Marianne Ahlfeld-Heymann

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Marianne Ahlfeld–Heymann, geb. Marianne Heymann (* 07.02.1905 in Köln; † 26.06.2003 in Haifa, Israel) war eine jüdische Bauhausschülerin, Bildhauerin, Kostümdesignerin, Bühnenbildnerin, Maskenschnitzerin und Marionettenbauerin aus Köln

Kindheit und Jugend

Marianne Heymann wuchs in Köln in einer bürgerlichen Familie mit Dienstboten auf. Die Mutter Elisabeth hatte nach Angaben der Tochter "... eine schwere Jugend bei einer despotischen Stiefmutter und einem konservativen Vater. Sie wollte studieren, was für ein Mädchen damals kaum möglich und für meinen Großvater unvorstellbar war. Sie heiratete früh und fand in meinem Vater einen verständnisvollen Gefährten, der sehr stolz auf seine kluge und begabte Frau war. Mein Vater war unendlich gütig und hatte ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl.“[1] Der Vater Hermann war Kaufmann. Die Familie wohnte 1899 innenstadtnah In der Höhle 14, später in Braunsfeld.[2] Marianne Heymann wurde in einer liberalen Familie erzogen, die national gesinnt war. „Meine Eltern, Großeltern und Urgroßeltern waren Juden, aber sie fühlten sich vor allem als Deutsche. Sie waren freidenkend und nicht religiös, obwohl sie alle ihr Judesein nie verleugnet hatten. Ich wußte, daß ich Jüdin war, aber ich fand das nicht besonders wichtig.“[3] Musik hatte im Haus Heymann einen hohen Stellenwert. Zudem malte das Mädchen gerne, u.a. an beschlagene Fensterscheiben. „Das tat ich einmal in der Straßenbahn und wurde so von dem berühmten Mäzen Julius Elias ‚entdeckt’. Er bat meine Eltern, mich nach meiner Schulzeit zu ihm nach Berlin zu schicken; er wollte mich ausbilden lassen, ich war damals fünf Jahre alt.“[4] Dies taten die Eltern jedoch nicht. Gerne ging das Mädchen ins Kölner Puppentheater "Hänneschen", und schon als Kind liebte sie es, mit Holzgegenständen zu spielen, seien es geschnitzte Tiere oder Holzpuppen.[5] Mit neun Jahren, d.h. 1914, begeisterte sie sich vorübergehend für den Krieg bzw. das Soldatenleben. In dieser Zeit war sie mit Irmgard Keun befreundet, beide führten vor Erwachsenen „patriotische Theaterstücke“ auf, um sich damit am Spendensammeln zu beteiligen.[6] Marianne und Irmgard wollten dies dem Kaiser selbst brieflich mitteilen - und erhielten laut den Erinnerungen der Künstlerin auf diese 'Unbotmäßigkeit' eine Anklage wegen Majestätsbeleidigung.[7] Als weiterführende Schule besuchte das Kaiserin-Augusta-Gymnasium in Köln, die sie 1922 abschloss.[8] Dort lernte sie vermutlich auch Elsbeth Pollitz (verh. von Ameln), kennen, eine später bekannte Kölner Rechtsanwältin, die beiden Mädchen freundeten sich an.[9]

Ausbildung und erste Berufstätigkeit

Nach dem Abschluss der Schule 1922 wollte sie eine Ausbildung als Holzschnitzerin absolvieren, sie besuchte die Kölner Kunstgewerbeschule, fand aber die Ausbildung im Bereich Holz nicht befriedigend. Daher wechselte sie 1923 nach Weimar:
"Ich hatte schon viel gehört über die moderne Kunstschule, das Bauhaus in Weimar. Als nun sein damaliger Leiter und Gründer, Walter Gropius […], in Köln einen Vortrag hielt, ging ich mit meiner Mutter hin.“[10]

Sie begeisterte sich sofort für die praxisnahen Ziele der Hochschule und konnte die Einwände des Vaters gegen den Studienortwechsel beiseite räumen.

