Homosexuelle Frauenaktion: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit Entstehung der sozialen Bewegungen in den späten sechziger Jahren wuchs auch der Kampf gegen sexuelle Tabus, allerdings nicht gegen die Diskriminierung homosexueller Beziehungen.<ref>Vgl. Stefan Micheler:  Heteronormativität, Homophobie und Sexualdenunziation in der deutschen Studierendenbewegung, in:  Invertito, Jg. 1, 1999, H. 1, S. ###-###. In der Zusammenfassung des Artikels heißt es u.a.: „Die sexuelle Befreiung, die die Studierendenbewegung propagierte, meinte die sexuelle Befreiung der Heterosexualität, vornehmlich der Sexualität heterosexueller Männer. Das Dogma der "natürlichen" Heterosexualität wurde durch die Studierendenbewegung nicht infrage gestellt. …  In Anlehnung an Wilhelm Reich und verschiedene Theoretiker der Frankfurter Schule galt Homosexualität als Ausdruck des autoritätsfixierten Charakters, der ein williger Gehilfe des Faschismus sei, und damit als schlimme Perversion, vor der man die eigenen Kinder bewahren wollte. … ; die eigene Heteronormativität war absoluter Maßstab und wurde nicht hinterfragt.“ Online http://www.invertito.de/det/d_inv0104.html.</ref>
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Mit Entstehung der sozialen Bewegungen in den späten sechziger Jahren wuchs auch der Kampf gegen sexuelle Tabus, allerdings nicht gegen die Diskriminierung homosexueller Beziehungen.<ref>Vgl. Stefan Micheler:  Heteronormativität, Homophobie und Sexualdenunziation in der deutschen Studierendenbewegung, in:  Invertito, Jg. 1, 1999, H. 1, S. +++-+++. In der Zusammenfassung des Artikels heißt es u.a.: „Die sexuelle Befreiung, die die Studierendenbewegung propagierte, meinte die sexuelle Befreiung der Heterosexualität, vornehmlich der Sexualität heterosexueller Männer. Das Dogma der "natürlichen" Heterosexualität wurde durch die Studierendenbewegung nicht infrage gestellt. …  In Anlehnung an Wilhelm Reich und verschiedene Theoretiker der Frankfurter Schule galt Homosexualität als Ausdruck des autoritätsfixierten Charakters, der ein williger Gehilfe des Faschismus sei, und damit als schlimme Perversion, vor der man die eigenen Kinder bewahren wollte. … ; die eigene Heteronormativität war absoluter Maßstab und wurde nicht hinterfragt.“ Online http://www.invertito.de/det/d_inv0104.html.</ref> Die lesbische Existenz war nochmals marginalisierter als die 'schwule.  
 
 
Die lesbische Existenz war nochmals marginalisierter. In den 1950er Jahren erschienen überwiegend „wissenschaftliche“ Werke, die Liebesbeziehungen unter Frauen kriminalisierten oder pathologisierten.<ref>Frank S. Caprio; Die Homosexualität der Frau. Zur Psychodynamik der lesbischen Liebe, Rüschlikon Zürich 1958; 1959 Hans von Hentig. Die Kriminalität der lesbischen Frau. Beiträge zur Sexualforschung, Heft 15, Stuttgart. Vgl. Peters, ### Bl. 63: „Charakteristisch für die sechziger Jahre ist vor allem die äußerst geringe Thematisierung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen.“</ref> Üblich waren zudem Lesbenpornos, die für mehrheitlich männliche Rezipienten die “… die lesbischen Wonnen einer Damenfreundschaft“ visualisierten.<ref>Vgl. z.B. Dr. J. Fürstenauer: Ingrid und Angelika oder die lesbischen Wonnen einer Damenfreundschaft, Konstanz Exakt-Verlag, 1969, im Bestand des Archivs Spinnboden.</ref> Die 1954 auf Deutsch publizierte Studie „Das sexuelle Verhalten der Frau“ von A.C. Kinsey führte erst in einer späteren Rezeptionswelle zu einer normalisierende Sichtweise auf Lesben,dort war zu lesen, dass 28 % der befragten Frauen äußerten, lesbische Erfahrungen gemacht zu haben.<ref>Vgl. Marjorie Scarlet: Kein Ödipus auf Lesbos, Die ZEIT Nr. 38 vom 19.9. 1969, online  https://www.zeit.de/1969/38/kein-oedipus-auf-lesbos/komplettansicht ; Alfred Charles Kinsey. Das sexuelle Verhalten der Frau, Berlin [u.a.] : G.B. Fischer 1954 (1. - 10. Tsd. ); weitere Auflagen erschienen 1963 (21. - 35. Tsd. ) 1964 (86. - 105. Tsd. ) 1965 7. Auflage 1966 1967 1968 (156. - 170. Tsd. ) und letztmalig 1970.  Vgl. zu den Diskursen der Zeit auch Kirsten Plötz: "Echte" Frauenleben? "Lesbierinnen" im Spiegel öffentlicher Äußerungen in den Anfängen der Bundesrepublik, in: Invertito  1. Jg – 1999 H. 1. Homosexualitäten in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1972 , S. ###-###.</ref> Das Werk der Simone de Beauvoir „Das andere Geschlecht“ wurde in den 1950ern nur selten im Kontext von Homosexualität rezipiert.<ref>Simone de Beauvoir:  Das andere Geschlecht : Sitte und Sexus der Frau , Hamburg, Rowohlt  1951; 1960 3. Auflage 36. - 45. Tsd.; 1963 gab es schon das 64. - 70. Tsd., bis 1974 stieg das Grundlagenwerk in 6. Auflage auf 96. - 105. Tsd., 1991 erreichte es aber  427. - 436. Tsd. – Angaben aus der DNB.</ref>
 
