in ihrer romanhaften Biografie daher fälschlicherweise das Zitat in den Mund: „Mit Männern verhandle ich, aber mit ihnen lebe ich nicht.“, in: Erler, Sophie, S. 115.</ref>
  
Text aus dem Buch „Klatschmohn“
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Schon für die erste Ausgabe der Zeitschrift e-f-a stellte eine Mitarbeiterin, vermutlich Ursula Linnhoff, einen Text über Lesben in den USA zur Verfügung.<ref>NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17-19. Es handelte sich u.a. um Auszüge aus einem Text aus dem Sammelband:  ''Liberation now! Writings from the Women's Liberation Movement'', New York, N.Y. Dell Publishing, 1971. Die Verfasserin hatte vermutlich gerade eine Recherche über die USA für ihr Buch über Homosexualität von Frauen fertig gestellt: Ursula Linnhoff, Weibliche Homosexualität zwischen Anpassung und Emanzipation. Köln 1976.</ref> Die Verfasserin lehnte die radikalfeministische Position der Radical Lesbians ab, nach der Lesbischsein eine Avantgarde-Position impliziere. ''<blockquote>"Wir meinen, dass sich auch in homosexuellen Beziehungen das Geschlechtsrollensystem - weiblich - männlich repoduzieren kann, auch in Beziehungen wirklicher Homosexueller. Nicht dadurch, daß eine Frau homosexuell ist, hat sie auch schon per se männerfixierte Verhaltensweisen überwunden."<ref>NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17.</ref></blockquote> ''Es bestehe sogar die Gefahr, dass sich einzelne Lesben hypermaskulin verhalten würden. Die Verfasserin, vermutlich Ursula Linnhoff, hob hervor:''
Seite 50ff - immer wieder SOFA-Frauen
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<blockquote> ''"Wie es unter den heterosexuellen Gruppen der Frauenbefreiungsbewegung solche gibt, die sich vorwiegend mit Theorie und Praxis gesellschaftlicher Emanzipation beschäftigen und solche, die sich mit persönlicher Emanzipation, mit Selbstfindung und Selbstbewußtseinsbildung befassen, so  wird es auch unter den homosexuellen Frauen diese zwei Gruppen geben." </blockquote>''
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Reine Selbsterfahrungsgruppen lehnte sie. Dagegen befürwortete sie als Sozialistin das allgemeinpolitische Engagement von Lesben: ''<blockquote>"In dem Moment aber, wo die weiblichen Homosexuellen es fertigbringen, ihre Sozialisierungszwänge zu verlassen, in dem Moment werden auch sie für alle, die auf eine progressive Veränderung der Gesellschaft hinzielen, zu wertvollen Verbündeten. Damit ist dann die Sache der weiblichen Homosexuellen zu einem Faktor in einem übergreifenden, nicht mehr individuellen, sondern gesellschaftlichen Anliegen geworden."<ref>Ebenda, S. 18.</ref>''</blockquote>
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Um die lesbophobe Diskriminierung zu vermindern forderte sie, Lesben nicht länger über die Wahl ihres Sexualobjekts zu definieren, konnte aber auch keine überzeugenden Alternativen benennen.<ref>''"In dem Moment wo die wirklich homosexuellen Frauen durch sich selbst und andere nicht mehr vorwiegend aufgrund der Wahl ihres Sexualobjekts definiert werden, sondern sich ein kollektives, gesellschaftsbezogenes Selbst- und Fremdverständnis  ergibt, beginnt auch der gesellschaftliche Integrationsprozeß." Ebenda, S. 18.'' Im weiteren Verlauf des programmatischen Textes gab die Verfasserin zu erkennen, dass weder allein der Kampf um homosexuelle Rechte noch allein der Sozialismus zu einer befreiten Gesellschaft führen könnte.</ref>
  
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Jede Ausgrenzung von Lesben gegenüber bisexuellen Frauen lehnte Linnhoff ab, weswegen sie sich von der Praxis des sog. Pfingsttreffens 1977 geschockt zeigte, das bisexuelle Frauen ausgeladen hatte.<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.</ref> Da sie dies auch in den Kontext aufkommenden Faschismus stellte, erhielt sie scharfe Gegenreaktionen.<ref>Barbara Winkelmann und Ortrud Raabe entgegneten: "Das Recht homosexueller Frauen, ihre Probleme hinsichtlich Arbeitsplatz, Elternhaus, Sexualität zu diskutieren, sollte doch wahrlich wenigstens einmal im Jahr respektiert werden. Oder sind lesbische Frauen schon deshalb Faschistinnen, weil sie so viel mit der bisexuellen Frau gemeinsam haben wie wir mit der Sexualität der Frau von nebenan?", Barbara Winkelmann ; Ortrud Raabe: Erwiderung, in: e-f-a, 4. Jg. 1978, 14/15, S. 6. Die Verfasserinnen referierten ironisch auf Linnhoffs Auslandsstudium und ihre anscheinend stolz demonstrierte enge Kooperation mit Männern. - Die Debatte erinnert an in den vergangenen Jahren im Kontext der Queerdebatte geführten Zugangs-/Ausschlussdiskurse.</ref>
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Auch ihr Grundlagenwerk zu lesbischen Themen und der Lesbenbewegung zog massive Kritik auf sich.
  
Lesben - Geschichte der Lesbengruppe im Weiberrat Herausgegeben von: SOFA  Personen: Linnhoff, Ursula Schweighofer, Andrea Cipa, Angelika spinn dbodena rchiv Projekte BRD/Diverse/8  AKE Bonn 
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==Internationalismus==
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Ursula Linnhoff knüpfte schon als Jugendliche begeistert Kontakte zu Menschen anderer Herkunft. Sie hat durch ihre Berufswahl im Sektor Entwicklungshilfe mehrere Kontinente und viele Länder bereist, in Afrika und Südamerika zeitweilig gelebt. Sie war eine der ersten Frauen, die im Westen auf die Thematik der Beschneidung von Mädchen in afrikanischen Kulturen hinwies.<ref>Ursula Linnhoff: Klitorisbeschneidung, in e-f-a, 1978, H. 14/15, S. 21/22. 1976 hatte es die vermutlich erste weltweite Tagung dazu gegeben: Crimes against women. Proceedings of the international tribunal, Millbrae, Calif. Les Femmes 1976.</ref>
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Als Folge ihrer im Dienste des Entwicklungshilfe-Ministeriums gewonnen Kenntnisse und als weiteres frauenpolitisches Engagement gründete sie in Köln den Verein „Frauen der Welt e.V.“ mit. Er gab Publikationen heraus und organisierte Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem FrauenMuseum Bonn. In einer Selbstdarstellung heißt es:
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<blockquote>''"Frauen der Welt“ ist von Frauen der unterschiedlichsten Berufsgruppen gegründet worden. Alle Frauen, die aus den unterschiedlichsten Gruppierungen der 'Neuen Frauenbewegung' kommen, haben sich entschieden, z.B. sowohl Frauen-, als auch Jugendfragen im Rahmen internationaler Zusammenarbeit anzugehen und so nach Strategien für interkulturelle Kommunikation zu suchen."''<ref>Verein zur Förderung von Kunst und Literatur im Rheinland e.V. (Hg:) Stadtbuch Köln 91/92, Köln Volksblatt [1991], S. 175. Diese Aktivitäten fanden um die Zeit statt, dass schwarze und jüdische Frauen Kritik an der (radikalfeministischen deutschen) Frauenbewegung übten, vgl. Verein für Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen e.V. (Hg.): Blick zurück im Zorn. Dokumentation des Kongresses "Frauen gegen Nationalismus - Rassismus/Antisemitismus - Sexismus" 16.-18. November 1990 in Köln, Köln 1990. Der Verein hatte aber vermutlich überwiegend weiße deutsche Frauen als Mitglieder.</ref></blockquote>
  
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In späteren Jahren engagierte sie sich gegen Ausländerfeindlichkeit und verknüpfte 1977 den Anstieg von Übergriffen gedanklich mit neuem Faschismus.<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, S. 4: ''"Es fängt an mit meinen Erlebnissen in der Kölner Straßenbahn, wo immer wieder besonders die Gastarbeiterkinder, wenn sie nur einen Schritt zu viel tun, mit Worten und mit Drohgesten kaputt gemacht werden. Sehr oft nimmt das Formen an, wo ich nicht mehr an mich halten kann, und dann meinerseits völlig allein - doch ich spreche ja hochdeutsch und sehe trotzdem nicht mehr studentisch aus und deshalb gibt man mir keine Ohrfeige - losschreie, man möge doch diese Kinder [...] endlich in Ruhe lassen."'' Sie hörte dann öfter "Der Hitler müsse wieder kommen".</ref>
  
=e-f-a=
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==Lebensmitte bis -ende==
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Ursula Linnhoff zog sich stärker aus der Öffentlichkeit zurück. Das Engagement für Frauenthemen blieb erhalten, auch wenn sie sich jetzt anderen Feldern zuwandte, der Literatur, der Geschichte. Sie veröffentlichte z.B. ein Buch über frühe Emanzipierte und Kämpferinnen des 19. Jahrhunderts. 1982-1999 war sie Mitglied der GEDOK Köln, Fachgruppe Literatur.<ref>Vgl. Archiv Gedok Ordner Mitglieder L;  sie wohnte damals in Köln-Merheim, Warendorferstr. 6.</ref> Später trat sie im dem Verband deutscher Schriftsteller, Bezirk Köln bei.<ref>Die Mitgliedschaft währte von 1.2.2003 bis 10.2.2011.</ref>
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Treu blieb sie dem Thema der Frauen im Ausland.
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In ihren letzten Lebensjahren beschäftigte sie die Auseinandersetzung mit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Das Leid der dortigen Menschen hat sie in bisher noch nicht veröffentlichen lyrischen Texten dargestellt.<ref>Vgl. Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann, dass Ursula Linnhoff 2005/2006 dazu gearbeitet habe. Vgl. Nachruf des VS vom 04.04.2011, online nicht mehr einsehbar, Kopie im Archiv Köfge, Ordner Linnhoff. Dort heisst es zu ihrer Lyrik: "Waren ihre Verse auch traditionellen Formen verhaftet, so wiesen die Inhalte sie als Dichterin aus, die im hier (sic) und heute (sic) vewurzelt ist und Perspektiven für die Zukunft entwickelt."</ref>
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Ursula Linnhoff starb mit 75 Jahren, sie ist auf dem Poppelsdorfer Friedhof in Bonn beerdigt.<ref>Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann.</ref> Es erschienen zwei Nachrufe; vom VS (Verband deutscher Schriststeller Bezirk Köln) und von einer Weggefährtin aus Berlin aus dem Frauenarchiv FFBIZ.
  