Ihre Erlebnisse an dieser ganz anderen Ausbildungsstätte schilderte sie in einem Text Erinnerungen an Paul Klee 1923/24 und 1933.[11] Viele Schüler und Schülerinnen waren demnach an dem 'heiligen Ort' zunächst blockiert:
“Die meisten litten unter dem bekannten und gefürchteten ‚Bauhauskater’. Man hatte uns Neue schon darauf vorbereitet. Seine Ursache lag in der Nivellierung der früheren Werte und der sehr langsamen, tastenden Besitzergreifung neuer Inhalte. Die meisten der Schüler erfuhren später an sich selbst, daß gerade dieser Weg sie zu einem fruchtbaren Schaffen geführt hat. Aber zu Beginn schwebten sie zwischen Zweifel und Glückstaumel.“[12]

Bei Oskar Schlemmer besuchte sie die Klasse für Bildhauerei und Bühnenkunst, arbeitete sich u.a. in das Marionetten-Schnitzen ein und produzierte u.a. berühmte Nussknacker. Bei ihm musste sie gegen sein Vorurteil ankämpfen, Schöpfertum sei generell männlich.[13] Die Ausbildung in der Bühnenbildwerkstatt bildete jedoch eine Grundlage für spätere Arbeiten in Köln und Mannheim.

Besonders beeindruckt war sie jedoch von dem Dozenten Paul Klee:
„Wir sahen auf einmal, was wir nie vorher sahen. Jedes seiner Worte öffnete uns einen Blick in nie gesehene Perspektiven. Trotz der scheinbaren Trockenheit seiner Darstellung strahlte sein Wesen jenen suggestiven Geist aus, der uns auch in seinen Bildern gefangen nimmt.“[14]
Sie freundete sich mit dessen Sohn Felix an und verkehrte auch privat im Hause des Schweizer Künstlers. Als sie ihre ersten Theaterpuppen schnitzte, sie ihre ersten Theaterpuppen, u.a eine Portrait-Handpuppe „Paul Klee“.[15], u.a eine Portrait-Handpuppe „Paul Klee“.[16]Da mit dem Umzug der Bildungsstätte nach Dessau 1925 die Holzbildhauerei aufgegeben wurde, kehrte Marianne Ahlfeld-Heymann nach Köln zurück.[17] Im Anschluss an die Ausbildung fertigte sie mit dem und für den Puppenspieler Jupp Herzog an die 100 Kasperl-Puppen, einem Künstler, der vor allem in Krankenhäusern und Gefängnissen auftrat.
„Ich freute mich, daß meine ‚Kinder’ gerade solchen Menschen etwas Frohsinn brachten, die dies so nötig brauchten.“[18]
Bereits 1927 stellte sie die in Eigeninitiative geschaffene Marionette „Klein Zaches“ zur Erzählung von E.T.A. Hoffmann aus, als ihr Alfred Lehmann ins einer Abteilung „Puppenspiel“ diese Chance während der „Deutschen Theater-Ausstellung Magdeburg 1927“ bot. (WEGENER) Nach Besuch von Tanzveranstaltungen der expressiven Tänzerin Mary Wigman bzw. des indischen Tänzers Raden Mas Jodjana schuf sie erste Masken, die bei Tänzen eingesetzt wurden.
„Die Magie der Maske ließ mich nun nicht mehr los, und eine nach der anderen wollte geschnitzt werden. […] Sie hat ein Eigenleben. Sie ist ein magisches Wesen. Sie beherrscht mich, und so wurde ich zur Maskenschnitzerin.“[19]
Um das Theater näher kennen zu lernen, nahm sie 1926 ein Volontariat an der berühmten Kölner Oper an.
„Es war mir gelungen, in die Kaschier-Werkstatt zu kommen. Dort wurden Kronen, Braten, Skulpturen usw. aus Pappmaché hergestellt, …“.[20]

Bis 1928 bildete sie sich an der Kölner Oper bei Hans Strohbach in Bühnenbildnerei und Kostümentwurf fort, wechselte dann als Assistentin des Bühnenbildners Dr. Eduard Löffler an das Mannheimer Nationaltheater. In Mannheim wirkte sie an dem beliebten Kinderstück "Peterchens Mondfahrt" mit (1930).