 
 
1968 war von einem nicht näher bestimmbaren Arbeitskreis “Föderation Freier Frauen” das “Frauencenter George Sand e.V.” gegründet worden, ein “Abendlokal, das vor allem bildungsbeflissene Frauen mit Vorträgen und Vorlesungen „in angenehmer Gesellschaft” erreichen wollte. (Ma Braungart, Marsilstein) Es hatte jedoch keinen politisch-auflkäeerischen, sondern kulturellen Impetus.  
 
  
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In den 1950er Jahren erschienen „wissenschaftliche“ Werke, die Liebesbeziehungen unter Frauen kriminalisierten oder pathologisierten.<ref>Frank S. Caprio; Die Homosexualität der Frau. Zur Psychodynamik der lesbischen Liebe, Rüschlikon Zürich 1958; 1959 Hans von Hentig. Die Kriminalität der lesbischen Frau. Beiträge zur Sexualforschung, Heft 15, Stuttgart. Vgl. Peters, ### Bl. 63: „Charakteristisch für die sechziger Jahre ist vor allem die äußerst geringe Thematisierung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen.“</ref> Üblich waren zudem Lesbenpornos, die für mehrheitlich männliche Rezipienten die “… die lesbischen Wonnen einer Damenfreundschaft“ visualisierten.<ref>Vgl. z.B. Dr. J. Fürstenauer: Ingrid und Angelika oder die lesbischen Wonnen einer Damenfreundschaft, Konstanz Exakt-Verlag, 1969, im Bestand des Archivs Spinnboden.</ref> Die 1954 auf Deutsch publizierte Studie „Das sexuelle Verhalten der Frau“ von A.C. Kinsey führte erst in einer späteren Rezeptionswelle zu einer normalisierende Sichtweise auf Lesben,dort war zu lesen, dass 28 % der befragten Frauen äußerten, lesbische Erfahrungen gemacht zu haben.<ref>Vgl. Marjorie Scarlet: Kein Ödipus auf Lesbos, Die ZEIT Nr. 38 vom 19.9. 1969, online  https://www.zeit.de/1969/38/kein-oedipus-auf-lesbos/komplettansicht ; Alfred Charles Kinsey. Das sexuelle Verhalten der Frau, Berlin [u.a.] : G.B. Fischer 1954 (1. - 10. Tsd. ); weitere Auflagen erschienen 1963 (21. - 35. Tsd. ) 1964 (86. - 105. Tsd. ) 1965 7. Auflage 1966 1967 1968 (156. - 170. Tsd. ) und letztmalig 1970.  Vgl. zu den Diskursen der Zeit auch Kirsten Plötz: "Echte" Frauenleben? "Lesbierinnen" im Spiegel öffentlicher Äußerungen in den Anfängen der Bundesrepublik, in: Invertito  1. Jg – 1999 H. 1. Homosexualitäten in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1972 , S. ###-###.</ref> Das Werk der Simone de Beauvoir „Das andere Geschlecht“ wurde in den 1950ern nur selten im Kontext von Homosexualität rezipiert.<ref>Simone de Beauvoir:  Das andere Geschlecht : Sitte und Sexus der Frau , Hamburg, Rowohlt  1951; 1960 3. Auflage 36. - 45. Tsd.; 1963 gab es schon das 64. - 70. Tsd., bis 1974 stieg das Grundlagenwerk in 6. Auflage auf 96. - 105. Tsd., 1991 erreichte es aber  427. - 436. Tsd. – Angaben aus der DNB.</ref>
  
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1968 war von einem nicht näher bestimmbaren Arbeitskreis “Föderation Freier Frauen” das “Frauencenter George Sand e.V.” gegründet worden, ein “Abendlokal, das vor allem bildungsbeflissene Frauen mit Vorträgen und Vorlesungen „in angenehmer Gesellschaft” erreichen wollte. (Ma Braungart, Marsilstein) Es hatte jedoch keinen politisch-auflkärerischen, sondern einen  kulturellen Impetus.
  
