Ursula Linnhoff: Unterschied zwischen den Versionen

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==Politisches Engagement==
 
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Mitgerissen von dem Aufbruch junger Linker wurde Ursula Linnhoff Mitglied der SPD (ob sie SDS-Mitglied war muss noch offen bleiben) und war - zumindest in ihren späteren Lebensjahren - aktiv in der Gewerkschaft.<ref> Vom 1.2.2003 bis 10.2.2011 war sie Mitglied im ''Verband deutscher Schriftsteller'', Bezirk Köln.</ref>
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Mitgerissen von dem Aufbruch junger Linker wurde Ursula Linnhoff Mitglied der SPD (ob sie SDS-Mitglied war muss noch offen bleiben). Ihre politische Heimat in Köln wurde die Linke rund um den Republikanischen Club.  
Ihre zweite politische Heimat war die Linke rund um den Republikanischen Club.  
 
 
 
 
<blockquote>''"Ich schloß mich psychisch der Apo-Studentengeneration an. Ich dachte wie die nach über Feminismus, Sozialismus, Politik, Individuum und Gesellschaft, Individuum und Sexualität, d.h. über all die Dinge, worüber die meisten meiner Generation, die jetzt Anfang 40jährigen, nie reflektiert haben. […] Ich nenne die Jahre 1971 und 72 so meine ‚wilden politischen’ Jahre. Damals saßen wir, die Frauengruppen, Seite an Seite mit Elterninitiativen, Kinderladeninitiativen, Gruppen und Grüppchen im republikanischen Club. Alles war zu tun, alles war zu ändern. Wir glaubten, jede Veränderung müsse morgen schon eintreten. Der Glaube war gigantisch. So organisierten wir beispielsweise einen eigenen Wahlkampf für die Unterstützung der sozial-liberalen Koalition."<ref>Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.</ref>''</blockquote>  
 
<blockquote>''"Ich schloß mich psychisch der Apo-Studentengeneration an. Ich dachte wie die nach über Feminismus, Sozialismus, Politik, Individuum und Gesellschaft, Individuum und Sexualität, d.h. über all die Dinge, worüber die meisten meiner Generation, die jetzt Anfang 40jährigen, nie reflektiert haben. […] Ich nenne die Jahre 1971 und 72 so meine ‚wilden politischen’ Jahre. Damals saßen wir, die Frauengruppen, Seite an Seite mit Elterninitiativen, Kinderladeninitiativen, Gruppen und Grüppchen im republikanischen Club. Alles war zu tun, alles war zu ändern. Wir glaubten, jede Veränderung müsse morgen schon eintreten. Der Glaube war gigantisch. So organisierten wir beispielsweise einen eigenen Wahlkampf für die Unterstützung der sozial-liberalen Koalition."<ref>Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.</ref>''</blockquote>  
  
 
Obwohl Anhängerin des Sozialismus suchte sie die Verwirklichung ihrer Utopie in der SPD, betonte explizit, sie sei "keine DKP-Sympatisantin" (sic), wobei sie die Berufsverbote ablehne.<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.</ref>  
 
Obwohl Anhängerin des Sozialismus suchte sie die Verwirklichung ihrer Utopie in der SPD, betonte explizit, sie sei "keine DKP-Sympatisantin" (sic), wobei sie die Berufsverbote ablehne.<ref>Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.</ref>  
 
Zu den Geschehnissen und Strömungen der Zeit wie den Anschlägen und der anschließenden Verfolgung der RAF nahm sie dagegen keine Stellung.
 
Zu den Geschehnissen und Strömungen der Zeit wie den Anschlägen und der anschließenden Verfolgung der RAF nahm sie dagegen keine Stellung.
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In späteren Jahren war sie aktiv in der Gewerkschaft.<ref>Zum ersten Mal war sie von 1979 bis 1999 Mitglied der Gewerkschaft''Verband deutscher Schriftsteller'', ein zweites Mal von 2003 bis 12011 (jeweils Bezirk Köln). Auskunft per Email von Dietmar Damwerth, 2019 Geschäftsführer VS-NRW, vom 17. Dezember 2019 an die Verf.</ref>
  
 
==Neue Frauenbewegung /Frauenforum==  
 
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Version vom 17. Dezember 2019, 14:34 Uhr

Ursula Linnhoff (* 27. September 1936 in Wuppertal; † 10. Februar 2011 in Köln (?)) war eine lesbische Sozialistische Feministin und Publizistin in Köln sowie freiberufliche entwicklungspolitische Gutachterin in Köln.


Kindheit und Ausbildung

Ihre Kindheit verbrachte Ursula Linnhoff in Wuppertal. Die Eltern waren in der Textilbranche tätig: ihre Mutter Hilde Linnhoff als Hutmacherin, der Vater Gerhard Linnhoff als Herrenschneider.[1] Ggf. hatte sie einen Bruder. Sie wuchs während der Nazizeit auf. Ihre diesbezüglichen Kindheitserinnerungen zeugen von Ambivalenz. "Obgleich ich weiß, daß ich als 6jährige mit einer Papiermütze hinter der Hitlerjugend hermarschierte und vor jedem SS-Uniformierten 'Heil Hitler' machte, erinnere ich mich auch der Zeit, da meine Familie jüdische Geschäftsfreunde versteckte."[2] Als prägendes Kindheitserlebnis blieben ihr laut einem Nachruf die Brandbombenangriffe auf Wuppertal 1943 und die "Begegnung mit dem Tod" Tod in Erinnerung.[3] Als erwachsene Frau setzte sie sich aus Angst vor einem neuerlichen Faschismus mit dem Nationalsozialismus auseinander.[4]

Das Mädchen machte Abitur auf einer Wuppertaler Waldorfschule.[5]