Auch in Köln war sie weiter gefragt. 1929 fertigte sie Kostüme für die Oper Hoffmanns Erzählungen, die in Köln aufgeführt wurde, - und überforderte die Schneiderinnen fast, da sie selbst nur entwerfen, aber nicht nähen konnte.[21] Ihr wurde die Ausstattung der Kölner Erstaufführung von Jacques Offenbachs "La Périchole" am 8. Dezember 1931 anvertraut. "Zahlreiche Entwürfe zu fantasievollen Szenarien, Kostümen und Masken entstanden – so beispielsweise für Jacques Offenbachs Operette 'La Périchole'. Besonders die Kostümentwürfe lassen die Einflüsse der Bühnenkunst Schlemmers erkennen: turmartige Kopfbedeckungen mit konzentrischen Ringen, trapezförmige Gewänder, gesteppte und wattierte Säume sowie eine klare Farbpalette."[22] In der Weimarer Republik war das Spiel mit Geschlechterrollen erstmals üblich. Hinzu kam bei Heymanns Entwürfen das karnevaleske Element ihrer Heimatstadt.

Bei mehreren Stücken baute sie Provokationen gegen die erstarkenden Nationalsozialist*innen ein, u.a. machte sie aus einem Hitler-Bild einen Hampelmann; dies brachte ihr neben bösen Blicken auch Denunziationen und schließlich den Versuch einer Vorladung ein - sie entkam rechtzeitig.

Emigration, Exil in Paris

Der Vater war 1931 gestorben. 1933 - auf dem Höhepunkt ihres beruflichen Schaffens - marschierten die Nazis auf und es verschwanden bald Freunde und Freundinnen. Ihr Jüdischsein hatte nun große Relevanz: </blockquote>„Da wurde ich von ganzem Herzen Jüdin, auch wenn sich das vorerst noch in sehr kindlichen Reaktionen dokumentierte, z.B. in der Absicht, die Haare zu färben.“[23]</blockquote> Ein Onkel gab ihr im April 1933 Geld zur Auswanderung, offiziell galt die Fahrt als Erholungsreise. Sie zog über Ascona nach Paris, die (christliche) Köchin schützte zu Hause die Mutter, die erst 1938 zu ihrem Bruder nach Brüssel emigrierte.

"Wir, Familie Heymann, lebten in Köln-Braunsfeld und Josephs [Josepha?, KFGV] mit uns. Seit wann sie bei uns war? Sie gehörte einfach schon immer zu unserer Familie, Sie war ein derber, bayrischer Typ mit sehr frechem Mundwerk und goldenem Herzen. Sie war eine gläubige Katholikin und haßte die Nazis. Was auch immer geschah: Kein Partei-Mitglied kam weiter als bis zu unserer Gartenpforte. Es ist mir bis heute rätselhaft geblieben, wie sie es fertiggebracht hat, daß meine Mutter nie durch die Nazis belästigt wurde. Wie sie uns später selbst erzählte – als wir sie 1968 in München wiederfanden –, hatte sie kurz und bündig erklärt, wenn jemand von der Partei erschien: „Hier gibt es keine andere Frau Heymann. Frau Heymann, das bin ich, und ich bin katholisch.“ Trotz (oder wegen?) ihres „Auftretens“ hat man ihr nichts getan und auch meine Mutter verschont. .[24]

Mehr als zehn ihrer engen Bezugspersonen wurden dagegen umgebracht.[25]

In Paris lebte sie zunächst bei einem weiteren Onkel mütterlicherseits und dessen Frau, einer Schrifstellerin. U.a. da der Verwandte als Vertreter der Deutschen Bank mit Nazigrößen verkehrte, zog die Künstlerin bald aus.

Mit der Emigration war ihre Arbeit für die Bühne zuende gegangen, dagegen trat das von ihr geliebte Holz wieder in den Vordergrund. Sie fand Arbeit als Zeichnerin bei einem Komitee für EmigrantInnen in St. Maur, das als Kommune auch das gemeinsame Zusammenleben pflegte.[26] Die Leitung hatte ein charismatischer und künstlerisch begabter Tischler inne, Hermann Ahlfeld.[27] Dieser Kunsthandwerker, der auch als Autor tätig war, war ein verfolgter Sozialdemokrat aus Berlin. Erst bei ihm lernte Marianne Heymann die Feinheiten der Holzschnitzerei. Mit anderen gründeten sie eine Societé für Holzspielzeug namens Jou-Jou bzw. Elefant Bleu.
„Unser Betrieb wurde in Paris bekannt, und wir konnten kaum die vielen Aufträge erledigen, die bei uns eingingen.“[28]

Marianne Heymann ging bald mit ihm ein sog. Maritalement ein, eine behördlich anerkannte Lebensform ohne Trauung.

