Stadtverband Kölner Frauenvereine: Unterschied zwischen den Versionen

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Erst 1908 war das beinahe im ganzen Kaiserreich geltende restriktive Reichsvereins- und Versammlungsgesetz gelockert worden, nach dem sich Frauen - seit 1849 - nicht in Vereinen assozieren durften, die politische Themen behandelten, ebensowenig durften sie sich öffentlich zu diesbezüglichen Themen äußern. Durch dieses Gesetz war es ihnen untersagt, sich über ihre eigene Unterjochung zu artikulieren.<ref>vgl. Irene Franken: “Lieb Vaterland kannst ruhig sein! Fest steht die Polizei am Rhein!” Das preußische Vereins- und Versammlungs(un)recht um die Jahrhundertwende in Köln, in : ZEHN UHR PÜNKTLICH GÜRZENICH. Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln, Münster, 1995, S. 55-63</ref>  
 
Erst 1908 war das beinahe im ganzen Kaiserreich geltende restriktive Reichsvereins- und Versammlungsgesetz gelockert worden, nach dem sich Frauen - seit 1849 - nicht in Vereinen assozieren durften, die politische Themen behandelten, ebensowenig durften sie sich öffentlich zu diesbezüglichen Themen äußern. Durch dieses Gesetz war es ihnen untersagt, sich über ihre eigene Unterjochung zu artikulieren.<ref>vgl. Irene Franken: “Lieb Vaterland kannst ruhig sein! Fest steht die Polizei am Rhein!” Das preußische Vereins- und Versammlungs(un)recht um die Jahrhundertwende in Köln, in : ZEHN UHR PÜNKTLICH GÜRZENICH. Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln, Münster, 1995, S. 55-63</ref>  
  
Zum Zeitpunkt der Gründung bestanden dennoch schon viele Frauenvereine in Köln, die auf eine rechliche Gleichstellung, die Beteiligung von Frauen an sozialstaatlichen Aufgaben und die Sichtbarmachung von Frauenkultur sowie eine ühysisceh Stärkung abzielten.  
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Zum Zeitpunkt der Gründung bestanden dennoch schon viele Frauenvereine in Köln, die auf eine rechliche Gleichstellung, die Beteiligung von Frauen an sozialstaatlichen Aufgaben und die Sichtbarmachung von Frauenkultur sowie eine physische Kräftigung von Frauen abzielten.  
 
Daher konnten sich 1909 folgende Gruppierungen zusammenschließen:<ref>Viele Angaben beziehen sich auf Rosemarie Ellscheids Broschüre "Der Stadtverband Kölner Frauenvereine. Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909-1933", Köln. Seitenzahlen ohne Titelangabe beziehen sich auf diesen Text.</ref>  
 
Daher konnten sich 1909 folgende Gruppierungen zusammenschließen:<ref>Viele Angaben beziehen sich auf Rosemarie Ellscheids Broschüre "Der Stadtverband Kölner Frauenvereine. Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909-1933", Köln. Seitenzahlen ohne Titelangabe beziehen sich auf diesen Text.</ref>  
 
* [[Armenpflegerinnenverband]]
 
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* [[Kölner Verein für Hauspflege]] (Haushaltspflege)  
 
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* [[Verein für Vermittlung von Heimarbeit]]
 
* [[Verein für Vermittlung von Heimarbeit]]
 
  
 
==Profil und Aktivitäten==
 
==Profil und Aktivitäten==

Version vom 31. März 2014, 16:43 Uhr

Stadtverband Kölner Frauenvereine (1909-1933) war ein Verband von bis zu 40 Kölner Vereinigungen, die sich der Frauenemanzipation verpflichtet fühlten.


Namen

Der Zusammenschluss nannte sich zu Beginn Verband Kölner Frauenvereine (24.7.1909). Nach dem Weltkrieg erfolgte die Umbenennung in Stadtverband, vermutlich folgten die Kölnerinnen dem Beispiel anderer Städte.


Entstehung

Erst 1908 war das beinahe im ganzen Kaiserreich geltende restriktive Reichsvereins- und Versammlungsgesetz gelockert worden, nach dem sich Frauen - seit 1849 - nicht in Vereinen assozieren durften, die politische Themen behandelten, ebensowenig durften sie sich öffentlich zu diesbezüglichen Themen äußern. Durch dieses Gesetz war es ihnen untersagt, sich über ihre eigene Unterjochung zu artikulieren.[1]

Zum Zeitpunkt der Gründung bestanden dennoch schon viele Frauenvereine in Köln, die auf eine rechliche Gleichstellung, die Beteiligung von Frauen an sozialstaatlichen Aufgaben und die Sichtbarmachung von Frauenkultur sowie eine physische Kräftigung von Frauen abzielten. Daher konnten sich 1909 folgende Gruppierungen zusammenschließen:[2]


Später kamen hinzu:

Profil und Aktivitäten

Derzeit ist nur eine einzige Satzung aus dem Jahr 1912 bekannt.