Im Redaktionskomitee der Zeitschrift [[e-f-a (Emanzipation-Frauen-Argumente]], die vierteljährlich erschien und bei der auch ihre Lebenspartnerin mitarbeitete, verantwortete sie mehrere Ausgaben und verfasste selbst Artikel und Gedichte.<ref>Z.B. Männer IV / Verdienste , in: e-f-a, Jg. 2, 1974, H. 5, S. ###; Männer I, in e-f-a, 3. Jg. 1975. H. 8, S. ###</ref> 
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Vermutlich die damalige Leiterin, Ursula Nienhaus, schrieb mit Bezug auf Linnhoffs Buch über die Schriftstellerinnen und Kämpferinnen des 19. Jahrhunderts: ''"Als wir 1978 das FFBIZ gründeten, konnten wir an solche, uns lebhaft vorgestellte weibliche Traditionen anknüpfen und dabei lernen, das (sic) 'Frauengeschichte' und gender studies für nachfolgende Generationen besser bewahrt werden müssen."''<ref>[Ursula Nienhaus]: "Wir trauern um: Ursula Linnhoff. [FFBIZ/Berlin], Kopie Köfge Ordner Linnhoff.</ref>
1977 veröffentlichte die vierzigjährige Ursula Linnhoff im letzten Heft der e-f-a einen Rückblick auf ihr politisches Leben „Sieben Jahre danach…“. Die Reflexionen waren durch die zahlreichen Rückblicke von Männern ihrer Generation angeregt, die als 68er (oder 67er)
 
<blockquote>„von ihren Sünden und Fehlern berichten, ein Fazit ziehen, ###  '''nachdem''' wo ich hinschau in vielen Blättern Nostalgie und geschichtszugewandte Rückbesinnung erfolgt, bin ich auch eingestimmt, meinerseits Bilanz zu ziehen im Zusammenhang zur neuen Frauenbewegung, in der ich nun schon seit sieben Jahren arbeite.“ Sie wolle vermitteln, wie sie die Zeit erlebt habe und noch erlebe, und sie wolle davon berichten, womit sie sich so lange beschäftigt habe: „…die Frauen, den Feminismus, die Männerbünde, den Marxismus, den Sozialismus. Wenn ich von meinem Erleben spreche, ist das Geständnis wichtig, daß sich an, in und mit der Frauenbewegung mein Leben verändert hat.<ref>Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.</ref></blockquote>  
 
  
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==Literatur von Ursula Linnhoff==
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* Brunhilde Sauer; Ursula Linnhoff: Berufliche Bildungschancen von Frauen. Analyse der Literatur in der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Schweden sowie in der CSSR, DDR und UdSSR, Göttingen Schwartz, 1976 (=Schriften der Kommission für Wirtschaftlichen und Sozialen Wandel 35) [UB Uni Bochum]. ''Zusammen mit der Kölner Dozentin der PH Köln Brunhilde Sauer gab Ursula Linnhoff diese Studie heraus. Hier handelte es sich um klassische berufssoziologische Forschung. Vereinzelt zitiert:  Vocational training opportunities for women, by Ursula Linnhoff and Brunhilde Sauer. Gottingen: Verlag Otto Schwartz 1976. Die Veröffentlichung erfolgte vor einem Diskurszweig "Feministische Entwicklungspolitik" aus den 1980er Jahren.<ref>Vgl. zum Beispiel die Kontaktstelle Frauen und Dritte Welt des Vereins Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen e.V.</ref>''   
  
==Lesbianismus==
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* Die Rolle der Frau in Entwicklungsländern. Möglichkeiten der Kooperation zwischen Frauenorganisationen; [der] Fall Chile, Freiburg i. Br. [1970]
Die Aktivistin lebte relativ offen lesbisch, was in den frühen 1970ern noch nicht üblich war. Sie lebte ca. 30 Jahre mit ihrer Partnerin Karin Brücher zusammen und unterhielt freundschaftliche Kontakte zu schwulen (männlichen) Aktivisten; zeitweilig lebte sie in einer Wohnung mit der 'Ikone' der Kölner Schwulenbewegung, Jean-Claude Letist.
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* Beitrag (über die Kehrseite von Entwicklungsprojekten in Kamerun und entwicklungspolitische Planspiele), in Deutsche Stiftung für Entwicklungsländer/ Deutsche Stiftung für Internationale Entwicklung (Hg.): E+Z (Entwicklung und Zusammenarbeit), Bände 13-14, 1972. <ref>https://books.google.de/books?id=IbXqAAAAMAAJ&q=%22ursula+linnhoff%22&dq=%22ursula+linnhoff%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiL3P_Dj6zmAhW7w8QBHTpHAU44HhDoAQhNMAY.</ref>
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* Brunhilde Sauer; Ursula Linnhoff: Konkrete Ansatzstellen zur aktiven Förderung beruflicher Bildungschancen von Frauen. Unter besonderer Berücksichtigung der internationalen Literatur. Vorstudie Köln 1974 [Österreichischer Bibliotheksverbund]
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* Die neue Frauenbewegung. USA - Europa seit 1968, Köln Kiepenheuer § Witsch 1974 (= pocket 51).  
  
Schon für die erste Ausgabe der Zeitschrift e-f-a stellte sie einen Text über Lesben in den USA zur Verfügung.<ref>NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17-19. Es handelte sich u.a. um Auszüge aus einem Text aus dem Sammelband:  ''Liberation now! Writings from the Women's Liberation Movement'', New York, N.Y. Dell Publishing, 1971. Sie hatte vermutlich gerade eine Recherchereise durch  die USA für ihr Buch über Homosexualität von Frauen hinter sich: Ursula Linnhoff, Weibliche Homosexualität zwischen Anpassung und Emanzipation. Köln 1976.</ref>  Die Verfasserin lehnte die radikalfeministische Position der Radical Lesbians ab, nach der Lesbischsein eine Avantgarde-Position impliziere. <blockquote>"Wir meinen, dass sich auch in homosexuellen  Beziehungen das Geschlechtsrollensystem - weiblich - männlich repoduzieren kann, auch in Beziehungen wirklicher Homosexueller. Nicht dadurch, daß eine Frau homosexuell ist, hat sie auch schon per se männerfixierte Verhaltensweisen überwunden."<ref>NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17.</ref></blockquote>
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''<blockquote>Mit dem Sammelband machte sie sowohl die wichtigsten Text der Women's Liberation zugänglich, die seit Mitte der 1960er Jahre erschienen waren, als auch Grundlagentexte bundesdeutscher, ideologisch unterschiedlicher Frauengruppen, u.a. der Kölner Frauengruppen S.O.F.A. und FBA. Damit popularisierte sie erstmals die seit Mitte der sechziger Jahre veröffentlichten 'Traktate' der us-amerikanischen Frauenbewegung, der sog. Women’s Lib, aber sie machte auch Ansätze ideologisch verschiedener westdeutscher Gruppen bekannt. Ziel der Publikation war, die Neue Frauenbewegung als weltweites (westliches) Phänomen zu vermitteln und die unterschiedlichen theoretischen politischen Ansprüche, die verschiedenen Stratgien und Praxen zu dokumentieren. Allerdings ließ sie die Anti-§218-Gruppen außen vor.<ref>Vgl. die Rezension online http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1976/1976-03-b-187.pdf)</ref>. Ein Adressverzeichnis von Frauengruppen, in Zeiten ohne gedruckte Massenmedien oder gar Internet stellte dies eine bedeutende Infoermationsquelle - rundete das Büchlein ab. Dieses war aufgrund der großen Entwicklungen schon bei Erscheinen inaktuell.</blockquote>''
Es bestehe sogar die Gefahr, dass sich einzelne Lesben hypermaskulin verhalten würden.
 
