Klara Caro: Unterschied zwischen den Versionen

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==Vereine und Verbände==  
 
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Klara caro arbeitete im Israelitischen Frauenverein mit, der 1910 eine Ortsgruppe des 1904 gegründeten [Jüdischer Frauenbund Jüdischen Frauenbundes] geworden war.  
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Klara Caro arbeitete im Israelitischen Frauenverein mit, der 1910 eine Ortsgruppe des 1904 gegründeten [[https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Frauenbund |Jüdischen Frauenbundes] geworden war.  
 
1921 war sie am Aufbau des Verbandes Provinzialverband jüdischer Frauenvereine in Rheinland und Westfalen beteiligt.
 
1921 war sie am Aufbau des Verbandes Provinzialverband jüdischer Frauenvereine in Rheinland und Westfalen beteiligt.

Version vom 28. Dezember 2021, 16:51 Uhr

Klara Caro, geb. Beermann (*6.1.1886 in Berlin; + 28.9.1979 in New York/New Jersey) war eine jüdische liberalzionistische Frauenrechtlerin und Gründerin sowie Vorstandsvorsitzende der Ortsgruppe Köln des Jüdischen Frauenbundes; sie ist Überlebende des Getto Theresienstadt und verbrachte ihr Alter in New York


Kindheit/Jugend und jüdische Sozialisation

Klara Beermann wurde in Berlin geboren, Die Mutter hieß Johanna, der Vater Herrmann Beermann.[1] Sie hatte drei ältere Brüder. Die Familie väterlicherseits hatte einen 'gutbürgerlichen' Hintergrund, allerdings erlebte der Vater kurz nach der Reichsgründung und dem damiteinhergehenden Auschwung einen wirtschaftlichen Konkurs. So wuchs Klara Caro in einfachen Verhältnissen auf.

Vor allem der 1873 geborene Bruder Max Beermann gewann grossen Einfluss auf sie. Er gehörte zu der ersten Generation von jüdischen Männern, die ein universitäres, d.h. wissenschaftliches Studium des Judentums absolvierten - ein Studiengang, der "eine Neuschöpfung in Deutschland im 19. Jahrhundert" war.[2] Zudem war er ein Anhänger der Lehrhausbewegung und in der Weimarer Republik ein offener Bekämpfer des Antisemitismus, wie auch Klara Caro später.

Klara Beermann soll seit dem 8. Lebensjahr eine jüdische Schule aus dem Umfeld der Adass Jsroel-Gemeinde besucht haben, die vom Einfluss des Pädagogen und Rabbiners Esriel Hildesheimer geprägt war und an der Rabbineranwärter lehrten.

Durch den Bruder und die Eltern lernte sie früh Pioniere des Zionismus wie Heinrich Loewe sowie Alfred Klee kennen.[3] Im Alter von siebzehn Jahren trat sie dem von Lina Wagner-Tauber geprägten Zionistischen Frauenclub bei, diese hatte u.a. Bücher mit jüdischen Märchen herausgegeben. Laut ihrer Biografie lernte Caro dort öffentlich zu sprechen und hielt ihren ersten Vortrag über den Propheten Jeremias.

Kurz darauf, mit 18 Jahren, verlobte sie sich mit Isidor Caro, wie sie schrib kannte sie auch nur "rabbinical cadidates" als potentielle Ehemänner. Der 10 Jahre ältere promovierte Caro aus Posen hatte in Berlin am Rabbinerseminar und an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums studiert, und sich dann für ein ‚weltliches‘ Studium entschieden, das er 1902 in Gießen mit einer Promotion in Geschichte und Philosophie abschloss. Er konnte seine männliche Ahnenreihe auf einen Rabbiner aus dem 16. jh. zurückführen.

Isidor Caro wurde als erster Sohn einer jüdischen Gelehrtenfamilie geboren, deren Abstammung auf den Rabbiner Josef Caro (1488–1575) zurückgeht. Hinsichtlich seiner Glaubensrichtung orientierte er sich religiös liberal und war wie die jugendlich Clara Beermann Zionist. In Köln sollte er als Rabbiner amtieren und als Religionslehrer am Gymnasium Kreuzgasse unterrichten.

