Allgemeiner Deutscher Frauenverein, Ortsgruppe Köln

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Allgemeiner Deutscher Frauenverein, Ortsgruppe Köln (* 1903 in Köln ; ca. 1922 in den Deutschen Staatsbürgerinnenverband übergegangen)


Dachverband

1865 gründeten bürgerlich-demokratische Frauen auf einer reichsweit einberufenen Frauenkonferenz in Leipzig den ersten überregionalen Frauenverband des Deutschen Kaiserreichs, der nicht konfessionell ausgerichtet war. Bis zur Gründung des Bundes Deutscher Frauenvereine, also für ca. 30 Jahre, war er die bedeutendste Vernetzungsinstanz des 19. Jahrhunderts.[1] Die Organisation war von Louise Otto-Peters, Auguste Schmidt u.a. Frauen gegründet worden, um vorrangig die Fragen der Bildung und Ausbildung der Frauen zu verbessern. Neben der Partizipation an formalen Ausbildungszusammenhängen forderten die ADF-Frauen das Recht auf Arbeit und gleichen Lohn für gleiche Arbeit, später Arbeiterinnen- und Mutterschutz, sodann die Errichtung von Industrie- und Handelsschulen für Mädchen sowie die Möglichkeit des Hochschulstudiums an deutschen Universitäten. Auch das Wahlrecht für Frauen sowie rechtliche Gleichstellung waren zunehmend Thema.

„Der AdF trat zunächst vorwiegend in publizistischer Aktivität zahlreicher Frauen aus dem Bürgertum und aus dem Kleinbürgertum für die staats- und privatrechtliche Gleichstellung der Frauen und Mädchen mit dem Manne durch die Überwindung des Bildungsprivilegs in Erscheinung.“[2] In vielen Städten gründeten sich lokale Gruppen. Im Jahr 1877 gehörten dem ADF bereits 12 000 Frauen durch Vereinsmitgliedschaften oder als Einzelmitglied an.[3] Des weiteren schlossen sich selbständige Frauenvereine z.B. von Hausfrauen oder Akademikerinnen an, die keine reinen ADF-Ziele verfolgten und machten ihn zum breiter aufgesetzten Dachverband.

Während sich zum Teil wenige Tage später bereits Ortsgruppen bildeten, es in Düsseldorf immerhin seit 1883 eine Ortsgruppe gab, ließ eine Kölner Gründung auf sich warten. So versäumte Köln die Hoch-Zeit der Petitionen und Auseinandersetzungen über die Zulassung von Frauen zu Berufen wie dem der Ärztin oder wissenschaftlichen Lehrerin. Auch fehlte die Phase, in der es eine engere Kooperation mit Arbeiterinnenvereinen gab.[4]

Ab 1902 war Helene Lange Vorsitzende, die regelmäßige Kontakte zu Kölner bürgerlichen Frauen unterhielt.


Ortsgruppe Köln

1903 begann die Ortsgruppe Köln mit einem Paukenschlag, indem gleich die Organisation einer Bundes-Tagung des ADF übernommen wurde.

Zu dem Zeitpunkt gab es bereits den BDF, bei dem einige Kölner Vereine assoziiert waren. Der genaue Bedarf nach dem ADF als weiteren Kölner Frauenverein ist nicht verschriftlicht. Der ADF leistete jedoch für einzelne Frauen, die sonst nicht organisiert waren, wichtige Arbeit in der Vernetzung der deutschen Frauenbewegung, zudem bei der Organisation von Tagungen etc.

Federführende Ansprechpersonen waren die bereits in anderen Frauenvereinigungen aktiven Pauline Christmann, Mathilde von Mevissen, Elisabeth von Mumm, Rosa Bodenheimer. Später bedeutende Frauenrechtlerinnen Frauen wie Else Falk kamen 1903 vermutlich erstmals in Kontakt mit den reichsweiten Vertreterinnen.

1905 wurde als Vereinszweck angeführt: Förderung des Verständnisses auf allen Gebieten der Frauenbewegung und Ausübung sozialer Hilfstätigkeit. Die Ortsgruppe verfolgt ihren Zweck durch monatliche Zusammenkünfte mit belehrenden Vorträgen.