Anschließend studierte Ursula Linnhoff in Freiburg, Wien, Münster, Paris und Wien die Fächer Germanistik, Romanistik, Erziehungswissenschaft und Theaterwissenschaft. Sie war sehr Literatur-begeistert, russische und französische AutorInnen haben sie besonders fasziniert. Schon während ihrer Studienzeit und auf Reisen unterhielt Ursula Linnhoff intensive Kontakte zu ausländischen Kommilitonen oder Mitreisenden und lernte Überlebende der Nazidiktatur kennen. "[...] in den fünfziger Jahren befreundete ich mich in Wien mit einer französischen Kommilitonin, die, wie sie mir später erzählte, nur um ein Haar einer 'Frauen- und Kinder-Geisel-Erschießung' entgangen war."[6] Dennoch war sie längere Zeit arglos, was ihre ‚deutsche Vergangenheit‘ anging. In einer späteren Reflexion erinnert sie sich:

"Ebenso sind mir noch Gespräche in Jugendherbergen in England, Ende der fünfziger Jahre auf Jiddisch im Ohr, in denen ich mich mit jungen Juden aus Osteuropa, die nach Israel einwandern wollten, über Nazi-Deutschland unterhielt. Immer wieder vertrat ich damals die Meinung, diese Nazi-Geschichten gingen mich nichts an, von der Schuld jener Zeit fühlte ich mich frei. Ich sei damals noch ein Kind gewesen und in jedem Falle würde ich international empfinden. Weiß Gott, ich dachte wirklich so und mit Deutschen fühlte ich mich - studierend zwischen London, Wien und Paris - so wenig identifiziert wie mit Adenauer und der CDU."[7]
Erst ein Kinobesuch brachte die Wende, sie wurde durch einen Film mit den Gräueln konfrontiert:
"[...], ich denke auch an einen Film mit vielen Skeletten und Leichen in Massengräbern. Ich vergesse diesen Film nie, ich muß etwa im Jahre 1959 mit meiner damaligen Zimmerwirtin hinein gegangen sein. Uns war hinterher hundeelend, und wir tranken gemeinsam eine ganze Flasche Korn, um wieder einigermaßen fröhlich zu werden."[8]

Erste Berufstätigkeit

1969 zog Ursula Linnhoff nach Köln und arbeitete im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit als entwicklungspolitische Gutachterin und weilte zu längeren Aufenthalten in Südamerika.[9] Sie bezeichnete sich damals als Wissenschaftlerin im Staatsdienst.[10] Nach wenigen Jahren der Berufstätigkeit begann sie 1971, an der Universität zu Köln Soziologie zu studieren und schied mit 35 Jahren "aus dem etablierten Berufsleben aus".[11] Sie wurde freie Expertin für Entwicklungshilfe.[12]. Zudem war sie im Sektor Erwachsenenbildung und als Journalistin tätig. Dem in Köln beheimateten Verein Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen e.V. trat sie erstaunlicherwiese nicht bei.</ref>

Politisches Engagement

Mitgerissen von dem Aufbruch junger Linker wurde Ursula Linnhoff Mitglied der SPD (ob sie SDS-Mitglied war muss noch offen bleiben). Ihre politische Heimat in Köln wurde die Linke rund um den Republikanischen Club.

"Ich schloß mich psychisch der Apo-Studentengeneration an. Ich dachte wie die nach über Feminismus, Sozialismus, Politik, Individuum und Gesellschaft, Individuum und Sexualität, d.h. über all die Dinge, worüber die meisten meiner Generation, die jetzt Anfang 40jährigen, nie reflektiert haben. […] Ich nenne die Jahre 1971 und 72 so meine ‚wilden politischen’ Jahre. Damals saßen wir, die Frauengruppen, Seite an Seite mit Elterninitiativen, Kinderladeninitiativen, Gruppen und Grüppchen im republikanischen Club. Alles war zu tun, alles war zu ändern. Wir glaubten, jede Veränderung müsse morgen schon eintreten. Der Glaube war gigantisch. So organisierten wir beispielsweise einen eigenen Wahlkampf für die Unterstützung der sozial-liberalen Koalition."[13]

Obwohl Anhängerin des Sozialismus suchte sie die Verwirklichung ihrer Utopie in der SPD, betonte explizit, sie sei "keine DKP-Sympatisantin" (sic), wobei sie die Berufsverbote ablehne.[14] Zu den Geschehnissen und Strömungen der Zeit wie den Anschlägen und der anschließenden Verfolgung der RAF nahm sie dagegen keine Stellung. In späteren Jahren war sie aktiv in der Gewerkschaft.[15]

Neue Frauenbewegung /Frauenforum

Die dritte politische Heimat wurde die Frauenbewegung. Die politisch interessierte Frau engagierte sich ab 1971 in der Neuen Frauenbewegung und stellte diesen politischen Zusammenhang als ihre wichtigste Identifikationsbasis dar.[16] Zunächst war sie in einer eher bürgerlichen Gruppe, dem Frauenforum Köln e.V., aktiv. Hier agierten mehrheitlich Hausfrauen und Mütter.[17] In dieser Organisation lernte Ursula Linnhoff die charismatische Ursula Erler kennen, die über die sprengstoffgeladene Begegnung literarisch verarbeitete.[18]

"Damals wurde auch manche Frauenfreundschaft für das Leben geschlossen. Manche dauern bis heute noch an, manche gingen inzwischen kaputt; da war zum Beispiel die Freundschaft mit Ursula Erler, die ich damals zum Eintritt in die SPD bewegte [...]. Lange diskutierten wir damals, welche unsterblichen feministischen Werke zu konzipieren wären. Wir wollten schon damals, 1971, einen Verlag gründen und vieles mehr. Nun, die Freundschaft zerschlug sich, die Kooperation auch; Frauenverlage wurden erst sehr viel später gegründet.[19].