Nach dem Scheitern der Societé lebte das illegal in Paris lebende Paar trotz des Arbeitsverbotes für EinwanderInnen von der Herstellung von Modeschmuck. Nun widmete sich Marianne Heymann auch wieder verstärkt der künstlerischen Produktion von Puppen und Masken. 1936 fertigte sie das Ensemble für eine Guernica-Aufführung, .[29]Auch arbeitete sie 1936/37 erstmals für Theaterproduktionen in Haifa: Georg Büchners "Leonce und Lena", Wolfgang A. Mozarts Oper "Entführung aus dem Serail" und William Shakespeares "Was ihr wollt".

Marianne Heymann erhielt den „ehrenvollen Auftrag“ der Compagnons de la Marionette[30], für die Marionettenaufführung eines Stückes des bekannten belgischen Autors Maeterlinck[31] die Puppen zu gestalten, der Autor hatte ihre Arbeit gelobt und sie persönlich autorisiert. In einem Brief aus dem Jahr 1963 beschrieb sie die ungewöhnliche Ausdrucks- und Spielweise:
„Ich habe diese 3 Figuren [„Les trois jeunes Filles“] als gleiche Typen geschnitzt, nur Augen, Haar und Kleiderfarbe verschieden getönt. Sie spielen in dem Stück sozusagen die Rolle des griechischen Chores. Diese Aufführung erregte ziemliches Aufsehen, weil hier Marionetten nicht als groteske Kopien von Menschentypen gezeigt wurden […], sondern als vollkommen eigene Wesen mit eigenen Gesetzen und Ausdrucksmöglichkeiten. Im Gegensatz zu den sonst üblichen virtuosen Spielen gab es hier nur ein Minimum an Bewegungen: Heben eines Armes, Neigen eines Kopfes, grosse, langsame Gesten, die jede für sich von zeichenhafter Bedeutung und Eindringlichkeit waren.“[32]
Trotz des ungesicherten Aufenthaltsstatus wurde ihr dafür eine Medaille der Pariser Weltausstellung von 1937 als Auszeichnung zugesprochen.[33]

Als folgendes Projekt wollte sie einen pazifistischen Film drehen, dieses Werk konnte sie jedoch nicht realisieren.

1938 - 1949

Unerwartet bekamen beide Partner*innen 1938 eine Arbeitserlaubnis. Nachdem alle deutschen Männer - und so auch Hermann Ahlfeld - bereits im September 1939 in verschiedene Lagern deportiert worden waren wurde Anfang Mai 1940 auch Marianne Ahlfeld-Heymann für einige Monate in dem südfranzösischen Frauenlager Gurs interniert.[34] beide kamen frei und das Paar konnte mit Glück und Unterstützung u.a. durch Quäker und protestantische Pastoren an verschiedenen Orten Südfrankreichs leben, zuletzt in Pougues-les-Eaux (1948). Marianne Ahlfeld-Heymann bekam in der schwierigen Situation des Verstecks drei Kinder.[35] Nach Kriegsende betreute das Paar überlebende jüdische Kinder, deren Eltern nicht auffindbar waren und begleitete diese im Januar 1949 bei einer Alija nach Israel.


Israel

„Endlich, endlich ‚gelandet’, keine Angst mehr, im eigenen Land und bei Freunden!“[36] Das Ehepaar erbaute mit Freunden ein Haus in dem Dorf Kfar Chaim und richtete Werkstätten für Tischlerei und Schnitzerei ein. Darin produzierten sie zunächst aus Olivenholz Haushaltsgegenstände für neue EinwanderInnen. Das Erlernen der hebräischen Sprache gelang ihr in dieser Zeit wegen Arbeitsüberlastung nicht. 1950 stellte Marianne Ahlfeld-Heymann erstmals in Tel Aviv aus: Marionetten und Masken. Es dauerte lange, bis der Erfolg kam. Erst viel später konnte sie sagen:
„Meine Masken sind in der ganzen Welt verstreut. Die meisten erwarb ein amerikanischer Sammler irgendwo in New York, dessen Spuren ich verlor.“[37]
Hermann Ahlfeld bot inzwischen Seminare als Werklehrer an und wurde in einer Psychosomatischen Klinik in Akko als Ergotherapeut eingestellt.