 
==Wachsende Themenpräsenz==  
 
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Aktuelle Version vom 14. Dezember 2019, 15:15 Uhr

Homosexuelle Frauenaktion (HFA) war eine lesbische Emanzipationsgruppe, die Ende 1971/Anfang 1972 in Köln gegründet wurde und evtl. die erste Lesbengruppe der Bundesrepublik war.

Vorgeschichte

Mit Entstehung der sozialen Bewegungen in den späten sechziger Jahren wuchs auch der Kampf gegen sexuelle Tabus, allerdings nicht gegen die Diskriminierung homosexueller Beziehungen.[1] Die lesbische Existenz war nochmals marginalisierter als die 'schwule.

In den 1950er Jahren erschienen „wissenschaftliche“ Werke, die Liebesbeziehungen unter Frauen kriminalisierten oder pathologisierten.[2] Üblich waren zudem Lesbenpornos, die für mehrheitlich männliche Rezipienten die “… die lesbischen Wonnen einer Damenfreundschaft“ visualisierten.[3] Die 1954 auf Deutsch publizierte Studie „Das sexuelle Verhalten der Frau“ von A.C. Kinsey führte erst in einer späteren Rezeptionswelle zu einer normalisierende Sichtweise auf Lesben,dort war zu lesen, dass 28 % der befragten Frauen äußerten, lesbische Erfahrungen gemacht zu haben.[4] Das Werk der Simone de Beauvoir „Das andere Geschlecht“ wurde in den 1950ern nur selten im Kontext von Homosexualität rezipiert.[5]

1968 war von einem nicht näher bestimmbaren Arbeitskreis “Föderation Freier Frauen” das “Frauencenter George Sand e.V.” gegründet worden, ein “Abendlokal, das vor allem bildungsbeflissene Frauen mit Vorträgen und Vorlesungen „in angenehmer Gesellschaft” erreichen wollte. (Ma Braungart, Marsilstein) Es hatte jedoch keinen politisch-auflkärerischen, sondern einen kulturellen Impetus.

Wachsende Themenpräsenz

Zur Liberalisierung der öffentlichen Meinung bzgl. Homosexualität trugen um 1969 zunächst Zeitungsartikel über Schwule in den Feuilletons bei, z.B. in Die Zeit und Der Spiegel.[6] Artikel zu Lesben folgten im Windschatten des Strafrechtsdiskurses.[7]

Homosexuellen-Organisierung

1970 entstanden in der Bundesrepublik Deutschland erste „autonome“ Homosexuellen-Organisationen, durchaus auch gemischte (lesbisch-schwule) Gruppen. Laut Christiane Leidinger wurde der erste gemischte Zusammenschluss 1970 von einer Frau gegründet, die Homosexuellen Aktionsgruppe Bochum (HAG).[8] Diese waren Homosexuellenorganisationen „neuen Typs“, indem sie nicht mehr auf Anpassung zielten wie die männerdominierte bürgerlich-liberale Homophilenbewegung.[9]

„Die Aktivisten der neuen Gruppen hingegen gestalteten ihre Arbeit offensiver, indem sie spontane Aktionen durchführten, Demonstrationen veranstalteten und Flugblätter verteilten.“[10]

Im Ruhrgebiet (Homosexuelle Aktionsgemeinschaft HAG) entstand als erste schwulengruppe der BRD in Bochum und in Münster wurden homosexuelle Studierendengruppen gegründet [11]

Auch in Köln entstand im Oktober 1971 eine Gruppe HSK[12]

Die neuen dem linken Spektrum zugehörenden Organisationen erhoben, gestützt auf kollektive Identitäten, den Anspruch auf aktive Veränderung der homophoben Gesellschaft. Bruns: … sie waren … der Überzeugung, dass die Unterdrückung von Homosexualität nur ein spezieller Fall der allgemeinen Unterdrückung der Sexualität sei, die der Sicherung der politischen und ökonomischen Macht diene. Typisch dafür ist die Parole auf dem Transparent, dass Martin Dannecker bei der ersten Demonstration im April 1972 in Münster trug: "Brüder und Schwestern, warm oder nicht, Kapitalismus bekämpfen ist unsere Pflicht". .“[13] Der Rosa von Praunheim-Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der lebt“ hatte auch für lesbische Frauen Relevanz, wie das Beispiel Gertraut Müller zeigt. Der Autor und Regisseur zeigte ihn nach der Premiere auf den Berliner Filmfestival [14] in vielen Städten , so auch an zwei Abenden im City-Kino Ehrenstraße (26. und 27.11.1971). „Wie in vielen anderen deutschen Städten initiierte dieser Film auch in Köln eine Diskussion über Lage der Homosexuellen, die die Gründung von Homosexuellengruppen zur Folge hatte; er gilt seitdem als Initialzündung der neuen deutschen Schwulenbewegung.“[15]