Die Verfasserin, vermutlich Ursula Linnhoff, hob hervor: <blockquote> "Wie es unter den heterosexuellen Gruppen der Frauenbefreiungsbewegung solche gibt, die sich vorwiegend mit Theorie und Praxis gesellschaftlicher Emanzipation beschäftigen und solche, die sich mit persönlicher Emanzipation, mit Selbstfindung und Selbstbewußtseinsbildung befassen, so wird es auch unter den homosexuellen Frauen diese zwei Gruppen geben." </blockquote>
 
Sie selbst befürworteete als Sozialistin auch hier das allgemeinpolitsiche Engament der Lesben: <blockquote>"In dem Moment aber, wo die weiblichen Homosexuellen es fertigbringen, ihre Sozialisierungszwänge zu verlassen, in  em Moment werden auch sie für alle, die auf eine progressive Veränderung der Gesellschaft hinzielen, zu wertvollen Verbündten. Damit ist dann die Sache der weiblichen Homosexuellen zu einem Faktor in einem übergreifenden, nicht mehr individuellen, sondern gesellschaftlichen Anliegen geworden."<ref>Ebenda, S. 18.</ref>  
 
Um dei Diskriminierung zu vermindern forderte sie, Lesben nicht länger durch die Wahl ihres Sexualobjekts zu definieren, konnte aber auch keine überzeugenden Alternativen bennenne.<ref>"In dem Moment wo die wirklich homosexuellen Frauen durch sich selbst und andere nicht mehr vorwiegend aufgrund der Wahl ihres Sexualobjekts definiert werden, sondern sich ein kollektives, gesellschaftsbezogenes Selbst- und Fremdverständnis  ergibt, beginnt auch der gesellschaftliche Integrationsprozeß." Ebenda, S. 18.</ref>  
 
Im weiteren Verlauf des programmatischen Textes gab die Verfasserin zu erkennen, dass weder allein der Kampf um homosexulle Rechte  noch allein der Sozialismus zu einer befreiten Gesellschaft führen würden.
 
  
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* Die neue Frauenbewegung in der Bundesrepublik (und - zum Vergleich - in den USA), in: Vorgänge. Zeitschrift für Gesellschaftspolitik, Jg. 13(1974) H. 8: Women's Lib in der Bundesrepublik, S. 70-80 (Auszüge)
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* Ursula Linnhoff: Die Neue Frauenbewegung, USA - Europa seit 1968, in: DVZ, 9/1974 (Im Bestand des FFBIZ)
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* Warum habe ich "Die Neue Frauenbewegung USA-Europa seit 1945" geschrieben?, in: Frauen 1074, H. 4, S. 7.
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* Auf der Suche nach einem Sozialismus-Begriff, in: e-f-a, 1074, H. 4, S. 12-13.
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* Zur Lage der Frau im Nahen Osten, in e-f-a, 1974, H. 8, S. 4-9.
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* Rezension zu "Psychoanalyse der weiblichen Sexualität", in efa, 1974/75, H. 6/7, S. 30.
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* Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus. Politischer Kommentar, Wiederabdruck in: Protokolle. Informationen für Frauen, Münster  1977 H. 16, S. 39. Wiederabdruck Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus, in: Frauen international. Was wir wollen, 1978, H. 1/2/3 , S. 70-71 (Bibliothek STICHWORT | Wien)
  
==Publikationen==
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* Prüfungsbericht: "Review Mission". African Training and Research Centre for Women/Addis Abeba, 9.-24. März 1978 und Exkurs zu Möglichkeiten der Frauenpolitik in Tanzania, Samia und Kenia, Köln 1978.  
Ihre Veröffentlichungsliste weist sehr heterogene Thematiken auf, es gibt sowohl institutionell beauftragte als auch freie journalistische Publikationen.
 
Zusammen mit der Kölner Dozentin Brunhilde Sauer gab Ursula Linnhoff eine Studie heraus: "Berufliche Bildungschancen von Frauen. Analyse der Literatur in der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Schweden sowie in der CSSR, DDR und UdSSR." Hier handelte es sich um klassische berufssoziologische Forschung.<ref>Berufliche Bildungschancen von Frauen : Analyse der Literatur in der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Schweden sowie in der CSSR, DDR und UdSSR, Göttingen Schwartz, 1976 (=Schriften der Kommission für Wirtschaftlichen und Sozialen Wandel 35).  
 
1976 veröffentlichte sie den ersten Sammelband zu Sozialen Bewegungen: Die neue Frauenbewegung.  <ref>Die neue Frauenbewegung. USA-Europa seit 1968, Köln Kiepenheuer & Witsch (=pocket ; 51).</ref> Hierin führte sie nationale Diskurse und Gruppenbildungen aus Westeuropa und den USA vor.
 
Es folgte 1976 der Band „Weibliche Homosexualität. Zwischen Anpassung und Emanzipation“.<ref>
 
Weibliche Homosexualität. Zwischen Anpassung und Emanzipation, Köln Kiepenheuer & Witsch 1976 (=Pocket)
 
In dieser Veröffentlichung gab Ursula Linnhoff einen knappen Überblick über die bedeutdensten Diskurse. Das Buch wurde ins Spanische übersetzt.<ref>La homosexualidad femenina, Barcelona Anagrama, 1978.</ref> 
 
  
1979 kam Ursula Linnhoff zu ihren Wurzeln zurück, indem sie eine literaturwissenschaftliche Thematik behandelte. Für das Werk „Zur Freiheit, oh, zu einzig wahren. Schreibende Frauen kämpfen um Ihr Recht“<ref>"Zur Freiheit, oh, zur einzig wahren". Schreibende Frauen kämpfen um ihre Rechte, Köln Kiepenheuer & Witsch, 1979 verfasste sie Biografien und analysierte sie Schriften von Vorreiterinnen der Emanzipationsbewegung des 19. Jahrhunderts. Damit machte sie u.a. Frauen wie Mathilde Franziska Anneke oder George Sand bekannter.<ref>In einem nachruf würdigte Ursula Nienhaus das Buch: Mit Forderungen zur rechtlichen und politischen Gleichstellung, zur schulischen und beruflichen Bildung und sexueller Emanzipation waren sie , die bis auf wenige alle in Vergessenheit gerieten.  
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* „Weibliche Homosexualität. Zwischen Anpassung und Emanzipation“, Köln Kiepenheuer & Witsch 1976 (= pocket 70) ''<blockquote>In dieser Veröffentlichung gab Ursula Linnhoff einen knappen Überblick über einige Diskurse und machte Interviews. Das Buch wurde ins Spanische übersetzt.<ref>La homosexualidad femenina, Barcelona Anagrama, 1978. Die Rezeption in Deutschland war eher negativ, vgl. Marion Hayens: Konflikte unter die Bettdecke gesteckt. Ursula Linnhoff: Weibliche Homosexualität - Zwischen Anpassung und Emanzipation in Courage. Berliner Frauenzeitung, Jg. 2 (1977), H. 3, S. 45. Sie kritisierte  die zu geringe Datenbasis In der Lesbenzeitung UKZ. Unsere kleine Zeitung von und für Lesben erschien zunächst ein Auszug, in: UKZ, 1976 H. 11, S. 30, dann kamen Verrisse, vgl. UKZ (1977) H. 3, in: UKZ, 1977, Heft: 3, Zur Kritik an meinem Buch v. Ursula Linnhoff S. 26. Erwiderung v. Ilse S. 27.</blockquote>''
Ursula Nienhaus, FFBIZ:
 
  
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* Das zweifache Stigma. Zu einer Kulturgeschichte lesbischen Sexualverhaltens, in: Joachim S. Hohmann (Hg.): Der unterdrückte Sexus. Historische Texte zur Homosexualität, Lollar/Lahn Andreas Achenbach, 1977 , S. 113-127. 
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* Study advancement of women in Jordan. 1978 (Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek )
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* Sieben Jahre danach, in: e-f-a,  5. Jg. [1978], H. 14/15, S. 3-7.
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* ggf. Mitarbeit an: Franz Filser (Hg.) Die Frau in der Gesellschaft Herausgegeben von: Stuttgart : Reclam 1977 (=Arbeitstexte für den Unterricht
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* „Zur Freiheit, oh, zu einzig wahren." Schreibende Frauen kämpfen um Ihr Recht, Köln Kiepenheuer & Witsch, 1979
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''<blockquote>1979 kam Ursula Linnhoff zu ihren Wurzeln zurück, indem sie eine literaturwissenschaftliche Thematik behandelte. Für das Werk verfasste sie Biografien und analysierte Schriften von Vorreiterinnen der Emanzipationsbewegung des 19. Jahrhunderts. Damit machte sie u.a. Frauen wie Mathilde Franziska Anneke oder George Sand bekannter. Allerdings wurde ihr von der Fachwelt z.T. unsauberes wissenschaftliches Arbeiten vorgeworfen.<ref>Rezension einer späteren Auflage: Ulrich Engelhardt, in: Archiv für Sozialgeschichte. 25(1985), S. 575; (der Link ist nicht aufzurufen: http://library.fes.de/jportal/receive/jportal_jparticle_00011968Zum Plagiatsvorwurf Humanistische Union (Hg.): Vorgänge, Bd. 19, ….. H- 43-48, S. 108 und S. 111.</blockquote>''
  
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* Beitrag in: Marianne Pitzen; Frauen formen ihre Stadt (Hgg.) Utopia, Bonn/Sankt Augustin 1984. (=Frauen formen ihre Stadt).
  
Afrika-Frauen-Wochen : Lumelang Basali! Guten Tag Frauen!, Köln 1988
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* Beitrag mit lnge Broska; Maggie Kaiser, in: Frauen-Museum Bonn (Hg.): Semiramis, Bonn Selbstverlag 1987.
Herausgegeben von: Linnhoff, Ursula ;  Martensen, Ute; Rösler, Brita  1988 , 55
 
  
Einig Frauenland? : Mütter und Töchter in West und Ost / Ursula Linnhoff/Margit Stolzenburg, Berlin, 1995
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* mit Ute Martensen; Brita Rösler: Lumelang Basali! Guten Tag Frauen! Köln 1988.
  
