Jenny Gusyk: Unterschied zwischen den Versionen

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Jenny (Sophia, Genia) Stucke, geb. Gusyk, früher Guzik (* am 29.5. 1897 in Wilkowischky, heute Vilkaviškis, Litauen, damals Russisches Zarenreich; + am 2. Januar 1944 im KZ Auschwitz) war eine war die erste immatrikulierte Studentin  an der Universität Köln. Die jüdische Studentin mit türkischer Staatsangehörigkeit wurde politisch verfolgt und in Auschwitz ermordet.
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Jenny (Sophia, Genia) Stucke, geb. Gusyk, früher Guzik (* am 29.5. 1897 in Wilkowischky, heute Vilkaviškis, Litauen, damals Russisches Zarenreich; + am 2. Januar 1944 im KZ Auschwitz) war 1919 die erste immatrikulierte Studentin  an der neu gegründeten Universität Köln. Die jüdische Studentin hatte eine türkischer Staatsangehörigkeit; als erwachsene Frau und Mutter wurde sie als Kommunistin politisch und als Jüdin 'rassisch' verfolgt und in Auschwitz ermordet.
  
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==KIndheit und Ausbildung==
  
Jenny Gusyk war das älteste Kind der Eltern Leon und Diana Gusyk. Sie hatte eine jüngere Schwester (Bekya ?) und jüngere Zwillingsbrüder.  
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Jenny Gusyk war das älteste Kind der Eltern Leon und Diana Gusyk. Sie hatte eine jüngere Schwester (Bekya ?) und jüngere Zwillingsbrüder.
 
Der Vater war eher zufällig in Konstantinopel geboren.
 
Der Vater war eher zufällig in Konstantinopel geboren.
  
 
Als sie ein junges Mädchen war – sie hatte schon das Gymnasium begonnen - zog die Familie in Folge antijüdischer Pogrome nach dem Attentat auf Zar Alexander II. 1911 von Wilkowischky (Vilkaviskis) im heutigen Litauen nach Gräfrath bei Solingen. Letztlich war der Grenzübertritt illegal und sie kamen ohne gültige Papiere im deutschen Kaiserreich bzw. im Land Preußen an. Der Vater – und damit die Familie nahm aus taktischen Gründen die türkische Staatsbürgerschaft an, die ihm wegendseines Geburtsortes Konstantinopel zustand. Es hatte auch in Deutschland bereits vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs Feindseligkeiten gegen Personen russischer Staatsangehörigkeit und gegen ‚Ostjuden‘ gegeben. Den Kindern fiel die Integration leicht, da die jüdische Community ihrer Heimatgegend germanophil gewesen war. Jenny Gusyk begeisterte sich bald für deutsche Literatur; das Abitur konnte sie an der evangelischen höheren Töchterschule jedoch nicht ablegen.   
 
Als sie ein junges Mädchen war – sie hatte schon das Gymnasium begonnen - zog die Familie in Folge antijüdischer Pogrome nach dem Attentat auf Zar Alexander II. 1911 von Wilkowischky (Vilkaviskis) im heutigen Litauen nach Gräfrath bei Solingen. Letztlich war der Grenzübertritt illegal und sie kamen ohne gültige Papiere im deutschen Kaiserreich bzw. im Land Preußen an. Der Vater – und damit die Familie nahm aus taktischen Gründen die türkische Staatsbürgerschaft an, die ihm wegendseines Geburtsortes Konstantinopel zustand. Es hatte auch in Deutschland bereits vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs Feindseligkeiten gegen Personen russischer Staatsangehörigkeit und gegen ‚Ostjuden‘ gegeben. Den Kindern fiel die Integration leicht, da die jüdische Community ihrer Heimatgegend germanophil gewesen war. Jenny Gusyk begeisterte sich bald für deutsche Literatur; das Abitur konnte sie an der evangelischen höheren Töchterschule jedoch nicht ablegen.   
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FrauenGeschichtsWiki ist ein Projekt des [[Kölner Frauengeschichtsverein]] e.V. Viele Informationen stammen aus unserem Vereinsarchiv. Wir freuen uns über weitere Hinweise an wiki@frauengeschichtsverein.de
 
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[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaftlerin]]
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[[Kategorie:Geburtsort Vilkaviškis]]
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[[Kategorie:Sterbeort Auschwitz]]
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[[Kategorie:Jüdin]]
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[[Kategorie:Studentin]]
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[[Kategorie:Kommunistin]]
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[[Kategorie:Opfer der Shoa]]
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[[Kategorie:Politisch Verfolgte des NS]]

Version vom 2. Januar 2022, 16:58 Uhr

Jenny (Sophia, Genia) Stucke, geb. Gusyk, früher Guzik (* am 29.5. 1897 in Wilkowischky, heute Vilkaviškis, Litauen, damals Russisches Zarenreich; + am 2. Januar 1944 im KZ Auschwitz) war 1919 die erste immatrikulierte Studentin an der neu gegründeten Universität Köln. Die jüdische Studentin hatte eine türkischer Staatsangehörigkeit; als erwachsene Frau und Mutter wurde sie als Kommunistin politisch und als Jüdin 'rassisch' verfolgt und in Auschwitz ermordet.

KIndheit und Ausbildung

Jenny Gusyk war das älteste Kind der Eltern Leon und Diana Gusyk. Sie hatte eine jüngere Schwester (Bekya ?) und jüngere Zwillingsbrüder. Der Vater war eher zufällig in Konstantinopel geboren.

Als sie ein junges Mädchen war – sie hatte schon das Gymnasium begonnen - zog die Familie in Folge antijüdischer Pogrome nach dem Attentat auf Zar Alexander II. 1911 von Wilkowischky (Vilkaviskis) im heutigen Litauen nach Gräfrath bei Solingen. Letztlich war der Grenzübertritt illegal und sie kamen ohne gültige Papiere im deutschen Kaiserreich bzw. im Land Preußen an. Der Vater – und damit die Familie nahm aus taktischen Gründen die türkische Staatsbürgerschaft an, die ihm wegendseines Geburtsortes Konstantinopel zustand. Es hatte auch in Deutschland bereits vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs Feindseligkeiten gegen Personen russischer Staatsangehörigkeit und gegen ‚Ostjuden‘ gegeben. Den Kindern fiel die Integration leicht, da die jüdische Community ihrer Heimatgegend germanophil gewesen war. Jenny Gusyk begeisterte sich bald für deutsche Literatur; das Abitur konnte sie an der evangelischen höheren Töchterschule jedoch nicht ablegen.



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