Aber sie beurteilte auch sich durchaus selbstkritisch:

"Als ich 1971 im Anschluß an eine Veranstaltung zum Thema ‚Frauen-Emanzipation’ durch das Kölner Politische Nachtgebet eine Frauengruppe mitgründete, war ich noch ganz die auf Effizienz getrimmte, aufstiegsbewußte, zwar von beruflicher Diskriminierung betroffene, jedoch voll männeridentifizierte Patriarchalin mit Aktenkoffer und Pfennigabsätzen. Sie muß ich heute belächeln, denn seitdem ist viel geschehen [...]".[20]

1971 nahm sie jedoch an der Tagung der Radikalfeministinnen in Frankfurt am Main, dem Bundesfrauenkongress, teil, auf dem entschieden wurde, dass die Gruppen der Aktion 218-Gruppen Aktion 218 Köln zukünftig separat, d.h. ohne Männer, vorgehen sollten. Dieser Kongress am 11.-12. März 1972 markiert für einige ForscherInnen den Beginn der neuen Frauenbewegung (vgl. KU: Der erste Bundesfrauenkongress in Frankfurt markiert den Beginn der neuen deutschen Frauenbewegung, 11.-12. März 1972 Zeitgeschichte in Hessen http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4339 > (Stand: 28.9.2016.“</ref>


Ursula Linnhioff gewann in der Medienstadt Köln eine gewisse Bekanntheit. 1973 wurde sie für eine WDR-Sendung mit Carola Stern und Ursula Lehr angefragt.[21] Im Gleichen Jahr 1973 waren Linnhoff wie auch Erler an einem Filmprojekt beteiligt, bei dem der WDR Protagonistinnen von Frauengruppen aus NRW interviewte.[22]


Sozialistisch-Feministische Aktion / SOFA

Auf einer Bonner Liste tauchte die beruflich in Bonn beheimatete Linnhoff als Mitglied des sozialistisch ausgerichteten „Arbeitskreis Emanzipation“ (AKE) auf.[23] Darin waren SDS-nahe Frauen aus der Studentenbewegung wie die Journalistin Florence Hervé, aber auch berufstätige Mitfrauen des SPD-nahen 'Montags-Clubs'[24] Der AKE nannte als Ziele u.a. "Befreiung der Frau von ihren materiellen, rechtlichen und ideologischen Fesseln."[25] Sie zielten dabei auf eine "grundlegende Demokratisierung der Gesellschaft [...] 1969 formulierte es der Arbeitskreis so: `Wenn die gesellschaft die Frauen nicht emanzipieren kann, müssen die Frauen and er Emanzipation der geselllschaft mitarbeiten.'"[26]

1972 gründete Ursula Linnhoff dann in Köln gemeinsam mit anderen Frauen die Gruppe Sozialistisch-Feministische Aktion / SOFA Köln, die sich aus dem Frauenforum wegen politischer Differenzen abgetrennt hatte. Schwerpunkt dieser Organisation war die Auseinandersetzung mit dem herrschenden kapitalistischen und patriarchalen System und der Versuch, den Kampf gegen den Kapitalismus und gegen das Patriarchat zu vereinen.

"Wir verteilten Flugblätter mit dem Aufruf _Frauen in den Betriebsrat" vor der Firma 4711 und verstanden nicht, daß die Betroffenen uninteressiert waren. Wir verstanden nicht, daß die Gewerkschaftsfrauen nicht mit uns reden wollten."[27] [...] "Wenn ich heute mit manchen Frauen aus unserer damaligen Gruppe, …] so verstehen wir selbst nicht mehr, wie wir so ungemein euphorisch sein konnten. Auf der anderen Seite - vielleicht sind wir es ja heute noch, sonst würden wir ja gar nicht mehr in der Frauenbewegung arbeiten, wir würden gar nicht mehr weiterkämpfen, so viele Hindernisse in Kauf nehmen, in diesem so traurigen Land.“[28](1977)

Als Führungspersönlichkeit war sie häufiger Kritik ausgesetzt. Ihr Credo lautete:

"Ich bin Frau, ich bin sozialistisch-feministisch, aber ich bin auch ein Mensch, der an allen Fronten versucht, für die Bedingungen und Freiheiten zu kämpfen, die eine menschliche Gesellschaft auszeichnen sollte. Und in diesem Sinne werde ich mich sowohl gegen die Stiefeltritte der Männer wie auch gegen solche von Frauen wehren. Frauen, ich möchte gemeinsam mit Euch stark sein können, gegen das Patriarchat, gegen den Kapitalismus, gegen den Faschismus! Doch ich möchte auch mit Euch schwach sein können, im Vertrauen auf Euer Verzeihen, Eure Zuneigung und Solidarität, die wir für den Kampf brauchen!"[29]

In späteren Jahren war sie von den Verkehrsformen unter Feministinnen sehr enttäuscht, sprach von 'Kopf-ab`-Gehabe, machte einen "Trend zur heimlichen Gewaltsamkeit" aus, "der mich schütteln läßt."[30]

e-f-a

Im Redaktionskomitee der Zeitschrift e-f-a, die vierteljährlich erschien und bei der auch ihre damalige Lebenspartnerin mitarbeitete, verantwortete Ursula Linnhoff mehrere Ausgaben und verfasste Artikel und Gedichte.[31] Die Redaktionsadresse war längere Zeit identisch mit der Privatadresse der Journalistin.[32] 1977 veröffentlichte die vierzigjährige Ursula Linnhoff im letzten Heft der e-f-a einen Rückblick auf ihr politisches Leben „Sieben Jahre danach…“.[33]