Demokratie fällt nicht vom Himmel: Gespräche mit Frauen über die Übergangssituation in der Kaukasusregion; Frankfurt am Main, 2003 IKO - Verl. für Interkulturelle Kommunikation , 2003 , 171 S. , ISBN 3889396682
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''<blockquote>''Nach der Gründung des Vereins „Frauen der Welt e.V.“ gab sie mit zwei anderen Frauen einen Begleitkatalog zu den Afrika-Frauen-Wochen sowie einige Ausstellungskataloge heraus.''''</blockquote>
  
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* Ursula Linnhoff ; Frauen der Welt - Büro für Interkulturelle Bildung und Begegnung [Red.]: Kenianische Künstler sehen kenianische Frauen, 1991.
  
==Internationalismus==
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* Frauen der Welt (Hg.): Karibik-Frauen-Wochen. Frauen, Kunst und Kultur. Sozioökonomische Hintergründe – Frauenpolitik, Köln 1992.
Ursula Linnhoff hatte beruflich viele Länder der Erde bereist, u.a. in Afrika und Südamerika. Ursula Linnhoff war eine der ersten Frauen, die im Westen auf die Thematik der Beschenidung von Mädchen in afrikanischen Kulturen hinwies.<ref>Ursula Linnhoff: Klitorisbeschneidung, in e-f-a, H. 14/15 1977, S. 21/22.</ref> 
 
  
Als Folge ihrer als Expertin im Dienste des Entwicklungshilfe-Ministeriums gewonnen Kenntnisse und als weiteres frauenpolitisches Engagement gründete sie in Köln den Verein „Frauen der Welt e.V. mit. Er gab Publikationen heraus und organisierte Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem FrauenMuseum Bonn.  
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* Mit Christine Hardt-Deme; Iris Schumacher: Frauenadressbuch—weltweit, Frauen EINER Welt-Aktionsforum Nord-Süd e.V. (Wuppertal, Germany) Düsseldorf ECON-Taschenbuch- Verlag 1995 (= Econ-Praxis für Frauen).  
  
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* Ursula Linnhoff; Margit Stolzenburg: Einig Frauenland? Mütter und Töchter in West und Ost, Berlin  Verlag Neues Leben, 1995.
  
==Lebensende/Nachrufe==
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Auf die Maueröffnung reagierte sie, indem sie mit einer "Ost-Frau" zusammen einen Interviewband herausgab, in dem - abwechselnd geführte - Interviews mit Müttern und Töchtern aus Ost und West abgedruckt wurden.
In ihren letzten Lebensjahren beschäftigte sie die Auseinandersetzung mit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Das Leid der dortigen Menschen hat sie in bisher noch nicht veröffentlichen lyrischen Texten dargestellt.<ref>... </ref>
 
Ursula Linnhoff starb mit 75 Jahren, sie ist auf dem Poppelsdorfer Friedhof in Bonn beerdigt.  
 
  
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* mit Hilde Bohnenkämper ; Helga Scholten: Frauen EINER Welt, Aktionsforum Nord-Süd: Der Weg der Frauen in Namibia. Ein Beitrag zum Thema Frau und Entwicklung im Südlichen Afrika, Unterrichtsreihe für die Sekundarstufe I, Klassen 7-10 Wuppertal 1996.
  
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* Demokratie fällt nicht vom Himmel. Gespräche mit Frauen über die Übergangssituation in der Kaukasusregion, Frankfurt am Main, IKO/Verlag für Interkulturelle Kommunikation 2003. Rezension von Silke Becker https://www.pw-portal.de/rezension/18090-demokratie-faellt-nicht-vom-himmel_20885.
  
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==Literatur über Ursula Linnhoff==
  
==Literatur von ==
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* Marie-Theres Knapper: Feminismus--Autonomie—Subjektivität. Tendenzen und Widersprüche in der neuen Frauenbewegung, Bochum  Germinal, 1984.
  
==Literatur über ==  
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==Archivalien==
 
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* Strategiepapier für die Störung der WDR-Fernsehsendung "Emanzipation" mit Carola Stern, Ursula Linnhoff, Prof. Ursula Lehr, Frau Dr. Dennebaum u. a. am 5. Januar 1973; Köfge Best. 1 Mappe 9 Aktion 218 Köln / Frauenbefreiungsaktion
anschauen Die Frau in der Gesellschaft Stuttgart : Reclam-Verlag , 197
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* Korrespondenz mit dem Rotbuch-Verlag Dokumente in Kalliope von März 1979 wie http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/de/findingaid?fa.id=DE-611-BF-34396&htmlFull=false&lang=de&fq=ead.pers.index%3A%28%22Henne%2C%20Dagmar%22%29&lastparam=true
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* Bestand Mabry im IFZ München
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* Korrespondenz mit dem tende-Verlag im Westfälischen Literaturverlag, Bestand 1029 - Dr. J. Monika Walther https://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=488&id=030&klassId=10&verzId=127&expandId=0&tektId=31&bestexpandId=1&suche=1
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==weblinks==  
 
==weblinks==  
 
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* https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40617604.html
  
 
==Einzelnachweise==
 
==Einzelnachweise==
 
<references/>
 
<references/>
  
FrauenGeschichtsWiki ist ein Projekt des [[Kölner Frauengeschichtsverein]] e.V. Viele Informationen stammen aus unserem Vereinsarchiv. Wir freuen uns über weitere Hinweise an kfvg@netcologne.de
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FrauenGeschichtsWiki ist ein Projekt des [[Kölner Frauengeschichtsverein]] e.V. Viele Informationen stammen aus unserem Vereinsarchiv. Erste Recherchen erfolgten durch Inge Lattermann. Wir freuen uns über weitere Hinweise an kfvg@netcologne.de.
 
 
 
 
  
  
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[[Kategorie:Sozialistischer Feminismus]]
 
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[[Kategorie:Schriftstellerin]]

Aktuelle Version vom 17. Dezember 2019, 14:36 Uhr

Ursula Linnhoff (* 27. September 1936 in Wuppertal; † 10. Februar 2011 in Köln (?)) war eine lesbische Sozialistische Feministin und Publizistin in Köln sowie freiberufliche entwicklungspolitische Gutachterin in Köln.


Kindheit und Ausbildung

Ihre Kindheit verbrachte Ursula Linnhoff in Wuppertal. Die Eltern waren in der Textilbranche tätig: ihre Mutter Hilde Linnhoff als Hutmacherin, der Vater Gerhard Linnhoff als Herrenschneider.[1] Ggf. hatte sie einen Bruder. Sie wuchs während der Nazizeit auf. Ihre diesbezüglichen Kindheitserinnerungen zeugen von Ambivalenz. "Obgleich ich weiß, daß ich als 6jährige mit einer Papiermütze hinter der Hitlerjugend hermarschierte und vor jedem SS-Uniformierten 'Heil Hitler' machte, erinnere ich mich auch der Zeit, da meine Familie jüdische Geschäftsfreunde versteckte."[2] Als prägendes Kindheitserlebnis blieben ihr laut einem Nachruf die Brandbombenangriffe auf Wuppertal 1943 und die "Begegnung mit dem Tod" Tod in Erinnerung.[3] Als erwachsene Frau setzte sie sich aus Angst vor einem neuerlichen Faschismus mit dem Nationalsozialismus auseinander.[4]

Das Mädchen machte Abitur auf einer Wuppertaler Waldorfschule.[5]

Anschließend studierte Ursula Linnhoff in Freiburg, Wien, Münster, Paris und Wien die Fächer Germanistik, Romanistik, Erziehungswissenschaft und Theaterwissenschaft. Sie war sehr Literatur-begeistert, russische und französische AutorInnen haben sie besonders fasziniert. Schon während ihrer Studienzeit und auf Reisen unterhielt Ursula Linnhoff intensive Kontakte zu ausländischen Kommilitonen oder Mitreisenden und lernte Überlebende der Nazidiktatur kennen. "[...] in den fünfziger Jahren befreundete ich mich in Wien mit einer französischen Kommilitonin, die, wie sie mir später erzählte, nur um ein Haar einer 'Frauen- und Kinder-Geisel-Erschießung' entgangen war."[6] Dennoch war sie längere Zeit arglos, was ihre ‚deutsche Vergangenheit‘ anging. In einer späteren Reflexion erinnert sie sich:

"Ebenso sind mir noch Gespräche in Jugendherbergen in England, Ende der fünfziger Jahre auf Jiddisch im Ohr, in denen ich mich mit jungen Juden aus Osteuropa, die nach Israel einwandern wollten, über Nazi-Deutschland unterhielt. Immer wieder vertrat ich damals die Meinung, diese Nazi-Geschichten gingen mich nichts an, von der Schuld jener Zeit fühlte ich mich frei. Ich sei damals noch ein Kind gewesen und in jedem Falle würde ich international empfinden. Weiß Gott, ich dachte wirklich so und mit Deutschen fühlte ich mich - studierend zwischen London, Wien und Paris - so wenig identifiziert wie mit Adenauer und der CDU."[7]
Erst ein Kinobesuch brachte die Wende, sie wurde durch einen Film mit den Gräueln konfrontiert:
"[...], ich denke auch an einen Film mit vielen Skeletten und Leichen in Massengräbern. Ich vergesse diesen Film nie, ich muß etwa im Jahre 1959 mit meiner damaligen Zimmerwirtin hinein gegangen sein. Uns war hinterher hundeelend, und wir tranken gemeinsam eine ganze Flasche Korn, um wieder einigermaßen fröhlich zu werden."[8]

Erste Berufstätigkeit

1969 zog Ursula Linnhoff nach Köln und arbeitete im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit als entwicklungspolitische Gutachterin und weilte zu längeren Aufenthalten in Südamerika.[9] Sie bezeichnete sich damals als Wissenschaftlerin im Staatsdienst.[10] Nach wenigen Jahren der Berufstätigkeit begann sie 1971, an der Universität zu Köln Soziologie zu studieren und schied mit 35 Jahren "aus dem etablierten Berufsleben aus".[11] Sie wurde freie Expertin für Entwicklungshilfe.[12]. Zudem war sie im Sektor Erwachsenenbildung und als Journalistin tätig. Dem in Köln beheimateten Verein Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen e.V. trat sie erstaunlicherwiese nicht bei.</ref>

Politisches Engagement

Mitgerissen von dem Aufbruch junger Linker wurde Ursula Linnhoff Mitglied der SPD (ob sie SDS-Mitglied war muss noch offen bleiben). Ihre zweite politische Heimat in Köln wurde die Linke rund um den Republikanischen Club.