1953 besuchte sie erstmals wieder Deutschland, wo ihre Mutter inzwischen lebte und fand in dem katholischen Kölner Rechtsanwalt Ellscheid einen hilfreichen Unterstützer für ihr Wiedergutmachungsverfahren.[38]

Nach dem Tod der Mutter 1954 und einer damit verbundenen kleinen Erbschaft zog die Familie nach Haifa um und zog in eine eigene Wohnung. Die Holzschnitzerin arbeitete noch ca. 30 Jahre künstlerisch weiter und stellte auch wiederholt aus.[39] Nun gestaltete sie häufiger biblische Motive und zeitgenössische Gesichter.

Hermann Ahlfeld erlebte noch seinen 90. Geburtstag, starb 1983, Marianne Ahlfeld-Heymann lebte bis in die 1990er Jahre in einem sog. Elternheim. Dort begnete sie Gretel Baum-Meróm, der sie ihre schriftlichen Lebenserinnerungen anvertraute, die sie einem deutsch-jüdischen Herausgeber übergab.[40].

Marianne Ahlfeld-Heymann letzte Eintragung lautete: "Das Schicksal unseres Landes ist das Schicksal jedes einzelnen von uns. Unsere persönlichen Erfahrungen sind dabei gar nicht so wichtig." Ihre Söhne und Enkel leben ausserhalb von Deutschland, u.a. in Amsterdam.


Rezeption

1988 machte der von Horst Matzerath kuratierte Ausstellungskatalog "Jüdisches Schicksal in Köln. 1918 – 1945" erstmals wieder auf Marianne Ahlfeld-Heymann aufmerksam. 2019 organisierte Dr. Romana Rebbelmund, Kuratorin am MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln, zum Jubiläum des Bauhauses eine Austellung zu Marianne Ahlfeld-Heymann und ihrer Cousine, Margarete Heymann-Loebenstein (1899-1990), die ebenfalls am Bauhaus studierte und eine anerkannte avantgardistische Keramikerin wurde (2 von 14. Zwei Kölnerinnen am Bauhaus). Am 19.3.2019 wurde in Anwesenheit einer der Söhne und weiterer Verwandter ein Stolperstein am früheren Geburtsort gelegt.


Literatur von Marianne (Ahlfeld-)Heymann

  • Chimären : Gedichte von Hansi [Hanna] Fuchs. Umschlagszeichnung von Marianne Heymann, Paris : Impr. Rhenus 1938 (Online-Ausg.: Leipzig ; Frankfurt, M. : Dt. Nationalbibliothek 2013. Online-Ressource)
  • Marianne Ahlfeld-Heymann; Erhard R. Wiehn (Hrsg.) "Und trotzdem überlebt". Konstanz, Hartung-Gorre Verlag, 1994, ISBN: 9783891917305
  • darin: Marianne Ahlfeld-Heymann: Biographical remarks [Lebenslauf] S. 117
  • darin: Marianne Ahlfeld-Heymann: Hermann Ahlfeld (1892-1983), S. 119-121


