Marie-Theres van den Wyenbergh: Unterschied zwischen den Versionen

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Marie-Theres van den Wyenbergh (* 28.06.1902 in Düsseldorf; † 19.07.1984 in Baden-Baden (?)) war Sozialarbeiterin und Rundfunkpionierin mit eigener Frauensendung in Köln und Baden-Baden
 
Marie-Theres van den Wyenbergh (* 28.06.1902 in Düsseldorf; † 19.07.1984 in Baden-Baden (?)) war Sozialarbeiterin und Rundfunkpionierin mit eigener Frauensendung in Köln und Baden-Baden
* Friedrich, S.: Rundfunk und Besatzungsmacht
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==Biografie bis 1933==
 
==Biografie bis 1933==
Marie-Theres van den Wyenbergh wurde 1902 in Düsseldorf als Tochter eines Oberstudiendirektors und seiner Frau geboren. Ihre Kindheit verlebte sie an verschiedenen Orten des Rheinlandes, sei es auf dem Land (Eifel, Moselregion) oder in den Städten Köln, Bonn und Essen.  
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Marie-Theres van den Wyenbergh wurde 1902 in Düsseldorf als Tochter eines Oberstudiendirektors und seiner Frau geboren. Ihre Kindheit und Jugend verlebte sie an verschiedenen Orten des Rheinlandes, sei es auf dem Land (Eifel, Moselregion) oder in den Städten Köln und Bonn.  
  
 
Sie besuchte von 1907 bis 1918 ein Lyzeum für Mädchen, war 1913/14 im Pensionat. Es schloss sich eine Frauenschule in Köln an.  
 
Sie besuchte von 1907 bis 1918 ein Lyzeum für Mädchen, war 1913/14 im Pensionat. Es schloss sich eine Frauenschule in Köln an.  
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1938 fungierte sie als Gaufrauenschaftsleiterin, was zu ihren bisherigen politischen Positionen nicht passte, denn nun nahm sie eine offizielle Stelle innerhalb des Parteiapparates der NSDAP ein. Es ist ungewiss, ob es sich dabei um eine bezahlte Stelle handelte.  
 
1938 fungierte sie als Gaufrauenschaftsleiterin, was zu ihren bisherigen politischen Positionen nicht passte, denn nun nahm sie eine offizielle Stelle innerhalb des Parteiapparates der NSDAP ein. Es ist ungewiss, ob es sich dabei um eine bezahlte Stelle handelte.  
 
Eine Anstellung als Sachbearbeiterin bei der Fa. Krupp in Essen ermöglichte ihr 1939 - bis 1945 das Überleben.<ref>Petra Witting-Nöthen, Manuskript.</ref>
 
Eine Anstellung als Sachbearbeiterin bei der Fa. Krupp in Essen ermöglichte ihr 1939 - bis 1945 das Überleben.<ref>Petra Witting-Nöthen, Manuskript.</ref>
 
  
 
==Nachkriegszeit==  
 
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In Baden-Baden machte sie nach und nach "aus einem kleinen Besatzungssender im Südwesten eine Institution, die speziell die Interessen von Frauen wahrnahm."<ref>Fischer, S. 58.</ref> Zum Beispiel berichtete sie über 'erste' Frauen in höheren Positionen, auch wenn es eine Ministerin der DDR war, wie [https://de.wikipedia.org/wiki/Marie_Torhorst Marie Torhorst], Thüringer Ministerin für Volksbildung (die übrigens in Köln studiert hatte). Sie interviewte bedeutende Frauen wie Luise Rinser, Ida Ehre, Gertrud von le Fort oder die Gattin des Bundespräsidenten Elly Heuss-Knapp. Marie-Theres van den Wyenbergh schaffte es, wieder einmal eine Serie über die "erste Frauenbewegung" unterzubringen, von der auch die Kolleginnen  lernten, denn die Tradition der Frauenbewegung war in der 12-jährigen NS-Zeit abgebrochen.<ref>Vgl. Fischer, S. 60.</ref> In den Monaten der Diskussionm über das Grundgesetz brachte sie das Thema "Gleichberechtigung der Frau" etc. Dennoch wurde - dem Zeitgeist der 1950er Jahre entstprechend - die Sendung in Frauen- und Familienfunk" umbenannt. Auch Männer hörten sie, und Jugendliche forderten in den Aufbruchsjahren nach der Diktatur Sendungen über Ehe und Partnerschaft ein.<ref>Rahner, Sabine: Marietheres van den Wyenbergh, in: Badisches Tageblatt, 21.7.1982.</ref>  
 