Tv sendung … „Die ?? anschließende Diskussion mit schwulen Aktivisten, Politikern und Journalisten geriet zu einem Eklat, als sich der Moderator im Laufe der Live-Sendung demonstrativ zu den Schwulen setzte; Presse und Zuschauer zeigten sich erzürnt.“ Ricardo?

„Die neue Bewegung adaptierte … für sich das Wort ‚schwul‘, das bis dahin als Schimpfwort am meisten weh getan hatte. ‚Wir wollen die schwulen Säue sein, die wir sind‘, wurde die Losung.“[16] Auch Frauen bezeichneten sich als Schwule, wenn auch nicht als Säue.[17]

Feministischer Separatismus

Parallel entstand ind er BRD die sog. Neue Frauenbewegung, die als bundesweite Aktion 218 besonders effektiv wurde. In einigen Gruppen wurde bald durchgesetzt, dass sie ohne Männer agieren sollten.[18] Erste Bücher von lesben über Lesben wurden publiziert. [19]

“Dame sucht Dame”

In dieser Aufbruchszeit entschied sich die Kölner Obdachlosenaktivistin Gertraut Müller, sich erstmals offensiv eine Partnerin zu suchen und gab private Kleinanzeigen auf.[20] Gertraut Müller hat in zwei anonym publizierten Texten ihre Frustration und ihr Fazit – Gründung der ersten bundesdeutschen Lesbengruppe – erzählt /geschildert. Die Briefeschreiberinnen waren für ihr Empfinden zu niveaulos.

Sie schilderte im einen Text Lesbennöte wie Isolation und Enttäuschung über heterosexuelle Kontaktwünsche und beschrieb ihren Weg, sich zu outen.[21]

Sie rahmte den Kampf um homosexuelle Frauenrechte mit Ausführungen zur Diskriminierung der Frau allgemein: „Das Sexualleben lesbischer Frauen wird wohl auch deshalb nicht für voll genommen, weil es nicht durch das Strafgesetzbuch geregelt ist. Dieser scheinbare Vorteil zeigt aber im Grunde nur auf, daß die Vagina schon immer als zweitrangig hinter der volkserhaltenden Potenz des Mannes angesehen wurde. Man scheint davon auszugehen, daß wir schon wieder ‚normal‘ werden, wenn wir nur den richtigen Mann kennenlernen. Wir werden aber am durch …. den Mann und auch nicht durch die immer wieder bemühten psychotherapeutischen Methoden auf den richtigen Weg gebracht hat. Wir sind auf dem richtigen Weg. Einen Fehler haben wir jedoch bisher gemacht: wir haben nicht zusammen weitergedacht.“[22] Sie beschrieb sodann die ihr vertraute Problematik der Lesben, eine Partnerin zu finden: „Sie haben nicht die Möglichkeit – sie sicher auch nicht erstrebenswert ist, sich in Toiletten und Parkanlagen Befriedigung kaufen zu können, wie die homosexuellen Männer. Andererseits ist es ihnen, oft über Jahre hinweg, unmöglich, eine menschliche Bindung einzugehen. So schrumpfen ihre Hoffnungen und Wünsche letztlich auf eine sexuelle Begegnung.“[23]