"Ich schloß mich psychisch der Apo-Studentengeneration an. Ich dachte wie die nach über Feminismus, Sozialismus, Politik, Individuum und Gesellschaft, Individuum und Sexualität, d.h. über all die Dinge, worüber die meisten meiner Generation, die jetzt Anfang 40jährigen, nie reflektiert haben. […] Ich nenne die Jahre 1971 und 72 so meine ‚wilden politischen’ Jahre. Damals saßen wir, die Frauengruppen, Seite an Seite mit Elterninitiativen, Kinderladeninitiativen, Gruppen und Grüppchen im republikanischen Club. Alles war zu tun, alles war zu ändern. Wir glaubten, jede Veränderung müsse morgen schon eintreten. Der Glaube war gigantisch. So organisierten wir beispielsweise einen eigenen Wahlkampf für die Unterstützung der sozial-liberalen Koalition."[13]

Obwohl Anhängerin des Sozialismus suchte sie die Verwirklichung ihrer Utopie in der SPD, betonte explizit, sie sei "keine DKP-Sympatisantin" (sic), wobei sie die Berufsverbote ablehne.[14] Zu den Geschehnissen und Strömungen der Zeit wie den Anschlägen und der anschließenden Verfolgung der RAF nahm sie dagegen keine Stellung. In späteren Jahren war sie Mitglied der Gewerkschaft für Publzist*innen bzw. Schriftsteller*innen.[15]

Neue Frauenbewegung /Frauenforum

Die dritte politische Heimat wurde die Frauenbewegung. Die politisch interessierte Frau engagierte sich ab 1971 in der Neuen Frauenbewegung und stellte diesen politischen Zusammenhang als ihre wichtigste Identifikationsbasis dar.[16] Zunächst war sie in einer eher bürgerlichen Gruppe, dem Frauenforum Köln e.V., aktiv. Hier agierten mehrheitlich Hausfrauen und Mütter.[17] In dieser Organisation lernte Ursula Linnhoff die charismatische Ursula Erler kennen, die über die sprengstoffgeladene Begegnung literarisch verarbeitete.[18]

"Damals wurde auch manche Frauenfreundschaft für das Leben geschlossen. Manche dauern bis heute noch an, manche gingen inzwischen kaputt; da war zum Beispiel die Freundschaft mit Ursula Erler, die ich damals zum Eintritt in die SPD bewegte [...]. Lange diskutierten wir damals, welche unsterblichen feministischen Werke zu konzipieren wären. Wir wollten schon damals, 1971, einen Verlag gründen und vieles mehr. Nun, die Freundschaft zerschlug sich, die Kooperation auch; Frauenverlage wurden erst sehr viel später gegründet.[19].

Aber sie beurteilte auch sich durchaus selbstkritisch:

"Als ich 1971 im Anschluß an eine Veranstaltung zum Thema ‚Frauen-Emanzipation’ durch das Kölner Politische Nachtgebet eine Frauengruppe mitgründete, war ich noch ganz die auf Effizienz getrimmte, aufstiegsbewußte, zwar von beruflicher Diskriminierung betroffene, jedoch voll männeridentifizierte Patriarchalin mit Aktenkoffer und Pfennigabsätzen. Sie muß ich heute belächeln, denn seitdem ist viel geschehen [...]".[20]

1971 nahm sie jedoch an der Tagung der Radikalfeministinnen in Frankfurt am Main, dem Bundesfrauenkongress, teil, auf dem entschieden wurde, dass die Gruppen der Aktion 218-Gruppen Aktion 218 Köln zukünftig separat, d.h. ohne Männer, vorgehen sollten. Dieser Kongress am 11.-12. März 1972 markiert für einige ForscherInnen den Beginn der neuen Frauenbewegung (vgl. KU: Der erste Bundesfrauenkongress in Frankfurt markiert den Beginn der neuen deutschen Frauenbewegung, 11.-12. März 1972 Zeitgeschichte in Hessen http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4339 > (Stand: 28.9.2016.“</ref>


Ursula Linnhioff gewann in der Medienstadt Köln eine gewisse Bekanntheit. 1973 wurde sie für eine WDR-Sendung mit Carola Stern und Ursula Lehr angefragt.[21] Im Gleichen Jahr 1973 waren Linnhoff wie auch Erler an einem Filmprojekt beteiligt, bei dem der WDR Protagonistinnen von Frauengruppen aus NRW interviewte.[22]


Sozialistisch-Feministische Aktion / SOFA

Auf einer Bonner Liste tauchte die beruflich in Bonn beheimatete Linnhoff als Mitglied des sozialistisch ausgerichteten „Arbeitskreis Emanzipation“ (AKE) auf.[23] Darin waren SDS-nahe Frauen aus der Studentenbewegung wie die Journalistin Florence Hervé, aber auch berufstätige Mitfrauen des SPD-nahen 'Montags-Clubs'[24] Der AKE nannte als Ziele u.a. "Befreiung der Frau von ihren materiellen, rechtlichen und ideologischen Fesseln."[25] Sie zielten dabei auf eine "grundlegende Demokratisierung der Gesellschaft [...] 1969 formulierte es der Arbeitskreis so: `Wenn die gesellschaft die Frauen nicht emanzipieren kann, müssen die Frauen and er Emanzipation der geselllschaft mitarbeiten.'"[26]

1972 gründete Ursula Linnhoff dann in Köln gemeinsam mit anderen Frauen die Gruppe Sozialistisch-Feministische Aktion / SOFA Köln, die sich aus dem Frauenforum wegen politischer Differenzen abgetrennt hatte. Schwerpunkt dieser Organisation war die Auseinandersetzung mit dem herrschenden kapitalistischen und patriarchalen System und der Versuch, den Kampf gegen den Kapitalismus und gegen das Patriarchat zu vereinen.

"Wir verteilten Flugblätter mit dem Aufruf _Frauen in den Betriebsrat" vor der Firma 4711 und verstanden nicht, daß die Betroffenen uninteressiert waren. Wir verstanden nicht, daß die Gewerkschaftsfrauen nicht mit uns reden wollten."[27] [...] "Wenn ich heute mit manchen Frauen aus unserer damaligen Gruppe, …] so verstehen wir selbst nicht mehr, wie wir so ungemein euphorisch sein konnten. Auf der anderen Seite - vielleicht sind wir es ja heute noch, sonst würden wir ja gar nicht mehr in der Frauenbewegung arbeiten, wir würden gar nicht mehr weiterkämpfen, so viele Hindernisse in Kauf nehmen, in diesem so traurigen Land.“[28](1977)

Als Führungspersönlichkeit war sie häufiger Kritik ausgesetzt. Ihr Credo lautete:

"Ich bin Frau, ich bin sozialistisch-feministisch, aber ich bin auch ein Mensch, der an allen Fronten versucht, für die Bedingungen und Freiheiten zu kämpfen, die eine menschliche Gesellschaft auszeichnen sollte. Und in diesem Sinne werde ich mich sowohl gegen die Stiefeltritte der Männer wie auch gegen solche von Frauen wehren. Frauen, ich möchte gemeinsam mit Euch stark sein können, gegen das Patriarchat, gegen den Kapitalismus, gegen den Faschismus! Doch ich möchte auch mit Euch schwach sein können, im Vertrauen auf Euer Verzeihen, Eure Zuneigung und Solidarität, die wir für den Kampf brauchen!"[29]

In späteren Jahren war sie von den Verkehrsformen unter Feministinnen sehr enttäuscht, sprach von 'Kopf-ab`-Gehabe, machte einen "Trend zur heimlichen Gewaltsamkeit" aus, "der mich schütteln läßt."[30]

e-f-a

Im Redaktionskomitee der Zeitschrift e-f-a, die vierteljährlich erschien und bei der auch ihre damalige Lebenspartnerin mitarbeitete, verantwortete Ursula Linnhoff mehrere Ausgaben und verfasste Artikel und Gedichte.[31] Die Redaktionsadresse war längere Zeit identisch mit der Privatadresse der Journalistin.[32] 1977 veröffentlichte die vierzigjährige Ursula Linnhoff im letzten Heft der e-f-a einen Rückblick auf ihr politisches Leben „Sieben Jahre danach…“.[33]