Literatur über Marianne (Ahlfeld-)Heymann

  • Gemeinschaft der Vereinigungen Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen, Sitz Hamburg (Hg.) ([1932]): Mitglieder-Verzeichnis der Reichsgedok 1932/33. Leipzig: Brandstetter.
  • Becker-Jákli, Barbara: Das jüdische Köln. Geschichte und Gegenwart, Emons Köln 2012, S. 93
  • Matzerath, Horst (Hg.) ([1988]): Jüdisches Schicksal in Köln. 1918 - 1945. [Köln]: Stadt Köln, Abdruck in dem Memoirenband der Künstlerin, S. 108-110
  • Zu Frauen am Bauhaus: Hansen-Schaberg, Inge; Thöner, Wolfgang; Feustel, Adriane (Hrsg.): Entfernt. Frauen des Bauhauses während der NS-Zeit - Verfolgung und Exil, München : ET+K, Edition Text + Kritik, 2012 =Frauen und Exil ; Bd. 5
  • Franke, Julia: Paris, eine neue Heimat? Jüdische Emigranten aus Deutschland 1933-1939, Berlin, Duncker & Humblot, 2000 (enthält biogr. Angaben S. 378-414)
  • Saint Sauveur-Henn, Anne (Hrsg.): Fluchtziel Paris. Die deutschsprachige Emigration 1933-1940. Berlin Metropol, 2002
  • Flügge, Manfred: Paris ist schwer. Deutsche Lebensläufe in Frankreich; Redaktion, Peter Moses-Krause, Berlin : Arsenal, 1992
  • Mittag, Gabriele (Hrsg.) Gurs. Deutsche Emigrantinnen im französischen Exil. Berlin 1991
  • Brenner, Hedwig: Jüdische Frauen in der bildenden Kunst - Ein biographisches Verzeichnis. Geleitworte von Pnina Navè Levinson und Margarita Pazi s.A. Konstanz 1998, ISBN 3-89649-199-7
  • Baum-Meróm, Gretel: Sachór we lo tischkách! in: Marianne Ahlfeld-Heymann; Erhard R. Wiehn (Hrsg.) Und trotzdem überlebt. Konstanz, Hartung-Gorre Verlag, 1994, S. 7
  • Gregor, Joseph: „Die Masken der Erde”, München 1936, Piper Verlag, bes. S. 25 und Tafel 89 (Abb. 249 - 252) (im Bestand der Theaterwiss. Slg.).
  • Als Anstand noch selbstverständlich war. Briefe zur deutschen Familiengeschichte: jüdische Emigranten über ihre christlichen Dienstboten. Die Zeit 27.12.1985 online: http://www.zeit.de/1986/01/als-anstand-noch-selbstverstaendlich-war/komplettansicht.
  • Förster, Sascha [Hrsg]: Spielzeuge. Theater-Raum-Objekte von Schlemmer, Ahlfeld-Heymann & Schenck von Trapp (= Theatererkundungen 3), Köln : Wienand 2017; darin ein Beitrag von Rebecca Zajonc: Ein Spiel mit Farben und Formen. Marianne Ahlfeld-Heymanns Arbeiten für die Kölner Oper, S. 36-51 mit vielen Abb.
  • Zajonc, Rebecca: "Vom Bauhaus ans Theater. Die künstlerische Entwicklung von Marianne Ahlfeld-Heymann bis 1933", Masterarbeit Fachbereich Kunstgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, eingereicht im Juli 2014.


Ausstellungsorte[41]

  • Köln
  • München
  • Magdeburg
  • Basel
  • Antwerpen
  • Brüssel
  • Paris
  • New York
  • Jerusalem
  • Tel Aviv
  • Ramat Gan
  • Haifa 1972/3
  • Negev Museum of Art in Beer Sheva


Einschätzung

"Was mich an diesen Aufzeichnungen besonders faszinierte, war ihre Einfachheit, ja Naivität, mit der Marianne Ahlfeld-Heymann den Tatsachen gegenüberstand und ihr Schicksal meisterte. Einfachheit und Naivität sowie eine große künstlerische Begabung halfen ihr, sich und ihre Familie selbst in den schwierigsten Situationen durchzubringen. Tatsächlich hat man den Eindruck, dass sie sich der Schwierigkeiten manchmal gar nicht bewusst war, und sogar die Tatsache, dass sie unter den bedrohlichsten Umständen ihre Kinder zur Welt brachte, war für sie eine Selbstverständlichkeit. Vor ihr und allen, die unter ähnlichen, fast unmenschlichen Bedingungen und Umständen überlebten, habe ich größte Hochachtung." Gretel Baum-Meróm: Sachór we lo tischkách!