Müller beschrieb die Suche nach einer Lebenspartnerin in sogenannten Sublokalen, die ihr zuwider war. „Wir verkriechen uns in Nepp-Lokalen, die uns Lösungen vorgaukeln, die eben nicht zu verwirklichen sind. Schon beim Betreten einer solchen ‚einschlägigen‘ Bar überfällt mich schlagartig das Gefühl, auf einem Viehmarkt zu sein. Man wird dort nach immer dem gleichen Schema taxiert und festgelegt. Dann beginnt das immer gleiche Spiel, indem jeder seine Rolle kennt. Die ‚männliche‘ und die ‚weibliche‘ Frau imitieren nicht nur das Rollenverhalten der gesamt-gesellschaft, sondern überziehen es ins Unerträgliche. Während Dunja Reiter (sic, Rajter) ihre Volksverdummung verkauft, habe ich in einem solchen Lokal die ‚männliche‘ Rolle zu spielen, ob ich will oder nicht. Ich habe ein Gespräch einzuleiten, zum Trinken einzuladen und zum Tanzen aufzufordern. Dabei muß ich eine Vielzahl sexueller Techniken beachten, und möglichst perfekt beherrschen. Ich weiß, daß jede scheinbar liebevolle Geste eingeübte, exakte Berechnung ist, um mit irgendjemand den Teufelskreis der Einsamkeit wenigstens für eine Nacht zu durchbrechen. Diese Atmosphäre der hoffnungslosen und lüsternen Augen dort läßt jedoch auch mir nur den gängigen Ausweg: ich betrinke mich. Schließlich gehe ich trostloser wieder weg, als ich dorthin gekommen bin.“ [24] Interview Zu der Zeit liefen noch im Café Wüsten die großen Zechens (?), dort trafen sich also Frauen, aber Frauen, mit denen ich halt weniger zu tun hatte, dat war doch sehr unterschiedlich orientiert, nicht, dass ich eingebildet war, aber und nicht, dass ich nix trank, 31.23 leider kann ich das nicht behaupten, aber es gibt schon da was, wat ein Schlag mehr ist. Das war eine Art des Umgangs miteinander, die so ordinär war, also das hätte mich nicht gereizt …“

Sodann sprach sie über die Praxis, Kontakte über Kleinanzeigen anzuknüpfen. Dabei müssten – so Müller - Codewörter verwendet werden, da es nicht möglich sei, Wörter wie lesbisch oder homosexuell in Presseorganen abgedruckt zu bekommen. Zudem gebe es zu hohe und oft falsch Erwartungen. „Die Kontaktanzeigen in den Zeitungen bieten ebenfalls keinen Ausweg. Dort wird ‚Freundin für schöne Stunden‘ gesucht, die ‚mit Niveau‘ Erlösung bringen soll. Ich habe mit vielen dieser Frauen gesprochen. Das maß noch h ertragbaren Leides wird hier meist so überschritten, daß es zum Himmel schreit.! […] Hinzu kommt, daß sich hinter Kontaktanzeigen immer mehr Ehefrauen verstecken. Diese können oder wollen ihre scheinbaren Sicherheiten, die ihnen der Mann bietet, nicht aufgeben. Sie beuten die lesbischen Frauen häufig unter Vorspiegelung falscher Tatsachen aus-. Auch ihnen ist es unklar, daß ihre Wünsche eine Folge der sexuellen Unterdrückung durch ihre Männer sind.“ [25] Aus dem Interview Ja und dann kam nämlich die Idee, wie kann ich denn nun Frauen kennnenlernen, wie kann ich denn nun Menschen, also Frauen, kennenlernen, die in der gleichen Art und Weise leben, vielleicht gibt es ja noch ein paar mehr. Und habe angefangen, Annoncen zu studieren und siehe da, da waren Damen, die Damen suchten. Daraufhin hab ich dann meine ersten Connections gemacht, Stadtanzeiger… 30.20 Ich weiß noch eine Dame, die hab ich in einem Weinlokal bei Brungs getroffen und die entführte mich dann nach Rodenkirchen in eine Villa und dort traf ich, ich würde heute sagen, einen alten Offizier und dabei kriegte ich dann raus, in dem ganzen Plüsch und in dem ganzen wertvollen Zeug, na die wollten nen flotten Dreier machen. Da hab ich mich dann ganz schnell verabschiedet, und hab gedacht: So geht es nicht. Also dat mach ich nie mehr, in so eine Situation … Ich mag nur intelligente Leute und Leute, mit denen ich zwar nix zu tun hatte, aber die haben mir ja auch nix getan, nur allein die Situation, die fand ich schon so oah, schlimm. Ich dachte, nie nie mehr. … Ja und dann bin ich dann auf die kluge Idee gekommen, in irgendeiner Nacht bei Café Wüsten, als wieder total verzweifelt war … und hab gedacht, jetzt geb ich selber Anzeigen auf. … Und diese Anzeigen waren eine ganz normale Anzeige nur unnormal daran war, dass ich dann nicht mich mit den Damen traf, sondern einen Brief schrieb. … Und das war der Beginn der Homosexuellen, man höre und staune, man vor allen Dingen, der homosexuellen Frauenaktion Köln, abgekürzt HFA.“ 33

In einem anderen Kontext schrieb sie: „Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, daß erste Treffen nach Annoncen-Zuschriften meist sehr problematisch verlaufen. Man lehnt sich oft auf Grund von irgendwelchen Zufälligkeiten ab oder die Chance ist gering, eine solche Beziehung organisch wachsen zu lassen.“ [26]

1971 versuchte sie zunächst, über eine Anzeige an eine politisch denkende Partnerin zu gelangen, sie änderte entsprechend den Text. „Sie, 29. J, 1,70, sportlicher kritisch engagierter Typ, sucht Partnerin, mit der sowohl ein sinnvolles Gespräch, als auch eine ruhige Stunde und evtl. eine gemeinsame politische (?) Arbeit möglich ist.[27]