In Baden-Baden machte sie nach und nach "aus einem kleinen Besatzungssender im Südwesten eine Institution, die speziell die Interessen von Frauen wahrnahm."<ref>Fischer, S. 58.</ref> Zum Beispiel berichtete sie über 'erste' Frauen in höheren Positionen, auch wenn es eine Ministerin der DDR war, wie [https://de.wikipedia.org/wiki/Marie_Torhorst Marie Torhorst], Thüringer Ministerin für Volksbildung (die übrigens in Köln studiert hatte). Sie interviewte bedeutende Frauen wie Luise Rinser, Ida Ehre, Gertrud von le Fort oder die Gattin des Bundespräsidenten Elly Heuss-Knapp. Marie-Theres van den Wyenbergh schaffte es, wieder einmal eine Serie über die "erste Frauenbewegung" unterzubringen, von der auch die Kolleginnen  lernten, denn die Tradition der Frauenbewegung war in der 12-jährigen NS-Zeit abgebrochen.<ref>Vgl. Fischer, S. 60.</ref> In den Monaten der Diskussionm über das Grundgesetz brachte sie das Thema "Gleichberechtigung der Frau" etc. Dennoch wurde - dem Zeitgeist der 1950er Jahre entstprechend - die Sendung in Frauen- und Familienfunk" umbenannt. Auch Männer hörten sie, und Jugendliche forderten in den Aufbruchsjahren nach der Diktatur Sendungen über Ehe und Partnerschaft ein.<ref>Rahner, Sabine: Marietheres van den Wyenbergh, in: Badisches Tageblatt, 21.7.1982.</ref>  
  
Imm er wieder köingt große Sympathie für sie druch, so 1949 nach zwei Jahren in Baden-Baden: "Und wenn Sie diese warme, klare Stimme hören mit dem kleinen rheinischen Akzent ihrer Heimat, dann stellen Sie sich eine schlanke, blonde, blauäugige Frau vor, der man nicht ansieht, daß sie schon zwei studierende Kinder hat. Und wenn in ihren Augen ein liebenswürdiger Schalk aufblitzt, dann spürt man, daß diese Frau sich trotz aller Schicksalsschwere das wichtigste Lebenselement bewahrt hat: die Lebensfreude."<ref>NN: Marietheres van den Wyenbergh, in: Funk-Illustrierte vom 27.11.1949.</ref>   
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Immer wieder klingt große Sympathie für sie durch, so 1949 nach zwei Jahren in Baden-Baden: "Und wenn Sie diese warme, klare Stimme hören mit dem kleinen rheinischen Akzent ihrer Heimat, dann stellen Sie sich eine schlanke, blonde, blauäugige Frau vor, der man nicht ansieht, daß sie schon zwei studierende Kinder hat. Und wenn in ihren Augen ein liebenswürdiger Schalk aufblitzt, dann spürt man, daß diese Frau sich trotz aller Schicksalsschwere das wichtigste Lebenselement bewahrt hat: die Lebensfreude."<ref>NN: Marietheres van den Wyenbergh, in: Funk-Illustrierte vom 27.11.1949.</ref>   
  
 
Von ihren Kolleginnen wurde sie gelobt, weil sie Frauen förderte und qualifizierte Redakteurinnen für andere Sendungen formte. "Dazu besaß und besitzt sie die bei Frauen nicht eben häufige Fähigkeit, andere neben sich wachsen lassen zu können, aus anderen herauszuholen, was in ihnen steckt, sie in geduldiger Arbeit zu wirklicher Selbständigkeit zu erziehen und sie mit dem ihr eigenen Enthusiasmus für die Aufgabe anzustecken."<ref>Weber, ohne Pag.</ref> Von den Mitarbeiterinnen verlangte sie: "... die notwendige wache Bereitschaft ..., die aus jeder Begegnung, jedem Gespräch, der flüchtigen Lektüre eines Artikels, der Vielfalt eigener Gedanken oder einem Austausch auf Tagungen und Treffen neue Ideen auffängt, um sie für das Programm zu verwerten."<ref>zit. nach Weber.</ref>  
 