Lesbianismus

Ursula Linnhoff war keine sogenannte „Urlesbe“, in Artikeln erwähnt sie manch frühere "weniger intensive 'Männerbeziehung".[34] Die Aktivistin begann jedoch -vermutlich in den späten 1960er Jahren - lesbisch zu leben, was in den frühen 1970ern noch nicht üblich war. Die vierte politische Heimat wurde denn auch die Homosexuellenemanzipationsbewegung. Sie lebte viele Jahre mit der Sozialdemokratin Karin Brücher zusammen und unterhielt freundschaftliche Kontakte zu schwulen (männlichen) Aktivisten; zeitweilig lebte sie in einer Wohnung mit der 'Ikone' der Kölner Schwulenbewegung, Jean-Claude Letist. Später hatte sie über 30 Jahre eine Partnerschaft mit Hilde B.[35]

Schon für die erste Ausgabe der Zeitschrift e-f-a stellte eine Mitarbeiterin, vermutlich Ursula Linnhoff, einen Text über Lesben in den USA zur Verfügung.[36] Die Verfasserin lehnte die radikalfeministische Position der Radical Lesbians ab, nach der Lesbischsein eine Avantgarde-Position impliziere.
"Wir meinen, dass sich auch in homosexuellen Beziehungen das Geschlechtsrollensystem - weiblich - männlich repoduzieren kann, auch in Beziehungen wirklicher Homosexueller. Nicht dadurch, daß eine Frau homosexuell ist, hat sie auch schon per se männerfixierte Verhaltensweisen überwunden."[37]
Es bestehe sogar die Gefahr, dass sich einzelne Lesben hypermaskulin verhalten würden. Die Verfasserin, vermutlich Ursula Linnhoff, hob hervor:
"Wie es unter den heterosexuellen Gruppen der Frauenbefreiungsbewegung solche gibt, die sich vorwiegend mit Theorie und Praxis gesellschaftlicher Emanzipation beschäftigen und solche, die sich mit persönlicher Emanzipation, mit Selbstfindung und Selbstbewußtseinsbildung befassen, so wird es auch unter den homosexuellen Frauen diese zwei Gruppen geben."
Reine Selbsterfahrungsgruppen lehnte sie. Dagegen befürwortete sie als Sozialistin das allgemeinpolitische Engagement von Lesben:
"In dem Moment aber, wo die weiblichen Homosexuellen es fertigbringen, ihre Sozialisierungszwänge zu verlassen, in dem Moment werden auch sie für alle, die auf eine progressive Veränderung der Gesellschaft hinzielen, zu wertvollen Verbündeten. Damit ist dann die Sache der weiblichen Homosexuellen zu einem Faktor in einem übergreifenden, nicht mehr individuellen, sondern gesellschaftlichen Anliegen geworden."[38]

Um die lesbophobe Diskriminierung zu vermindern forderte sie, Lesben nicht länger über die Wahl ihres Sexualobjekts zu definieren, konnte aber auch keine überzeugenden Alternativen benennen.[39]

Jede Ausgrenzung von Lesben gegenüber bisexuellen Frauen lehnte Linnhoff ab, weswegen sie sich von der Praxis des sog. Pfingsttreffens 1977 geschockt zeigte, das bisexuelle Frauen ausgeladen hatte.[40] Da sie dies auch in den Kontext aufkommenden Faschismus stellte, erhielt sie scharfe Gegenreaktionen.[41] Auch ihr Grundlagenwerk zu lesbischen Themen und der Lesbenbewegung zog massive Kritik auf sich.

Internationalismus

Ursula Linnhoff knüpfte schon als Jugendliche begeistert Kontakte zu Menschen anderer Herkunft. Sie hat durch ihre Berufswahl im Sektor Entwicklungshilfe mehrere Kontinente und viele Länder bereist, in Afrika und Südamerika zeitweilig gelebt. Sie war eine der ersten Frauen, die im Westen auf die Thematik der Beschneidung von Mädchen in afrikanischen Kulturen hinwies.[42] Als Folge ihrer im Dienste des Entwicklungshilfe-Ministeriums gewonnen Kenntnisse und als weiteres frauenpolitisches Engagement gründete sie in Köln den Verein „Frauen der Welt e.V.“ mit. Er gab Publikationen heraus und organisierte Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem FrauenMuseum Bonn. In einer Selbstdarstellung heißt es:

"Frauen der Welt“ ist von Frauen der unterschiedlichsten Berufsgruppen gegründet worden. Alle Frauen, die aus den unterschiedlichsten Gruppierungen der 'Neuen Frauenbewegung' kommen, haben sich entschieden, z.B. sowohl Frauen-, als auch Jugendfragen im Rahmen internationaler Zusammenarbeit anzugehen und so nach Strategien für interkulturelle Kommunikation zu suchen."[43]

In späteren Jahren engagierte sie sich gegen Ausländerfeindlichkeit und verknüpfte 1977 den Anstieg von Übergriffen gedanklich mit neuem Faschismus.[44]

Lebensmitte bis -ende

Ursula Linnhoff zog sich stärker aus der Öffentlichkeit zurück. Das Engagement für Frauenthemen blieb erhalten, auch wenn sie sich jetzt anderen Feldern zuwandte, der Literatur, der Geschichte. Sie veröffentlichte z.B. ein Buch über frühe Emanzipierte und Kämpferinnen des 19. Jahrhunderts. 1982-1999 war sie Mitglied der GEDOK Köln, Fachgruppe Literatur.[45] Später trat sie im dem Verband deutscher Schriftsteller, Bezirk Köln bei.[46] Treu blieb sie dem Thema der Frauen im Ausland. In ihren letzten Lebensjahren beschäftigte sie die Auseinandersetzung mit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Das Leid der dortigen Menschen hat sie in bisher noch nicht veröffentlichen lyrischen Texten dargestellt.[47] Ursula Linnhoff starb mit 75 Jahren, sie ist auf dem Poppelsdorfer Friedhof in Bonn beerdigt.[48] Es erschienen zwei Nachrufe; vom VS (Verband deutscher Schriststeller Bezirk Köln) und von einer Weggefährtin aus Berlin aus dem Frauenarchiv FFBIZ.