Untergruppen

  • 1905 besteht die Garderobe fürKünstlerinnen und Bühnenangehörige. Vorsitzende : Frau E[mma] Teller-Habelmann, Richard Wagner Str. 55 III .[5]
  • 1914/1915 existierte eine ‚Jugendgruppe’ des ADF[6]. Leitung hatte die Mutter vierer Töchter, Jenny Wieruszowski.[7] Die Kölner Gruppierung war nach dem Vorbild von Alice Salomon gegründet, die durch die Gruppen für soziale Hilfsarbeit zur Professionalisierung der Sozialarbeit beigetragen hatte. 1905 gab es über den Zweck folgende Erläuterung: „Soziale Hilfstätigkeit, z.B. unentgeltliche Erteilung von Nachhilfeunterricht an unbemittelte, durch Krankheit zurückgebliebene Kinder der Volksschulen.[8]
  • Das Lädchen existierte ab 1922.


Vorsitzende

  • 1905 Frau Prof. Schroer, Kaiser-Friedrich-Ufer 41 II


Schriftführerinnen

  • 1905 Frau Otto = Adele Meurer, Mühlenbach 56


Literatur des ADF, OG Köln

  • ADF, OG Köln: Jahresbericht Köln 1904/05 -1905-07 , USB Köln
  • Christian Backes: Bedeutung der Frauenarbeit in der Fürsorge und Waisenpflege Vortrag, gehalten im Allgemeinen Deutschen Frauenverein, Abteilung Cöln, Bielefeld, Helmich Verlag 1907
  • ADF, Ortsausschuss [Köln]: Zur Erinnerung an die 22. Generalversammlung des Allgemeinen deutschen Frauenvereins zu Köln a/Rhein 27.-30.Sept. 1903. (Ex Kölnisches Stadtmuseum, im ADF Archiv Berlin) enthält touristsiche Hinweise, Verzeichnis von Vereinen und Wohlfahrtseinrichtungen, Anzeigen, Stadtplan


Literatur über den ADF, OG Köln

  • Amling, Elisabeth: "_Bessere Vorbildung und größeres Verantwortungsgefühl" : die Ortsgruppe Köln des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, in: Bargel, Helga [Red.]; Braasch, Monika [Red.]; Franken, Irene [Red.]; Jehle, Hiltgund [Red.]; Regenbrecht, Katharina [Red.] Kölner Frauengeschichtsverein [Hrsg.] Ausstellung 10 Uhr pünktlich Gürzenich - hundert Jahre bewegte Frauen in Köln <1995, Köln>; zur Geschichte der Organisationen und Vereine, Münster, Agenda 1995 (=Agenda Frauen ; 5), S. 64 - 71