Archiv- und Sammlungsbestände

  • Nachlass der Kölner Bühnenentwürfe in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung, Graphische Sammlung der Universität zu Köln, Köln-Wahn
  • Sammlung von 10 Handpuppen und 7 Marionetten im Münchner Stadtmuseum, Puppentheatersamlung, St. Jacobs-Platz 1, die Werke stammen aus den Jahren 1926 bis 1937, Marianne Ahlfeld-Heymann hhat sie 1963 von Haifa aus angeboten.
  • Objekt(e) aus der Bauhaus Periode bzw. mit Bezügen zum Bauhaus befinden sich im Bauhaus Archiv in Berlin.
  • Sammlung Kolker, Ankauf von 21 Masken und Skulpturen, 15 davon sind noch im Familienbesitz.[42]
  • Museum für Angewandte Kunst, Köln


weblinks


Einzelnachweise

  1. Marianne Ahlfeld-Heymann; Erhard R Wiehn (Hrsg.): Und trotzdem überlebt, Konstanz, Hartung-Gorre Verlag 1994, S. 21.
  2. vgl. Als Anstand noch selbstverständlich war. Briefe zur deutschen Familiengeschichte: Jüdische Emigranten über ihre christlichen Dienstboten. Die Zeit 27.12.1985 Hermann Heymann, Kaufmann, Voigteistr. 9; dort gab es 1929 eine Firma Betziger & Heymann und die Apostelbau G.m.b.H..
  3. Zit. nach "Und trotzdem überlebt…", S.22.
  4. ebenda, S. 15
  5. Vgl. "Und trotzdem überlebt", S. 15.
  6. ebenda, S.16
  7. Vgl. ebenda, S.16
  8. Eine Information des NS-Dokumentationszentrums Köln, Bestand Corbach.
  9. Eine Information des NS-Dokumentationszentrums Köln, Bestand Corbach. Sie ist die Autorin der Autobiografie Elsbeth von Ameln: Köln Appellhofplatz. Rückblick auf ein bewegtes Leben, Köln 1985.
  10. ebenda, S.17
  11. Marianne Ahlfeld-Heymann: Erinnerungen an Paul Klee 1923/24 und 1933. - In einer zweiten Fassung von 1957 abgedruckt in: Marianne Ahlfeld-Heymann; Erhard R. Wiehn (Hrsg.): Und trotzdem überlebt. Konstanz, Hartung-Gorre Verlag, 1994, S. 77-85.
  12. Marianne Ahlfeld-Heymann: Erinnerungen an Paul Klee, S. 80.
  13. vgl. https://www.dw.com/de/vergessen-und-verkannt-frauen-am-bauhaus/a-48300651.
  14. Marianne Ahlfeld-Heymann: Erinnerungen an Paul Klee.
  15. Information von Manfred Wegener, Stadtmuseum München.
  16. Information von Manfred Wegener, Stadtmuseum München.
  17. Vgl. Baum-Merom, S. 7.
  18. Und trotzdem überlebt…, S. 17. Drei Exemplare überlebten im Münchner Stadtmuseum.
  19. "Und trotzdem überlebt", S. 18; vgl. auch "Inspiriert von Mary Wigmans (1886–1973) emotionsgeladenem Ausdruckstanz (Abb.27) fertigte sie ihre erste bauhausunabhängige Maske an, der eine weitere folgte, für die sie ebenfalls Anregung in einem Tanz fand, dem javanischen Tanz von Raden Mas Jodjana (1893–1972)". Zajonc: Ein Spiel mit Farben und Formen, S. 44.
  20. ebenda, S. 18.
  21. vgl. Abbildungen in ebenda, S. 86 ff, vgl. Becker-Jakli, S. 93. - Durch einen Zufall erhielt Marianne Heymann 1933 Zugriff auf alle bisherigen Entwürfe, die sie so vor der Entsorgung oder Zerstörung durch Nazis rettete, vgl. Und trotzdem überlebt…, S. 21.
  22. 2 von 14. Zwei Kölnerinnen am Bauhaus, Ausstellung im MAKK, 12. April bis 11. August 2019. https://makk.de/2-von-14-Zwei-Koelnerinnen-am-Bauhaus.
  23. Und trotzdem überlebt, S. 22; Marianne Heymann hatte blonde Haare und blaue Augen.
  24. Marianne Ahlfeld - Haifa, Israel, zit nach: Als Anstand noch selbstverständlich war. Briefe zur deutschen Familiengeschichte: jüdische Emigranten über ihre christlichen Dienstboten. Die Zeit 27.12.1985 online: http://www.zeit.de/1986/01/als-anstand-noch-selbstverstaendlich-war/komplettansicht.