Von ihren Kolleginnen wurde sie gelobt, weil sie Frauen förderte und qualifizierte Redakteurinnen für andere Sendungen formte. "Dazu besaß und besitzt sie die bei Frauen nicht eben häufige Fähigkeit, andere neben sich wachsen lassen zu können, aus anderen herauszuholen, was in ihnen steckt, sie in geduldiger Arbeit zu wirklicher Selbständigkeit zu erziehen und sie mit dem ihr eigenen Enthusiasmus für die Aufgabe anzustecken."<ref>Weber, ohne Pag.</ref> Von den Mitarbeiterinnen verlangte sie: "... die notwendige wache Bereitschaft ..., die aus jeder Begegnung, jedem Gespräch, der flüchtigen Lektüre eines Artikels, der Vielfalt eigener Gedanken oder einem Austausch auf Tagungen und Treffen neue Ideen auffängt, um sie für das Programm zu verwerten."<ref>zit. nach Weber.</ref>  
 
  
 
Sie pflegte in den frühen 1950er Jahren Kontakt mit der niederländischen Frauenrechtlerin, Ökonomin und zeitweiligen Präsidentin des Internationaal Archief voor de Vrouwenbeweging  in Amsterdam, Willemijn Hendrika Posthumus-van der Goot, die auch beim Sender AVRO 'Radiorubrieken' betreute.<ref>https://atria.nl/bibliotheek-archief/collectie/archief/IIAV00000132/.</ref> Zudem war Posthumus-van der Goot 1957 Vorsitzende der International Association of Radio Women (IARW).   
 
Sie pflegte in den frühen 1950er Jahren Kontakt mit der niederländischen Frauenrechtlerin, Ökonomin und zeitweiligen Präsidentin des Internationaal Archief voor de Vrouwenbeweging  in Amsterdam, Willemijn Hendrika Posthumus-van der Goot, die auch beim Sender AVRO 'Radiorubrieken' betreute.<ref>https://atria.nl/bibliotheek-archief/collectie/archief/IIAV00000132/.</ref> Zudem war Posthumus-van der Goot 1957 Vorsitzende der International Association of Radio Women (IARW).   
  
Auch das Alter wurde ein zunehmend wichtiges Thema ihrer Sendungen.  
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Auch das Alter wurde ein zunehmend wichtiges Thema ihrer Sendungen.<ref>* Wyenbergh, Marie-Theres van den (Hrsg.): Die Frau in der Lebensmitte, Baden-Baden 1955 56 S. Typoskript in kleiner Auflage für Sozialbehörden und -organisationen mit Texten einer Sendereihe des Frauenfunks. Enthält Beiträge von S. Groth, G. Hoster, C. Menck, A. Weber u.a.</ref> 
  
 
Marie-Theres van den Wyenbergh genoss im Laufe ihrer Zeit im neuen Sendegebiet höchste Anerkennung. "'Die Wyenberg', wie sie später selbstverstäbndlich hieß, war das, was man eine 'prächtige Person' nannte. Als Rheinländerin von heiterem Naturell, offen und ungeheuer kontaktfreudig, als Pädagogin ebenso energisch wie bestimmt und von einem Durchsetzungsvermögen, um das sie mancher Mann beneidet hätte. Mit das prächtigste war aber ihr Humor."<ref>Fischer, S. 61.</ref> 1962 wurde sie pensioniert.  
 