Vermutlich die damalige Leiterin, Ursula Nienhaus, schrieb mit Bezug auf Linnhoffs Buch über die Schriftstellerinnen und Kämpferinnen des 19. Jahrhunderts: "Als wir 1978 das FFBIZ gründeten, konnten wir an solche, uns lebhaft vorgestellte weibliche Traditionen anknüpfen und dabei lernen, das (sic) 'Frauengeschichte' und gender studies für nachfolgende Generationen besser bewahrt werden müssen."[49]

Literatur von Ursula Linnhoff

  • Brunhilde Sauer; Ursula Linnhoff: Berufliche Bildungschancen von Frauen. Analyse der Literatur in der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Schweden sowie in der CSSR, DDR und UdSSR, Göttingen Schwartz, 1976 (=Schriften der Kommission für Wirtschaftlichen und Sozialen Wandel 35) [UB Uni Bochum]. Zusammen mit der Kölner Dozentin der PH Köln Brunhilde Sauer gab Ursula Linnhoff diese Studie heraus. Hier handelte es sich um klassische berufssoziologische Forschung. Vereinzelt zitiert: Vocational training opportunities for women, by Ursula Linnhoff and Brunhilde Sauer. Gottingen: Verlag Otto Schwartz 1976. Die Veröffentlichung erfolgte vor einem Diskurszweig "Feministische Entwicklungspolitik" aus den 1980er Jahren.[50]
  • Die Rolle der Frau in Entwicklungsländern. Möglichkeiten der Kooperation zwischen Frauenorganisationen; [der] Fall Chile, Freiburg i. Br. [1970]
  • Beitrag (über die Kehrseite von Entwicklungsprojekten in Kamerun und entwicklungspolitische Planspiele), in Deutsche Stiftung für Entwicklungsländer/ Deutsche Stiftung für Internationale Entwicklung (Hg.): E+Z (Entwicklung und Zusammenarbeit), Bände 13-14, 1972. [51]
  • Brunhilde Sauer; Ursula Linnhoff: Konkrete Ansatzstellen zur aktiven Förderung beruflicher Bildungschancen von Frauen. Unter besonderer Berücksichtigung der internationalen Literatur. Vorstudie Köln 1974 [Österreichischer Bibliotheksverbund]
  • Die neue Frauenbewegung. USA - Europa seit 1968, Köln Kiepenheuer § Witsch 1974 (= pocket 51).
Mit dem Sammelband machte sie sowohl die wichtigsten Text der Women's Liberation zugänglich, die seit Mitte der 1960er Jahre erschienen waren, als auch Grundlagentexte bundesdeutscher, ideologisch unterschiedlicher Frauengruppen, u.a. der Kölner Frauengruppen S.O.F.A. und FBA. Damit popularisierte sie erstmals die seit Mitte der sechziger Jahre veröffentlichten 'Traktate' der us-amerikanischen Frauenbewegung, der sog. Women’s Lib, aber sie machte auch Ansätze ideologisch verschiedener westdeutscher Gruppen bekannt. Ziel der Publikation war, die Neue Frauenbewegung als weltweites (westliches) Phänomen zu vermitteln und die unterschiedlichen theoretischen politischen Ansprüche, die verschiedenen Stratgien und Praxen zu dokumentieren. Allerdings ließ sie die Anti-§218-Gruppen außen vor.[52]. Ein Adressverzeichnis von Frauengruppen, in Zeiten ohne gedruckte Massenmedien oder gar Internet stellte dies eine bedeutende Infoermationsquelle - rundete das Büchlein ab. Dieses war aufgrund der großen Entwicklungen schon bei Erscheinen inaktuell.
  • Die neue Frauenbewegung in der Bundesrepublik (und - zum Vergleich - in den USA), in: Vorgänge. Zeitschrift für Gesellschaftspolitik, Jg. 13(1974) H. 8: Women's Lib in der Bundesrepublik, S. 70-80 (Auszüge)
  • Ursula Linnhoff: Die Neue Frauenbewegung, USA - Europa seit 1968, in: DVZ, 9/1974 (Im Bestand des FFBIZ)
  • Warum habe ich "Die Neue Frauenbewegung USA-Europa seit 1945" geschrieben?, in: Frauen 1074, H. 4, S. 7.
  • Auf der Suche nach einem Sozialismus-Begriff, in: e-f-a, 1074, H. 4, S. 12-13.
  • Zur Lage der Frau im Nahen Osten, in e-f-a, 1974, H. 8, S. 4-9.
  • Rezension zu "Psychoanalyse der weiblichen Sexualität", in efa, 1974/75, H. 6/7, S. 30.
  • Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus. Politischer Kommentar, Wiederabdruck in: Protokolle. Informationen für Frauen, Münster 1977 H. 16, S. 39. Wiederabdruck Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus, in: Frauen international. Was wir wollen, 1978, H. 1/2/3 , S. 70-71 (Bibliothek STICHWORT | Wien)
  • Prüfungsbericht: "Review Mission". African Training and Research Centre for Women/Addis Abeba, 9.-24. März 1978 und Exkurs zu Möglichkeiten der Frauenpolitik in Tanzania, Samia und Kenia, Köln 1978.
  • „Weibliche Homosexualität. Zwischen Anpassung und Emanzipation“, Köln Kiepenheuer & Witsch 1976 (= pocket 70)
    In dieser Veröffentlichung gab Ursula Linnhoff einen knappen Überblick über einige Diskurse und machte Interviews. Das Buch wurde ins Spanische übersetzt.<ref>La homosexualidad femenina, Barcelona Anagrama, 1978. Die Rezeption in Deutschland war eher negativ, vgl. Marion Hayens: Konflikte unter die Bettdecke gesteckt. Ursula Linnhoff: Weibliche Homosexualität - Zwischen Anpassung und Emanzipation in Courage. Berliner Frauenzeitung, Jg. 2 (1977), H. 3, S. 45. Sie kritisierte die zu geringe Datenbasis In der Lesbenzeitung UKZ. Unsere kleine Zeitung von und für Lesben erschien zunächst ein Auszug, in: UKZ, 1976 H. 11, S. 30, dann kamen Verrisse, vgl. UKZ (1977) H. 3, in: UKZ, 1977, Heft: 3, Zur Kritik an meinem Buch v. Ursula Linnhoff S. 26. Erwiderung v. Ilse S. 27.
  • Das zweifache Stigma. Zu einer Kulturgeschichte lesbischen Sexualverhaltens, in: Joachim S. Hohmann (Hg.): Der unterdrückte Sexus. Historische Texte zur Homosexualität, Lollar/Lahn Andreas Achenbach, 1977 , S. 113-127.
  • Study advancement of women in Jordan. 1978 (Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek )
  • Sieben Jahre danach, in: e-f-a, 5. Jg. [1978], H. 14/15, S. 3-7.
  • ggf. Mitarbeit an: Franz Filser (Hg.) Die Frau in der Gesellschaft Herausgegeben von: Stuttgart : Reclam 1977 (=Arbeitstexte für den Unterricht
  • „Zur Freiheit, oh, zu einzig wahren." Schreibende Frauen kämpfen um Ihr Recht, Köln Kiepenheuer & Witsch, 1979
1979 kam Ursula Linnhoff zu ihren Wurzeln zurück, indem sie eine literaturwissenschaftliche Thematik behandelte. Für das Werk verfasste sie Biografien und analysierte Schriften von Vorreiterinnen der Emanzipationsbewegung des 19. Jahrhunderts. Damit machte sie u.a. Frauen wie Mathilde Franziska Anneke oder George Sand bekannter. Allerdings wurde ihr von der Fachwelt z.T. unsauberes wissenschaftliches Arbeiten vorgeworfen.<ref>Rezension einer späteren Auflage: Ulrich Engelhardt, in: Archiv für Sozialgeschichte. 25(1985), S. 575; (der Link ist nicht aufzurufen: http://library.fes.de/jportal/receive/jportal_jparticle_00011968Zum Plagiatsvorwurf Humanistische Union (Hg.): Vorgänge, Bd. 19, ….. H- 43-48, S. 108 und S. 111.
  • Beitrag in: Marianne Pitzen; Frauen formen ihre Stadt (Hgg.) Utopia, Bonn/Sankt Augustin 1984. (=Frauen formen ihre Stadt).
  • Beitrag mit lnge Broska; Maggie Kaiser, in: Frauen-Museum Bonn (Hg.): Semiramis, Bonn Selbstverlag 1987.
  • mit Ute Martensen; Brita Rösler: Lumelang Basali! Guten Tag Frauen! Köln 1988.
Nach der Gründung des Vereins „Frauen der Welt e.V.“ gab sie mit zwei anderen Frauen einen Begleitkatalog zu den Afrika-Frauen-Wochen sowie einige Ausstellungskataloge heraus.'
  • Ursula Linnhoff ; Frauen der Welt - Büro für Interkulturelle Bildung und Begegnung [Red.]: Kenianische Künstler sehen kenianische Frauen, 1991.
  • Frauen der Welt (Hg.): Karibik-Frauen-Wochen. Frauen, Kunst und Kultur. Sozioökonomische Hintergründe – Frauenpolitik, Köln 1992.
  • Mit Christine Hardt-Deme; Iris Schumacher: Frauenadressbuch—weltweit, Frauen EINER Welt-Aktionsforum Nord-Süd e.V. (Wuppertal, Germany) Düsseldorf ECON-Taschenbuch- Verlag 1995 (= Econ-Praxis für Frauen).
  • Ursula Linnhoff; Margit Stolzenburg: Einig Frauenland? Mütter und Töchter in West und Ost, Berlin Verlag Neues Leben, 1995.