Lesbianismus

Ursula Linnhoff war keine sogenannte „Urlesbe“, in Artikeln erwähnt sie manch frühere "weniger intensive 'Männerbeziehung".[34] Die Aktivistin begann jedoch -vermutlich in den späten 1960er Jahren - lesbisch zu leben, was in den frühen 1970ern noch nicht üblich war. Die vierte politische Heimat wurde denn auch die Homosexuellenemanzipationsbewegung. Sie lebte viele Jahre mit der Sozialdemokratin Karin Brücher zusammen und unterhielt freundschaftliche Kontakte zu schwulen (männlichen) Aktivisten; zeitweilig lebte sie in einer Wohnung mit der 'Ikone' der Kölner Schwulenbewegung, Jean-Claude Letist. Später hatte sie über 30 Jahre eine Partnerschaft mit Hilde B.[35]

Schon für die erste Ausgabe der Zeitschrift e-f-a stellte eine Mitarbeiterin, vermutlich Ursula Linnhoff, einen Text über Lesben in den USA zur Verfügung.[36] Die Verfasserin lehnte die radikalfeministische Position der Radical Lesbians ab, nach der Lesbischsein eine Avantgarde-Position impliziere.
"Wir meinen, dass sich auch in homosexuellen Beziehungen das Geschlechtsrollensystem - weiblich - männlich repoduzieren kann, auch in Beziehungen wirklicher Homosexueller. Nicht dadurch, daß eine Frau homosexuell ist, hat sie auch schon per se männerfixierte Verhaltensweisen überwunden."[37]
Es bestehe sogar die Gefahr, dass sich einzelne Lesben hypermaskulin verhalten würden. Die Verfasserin, vermutlich Ursula Linnhoff, hob hervor:
"Wie es unter den heterosexuellen Gruppen der Frauenbefreiungsbewegung solche gibt, die sich vorwiegend mit Theorie und Praxis gesellschaftlicher Emanzipation beschäftigen und solche, die sich mit persönlicher Emanzipation, mit Selbstfindung und Selbstbewußtseinsbildung befassen, so wird es auch unter den homosexuellen Frauen diese zwei Gruppen geben."
Reine Selbsterfahrungsgruppen lehnte sie. Dagegen befürwortete sie als Sozialistin das allgemeinpolitische Engagement von Lesben:
"In dem Moment aber, wo die weiblichen Homosexuellen es fertigbringen, ihre Sozialisierungszwänge zu verlassen, in dem Moment werden auch sie für alle, die auf eine progressive Veränderung der Gesellschaft hinzielen, zu wertvollen Verbündeten. Damit ist dann die Sache der weiblichen Homosexuellen zu einem Faktor in einem übergreifenden, nicht mehr individuellen, sondern gesellschaftlichen Anliegen geworden."[38]

Um die lesbophobe Diskriminierung zu vermindern forderte sie, Lesben nicht länger über die Wahl ihres Sexualobjekts zu definieren, konnte aber auch keine überzeugenden Alternativen benennen.[39]

Jede Ausgrenzung von Lesben gegenüber bisexuellen Frauen lehnte Linnhoff ab, weswegen sie sich von der Praxis des sog. Pfingsttreffens 1977 geschockt zeigte, das bisexuelle Frauen ausgeladen hatte.[40] Da sie dies auch in den Kontext aufkommenden Faschismus stellte, erhielt sie scharfe Gegenreaktionen.[41] Auch ihr Grundlagenwerk zu lesbischen Themen und der Lesbenbewegung zog massive Kritik auf sich.

Internationalismus

Ursula Linnhoff knüpfte schon als Jugendliche begeistert Kontakte zu Menschen anderer Herkunft. Sie hat durch ihre Berufswahl im Sektor Entwicklungshilfe mehrere Kontinente und viele Länder bereist, in Afrika und Südamerika zeitweilig gelebt. Sie war eine der ersten Frauen, die im Westen auf die Thematik der Beschneidung von Mädchen in afrikanischen Kulturen hinwies.[42] Als Folge ihrer im Dienste des Entwicklungshilfe-Ministeriums gewonnen Kenntnisse und als weiteres frauenpolitisches Engagement gründete sie in Köln den Verein „Frauen der Welt e.V.“ mit. Er gab Publikationen heraus und organisierte Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem FrauenMuseum Bonn. In einer Selbstdarstellung heißt es:

"Frauen der Welt“ ist von Frauen der unterschiedlichsten Berufsgruppen gegründet worden. Alle Frauen, die aus den unterschiedlichsten Gruppierungen der 'Neuen Frauenbewegung' kommen, haben sich entschieden, z.B. sowohl Frauen-, als auch Jugendfragen im Rahmen internationaler Zusammenarbeit anzugehen und so nach Strategien für interkulturelle Kommunikation zu suchen."[43]

In späteren Jahren engagierte sie sich gegen Ausländerfeindlichkeit und verknüpfte 1977 den Anstieg von Übergriffen gedanklich mit neuem Faschismus.[44]

Lebensmitte bis -ende

Ursula Linnhoff zog sich stärker aus der Öffentlichkeit zurück. Das Engagement für Frauenthemen blieb erhalten, auch wenn sie sich jetzt anderen Feldern zuwandte, der Literatur, der Geschichte. Sie veröffentlichte z.B. ein Buch über frühe Emanzipierte und Kämpferinnen des 19. Jahrhunderts. 1982-1999 war sie Mitglied der GEDOK Köln, Fachgruppe Literatur.[45] Später trat sie im dem Verband deutscher Schriftsteller, Bezirk Köln bei.[46] Treu blieb sie dem Thema der Frauen im Ausland. In ihren letzten Lebensjahren beschäftigte sie die Auseinandersetzung mit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Das Leid der dortigen Menschen hat sie in bisher noch nicht veröffentlichen lyrischen Texten dargestellt.[47] Ursula Linnhoff starb mit 75 Jahren, sie ist auf dem Poppelsdorfer Friedhof in Bonn beerdigt.[48] Es erschienen zwei Nachrufe; vom VS (Verband deutscher Schriststeller Bezirk Köln) und von einer Weggefährtin aus Berlin aus dem Frauenarchiv FFBIZ.

Vermutlich die damalige Leiterin, Ursula Nienhaus, schrieb mit Bezug auf Linnhoffs Buch über die Schriftstellerinnen und Kämpferinnen des 19. Jahrhunderts: "Als wir 1978 das FFBIZ gründeten, konnten wir an solche, uns lebhaft vorgestellte weibliche Traditionen anknüpfen und dabei lernen, das (sic) 'Frauengeschichte' und gender studies für nachfolgende Generationen besser bewahrt werden müssen."[49]