Marie-Theres van den Wyenbergh genoss im Laufe ihrer Zeit im neuen Sendegebiet höchste Anerkennung. "'Die Wyenberg', wie sie später selbstverstäbndlich hieß, war das, was man eine 'prächtige Person' nannte. Als Rheinländerin von heiterem Naturell, offen und ungeheuer kontaktfreudig, als Pädagogin ebenso energisch wie bestimmt und von einem Durchsetzungsvermögen, um das sie mancher Mann beneidet hätte. Mit das prächtigste war aber ihr Humor."<ref>Fischer, S. 61.</ref> 1962 wurde sie pensioniert.  
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"Die Zustimmung der Hörer zu ihren Sendungen und zu Programmen, die aus ihren Vorschlägen entwickelt wurden, sind der beste Beweis für ein wohlgelungenes Lebenswerk, dem ihre ganze Liebe galt."<ref>Pressedienst SWF Abteilung Presse und Information, Sendewoche 45: 4.-10. November 1962, Bl. 1.</ref>   
 
"Die Zustimmung der Hörer zu ihren Sendungen und zu Programmen, die aus ihren Vorschlägen entwickelt wurden, sind der beste Beweis für ein wohlgelungenes Lebenswerk, dem ihre ganze Liebe galt."<ref>Pressedienst SWF Abteilung Presse und Information, Sendewoche 45: 4.-10. November 1962, Bl. 1.</ref>   
  
Sie wohnte in höherem Alter auf der Friedrichshöhe in Baden-Baden.<ref>Das genannte Haus Lauschen ist nicht rechercheirbar.</ref>  
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Sie wohnte in höherem Alter auf der Friedrichshöhe in Baden-Baden.<ref>Das genannte Wohnhaus ''Haus Lauschen'' ist nicht recherchierbar.</ref>  
  
  
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==Literatur / Quellen von Marie-Theres van den Wyenbergh==
 
==Literatur / Quellen von Marie-Theres van den Wyenbergh==
* van den Wyenbergh, Marie Theres: Der Rundfunk und die schaffende Frau, in: Die schaffende Frau, Jg. 1930, H. 13/14, S. 432.  
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* van den Wyenbergh, Marie Theres: Der Rundfunk und die schaffende Frau, in: Die schaffende Frau, Jg. 1930, H. 13/14, S. 432. (noch nicht eingesehen)
* Van den Wyenbergh, Marie-Theres: Frauenwirken im Rundfunk, in: Teuber-Kwasnik, Ilse (Hg.): Von Frauen für Frauen, Kevelaer Butzon & Bercker, 1950, S. 11-33.
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* Van den Wyenbergh, Marie-Theres: Frauenwirken im Rundfunk, in: Teuber-Kwasnik, Ilse (Hg.): Von Frauen für Frauen, Kevelaer Butzon & Bercker, 1950, S. 11-33. (noch nicht eingesehen)
* Van den Wyenbergh, Marie-Theres (Hrsg.): Familie ohne Vater.  1955  [PU: Baden-Baden 1955.], Typoskript in kleiner Auflage für Sozialbehörden und -organisationen mit Texten einer Sendereihe des Frauenfunks (Enthält Beiträge von W. Dirks, H. Schelsky, J. Fischer-Erling, H. Wollasch, E. Michel u.a.)
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* Van den Wyenbergh, Marie-Theres (Hrsg.): Familie ohne Vater.  1955  [PU: Baden-Baden 1955.], Typoskript in kleiner Auflage für Sozialbehörden und -organisationen mit Texten einer Sendereihe des Frauenfunks (Enthält Beiträge von W. Dirks, H. Schelsky, J. Fischer-Erling, H. Wollasch, E. Michel u.a.)  
 
* Wyenbergh, Marie-Theres van den (Hrsg.): Die Frau in der Lebensmitte, Baden-Baden 1955 56 S. Typoskript in kleiner Auflage für Sozialbehörden und -organisationen mit Texten einer Sendereihe des Frauenfunks. Enthält Beiträge von S. Groth, G. Hoster, C. Menck, A. Weber u.a.
 
* Wyenbergh, Marie-Theres van den (Hrsg.): Die Frau in der Lebensmitte, Baden-Baden 1955 56 S. Typoskript in kleiner Auflage für Sozialbehörden und -organisationen mit Texten einer Sendereihe des Frauenfunks. Enthält Beiträge von S. Groth, G. Hoster, C. Menck, A. Weber u.a.
 