Literatur über den ADF

  • Louise Otto: Das Recht der Frauen auf Erwerb, 1866 in: Schröder, Hannelore [Hrsg.] [Komm.] : Die _Frau ist frei geboren : Texte zur Frauenemanzipation 1 1789–1870 Beck München 1979 (=Beck'sche schwarze Reihe ; 201), S. 218-239
  • Louise Otto-Peters, Allgemeiner Deutscher Frauenverein [Hrsg.]: Einige deutsche Gesetz-Paragraphen über die Stellung der Frau, Leipzig 1876
  • Louise Otto-Peters: Das erste Vierteljahrhundert des Allgemeinen deutschen Frauenvereins gegründet am 18. Oktober 1865 in Leipzig Leipzig Schäfer 1890
  • Else Wex: Staatsbürgerliche Arbeit deutscher Frauen : 1865-1928. in: Mary-Enole Gilbert, [Mitarb.]; Lange, Helene [Vorw.] Deutscher Staatsbürgerinnenverband [Hrsg.] Berlin Herbig 1929
  • Margit Twellmann : Die deutsche Frauenbewegung : ihre Anfänge und erste Entwicklung ; Quellen 1843-1889 (Quellenband)Meisenheim am Glan, Hain 1972 (=Marburger Abhandlungen zur Politischen Wissenschaft ; 17/II)
  • Margit Twellmann: Die deutsche Frauenbewegung : ihre Anfänge und erste Entwicklung 1843-1889 (Hauptband) Kronberg Athenäum-Verlag, Lizenzausg. 1976 246 S. (=Athenäums Taschenbücher ; 4112) Zugl.: Marburg, Univ., Diss., 1967 u.d.T.: Die deutsche Frauenbewegung im Spiegel repräsentativer Frauenzeitschriften
  • Gisela Brinker-Gabler,: Die Frauenbewegung im Deutschen Kaiserreich - die Revolution entläßt ihre Kinder in: Drewitz, Ingeborg [Hrsg.] Die deutsche Frauenbewegung : die soziale Rolle der Frau im 19. Jahrhundert und die Emanzipationsbewegung in Deutschland Bonn Hohwacht 1983 53 – 84
  • Daniela Weiland: Geschichte der Frauenemanzipation in Deutschland und Österreich : Biographien, Programme, Organisationen, Düsseldorf ECON-Taschenbuch-Verlag 1983 (=Hermes Handlexikon ; 10025)
  • Hiltrud Bradter: Allgemeiner deutscher Frauenverein (AdF), in: Lexikon der Parteiengeschichte, Bd. 1, Leipzig 1983, S. 48-53
  • Margit Twellmann: Die deutsche Frauenbewegung. Ihre Anfänge und erste Entwicklung 1843-1889. Meisenheim a. Glahn, 1972
  • Herrad-Ulrike Bussemer: Frauenemanzipation und Bildungsbürgertum : Sozialgeschichte der Frauenbewegung in der Reichsgründungszeit, Weinheim Beltz 1985 (=Ergebnisse der Frauenforschung ; 7)
  • Irene Stoehr: Emanzipation zum Staat? : Der Allgemeine Deutsche Frauenverein - Deutscher Staatsbürgerinnenverein (1893-1933), Pfaffenweiler Centaurus-Verl.-Ges. 1990 (=Forum Frauengeschichte ; 5)
  • Ute Gerhard, Wischermann, Ulla [Mitarb.]: Unerhört : die Geschichte der deutschen Frauenbewegung, Reinbek bei Hamburg 1995 (= Rororo ; 8377 : rororo Sachbuch)
  • Dickmann, Elisabeth: "Heraustreten aus der Vereinzelung": die Frauentage des AdF - Aufbau eines Netzwerks, in: Ludwig, Johanna [Hrsg.]; Schötz, Susanne [Hrsg.]; Rothenburg, Hannelore [Hrsg.]; Kämmerer, Gerlinde [Mitarb.]; Preißler, Nina [Mitarb.]; Steppat, Dorothea [Mitarb.] Louise-Otto-Peters-Jahrbuch 2/2006 : 2007 S. 36 – 54
  • Angelika Schaser: Frauenbewegung in Deutschland : 1848-1933 Darmstadt Wiss. Buchges. 2006
  • Susanne Schötz: Jenseits von Grenzen : transnationale Kommunikation und transnationale Akteurinnen im Umfeld des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, in: Schöck-Quinteros, Eva [Hrsg.]; Schüler, Anja [Hrsg.]; Wilmers, Annika [Hrsg.]; Wolff, Kerstin [Hrsg.]: Politische Netzwerkerinnen : internationale Zusammenarbeit von Frauen 1830-1960 (=Schriftenreihe des Hedwig-Hintze-Instituts Bremen ; 10, Trafo-Verlag, 2007), 79 – 101


Archivhinweise

  • Findbuch der Archivalien des Helene-Lange-Archivs. Berliner Frauenbund 1945 (BFB) [Hrsg.] Weinheim Dt. Studien-Verl. 1987
  • ADF-Archiv im Helene Lange Archiv im Landesarchiv Berlin
  • Archiv Zanders, Bergisch Gladbach
  • HASt Köln
  • Kopien Kölner Frauengeschichtsverein


weblinks


Einzelnachweise

  1. Vgl. Hiltrud Bradter: Allgemeiner deutscher Frauenverein (AdF), in: Lexikon der Parteiengeschichte, Bd. 1, S. 48-53, S. 48
  2. Bradter, S. 348. Die DDR-Autorin Bradter beklagt in der Folge die reduzierte, weil nicht primär ökonomisch ausgerichtete Herangehensweise: „Diese Beschränkung als Bildungs- und Berufsbewegung lässt erkennen, daß die Frauenemanzipation noch nicht in den vielverzweigten sozialen Zusammenhängen erfasst wurde.“ ebenda
  3. Bradter, S. 48
  4. Bradter, S. 52
  5. Adressbuch Scholl ### , Nr. 286
  6. auch genannt: Jugendgruppe der Ortsgruppe …
  7. Kriegsjahrbuch des BDF, Leipzig Berlin 1915
  8. Adressbuch Mathilde Scholl, Nr. 286

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