"Diese bezeichnet als Zweck des Verbandes, einen Mittelpunkt zu schaffen für die gemeinnützigen Bestrebungen Kölner Frauenvereine, um einer Zersplitterung von Zeit, Geld und Kraft vorzubeugen. Das Ziel sollte erreicht werden durch das Sammeln von Unterschriften für Eingaben, Aufrufe, Resolutionen und dergleichen, durch öffentliche Kundgebungen sowie durch Vorträge und Versammlungen." (S. 8)

Soziale Schicht: Die Mehrheit der aktiven Frauen ist dem Bürgertum zuzurechnen. Je nach Vereinigung waren dies eher das Besitzbürgertum oder das Bildungsbürgertum, zu Beginn oftmals - in Ellscheids Worten "Frauen aus den sogenannten höheren Gesellschaftskreisen, deren Männer einflußreiche Stellen bekleideten. Diese Frauen verfügten zum Teil über eigenes Vermögen oder waren durch ihre Beziehungen in der Lage, Geldquellen zu erschließen. Das war in der damaligen Zeit für die humanitären Zwecke des Verbandes von ausschlaggebender Bedeutung, weil nach der Armengesetzgebung nur die Allerbedürftigsten eine unzureichende öffentliche Hilfe erhielten, so daß viele Menschen auf das Wohlwollen privater Personen angewiesen waren, wenn sie nicht ganz verelenden wollten." (s. 9) Mit diesem Statemenr reduziert Ellscheid jedoch die Ziele zu stark auf einen karitativen Aspekt! " Lebensform: Auch Ellscheids Aussage, es hebe sich im Verband überwiegend um verheiratete Frauen gehandelt, stimmt nur bedingt, stets gab es auch sehr viele ledige bzw. mit Frauen lebende Frauen in Leitungspositionen.[3]

Es herrschte konfessionelle und parteipolitische Neutralität. Dieser Flügeld er Frauenbewegung hieß auch liberale Frauenebwegung. Auf dieser Basis konnten sich die beiden konfessionellen Bünde Katholischer Frauenbund und Evangelischer Frauenverein nicht zur Mitgliedschaft durchringen, da laut Ellscheid "ihr oberstes Ziel die Heranbildung einer katholischen bzw. evangelischen Frauenpersönlichkeit war. Der Israelitische Frauenbund, der vor allem soziale Zwecke verfolgte, ist später Mitglied geworden."(S. 9) dennoch gab es immer wieder Kooperationen mit einzelnen Vertreterinnen christlicher Frauenverbände, die durchaus in einzelnen bürgerlichen Frauenvereinen aktiv sein konnten.

Ähnlich sah es mit den parteigebundenden Frauen aus. Es gab durchaus viele Mitfrauen, die der Deutschen Fortschrittlichen Volkspartei oder anderen 'liberalen' Parteien angehörten. Die Fortschrittlichen hatten neben der SPD das Frauenwahlrecht als einzige für denkbar gehalten. Eine Zusammenarbeit mit den Sozialdemokratinnen gab es nur punktuell, etwa während des ersten Weltkriegs. Aus späterer Sicht urteilt Ellscheid: "Ein organisatorischer Zusammenschluß mit den sozialistischen Frauen war deshalb nicht möglich, weil deren sozialistische Ziele von der bürgerlichen Frauenbewegung nicht mitgetragen werden konnten und weil den Sozialistinnen ein gemeinsamer politischer Kampf mit den männlichen Genossen vorrangiger zu sein schien." (S. 9)

Ellscheid hebt jedoch hervor, es habe keine massiven Abgrenzungspolitiken gegeben:

"Es muß aber hervorgeoben werden, daß die dem Stadtverband nicht angegliederten Organisationen sich jenem gegenüber stets tolerant und wohlwollend gegenüber verhalten haben, wie das auch umgekehrt der Fall war. Die konfessionellen Verbände haben oft und die spätere Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen sowie die im Jahre 1919 von Frau Marie Juchacz gegründete Arbeiterwohlfahrt haben wiederholt gemeinsame Aktionen mit dem Stadtverband durchgeführt, wenn gleiche Ziele verfolgt wurden." (S. 9)

Von Beginn an war der Stadtverband Teil von größeren Frauenverbänden wie dem Bund Deutscher Frauenverein und durch diesen wiederum dem International Council of Women. Dadurch war es stets möglich, deren Medien zu nutzen und auch bekanntere Referentinnen nach Köln zu holen.