* WDR UA, D 192: Interview Dr. Montenbruck mit Marie-Theres van den Wyenbergh am 07.03.1966  
 
* WDR UA, D 192: Interview Dr. Montenbruck mit Marie-Theres van den Wyenbergh am 07.03.1966  
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* Weber, Annemarie: Frauen beim Funk 1 Marie-Theres van den Wyenbergh. Lebenshilfe als Aufgabe: Interessante Thenmen - interessant bearbeitet, O.A., o.Ort, o.J., o. Pag.  
 
* Weber, Annemarie: Frauen beim Funk 1 Marie-Theres van den Wyenbergh. Lebenshilfe als Aufgabe: Interessante Thenmen - interessant bearbeitet, O.A., o.Ort, o.J., o. Pag.  
 
* NN: Marietheres van den Wyenbergh, in: Funk-Illustrierte vom 27.11.1949  
 
* NN: Marietheres van den Wyenbergh, in: Funk-Illustrierte vom 27.11.1949  
* Dokument aus Personalakte zum beruflichen Lebenslauf (Referat Historische Kommission (Arbeitsbogen Biografie)  
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* Dokument aus Personalakte zum beruflichen Lebenslauf (Referat Historische Kommission (Arbeitsbogen Biografie).
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* Friedrich, Sabine: Rundfunk und Besatzungsmacht. Organisation, Programm und Hörer des Südwestfunks 1945 bis 1949, Baden-Baden Nomos Verlag 1991 (=Südwestfunk Schriftenreihe).   
  
  
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Version vom 30. März 2020, 20:37 Uhr

Marie-Theres van den Wyenbergh (* 28.06.1902 in Düsseldorf; † 19.07.1984 in Baden-Baden (?)) war Sozialarbeiterin und Rundfunkpionierin mit eigener Frauensendung in Köln und Baden-Baden


Biografie bis 1933

Marie-Theres van den Wyenbergh wurde 1902 in Düsseldorf als Tochter eines Oberstudiendirektors und seiner Frau geboren. Ihre Kindheit und Jugend verlebte sie an verschiedenen Orten des Rheinlandes, sei es auf dem Land (Eifel, Moselregion) oder in den Städten Köln und Bonn.

Sie besuchte von 1907 bis 1918 ein Lyzeum für Mädchen, war 1913/14 im Pensionat. Es schloss sich eine Frauenschule in Köln an. Die erste Ausbildung machte sie 1920/21 auf einem Kindergärtnerinnenlehrgang, auf der Grundlage konnte sie 1921- bis 1924 eine Ausbildung an einer Wohlfahrtsschule absolvieren und wurde Wohlfahrtspflegerin.[1]. Sie heiratete und bekam zwei Kinder, war für einige Jahre Mutter, hat aber ggf. stundenweise gearbeitet. Seit ihrem 18. Lebensjahr soll sie bereits journalistisch gearbeitet haben, auch beim Funk. 1927 erhielt die Frau, die eine schöne Stimem gehabt haben soll, das Angebot, ab Januar 1928 bei der WERAG (Westdeutsche Rundfunk AG) als Leiterin des Frauenfunks (Sendungsname Frauenstunde) und Assistentin in der Vortragsabteilung zu arbeiten.[2] Es war die erste Sendung dieser Art in Deutschland und es waren "die Jugendjahre des Funks".[3] Sie knüpfte enge Kontakte zur Kölner bürgerlichen und konfessionellen Frauenbewegung, hatte aber auch die Arbeiterinnen im Blick.

1933-1945

Die parteilose Redakteurin galt als politisch unzuverlässig, da sie sich negativ über Hitler geäußert hatte. Noch im Frühjahr 1933 wurde sie entlassen.[4] Für Marie-Theres van den Wyenbergh, die ggf. alleinerziehende Mutter von zwei Kindern war, folgte eine schwierige Zeit, sie hatte Verdienstverbot und durfte nie mehr als 200 Mark verdienen. Von 1933 bis 1937 war sie erwerbslos, dann wenige Monate Büroangestellte. 1938 fungierte sie als Gaufrauenschaftsleiterin, was zu ihren bisherigen politischen Positionen nicht passte, denn nun nahm sie eine offizielle Stelle innerhalb des Parteiapparates der NSDAP ein. Es ist ungewiss, ob es sich dabei um eine bezahlte Stelle handelte. Eine Anstellung als Sachbearbeiterin bei der Fa. Krupp in Essen ermöglichte ihr 1939 - bis 1945 das Überleben.[5]