Literatur von Ursula Linnhoff

  • Brunhilde Sauer; Ursula Linnhoff: Berufliche Bildungschancen von Frauen. Analyse der Literatur in der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Schweden sowie in der CSSR, DDR und UdSSR, Göttingen Schwartz, 1976 (=Schriften der Kommission für Wirtschaftlichen und Sozialen Wandel 35) [UB Uni Bochum]. Zusammen mit der Kölner Dozentin der PH Köln Brunhilde Sauer gab Ursula Linnhoff diese Studie heraus. Hier handelte es sich um klassische berufssoziologische Forschung. Vereinzelt zitiert: Vocational training opportunities for women, by Ursula Linnhoff and Brunhilde Sauer. Gottingen: Verlag Otto Schwartz 1976. Die Veröffentlichung erfolgte vor einem Diskurszweig "Feministische Entwicklungspolitik" aus den 1980er Jahren.[50]
  • Die Rolle der Frau in Entwicklungsländern. Möglichkeiten der Kooperation zwischen Frauenorganisationen; [der] Fall Chile, Freiburg i. Br. [1970]
  • Beitrag (über die Kehrseite von Entwicklungsprojekten in Kamerun und entwicklungspolitische Planspiele), in Deutsche Stiftung für Entwicklungsländer/ Deutsche Stiftung für Internationale Entwicklung (Hg.): E+Z (Entwicklung und Zusammenarbeit), Bände 13-14, 1972. [51]
  • Brunhilde Sauer; Ursula Linnhoff: Konkrete Ansatzstellen zur aktiven Förderung beruflicher Bildungschancen von Frauen. Unter besonderer Berücksichtigung der internationalen Literatur. Vorstudie Köln 1974 [Österreichischer Bibliotheksverbund]
  • Die neue Frauenbewegung. USA - Europa seit 1968, Köln Kiepenheuer § Witsch 1974 (= pocket 51).
Mit dem Sammelband machte sie sowohl die wichtigsten Text der Women's Liberation zugänglich, die seit Mitte der 1960er Jahre erschienen waren, als auch Grundlagentexte bundesdeutscher, ideologisch unterschiedlicher Frauengruppen, u.a. der Kölner Frauengruppen S.O.F.A. und FBA. Damit popularisierte sie erstmals die seit Mitte der sechziger Jahre veröffentlichten 'Traktate' der us-amerikanischen Frauenbewegung, der sog. Women’s Lib, aber sie machte auch Ansätze ideologisch verschiedener westdeutscher Gruppen bekannt. Ziel der Publikation war, die Neue Frauenbewegung als weltweites (westliches) Phänomen zu vermitteln und die unterschiedlichen theoretischen politischen Ansprüche, die verschiedenen Stratgien und Praxen zu dokumentieren. Allerdings ließ sie die Anti-§218-Gruppen außen vor.[52]. Ein Adressverzeichnis von Frauengruppen, in Zeiten ohne gedruckte Massenmedien oder gar Internet stellte dies eine bedeutende Infoermationsquelle - rundete das Büchlein ab. Dieses war aufgrund der großen Entwicklungen schon bei Erscheinen inaktuell.
  • Die neue Frauenbewegung in der Bundesrepublik (und - zum Vergleich - in den USA), in: Vorgänge. Zeitschrift für Gesellschaftspolitik, Jg. 13(1974) H. 8: Women's Lib in der Bundesrepublik, S. 70-80 (Auszüge)
  • Ursula Linnhoff: Die Neue Frauenbewegung, USA - Europa seit 1968, in: DVZ, 9/1974 (Im Bestand des FFBIZ)
  • Warum habe ich "Die Neue Frauenbewegung USA-Europa seit 1945" geschrieben?, in: Frauen 1074, H. 4, S. 7.
  • Auf der Suche nach einem Sozialismus-Begriff, in: e-f-a, 1074, H. 4, S. 12-13.
  • Zur Lage der Frau im Nahen Osten, in e-f-a, 1974, H. 8, S. 4-9.
  • Rezension zu "Psychoanalyse der weiblichen Sexualität", in efa, 1974/75, H. 6/7, S. 30.
  • Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus. Politischer Kommentar, Wiederabdruck in: Protokolle. Informationen für Frauen, Münster 1977 H. 16, S. 39. Wiederabdruck Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus, in: Frauen international. Was wir wollen, 1978, H. 1/2/3 , S. 70-71 (Bibliothek STICHWORT | Wien)
  • Prüfungsbericht: "Review Mission". African Training and Research Centre for Women/Addis Abeba, 9.-24. März 1978 und Exkurs zu Möglichkeiten der Frauenpolitik in Tanzania, Samia und Kenia, Köln 1978.
  • „Weibliche Homosexualität. Zwischen Anpassung und Emanzipation“, Köln Kiepenheuer & Witsch 1976 (= pocket 70)
    In dieser Veröffentlichung gab Ursula Linnhoff einen knappen Überblick über einige Diskurse und machte Interviews. Das Buch wurde ins Spanische übersetzt.<ref>La homosexualidad femenina, Barcelona Anagrama, 1978. Die Rezeption in Deutschland war eher negativ, vgl. Marion Hayens: Konflikte unter die Bettdecke gesteckt. Ursula Linnhoff: Weibliche Homosexualität - Zwischen Anpassung und Emanzipation in Courage. Berliner Frauenzeitung, Jg. 2 (1977), H. 3, S. 45. Sie kritisierte die zu geringe Datenbasis In der Lesbenzeitung UKZ. Unsere kleine Zeitung von und für Lesben erschien zunächst ein Auszug, in: UKZ, 1976 H. 11, S. 30, dann kamen Verrisse, vgl. UKZ (1977) H. 3, in: UKZ, 1977, Heft: 3, Zur Kritik an meinem Buch v. Ursula Linnhoff S. 26. Erwiderung v. Ilse S. 27.
  • Das zweifache Stigma. Zu einer Kulturgeschichte lesbischen Sexualverhaltens, in: Joachim S. Hohmann (Hg.): Der unterdrückte Sexus. Historische Texte zur Homosexualität, Lollar/Lahn Andreas Achenbach, 1977 , S. 113-127.
  • Study advancement of women in Jordan. 1978 (Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek )
  • Sieben Jahre danach, in: e-f-a, 5. Jg. [1978], H. 14/15, S. 3-7.
  • ggf. Mitarbeit an: Franz Filser (Hg.) Die Frau in der Gesellschaft Herausgegeben von: Stuttgart : Reclam 1977 (=Arbeitstexte für den Unterricht
  • „Zur Freiheit, oh, zu einzig wahren." Schreibende Frauen kämpfen um Ihr Recht, Köln Kiepenheuer & Witsch, 1979
1979 kam Ursula Linnhoff zu ihren Wurzeln zurück, indem sie eine literaturwissenschaftliche Thematik behandelte. Für das Werk verfasste sie Biografien und analysierte Schriften von Vorreiterinnen der Emanzipationsbewegung des 19. Jahrhunderts. Damit machte sie u.a. Frauen wie Mathilde Franziska Anneke oder George Sand bekannter. Allerdings wurde ihr von der Fachwelt z.T. unsauberes wissenschaftliches Arbeiten vorgeworfen.<ref>Rezension einer späteren Auflage: Ulrich Engelhardt, in: Archiv für Sozialgeschichte. 25(1985), S. 575; (der Link ist nicht aufzurufen: http://library.fes.de/jportal/receive/jportal_jparticle_00011968Zum Plagiatsvorwurf Humanistische Union (Hg.): Vorgänge, Bd. 19, ….. H- 43-48, S. 108 und S. 111.
  • Beitrag in: Marianne Pitzen; Frauen formen ihre Stadt (Hgg.) Utopia, Bonn/Sankt Augustin 1984. (=Frauen formen ihre Stadt).
  • Beitrag mit lnge Broska; Maggie Kaiser, in: Frauen-Museum Bonn (Hg.): Semiramis, Bonn Selbstverlag 1987.
  • mit Ute Martensen; Brita Rösler: Lumelang Basali! Guten Tag Frauen! Köln 1988.
Nach der Gründung des Vereins „Frauen der Welt e.V.“ gab sie mit zwei anderen Frauen einen Begleitkatalog zu den Afrika-Frauen-Wochen sowie einige Ausstellungskataloge heraus.'
  • Ursula Linnhoff ; Frauen der Welt - Büro für Interkulturelle Bildung und Begegnung [Red.]: Kenianische Künstler sehen kenianische Frauen, 1991.
  • Frauen der Welt (Hg.): Karibik-Frauen-Wochen. Frauen, Kunst und Kultur. Sozioökonomische Hintergründe – Frauenpolitik, Köln 1992.
  • Mit Christine Hardt-Deme; Iris Schumacher: Frauenadressbuch—weltweit, Frauen EINER Welt-Aktionsforum Nord-Süd e.V. (Wuppertal, Germany) Düsseldorf ECON-Taschenbuch- Verlag 1995 (= Econ-Praxis für Frauen).
  • Ursula Linnhoff; Margit Stolzenburg: Einig Frauenland? Mütter und Töchter in West und Ost, Berlin Verlag Neues Leben, 1995.

Auf die Maueröffnung reagierte sie, indem sie mit einer "Ost-Frau" zusammen einen Interviewband herausgab, in dem - abwechselnd geführte - Interviews mit Müttern und Töchtern aus Ost und West abgedruckt wurden.

  • mit Hilde Bohnenkämper ; Helga Scholten: Frauen EINER Welt, Aktionsforum Nord-Süd: Der Weg der Frauen in Namibia. Ein Beitrag zum Thema Frau und Entwicklung im Südlichen Afrika, Unterrichtsreihe für die Sekundarstufe I, Klassen 7-10 Wuppertal 1996.

Literatur über Ursula Linnhoff

  • Marie-Theres Knapper: Feminismus--Autonomie—Subjektivität. Tendenzen und Widersprüche in der neuen Frauenbewegung, Bochum Germinal, 1984.