Als sie damit einen größeren Rücklauf erzielte, entschied sie sich für eine gemeinsame Einladung an alle – zunächst noch auf individueller ebene zur Hilfe bei der Partnerinnensuche. Am 16. Dezember 1971 schrieb sie in einem hekrografierten handschritlichen Brief „Nun bin ich über 8 Zuschriften, auf meine Annonce vom 4. XII. im KSTA, tatsächlich ins Schleudern geraten. Eine solche Fülle (8) vielverheißender Zuschriften sprengen meinen Terminkalender total. Damit eine solche Chance jedoch nicht verloren geht, habe ich mir folgendes einfallen lassen: Ich lade Sie einfach alle zusammen ein. So wird für Sie auch das zweifelhafte Vergnügen, mich kennen zulernen, etwas gemildert. Bei so vielen interessanten Menschen werden wir sicher einen sehr lebhaften Abend haben. Ich würde vorschlagen evtl. nur Vornamen zu benutzen, um eine vielleicht notwendige Anonymität zu wahren. • Ich bitte jeden etwas zu trinken und zu knabbern mitzubringen, um meinen Geldbeutel nicht zu überfordern. Termin: Mittwoch (22. XII.) 19.30 in Köln-Poll …“ [28] Es folgte eine Anfahrtsbeschreibung und der Hinweis: „Die Tür bleibt offen, bis die Letzte den Weg gefunden hat. [29] Der Einladung wurde von 4 Frauen gefolgt, was Gertraut Müller zu wenig war. Sie sprach eine neuerliche Einladung für den 12 1 1972 aus und deutete erstmals ein neues Konzept der kollektiven Selbsthilfe an, indem sie ihre Intention hinter der gemeinschaftlichen Einladung aus den schlechten Erfahrungen erklärte: „Ich darf vielleicht nocheinmal versuchen, den Sinn dieser Einladung, die übrigens sehr positiv verlaufen ist, zu erklären. … Die Gruppe schafft hier folgende Hilfsmöglichkeiten: - Man lernt mehrere potentielle Partnerinnen von verschiedenen Seiten her kennen; - Der Zwang einer zwar vorläufigen, aber sofortigen Entscheidung im Hinblick auf eine Person entfällt; - Im Lauf eines Gruppenprozesses können sich persönliche Freundschaften organisch entwickeln; - Die Gruppe bewahrt vor dem Aufbau einer ausschließlichen Zweisamkeit, die die Illusion einer heilen Welt beinhaltet, obwohl unserer Welt mit Sicherheit nicht heil ist; - Im gemeinsamen Gespräch entwickeln sich vielleicht über persönliche Freundschaften hinaus, Lösungsmöglichkeiten unseres Hauptproblems, das ja insbesondere häufig in einer fast totalen Isolation besteht. Ich hoffe doch, daß Ihnen durch diese Zeilen klar geworden ist, daß es mir persönlich auf keinen Fall darum geht, mir einen ‚Hofstaat‘ zu verschaffen.“ [30]

Auf die vier ersten Teilnehmerinnen Bezug nehmend schrieb sie abschließend: „Wir hoffen, daß Sie Ihre Zweifel an unserem ‚Unternehmen Hoffnung‘ überwinden können und verbleiben bis dahin mit freundlichen Grüßen“ … , Gm [31]

In diesen Tagen Anfang 1972 wurde der Praunheim-Film erstmals im Fernsehen gezeigt – allerdings nur im Dritten Programm des WDR. In diesen Wochen muss eine neue Annonce geschaltet worden sein: „Sie: Wir sind eine Gruppe von Frauen, die wissen, daß isolierte Zweierbeziehungen kein Ausweg aus unserer Misere sind. Wir wollen mehr, auch in Gespräch und Aktion. Wir sind auf dem Weg. Helfen wir uns!“ [32]

Am 10. Februrar 1972 übernahm ein e Christa B. die Kommunikation und warb erneut für ein gemeinsames Treffen, da sich anscheinend die Interessentinnenzahl auf „ca. 30 Zuschriften“ multipliziert hatte: „

Sie haben auf unsere Annonce  Im Kölner Stadtanzeiger geschrieben – herzlichen Dank für Ihr Interesse. 