  25. „Vierzehn meiner nächsten Verwandten und Freunde wurden ermordet.“, vgl. Und trotzdem überlebt, S. 22.
  26. vgl. Und trotzdem überlebt, S. 25
  27. Sozialist Ahlfeld hatte in Berlin bereits ein Selbsthilfeprojekt für Arbeitslose mit Werkstätten und Tauschbörse gegründet, er war u.a. mit Erich Ollenhauer und dem Architekten Prof. Mendelssohn befreundet, vgl. Und trotzdem überlebt…, S. 72 und die Biografie: Marianne Ahlfeld-Heymann: Hermann Ahlfeld (1892-1983), in: ebenda, S.119-121.
  28. Marianne Ahlfeld-Heymann: Hermann Ahlfeld (1892-1983), S.120.
  29. vgl. Und trotzdem überlebt, S. 70, dort ist die Rede von einer Guernica-Skulptur, die sie ins Exil rettete, vermutlich „Spanische Mutter und getötetes Kind“.
  30. vgl. Und trotzdem überlebt, S. 27. Gründer war Marcel Temporal, vgl. http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b84527860/f10.image, es werden in dem Zeitungsartikel Marianne Heimann (sic) und das Stück "L'intruse" erwähnt, ggf. Figaro vom 11.2.1936.
  31. vgl. http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b84527860/f9.image
  32. Zit. nach Manfred Wegener, schriftl, Dossier.
  33. Eigentlich hatte die Jury ihr die goldene Medaille zuerkannt, doch sollte sie als Emigrantin diese einer Französin überlassen; die Silberne Medaille hat sie nach eigener Aussage nie ausgehändigt bekommen.
  34. Ein Foto aus Yad Vashem zeigt jüdische Frauen in Gurs http://www.yadvashem.org/yv/en/exhibitions/this_month/april/06.asp .
  35. Die Namen sind Eva * 1941, † 2013; Martin/Norbert * 1943 später Roni genannt und und Jean Marcel, genannt Hanan. Vor dem ersten Kind hatten Heymann und Ahlfeld offiziell geheiratet.
  36. vgl. Und trotzdem überlebt, S. 66.
  37. vgl. Und trotzdem überlebt, S. 71.
  38. Sowohl Ewald als auch Robert Ellscheid waren Rechtsanwalt, jedoch kommt eher Robert in Frage, der Honorardozent und Professor an der Kölner Universität war, vgl. Ellscheid, Rosa Maria: Erinnerungen von 1896 - 1987. Köln, Köln. Stadtmuseum 1988 (=Veröffentlichungen des Kölnischen Stadtmuseums, 5). Ellscheid war nach 1945 vor den Militärgerichten in Köln als einer der ersten Anwälte zugelassen worden, vgl. Ernst Friesenhahn: Stefan Stolte in : Die Juristen der Universität Bonn im "Dritten Reich" , hrsg. von Mathias Schmoeckel, S. 224
  39. Ende 72/Anfang 1973, nach einer zehnjährigen Pause, zeigte sie z.B. wieder Masken in dem Kibbutz Museum Wilfrid Israel House for Oriental Arts and Studies, dem 1951 gegründeten ersten Kunstmuseum für asiatische Kunst in Israel. Das kleine Museum liegt im Jesrel Tal nahe Nazareth, vgl. Und trotzdem überlebt, S. 117.
  40. Die Freundin veröffentlichte auch selbst, z.B. Gretel Baum-Meróm & Rudy Baum: Kinder aus gutem Hause / Children of a Respectable Family. Von Frankfurt am Main nach Israel und Amerika / From Frankfurt to Israel and America, 1913/15-1995. (Deutsch u. Englisch) 1. Aufl. 2012, 2. Aufl. 2014
  41. Die Aufzählung erfolgt nach eigenen Angaben. vgl. Biographical remarks [Lebenslauf] in: Und trotzdem überlebt, S. 117. Wir freuen uns über konkrete Hinweise zu diesen Ausstellungen.
  42. Ein Hinweis von Hanan Ahlfeld.

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