Auf die Maueröffnung reagierte sie, indem sie mit einer "Ost-Frau" zusammen einen Interviewband herausgab, in dem - abwechselnd geführte - Interviews mit Müttern und Töchtern aus Ost und West abgedruckt wurden.

  • mit Hilde Bohnenkämper ; Helga Scholten: Frauen EINER Welt, Aktionsforum Nord-Süd: Der Weg der Frauen in Namibia. Ein Beitrag zum Thema Frau und Entwicklung im Südlichen Afrika, Unterrichtsreihe für die Sekundarstufe I, Klassen 7-10 Wuppertal 1996.

Literatur über Ursula Linnhoff

  • Marie-Theres Knapper: Feminismus--Autonomie—Subjektivität. Tendenzen und Widersprüche in der neuen Frauenbewegung, Bochum Germinal, 1984.

Archivalien


weblinks

Einzelnachweise

  1. Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann.
  2. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste einer sozialistischen Feministin vor dem Faschismus, in: e-f-a, 1977, H. 13, S. 4-6, hier S. 4.
  3. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, S. 4; Vgl. Nachruf des VS vom 04.04.2011, online nicht mehr einsehbar, Kopie im Archiv Köfge, Ordner Linnhoff.
  4. Vgl. u.a. Ursula Linnhoff: Das faschistische Frauenbild in Deutschland, Italien und unter dem Vichy-Regime, in: e-f-a, Jg. 5,1977, H. 13, S. 7-9.
  5. Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann. In Frage kommen die Rudolf-Steiner-Schule, die Christian Morgenstern Schule oder die Troxler Schule.
  6. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, S. 4.
  7. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 4.
  8. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, S. 4. Mit Sicherheit handelte es sich um den Film Nacht und Nebel von Alain Resnais.
  9. Zum beruf vgl. Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann.
  10. Eine frühe Veröffentlichung ist Die Rolle der Frau in Entwicklungsländern. Möglichkeiten der Kooperation zwischen Frauenorganisationen; [der] Fall Chile, Freiburg i. Br. [um 1969/1970] im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Arnold-Bergstraesser-Institut.
  11. Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1978, H. 14/15, S. 3.
  12. Vgl. http://repository.uneca.org/bitstream/handle/10855/6421/BIB-46391.pdf?sequence=1.
  13. Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.
  14. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.
  15. Zum ersten Mal war sie von 1979 bis 1999 Mitglied der GewerkschaftVerband deutscher Schriftsteller, ein zweites Mal von 2003 bis 12011 (jeweils Bezirk Köln). Auskunft per Email von Dietmar Damwerth, 2019 Geschäftsführer VS-NRW, vom 17. Dezember 2019 an die Verf.
  16. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.
  17. Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl: Klatschmohn. Eine Geschichte aus der Frauenbewegung, Köln Kiepenheuer & Witsch 1984 schrieb „Ursel Linnhoff, eine Wucht von Weib, mit scharfem Witz und böser Zunge, hatte die älteste Kölner Frauengruppe mitgegründet, das Frauenforum. Das Frauenforum seinerseits war 1970 (sic) aus einem „Politischen Nachtgebet“ hervorgegangen“.
  18. Ursula Erler: Die neue Sophie oder Der Beginn einer längst fälligen Gattung der Literatur, Starnberg Raith 1972, S. 108-127; vgl. evtl. auch Ursula Erler: Die Lesbe, in: Lange Reise Zärtlichkeit, Köln Literarischer Verlag Helmut Braun KG 1978, S. 98-102.
  19. ebenda, S. ___
  20. Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre danach…“, in: e-f-a, Jg. 5, 1977, H. 14/15, S. 3.
  21. Die Sendung, ausgestrahlt am 5. Jan. 1973, wurde von Frauen der Aktion 218 gezielt gestört, wobei Ursula Linnhoff als Feministin ‚verschont‘ werden sollte. Vgl. Rundschreiben: Entwurf für Verhaltensweisen bei der Fernsehsendung am 5. Jan. 1973, Archiv Köfge. Vgl. dazu den Bericht einer der Federführerinnen in: Julia Bähr (d.i. Claudia Pinl: Klatschmohn. Eine Geschichte aus der Frauenbewegung, Köln Kiepenheuer & Witsch 1984, S. 50-53.
  22. Hierzulande – Heutzutage, o.D. Frauengruppen, WDR, 27 Minuten.
  23. Ingeborg Boxhammer: Chronik lesbischer Frauen und Aktivitäten in Bonn und Umgebung online. Bonn 2008/2012. Online-Projekt Lesbengeschichte. Boxhammer, Ingeborg/Leidinger, Christiane, online unter http://www.lesbengeschichte.de/staedte_bonn_d.html mit bezug auf Material im Bonner Feministischen Archiv.
  24. Dieser arrivierte Club wurde 1967 durch Annemarie Renger und Hannelore Fuchs ins Leben gerufen, vgl. Ingeborg Boxhammer: Chronik. Vgl. Thilo Novak; Thomas Roth: Florence Hervé. Eine politische Biographie, in: Annette Kuhn; Brigitte Mühlenbruch; Valentine Rothe; Hauptseminar '100 Jahre Frauenstudium an der Universität Bonn': 100 Jahre Frauenstudium. Frauen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Dortmund Ed. Ebersbach 1996, S. 249-254.
  25. ebenda, S. 251.
  26. Zitat aus: Zeitschrift Akut vom 7.11.1969, hier zitiert nach Novak; Roth, S. 251; vgl. auch AKE Bonn, Grundsatzerklärujng, Satzung, verfielfältige Broschüre, Bonn 1972.
  27. S. 3-4.
  28. Ebenda, S. 4.
  29. ebenda.
  30. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.
  31. Z.B. die Gedichte Männer IV / Verdienste, in: e-f-a, Jg. 2, 1974, H. 5, S. 11; Männer I, in e-f-a, 3. Jg. 1975. H. 8, S. 16.
  32. Sie wohnte zu der Zeit in Bayenthal, Samariterstr. 8.