Als verbindende Ziele nennt Ellscheid "die politische und gesellschaftliche Gleichstellung von Mann und Frau, die stärkere Durchdringung des öffentlichen Lebens mit den der Frau eigenen Kräften des Geistes und des Herzens sowie die Erhaltung des Friedens in der Welt." (S. 8) Damit erweist sie sich als Anhängerin der Differenz zwischen den Geschlechtern, - es gab im BDF jedoch auch Strömungen denen es mehr auf rechtliche Gleichstellung und gleiche Bezahlung ankam (Egalität).

Kaiserreich

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Besondere Relevanz erhielt er in den Jahren der Weimarer Republik.



Dokumentation

Der Nachlass des verbandes wurde dem Historischen Archiv übergeben. ein langjähriger Archivleiter erklärte den Bestand als irrelevent, dennoch verzeichnete eine Untergebene ihn heimlich und erstellte ein sog. Findbuch; nur so konnte er genutzt werden. In den 1980er Jahren war die 1986 geborene Dr. Rosemarie Ellscheid eine der letzten Überlebenden bzw. nicht emigrierten Mitfrauen des Stadtverbandes. Gerne trug sie ihre Kenntnisse über die Geschichte des Verbandes vor Teilnehmerinnen des Nachfolgeverbandes Arbeitskreis Kölner Frauenvereine vor. An einem dieser Termine schlug Dr. Barbara von Sell vor, dass das Ehrenmitglied Ellscheid ihre Kentnnisse schriftlich fixieren solle. Dem kam Frau Ellscheid gerne nach, es entstand die Broschüre "Der Stadtverband Kölner Frauenvereine. Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909-1933". Als Verleger gewann von Sell den Enkel der früheren Vorsitzenden, Alfred Neven-DuMont. Ihrer Einleitung stellte sie eine politische Kontextualsierung voran, in der sie die Losung der 3. Weltfrauenkonferenz der UNO in Kopenhagen zitierte: "Wir könenn nicht von Frauenproblemen sprechen, ohne die politische Realitäten zu nennen, die ihnen zugrunde liegen, und das sind heutzutage Hunger, Flüchtlinge, Rassismus und Kriege, besetzung und Diktatur." (S. 7). Ellscheid übergab ihre handschriftlichen Aufzeichnungen zu der Broschüre an den Kölner Frauengeschichtsverein.

Der Nachlass des Historischen Archivs bildete eine wichtige Quelle für die 1995 gezeigte Ausstellung Zehn Uhr pünktlich Gürzenich des Kölner Frauengeschichtsvereins bzw. den gleichnamigen Ausstellungsband.[4]


Liste der assoziierten Vereinigungen



1920er Jahre



Wichtigste Persönichkeiten

Mitglied im

Assoziiert mit

Verbandsorgan

  • Nachrichtenblatt des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine, integriert in den Stadtanzeiger, 12. November 1925 bis 28. Mai 1933.


Mitgliedschaft

Vertretung von bis zu 10 000 Frauen


Geschäftsführerinnen und Herausgeberinnen des Nachrichtenblattes

  • vgl. Irene Franken: “Lieb Vaterland kannst ruhig sein! Fest steht die Polizei am Rhein!” Das preußische Vereins- und Versammlungs(un)recht um die Jahrhundertwende in Köln, in : ZEHN UHR PÜNKTLICH GÜRZENICH. Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln, Münster, 1995, S. 55-63
  • Viele Angaben beziehen sich auf Rosemarie Ellscheids Broschüre "Der Stadtverband Kölner Frauenvereine. Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909-1933", Köln. Seitenzahlen ohne Titelangabe beziehen sich auf diesen Text.
  • Beispiele: Luise Wenzel, Anna Caspary, Alexe Altenkirch, Mathilde von Mevissen, Elisabeth von Mumm, Emmy Wingerath, Hertha Kraus und zwangsweise die ganzen im öffentlichen Dienst tätigen Frauen wie die Lehrerinnen usf. So durfte oder wollte auch Ellscheid selbst - sie war Vorsitzende des Verein der Nationalökonominnen - als Angehörige des städtischen Arbeitsamtes nicht heiraten.
  • ZEHN UHR PÜNKTLICH GÜRZENICH. Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln Münster, 1995 hg. vom Kölner Frauengeschichtsverein.
  • Ellscheid nennt ihn fälschlich Rheinisch-Westfälischer Frauenverein, Broschüre, S. 8