Archivalien


weblinks

Einzelnachweise

  1. Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann.
  2. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus, in: e-f-a, 1977, H. 13, S. 4-6, hier S. 4.
  3. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, S. 4; Vgl. Nachruf des VS vom 04.04.2011, online nicht mehr einsehbar, Kopie im Archiv Köfge, Ordner Linnhoff.
  4. Vgl. u.a. Ursula Linnhoff: Das faschistische Frauenbild in Deutschland, Italien und unter dem Vichy-Regime, in: e-f-a, Jg. 5,1977, H. 13, S. 7-9.
  5. Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann. In Frage kommen die Rudolf-Steiner-Schule, die Christian Morgenstern Schule oder die Troxler Schule.
  6. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, S. 4.
  7. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 4.
  8. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, S. 4. Mit Sicherheit handelte es sich um den Film Nacht und Nebel von Alain Resnais.
  9. Zum beruf vgl. Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann.
  10. Eine frühe Veröffentlichung ist Die Rolle der Frau in Entwicklungsländern. Möglichkeiten der Kooperation zwischen Frauenorganisationen; [der] Fall Chile, Freiburg i. Br. [um 1969/1970] im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Arnold-Bergstraesser-Institut.
  11. Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1978, H. 14/15, S. 3.
  12. Vgl. http://repository.uneca.org/bitstream/handle/10855/6421/BIB-46391.pdf?sequence=1.
  13. Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.
  14. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.
  15. Zum ersten Mal war sie von 1979 bis 1999 Mitglied der GewerkschaftVerband deutscher Schriftsteller, ein zweites Mal von 2003 bis 12011 (jeweils Bezirk Köln). Auskunft per Email von Dietmar Damwerth, 2019 Geschäftsführer VS-NRW, vom 17. Dezember 2019 an die Verf.
  16. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.
  17. Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl: Klatschmohn. Eine Geschichte aus der Frauenbewegung, Köln Kiepenheuer & Witsch 1984 schrieb „Ursel Linnhoff, eine Wucht von Weib, mit scharfem Witz und böser Zunge, hatte die älteste Kölner Frauengruppe mitgegründet, das Frauenforum. Das Frauenforum seinerseits war 1970 (sic) aus einem „Politischen Nachtgebet“ hervorgegangen“.
  18. Ursula Erler: Die neue Sophie oder Der Beginn einer längst fälligen Gattung der Literatur, Starnberg Raith 1972, S. 108-127; vgl. evtl. auch Ursula Erler: Die Lesbe, in: Lange Reise Zärtlichkeit, Köln Literarischer Verlag Helmut Braun KG 1978, S. 98-102.
  19. ebenda, S. ___
  20. Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.
  21. Die Sendung, ausgestrahlt am 5. Jan. 1973, wurde von Frauen der Aktion 218 gezielt gestört, wobei Ursula Linnhoff als Feministin ‚verschont‘ werden sollte. Vgl. Rundschreiben: Entwurf für Verhaltensweisen bei der Fernsehsendung am 5. Jan. 1973, Archiv Köfge. Vgl. dazu den Bericht einer der Federführerinnen in: Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl: Klatschmohn. Eine Geschichte aus der Frauenbewegung, Köln Kiepenheuer & Witsch 1984, S. 50-53.
  22. Hierzulande – Heutzutage, o.D. Frauengruppen, WDR, 27 Minuten.
  23. Ingeborg Boxhammer: Chronik lesbischer Frauen und Aktivitäten in Bonn und Umgebung online. Bonn 2008/2012. Online-Projekt Lesbengeschichte. Boxhammer, Ingeborg/Leidinger, Christiane, online unter http://www.lesbengeschichte.de/staedte_bonn_d.html mit bezug auf Material im Bonner Feministischen Archiv.
  24. Dieser arrivierte Club wurde 1967 durch Annemarie Renger und Hannelore Fuchs ins Leben gerufen, vgl. Ingeborg Boxhammer: Chronik. Vgl. Thilo Novak; Thomas Roth: Florence Hervé. Eine politische Biographie, in: Annette Kuhn; Brigitte Mühlenbruch; Valentine Rothe; Hauptseminar '100 Jahre Frauenstudium an der Universität Bonn': 100 Jahre Frauenstudium. Frauen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Dortmund Ed. Ebersbach 1996, S. 249-254.
  25. ebenda, S. 251.
  26. Zitat aus: Zeitschrift Akut vom 7.11.1969, hier zitiert nach Novak; Roth, S. 251; vgl. auch AKE Bonn, Grundsatzerklärujng, Satzung, verfielfältige Broschüre, Bonn 1972.
  27. S. 3-4.
  28. Ebenda, S. 4.
  29. ebenda.
  30. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.
  31. Z.B. die Gedichte Männer IV / Verdienste, in: e-f-a, Jg. 2, 1974, H. 5, S. 11; Männer I, in e-f-a, 3. Jg. 1975. H. 8, S. 16.
  32. Sie wohnte zu der Zeit in Bayenthal, Samariterstr. 8.
  33. Die Reflexionen waren durch die zahlreichen Rückblicke von Männern ihrer Generation angeregt, die als 68er (oder 67er) „von ihren Sünden und Fehlern berichten, ein Fazit ziehen, nachdem wo ich hinschau, in vielen Blättern Nostalgie und geschichtszugewandte Rückbesinnung erfolgt, bin auch ich eingestimmt, meinerseits Bilanz zu ziehen im Zusammenhang zur Neuen Frauenbewegung, in der ich nun schon seit sieben Jahren arbeite.“ Sie wolle vermitteln, wie sie die Zeit erlebt habe und noch erlebe, und sie wolle davon berichten, womit sie sich so lange beschäftigt habe: „…die Frauen, den Feminismus, die Männerbünde, den Marxismus, den Sozialismus. Wenn ich von meinem Erleben spreche, ist das Geständnis wichtig, daß sich an, in und mit der Frauenbewegung mein Leben verändert hat.“ Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre …“, in: e-f-a, Jg. 5, 1978, H. 14/15, S. 3-7.
  34. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.
  35. Auskunft von Hilde B., Mail +++. Ursula Erler legte Linnhoff in ihrer romanhaften Biografie daher fälschlicherweise das Zitat in den Mund: „Mit Männern verhandle ich, aber mit ihnen lebe ich nicht.“, in: Erler, Sophie, S. 115.
  36. NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17-19. Es handelte sich u.a. um Auszüge aus einem Text aus dem Sammelband: Liberation now! Writings from the Women's Liberation Movement, New York, N.Y. Dell Publishing, 1971. Die Verfasserin hatte vermutlich gerade eine Recherche über die USA für ihr Buch über Homosexualität von Frauen fertig gestellt: Ursula Linnhoff, Weibliche Homosexualität zwischen Anpassung und Emanzipation. Köln 1976.
  37. NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17.
  38. Ebenda, S. 18.
  39. "In dem Moment wo die wirklich homosexuellen Frauen durch sich selbst und andere nicht mehr vorwiegend aufgrund der Wahl ihres Sexualobjekts definiert werden, sondern sich ein kollektives, gesellschaftsbezogenes Selbst- und Fremdverständnis ergibt, beginnt auch der gesellschaftliche Integrationsprozeß." Ebenda, S. 18. Im weiteren Verlauf des programmatischen Textes gab die Verfasserin zu erkennen, dass weder allein der Kampf um homosexuelle Rechte noch allein der Sozialismus zu einer befreiten Gesellschaft führen könnte.
  40. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.
  41. Barbara Winkelmann und Ortrud Raabe entgegneten: "Das Recht homosexueller Frauen, ihre Probleme hinsichtlich Arbeitsplatz, Elternhaus, Sexualität zu diskutieren, sollte doch wahrlich wenigstens einmal im Jahr respektiert werden. Oder sind lesbische Frauen schon deshalb Faschistinnen, weil sie so viel mit der bisexuellen Frau gemeinsam haben wie wir mit der Sexualität der Frau von nebenan?", Barbara Winkelmann ; Ortrud Raabe: Erwiderung, in: e-f-a, 4. Jg. 1978, 14/15, S. 6. Die Verfasserinnen referierten ironisch auf Linnhoffs Auslandsstudium und ihre anscheinend stolz demonstrierte enge Kooperation mit Männern. - Die Debatte erinnert an in den vergangenen Jahren im Kontext der Queerdebatte geführten Zugangs-/Ausschlussdiskurse.
  42. Ursula Linnhoff: Klitorisbeschneidung, in e-f-a, 1978, H. 14/15, S. 21/22. 1976 hatte es die vermutlich erste weltweite Tagung dazu gegeben: Crimes against women. Proceedings of the international tribunal, Millbrae, Calif. Les Femmes 1976.
  43. Verein zur Förderung von Kunst und Literatur im Rheinland e.V. (Hg:) Stadtbuch Köln 91/92, Köln Volksblatt [1991], S. 175. Diese Aktivitäten fanden um die Zeit statt, dass schwarze und jüdische Frauen Kritik an der (radikalfeministischen deutschen) Frauenbewegung übten, vgl. Verein für Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen e.V. (Hg.): Blick zurück im Zorn. Dokumentation des Kongresses "Frauen gegen Nationalismus - Rassismus/Antisemitismus - Sexismus" 16.-18. November 1990 in Köln, Köln 1990. Der Verein hatte aber vermutlich überwiegend weiße deutsche Frauen als Mitglieder.
  44. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, S. 4: "Es fängt an mit meinen Erlebnissen in der Kölner Straßenbahn, wo immer wieder besonders die Gastarbeiterkinder, wenn sie nur einen Schritt zu viel tun, mit Worten und mit Drohgesten kaputt gemacht werden. Sehr oft nimmt das Formen an, wo ich nicht mehr an mich halten kann, und dann meinerseits völlig allein - doch ich spreche ja hochdeutsch und sehe trotzdem nicht mehr studentisch aus und deshalb gibt man mir keine Ohrfeige - losschreie, man möge doch diese Kinder [...] endlich in Ruhe lassen." Sie hörte dann öfter "Der Hitler müsse wieder kommen".
  45. Vgl. Archiv Gedok Ordner Mitglieder L; sie wohnte damals in Köln-Merheim, Warendorferstr. 6.
  46. Die Mitgliedschaft währte von 1.2.2003 bis 10.2.2011.
  47. Vgl. Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann, dass Ursula Linnhoff 2005/2006 dazu gearbeitet habe. Vgl. Nachruf des VS vom 04.04.2011, online nicht mehr einsehbar, Kopie im Archiv Köfge, Ordner Linnhoff. Dort heisst es zu ihrer Lyrik: "Waren ihre Verse auch traditionellen Formen verhaftet, so wiesen die Inhalte sie als Dichterin aus, die im hier (sic) und heute (sic) vewurzelt ist und Perspektiven für die Zukunft entwickelt."
  48. Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann.
  49. [Ursula Nienhaus]: "Wir trauern um: Ursula Linnhoff. [FFBIZ/Berlin], Kopie Köfge Ordner Linnhoff.
  50. Vgl. zum Beispiel die Kontaktstelle Frauen und Dritte Welt des Vereins Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen e.V.
  51. https://books.google.de/books?id=IbXqAAAAMAAJ&q=%22ursula+linnhoff%22&dq=%22ursula+linnhoff%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiL3P_Dj6zmAhW7w8QBHTpHAU44HhDoAQhNMAY.
  52. Vgl. die Rezension online http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1976/1976-03-b-187.pdf)

FrauenGeschichtsWiki ist ein Projekt des Kölner Frauengeschichtsverein e.V. Viele Informationen stammen aus unserem Vereinsarchiv. Erste Recherchen erfolgten durch Inge Lattermann. Wir freuen uns über weitere Hinweise an kfvg@netcologne.de.