Wir sind vorerst 4 Frauen, die die typischen Frauenlokale leid sind und die es ablehnen, sich über Annoncenzuschriften o.ä. die ideale Freundin für ‚schöne Stunden‘ zu suchen. Wir glauben, daß Partnerschaft und Solidarität in einer Gruppe wichtige Voraussetzungen sind, um Zweierbeziehungen nicht in der Isolation ersticken zu lassen. Wenn Sie an einer solchen Gruppe interessiert sind und ein kritisch orientierter Mensch sind, melden Sie sich bitte. Wir würden Sie dann gerne einmal einladen.“[33] Sie riet nichtlesbischen Frauen ansonsten die Mitwirkung in der Frauenbewegung an: „Sollten Sie allerdings einen ‚normalen‘ Gesprächs-Aktions- und Freundeskreis suchen, so möchten wir Sie auf die ‚Aktion 218‘ hinweisen [… Kontaktdaten, die Verf. ] das Plenum dieses Frauenarbeitskreises steht jeden ersten Montag im Monat für die Diskussion mit neuen Interessentinnen offen. Ort: Republikanischer Club, 5 Köln 1, Am Römerturm 17.

[…]Gez Christa B. [34] 

Im Manuskript von 1972 schlug sie eine kollektive Befreiung aus diesen Einengungen vor. „Um diese gesamte aussichtslos erscheinende Lage zu ändern, müssen wir lesbischen Frauen unsere Wünsche und Bedürfnisse aus der totalen Isolation befreien. Wir müssen anfangen, gemeinsam darüber nachzudenken, warum wir bei dem Versuch unsere Bedürfnisse zu verwirklichen, in dieser Gesellschaft scheitern; warum wir zu so kaputten Typen werden. Es wird uns klar werden müssen, daß wir uns die Schuldgefühle, die man uns einimpft, nicht auch noch zu eigen machen dürfen. Wir müssen mitkämpfen für eine Welt, in der unterdrückte Sexualität nicht dazu benutzt wird Herrschaft auszuüben.“[35]


Interview 38.19 Ja, ich erinnere mich an das erste Treffen und da kamen sie dann alle, nicht, eine kam mit dem Nerzjäckchen und ich dachte, um Gottes Willen, damals war das, dat war ja nu wat, Ringe und Armbänder und Ohrringe und Nerzjäckchen, so wat kannte ich überhaupt nicht, ich fand die abartig. Eine Mutter von vier Kindern, die mit nem .... verheiratet war, ich seh die heut noch vor mir. Dann kamen welche in Jeans, dann kamen welche auf künstlerisch gemacht und der Laden füllte sich und der Laden füllte sich und ich hatte Wein eingekauft und alles und alles, ne und dachte, naja, man wird et ja sehen. 39.07 Ja. Und eine Geschichte gab's denn da und ich glaube, die ist auch in Claudias Buch beschrieben, … . Diese Geschichte mit Gisela Koschig, die reinkommt in so hohen Stiefeln, mit so nem engen Anzug, rotzfesch geschnittenes Haar, so ne Haarfrisur kannt ich überhaupt net, und sagt guten Tag, mein Name ist Gisela, ich möchte nen Film drehen, das Drehbuch steht schon. Junges Paar heiratet und sie verführt die Brautjungfrau und geht mit der am Hochzeitsabend ins Bett. … Das war also der Einstand von Gisela Koschig und unser erstes … ja, da war dat Eis an und für sich gebrochen. Alle Damen lachten und wir fingen also an, so uns ein bisschen vorzustellen, ob et denn da schon Beziehungen gab und die erste Selbsterfahrungsgruppe. Dat war eigentlich ne Selbsterfahrungsgruppe, nur damals hätte mir dat net so jenannt und wir haben auch gar nicht gewußt, wat ma machen. Wat soll ma machen, x Frauen, kennen sich nicht, also stellt sich doch mal jede vor. 40.39 Und sagt im zweiten Durchgang wat sie will und wat sie dazu beitragen will. Ja. Dat ganze artete dann irgendwie in so eine Partnerschaftsvermittlung aus und alle hatten jemand, nur ich nicht. Das fand ich also bescheuert, - die nächste Anzeige gemacht. … Die kamen dann irgendwie auch nicht mehr, die, die sich gefunden hatten, 41.01 Und ich stand da mit dem letzten Rest und dat waren die, die mich überhaupt net interessierten. Hab ich das Ganze noch einmal gemacht. Ich glaub, ich hab das zwei oder drei Mal gemacht. Und gewann darüber so die Geschichte, dass es unheimlich viele Frauen gibt, die so leben. Es gab zwar immer noch keine Literatur, es gab zwar immer noch nix. aber wenn ich jetzt ins Café Wüsten ging, dann war dat schon wat völlig anderes. Ich gehörte plötzlich einer Gruppe an, ich war nicht mehr die einzige "Perverse", ich war nicht mehr der Abschaum der Menschheit, der also um dieses schlimme Ding zu nennen, vergast gehörte, sondern ich … 42.00 Da waren auch Frauen dabei, die einen ordentlichen Beruf hatten, die richtig Geld verdienten, die anerkannt waren, die damit nicht hausieren gingen, wat sie so lebten, aber die durchaus ja, wo ich dachte: Ach ja, also ich gehöre also nicht in so eine Spelunke wie das Café Wüsten, - da treffen wir uns zwar, aber da gibt's auch ganz andere Möglichkeiten.“Referenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag.