Nachkriegszeit

1945 wurde sie nicht wieder an den WDR geholt, sondern schlug sich zunächst mit anderen Arbeiten durch. Von 1947 bis 1962 arbeitete sie beim Südwestfunk Baden-Baden als Leiterin der der Abteilung Frauen-, Familien- und Kinderfunk, der unter französischer Besatzung mit wenigen Minuten Sendezeit startete. Zunächst hieß ihre Sendung Frauenfunk.[6] Sie dokumentierte z.B. in einer Sendung des dortigen Frauenfunks vom 29.12.1947 den 'aktiven Willen der Frauen zur Mitarbeit am allgemeinen Neu-Aufbau über den engsten Rahmen von Heim und Familie hinaus".[7] Die "Orientierung an den Nöten und Bedürfnissen der Jahre bis 1949" bildete einen "wesentliche Determinante der Programminhalte."[8] So bot Marie-Theres van den Wyenbergh Sendungen zur Kalorienfrage, die Toterklärung von vermissten Männern, "Ehescheidungs-Waisen" und die Gefährdung der Ehen von Frauen mit immer noch im Ausland lebenden Kriegsgefangenen.[9] Die Sendung sollte Lebenshilfe geben, Rezepte, für die Küche, nicht für ein emanzipiertes Frauenleben. Sie selbst lebte in dieser Zeit spartanisch mit den Kindern in einem Zimmerchen mit Waschbecken über dem Senderaum. Ihre Kollegin, Dr. Rosemarie Bungert, erinnerte sich später, dass die Radiomacherinnen des Frauenfunks noch in den 1950er Jahren nicht ernst genommen wurden. Zudem bekamen gleich diplomierte und promovierte Mitarbeiterinnen nur die Hälfte des Gehalts der Männer.[10]

In Baden-Baden machte sie nach und nach "aus einem kleinen Besatzungssender im Südwesten eine Institution, die speziell die Interessen von Frauen wahrnahm."[11] Zum Beispiel berichtete sie über 'erste' Frauen in höheren Positionen, auch wenn es eine Ministerin der DDR war, wie Marie Torhorst, Thüringer Ministerin für Volksbildung (die übrigens in Köln studiert hatte). Sie interviewte bedeutende Frauen wie Luise Rinser, Ida Ehre, Gertrud von le Fort oder die Gattin des Bundespräsidenten Elly Heuss-Knapp. Marie-Theres van den Wyenbergh schaffte es, wieder einmal eine Serie über die "erste Frauenbewegung" unterzubringen, von der auch die Kolleginnen lernten, denn die Tradition der Frauenbewegung war in der 12-jährigen NS-Zeit abgebrochen.[12] In den Monaten der Diskussionm über das Grundgesetz brachte sie das Thema "Gleichberechtigung der Frau" etc. Dennoch wurde - dem Zeitgeist der 1950er Jahre entstprechend - die Sendung in Frauen- und Familienfunk" umbenannt. Auch Männer hörten sie, und Jugendliche forderten in den Aufbruchsjahren nach der Diktatur Sendungen über Ehe und Partnerschaft ein.[13]

Immer wieder klingt große Sympathie für sie durch, so 1949 nach zwei Jahren in Baden-Baden: "Und wenn Sie diese warme, klare Stimme hören mit dem kleinen rheinischen Akzent ihrer Heimat, dann stellen Sie sich eine schlanke, blonde, blauäugige Frau vor, der man nicht ansieht, daß sie schon zwei studierende Kinder hat. Und wenn in ihren Augen ein liebenswürdiger Schalk aufblitzt, dann spürt man, daß diese Frau sich trotz aller Schicksalsschwere das wichtigste Lebenselement bewahrt hat: die Lebensfreude."[14]