Sie heirateten 1909, nach fünf Jahren Verlobungszeit. Über den Zeitraum dazischen wissen wir fast nichts. Was durfte sie lernen? Absolvierte sie eine koschere Haushaltungsschule?


Ankommen in Köln bis zum Ersten Weltkrieg

Klara Caro zog 1909 im Alter von 23 Jahren nach Köln. Der Stadt brachte sie positive Gefühle entgegen: "… Cologne, the city of Bodenheimer and Wolfsohn, successor to Herzl" hob sie lobend hervor.[4] Sie hatte in Köln zunächst Startschwierigkeiten. Sie trat zunächst dem mitgliederstarken Israelitischen Frauenverband bei und wurde nach kurzer Zeit in den Vorstand gewählt. Im Vorstand war zu dieser Zeit Ida Auerbach. Nach ihren späteren Erinnerungen erfuhr Caro zunächst wenig Achtung durch andere Rabbinerfrauen, im Israelitischen Frauenbund standen der jungen Frau keine Leitungspositionen offen, denn es gab ja bereits etablierte und wohlverdiente Amtsinhaberinnen. "Two old rabbi`s wives looked at me with jealously and would not let me to do any social work."[5] Da sie keine baldige Mitwirkung in ihrem Wunschbereich, der sozialen Arbeit, sah, engagierte sie sich in einem Jugendclub der Gemeinde, der ihr den Zutritt zur jüdischen Community verschaffte. Hier kam ihr zugute, dass sie in Berlin Auftritte als Rhetorikerin gehabt hatte.[6]

Ihr Mann positionierte sich schon bald politisch: „1912 unterzeichnete er die 'Richtlinien zu einem Programm für das liberale Judentum', das von der Vereinigung liberaler Rabbiner veröffentlicht worden war und zu scharfen Protesten der deutschen jüdischen Orthodoxie führte.“[7]

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt war das allgemeinpolitische Wahlrecht der Frau – sie wirkte in der Kölner Ortsgruppe des Reichsverbandes für Frauenstimmrecht mit und damit im Kontext des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine.[8]

Eine Mitwirkung in der Nationalen Frauengemeinschaft (1914-1918) lehnte sie explizit ab: "Why did Jews have to be patriotic?"[9] Als Zionistin galt ihre Liebe allein dem Land Palästina. 1915 wurde der gemeinsame Sohn Hermann geboren, wann die jüngere Tochter Rut zur Welt kam ist nicht bekannt. Die Familie wohnte die längste Zeit in der Lochnerstraße 12-14, d.h. nahe der Synagoge Roonstraße.[10]


Hochphase in der Weimarer Republik

In der Weimarer Republik wurde sie zur Aktivistin für Frauenrechte und Reformerin der Sozialarbeit - es wurde eine glücklichte und erfüllende Lebensphase.[11]

Ab 1919 und bis 1938 arbeitete sie als amtlich bestellte Gefängnisfürsorgerin und Sozialarbeiterin in der 1914 gegründete „Gefährdeten-Fürsorge“. Sie betreute jüdische weibliche Gefangene im Klingelpütz Gefängnis und bemühte sich um die Wiedereingliederung entlassener weiblicher jüdischer Strafgefangener.[12] Sie betreute die Frauen und Mädchen auch seelsorgerisch. Zum 1. Januar 1939 wurde ihr die Zuwendung durch die Nationalsozialist:innen untersagt.

Sodann bemühte sie sich um Stabilsierung von Patient:innen der psychiatrischen Station der Krankenanstalt Lindenburg.[13]

Die Modernisierung der Sozialarbeit implizierte Aspekte, die aus dem Zionismus verständlich sind: bevölkerungspolitische Aussagen belegen, dass es ihr um die Erzeugung einer gesunden und starken Judenheit ging. Bei einer Veranstaltung der Köln-Ehrenfelder Frauenvereine forderte sie "die Bekämpfung der Degenerationserscheinungen im Judentum, die den Bestand unserer Gemeinschaft untergraben: der verheerenden Volksseuchen, der Tuberkulose, des Geburtenrückgangs, der Taufe und Mischehe ,..".[14] Das zeigt, dass sie rein jüdische Ehen bevorzugte und Konversionen ablehnte.