  33. Die Reflexionen waren durch die zahlreichen Rückblicke von Männern ihrer Generation angeregt, die als 68er (oder 67er) „von ihren Sünden und Fehlern berichten, ein Fazit ziehen, nachdem wo ich hinschau, in vielen Blättern Nostalgie und geschichtszugewandte Rückbesinnung erfolgt, bin auch ich eingestimmt, meinerseits Bilanz zu ziehen im Zusammenhang zur Neuen Frauenbewegung, in der ich nun schon seit sieben Jahren arbeite.“ Sie wolle vermitteln, wie sie die Zeit erlebt habe und noch erlebe, und sie wolle davon berichten, womit sie sich so lange beschäftigt habe: „…die Frauen, den Feminismus, die Männerbünde, den Marxismus, den Sozialismus. Wenn ich von meinem Erleben spreche, ist das Geständnis wichtig, daß sich an, in und mit der Frauenbewegung mein Leben verändert hat.“ Ursula Linnhoff: „Sieben Jahre …“, in: e-f-a, Jg. 5, 1978, H. 14/15, S. 3-7.
  34. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.
  35. Auskunft von Hilde B., Mail +++. Ursula Erler legte Linnhoff in ihrer romanhaften Biografie daher fälschlicherweise das Zitat in den Mund: „Mit Männern verhandle ich, aber mit ihnen lebe ich nicht.“, in: Erler, Sophie, S. 115.
  36. NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17-19. Es handelte sich u.a. um Auszüge aus einem Text aus dem Sammelband: Liberation now! Writings from the Women's Liberation Movement, New York, N.Y. Dell Publishing, 1971. Die Verfasserin hatte vermutlich gerade eine Recherche über die USA für ihr Buch über Homosexualität von Frauen fertig gestellt: Ursula Linnhoff, Weibliche Homosexualität zwischen Anpassung und Emanzipation. Köln 1976.
  37. NN: Feminismus - die Theorie/Lesbianismus - die Praxis?, in: e-f-a-, Jg. 1, 1973, H. 1, S. 17.
  38. Ebenda, S. 18.
  39. "In dem Moment wo die wirklich homosexuellen Frauen durch sich selbst und andere nicht mehr vorwiegend aufgrund der Wahl ihres Sexualobjekts definiert werden, sondern sich ein kollektives, gesellschaftsbezogenes Selbst- und Fremdverständnis ergibt, beginnt auch der gesellschaftliche Integrationsprozeß." Ebenda, S. 18. Im weiteren Verlauf des programmatischen Textes gab die Verfasserin zu erkennen, dass weder allein der Kampf um homosexuelle Rechte noch allein der Sozialismus zu einer befreiten Gesellschaft führen könnte.
  40. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, hier S. 5.
  41. Barbara Winkelmann und Ortrud Raabe entgegneten: "Das Recht homosexueller Frauen, ihre Probleme hinsichtlich Arbeitsplatz, Elternhaus, Sexualität zu diskutieren, sollte doch wahrlich wenigstens einmal im Jahr respektiert werden. Oder sind lesbische Frauen schon deshalb Faschistinnen, weil sie so viel mit der bisexuellen Frau gemeinsam haben wie wir mit der Sexualität der Frau von nebenan?", Barbara Winkelmann ; Ortrud Raabe: Erwiderung, in: e-f-a, 4. Jg. 1978, 14/15, S. 6. Die Verfasserinnen referierten ironisch auf Linnhoffs Auslandsstudium und ihre anscheinend stolz demonstrierte enge Kooperation mit Männern. - Die Debatte erinnert an in den vergangenen Jahren im Kontext der Queerdebatte geführten Zugangs-/Ausschlussdiskurse.
  42. Ursula Linnhoff: Klitorisbeschneidung, in e-f-a, 1978, H. 14/15, S. 21/22. 1976 hatte es die vermutlich erste weltweite Tagung dazu gegeben: Crimes against women. Proceedings of the international tribunal, Millbrae, Calif. Les Femmes 1976.
  43. Verein zur Förderung von Kunst und Literatur im Rheinland e.V. (Hg:) Stadtbuch Köln 91/92, Köln Volksblatt [1991], S. 175. Diese Aktivitäten fanden um die Zeit statt, dass schwarze und jüdische Frauen Kritik an der (radikalfeministischen deutschen) Frauenbewegung übten, vgl. Verein für Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen e.V. (Hg.): Blick zurück im Zorn. Dokumentation des Kongresses "Frauen gegen Nationalismus - Rassismus/Antisemitismus - Sexismus" 16.-18. November 1990 in Köln, Köln 1990. Der Verein hatte aber vermutlich überwiegend weiße deutsche Frauen als Mitglieder.
  44. Vgl. Ursula Linnhoff: Ängste, S. 4: "Es fängt an mit meinen Erlebnissen in der Kölner Straßenbahn, wo immer wieder besonders die Gastarbeiterkinder, wenn sie nur einen Schritt zu viel tun, mit Worten und mit Drohgesten kaputt gemacht werden. Sehr oft nimmt das Formen an, wo ich nicht mehr an mich halten kann, und dann meinerseits völlig allein - doch ich spreche ja hochdeutsch und sehe trotzdem nicht mehr studentisch aus und deshalb gibt man mir keine Ohrfeige - losschreie, man möge doch diese Kinder [...] endlich in Ruhe lassen." Sie hörte dann öfter "Der Hitler müsse wieder kommen".
  45. Vgl. Archiv Gedok Ordner Mitglieder L; sie wohnte damals in Köln-Merheim, Warendorferstr. 6.
  46. Die Mitgliedschaft währte von 1.2.2003 bis 10.2.2011.
  47. Vgl. Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann, dass Ursula Linnhoff 2005/2006 dazu gearbeitet habe. Vgl. Nachruf des VS vom 04.04.2011, online nicht mehr einsehbar, Kopie im Archiv Köfge, Ordner Linnhoff. Dort heisst es zu ihrer Lyrik: "Waren ihre Verse auch traditionellen Formen verhaftet, so wiesen die Inhalte sie als Dichterin aus, die im hier (sic) und heute (sic) vewurzelt ist und Perspektiven für die Zukunft entwickelt."
  48. Auskunft durch die Lebensgefährtin H. B. durch Email vom 21.08.2011 an Inge Lattermann.
  49. [Ursula Nienhaus]: "Wir trauern um: Ursula Linnhoff. [FFBIZ/Berlin], Kopie Köfge Ordner Linnhoff.
  50. Vgl. zum Beispiel die Kontaktstelle Frauen und Dritte Welt des Vereins Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen e.V.
  51. https://books.google.de/books?id=IbXqAAAAMAAJ&q=%22ursula+linnhoff%22&dq=%22ursula+linnhoff%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiL3P_Dj6zmAhW7w8QBHTpHAU44HhDoAQhNMAY.
  52. Vgl. die Rezension online http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1976/1976-03-b-187.pdf)

FrauenGeschichtsWiki ist ein Projekt des Kölner Frauengeschichtsverein e.V. Viele Informationen stammen aus unserem Vereinsarchiv. Erste Recherchen erfolgten durch Inge Lattermann. Wir freuen uns über weitere Hinweise an kfvg@netcologne.de.