Von ihren Kolleginnen wurde sie gelobt, weil sie Frauen förderte und qualifizierte Redakteurinnen für andere Sendungen formte. "Dazu besaß und besitzt sie die bei Frauen nicht eben häufige Fähigkeit, andere neben sich wachsen lassen zu können, aus anderen herauszuholen, was in ihnen steckt, sie in geduldiger Arbeit zu wirklicher Selbständigkeit zu erziehen und sie mit dem ihr eigenen Enthusiasmus für die Aufgabe anzustecken."[15] Von den Mitarbeiterinnen verlangte sie: "... die notwendige wache Bereitschaft ..., die aus jeder Begegnung, jedem Gespräch, der flüchtigen Lektüre eines Artikels, der Vielfalt eigener Gedanken oder einem Austausch auf Tagungen und Treffen neue Ideen auffängt, um sie für das Programm zu verwerten."[16]

Sie pflegte in den frühen 1950er Jahren Kontakt mit der niederländischen Frauenrechtlerin, Ökonomin und zeitweiligen Präsidentin des Internationaal Archief voor de Vrouwenbeweging in Amsterdam, Willemijn Hendrika Posthumus-van der Goot, die auch beim Sender AVRO 'Radiorubrieken' betreute.[17] Zudem war Posthumus-van der Goot 1957 Vorsitzende der International Association of Radio Women (IARW).

Auch das Alter wurde ein zunehmend wichtiges Thema ihrer Sendungen.[18]

Marie-Theres van den Wyenbergh genoss im Laufe ihrer Zeit im neuen Sendegebiet höchste Anerkennung. "'Die Wyenberg', wie sie später selbstverstäbndlich hieß, war das, was man eine 'prächtige Person' nannte. Als Rheinländerin von heiterem Naturell, offen und ungeheuer kontaktfreudig, als Pädagogin ebenso energisch wie bestimmt und von einem Durchsetzungsvermögen, um das sie mancher Mann beneidet hätte. Mit das prächtigste war aber ihr Humor."[19] 1962 wurde sie pensioniert.

"Die Zustimmung der Hörer zu ihren Sendungen und zu Programmen, die aus ihren Vorschlägen entwickelt wurden, sind der beste Beweis für ein wohlgelungenes Lebenswerk, dem ihre ganze Liebe galt."[20]

Sie wohnte in höherem Alter auf der Friedrichshöhe in Baden-Baden.[21]


Mitgliedschaften

Vermutlich war sie Mitglied des Südwestdeutschen Journalistenverbandes (ebenso Lore Walb, Carl Wingenroth).[22]


Literatur / Quellen von Marie-Theres van den Wyenbergh

  • van den Wyenbergh, Marie Theres: Der Rundfunk und die schaffende Frau, in: Die schaffende Frau, Jg. 1930, H. 13/14, S. 432. (noch nicht eingesehen)
  • Van den Wyenbergh, Marie-Theres: Frauenwirken im Rundfunk, in: Teuber-Kwasnik, Ilse (Hg.): Von Frauen für Frauen, Kevelaer Butzon & Bercker, 1950, S. 11-33. (noch nicht eingesehen)
  • Van den Wyenbergh, Marie-Theres (Hrsg.): Familie ohne Vater. 1955 [PU: Baden-Baden 1955.], Typoskript in kleiner Auflage für Sozialbehörden und -organisationen mit Texten einer Sendereihe des Frauenfunks (Enthält Beiträge von W. Dirks, H. Schelsky, J. Fischer-Erling, H. Wollasch, E. Michel u.a.)
  • Wyenbergh, Marie-Theres van den (Hrsg.): Die Frau in der Lebensmitte, Baden-Baden 1955 56 S. Typoskript in kleiner Auflage für Sozialbehörden und -organisationen mit Texten einer Sendereihe des Frauenfunks. Enthält Beiträge von S. Groth, G. Hoster, C. Menck, A. Weber u.a.
  • WDR UA, D 192: Interview Dr. Montenbruck mit Marie-Theres van den Wyenbergh am 07.03.1966


Literatur über Marie-Theres van den Wyenbergh

08.03. 2.25— 2.45 Maria Theres van den Wyenbergh „Aus Frauenbüchern und Frauenzeitschriften. - Die Frau in Beruf und Studium” 11.03. 7.20— -7.50 Gesprek tusschen Aenne Pfisterer en Elsbeth Theien en Marie Theres van den Wyenbergh. Onderwerp: Moeder en Kind.