Vereine und Verbände

Klara Caro arbeitete im Israelitischen Frauenverein mit, der 1910 eine Ortsgruppe des 1904 gegründeten [|Jüdischen Frauenbundes geworden war.

1921 war sie am Aufbau des Verbandes Provinzialverband jüdischer Frauenvereine in Rheinland und Westfalen beteiligt.
  1. vgl. die Biografie des Bruders Dr. Max (Mordechai) Beermann von Günter Spengler auf https://stadtarchiv.heilbronn.de › daten › stadtarchiv. Online-Publikationen des Stadtarchivs Heilbronn 33. Erweiterte Fassung des 2016 in Band VIII der Reihe „Heilbronner Köpfe“ erschienenen Lebensbildes über Max Beermann, Heilbronn 2019. Nopch anzuschauen wären Angaben zu Eltern und Bildungsweg des Bruders in der lateinischen Vita zu Beermanns Dissertation, Berlin, 1897, vgl. Spengler, S. 6.
  2. Spengler,S. 7. Beermann studierte am 1873 in Berlin von Esriel Hildesheimer gegründeten „Orthodoxen Rabbinerseminar“, dass alle Wissenschaften als Ergänzung betrachtete, aber darauf beharrte , dass die schriftliche und mündliche Thora niemals in Frage gesteltl werden dürfe, vgl. Spengler,. S. 7-8. Berrmann wollte dennoch nicht als orthodoxer Rabbiner bezeichnet werden, ebensowenig als liberaler. Am ehesten wäre er als Neo-Orthodoxer zu bezeichnen, so Spengler, S. 10. Als er Rabbiner in Insterburg war heiratete er Recha Goldschmidt und bekam zwei Töchter: Ruth (sie wanderte 1938 nach New York aus, wohin auch Klara Caro und ihre Tochter emigrierten); sie heiratete einen Siegfried Herrmann - ihre Tochter hiess Suse Lotte Herrmann. Elisabeth war die zweite Tochter, sie heiratete einen Dr. Bruno Herrmann (Brüder?), sie wanderten mit zwei Kindern nach Oakland/Kalifornien aus, vgl. Spengler, S. 12. Vgl. auch http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2003.
  3. Klee spielte 1931 eine Rolle als juristischer Gutachter gegen das antisemitische Machwerk des Grafen Reventlow Die Weisen von Zion.
  4. Autobiografie.
  5. Autobiografie.
  6. "Thus began years of highly satifying work. ... There was a youth club with excellent speakers and all of a sudden, there comes a young woman, good-looking, who gets up and gives a thundering speech. Women who could speak publicly and freely, were a rarity at that time. And now, I had conquered Cologne!", zit. nach Autobiografie
  7. https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/default.aspx?s=2523&sfrom=1200&stid=134&stt=K%C3%B6ln%20-. Klara Caro war ihrem Mann zwar bzgl. Bildung unterlegen, hatte letztlich keine Berufsausbildung aufzuweisen, aber sie scheinen auf Augenhöhe kommuniziertzu haben.
  8. vgl. Mitgliederliste im Bestand Mädchengymnasium HAStK NL 1067, 275.
  9. zit. nach der Autobiografie.
  10. Andere Adressen waren 1910 Lütticherstraße 7 III und Lochnerstr. 55.
  11. „After the occupation troops moved out, there came a peaceful, beautiful, workfilled period until 1933, … .“
  12. vgl. Becker-Jákli, Barbara (2004): Das jüdische Krankenhaus in Köln. Die Geschichte des Israelischen Asyls für Kranke und Altersschwache 1869-1945. Köln (Schriften des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, 11, S. 139 zum Gefagenenverein aus den 1880er Jahren.
  13. vgl. Kirsten-Serup Bilfeldt: Stolpersteine – Vergessene Namen, verwehte Spuren. Wegweiser zu Kölner Schicksalen in der NS-Zeit. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004, 2. Auflage, S. 35ff: Dr. Isidor Caro (1876-1943).
  14. vgl. Küsters.