Aus dem Archiv des Südwestfunks:

  • Rahner, Sabine: Marietheres van den Wyenbergh, in: Badisches Tageblatt, 21.7.1982.
  • Weber, Annemarie: Frauen beim Funk 1 Marie-Theres van den Wyenbergh. Lebenshilfe als Aufgabe: Interessante Thenmen - interessant bearbeitet, O.A., o.Ort, o.J., o. Pag.
  • NN: Marietheres van den Wyenbergh, in: Funk-Illustrierte vom 27.11.1949
  • Dokument aus Personalakte zum beruflichen Lebenslauf (Referat Historische Kommission (Arbeitsbogen Biografie).
  • Friedrich, Sabine: Rundfunk und Besatzungsmacht. Organisation, Programm und Hörer des Südwestfunks 1945 bis 1949, Baden-Baden Nomos Verlag 1991 (=Südwestfunk Schriftenreihe).


weblinks


FrauenGeschichtsWiki ist ein Projekt des Kölner Frauengeschichtsverein e.V. Viele Informationen stammen aus unserem Vereinsarchiv. Wir freuen uns über weitere Hinweise an wiki@frauengeschichtsverein.de
  1. Vgl. von Hodenberg, Christina: Konsens und Krise. Eine Geschichte der westdeutschen Medienöffentlichkeit 1945-1973, Göttingen Wallstein 2006, S. 237.
  2. Jahrbuch des Westdeutschen Rundfunks, Köln 1929, S. 234; vgl. Fischer, Karin: Marie Theres van den Wyenbergh, Leiterin der Abteilung Frauen-, Familien- und Kinderfunk, SWF 1947-1962, in: Frauen im SDR und SWF 1946- 1958, S. 60.
  3. * Weber, Annemarie: Frauen beim Funk 1 Marie-Theres van den Wyenbergh. Lebenshilfe als Aufgabe: Interessante Thenmen - interessant bearbeitet.
  4. * NN: Marietheres van den Wyenbergh, in: Funk-Illustrierte vom 27.11.1949. Ein Dokument nennt das Jahr 1932 als Entlassungsdatum. Dokument aus Personalakte zum beruflichen Lebenslauf - Archiv des Südwestfunks.
  5. Petra Witting-Nöthen, Manuskript.
  6. Vgl. S. Friedrich, S. 135 zu den Themen der Sendungen ab 1947.
  7. zit. nach Fischer S. 57.
  8. Friedrich, S. 136.
  9. Friedrich, S. 136.
  10. vgl. Fischer, S. 57.
  11. Fischer, S. 58.
  12. Vgl. Fischer, S. 60.
  13. Rahner, Sabine: Marietheres van den Wyenbergh, in: Badisches Tageblatt, 21.7.1982.
  14. NN: Marietheres van den Wyenbergh, in: Funk-Illustrierte vom 27.11.1949.
  15. Weber, ohne Pag.
  16. zit. nach Weber.
  17. https://atria.nl/bibliotheek-archief/collectie/archief/IIAV00000132/.
  18. * Wyenbergh, Marie-Theres van den (Hrsg.): Die Frau in der Lebensmitte, Baden-Baden 1955 56 S. Typoskript in kleiner Auflage für Sozialbehörden und -organisationen mit Texten einer Sendereihe des Frauenfunks. Enthält Beiträge von S. Groth, G. Hoster, C. Menck, A. Weber u.a.
  19. Fischer, S. 61.
  20. Pressedienst SWF Abteilung Presse und Information, Sendewoche 45: 4.-10. November 1962, Bl. 1.
  21. Das genannte Wohnhaus Haus Lauschen ist nicht recherchierbar.
  22. vgl. https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/druckansicht.php?bestand=20661&id_titlaufn=810419. Nachlass Klaus Mehnert (1906-1984).