Lesbisches Outing

Nun kam sie zurück nach Köln. „Bisher wußte niemand in unserer Gruppe der ‚Aktion 218‘, daß ich schwul bin. Es konnte mir von daher auch niemand helfen bei der Vielzahl der mir daraus entstehenden Probleme helfen. Das änderte sich im März 1972. Durch den ersten Frauen-Kongreß in Frankfurt hatte ich einerseits gelernt, über die doppelte Unterdrückung der Frau in Familie und Beruf nachzudenken. Mir war klar geworden, daß jede Schicht besondere Formen der Unterdrückung der Frauen entwickelt hat und saß der schlechtbezahlteste Arbeiter immer noch gegenüber seiner Kollegin Privilegierter ist. Andererseits hatte ich zum ersten Mal beobachtet, wie sich Frauen ganz unkompliziert gern hatten. Zum ersten Mal wurde mir dadurch klar, daß die Liebe unter Frauen ihren Ort in //der Gesamt-Frauenbewegung haben muß. Hier wären sie nicht isoliert und nur auf ihr Problem konzentriert, sondern müßten ihre Arbeit mit anderen betroffenen und für sich selbst in die gemeinsame Arbeit für die Befreiung der Sexualität der Frau hineinstellen. Ich faßte also nach Frankfurt den Mut, das Thema der homosexuellen Frau in die Gruppendiskussion einzubringen. Natürlich hatte ich Angst. Ich schlug vor, einen Arbeitskreis innerhalb der ‚Aktion 218‘ zu gründen, in dem lesbische Frauen ihre eigene Problematik angehen und verändern könnten. Die Reaktion der Gesamtgruppe auf diesen Vorschlag schwankte zwischen betretenem schweigen, spöttischem Lächeln und offener Ablehnung. ‚Eine solche Gruppe hat innerhalb der Aktion nichts zu suchen.‘ Ein paar wohlwollende Stimmen kamen von Frauen, die indirekt oder direkt von dieser Frage betroffen waren. Ein Schein-Argument löste das nächste ab. ‚Wir müssen erst Schulung machen.‘ Von der Not der Betroffenheit wurde kaum gesprochen.“[36] Sie erklärte selbst die Ängste der Mitkämpferinnen: „Die Reaktion einiger Genossinnen läßt sich nur so erklären, daß sie sich in die Defensive gedrängt fühlten. Sie verteidigten sich so, als ob ihre scheinbar selbstverständliche Rolle als Geliebte des Mannes allzu sehr in Frage gestellt werden könnte. Denn dank ihrer Erziehung halten viele Frauen – d.h. die meisten – Liebe und Zuneigung erst dann für möglich, wenn dabei ein Penis im Spiel ist. Sie suchen das große sicherheitsbringende männliche Ideal. Sie werden dazu erzogen, zu glauben, daß ihnen ohne Mann schon rein körperlich etwas fehlt. Die einzige Möglichkeit, das auszugleichen, sehen sie in der Verbindung mit dem Mann. Gingen wir Frauen davon aus, daß Frauen und Männer gleichwertig seien, wäre zu fragen, wieso unsere Sehnsucht sich nur auf Männer konzentriert.“[37]

Ihr wurde von einigen empfohlen, „daß eine lesbische Frauengruppe sich doch mit den Selbstorganisationsgruppen der homosexuellen Männer zusammenschließen sollte.“ [38]

Sie entgegnete: „Diese Versuche laufen in anderen Städten und sind bereits gescheitert oder sind zumindest dabei. Hier wiederholt sich klar die Erfahrung, die wir mit unseren männlichen Genossen innerhalb der ‚Aktion 218‘ //gemacht haben. Über kurz oder lang verfallen diese Freunde in die ihnen von Kindheit an eingeimpfte Führungsrolle. Entgegen ihrer verbalen Beteuerungen machen sie es den Frauen unmöglich, ihre Bedürfnisse zu artikulieren, ihre eigenen Formen von Agitation und Aktion zu finden.“[39]

Sodann plädierte sie für den Aufbau eigener Lesbengruppen innerhalb der links-emanzipatorischen Frauenbewegung und vertrat die These, die eigene Betroffenheit müsse ein Ausgangspunkt des Befreiungskampfes sein, getreu dem Motto: Das Private ist politisch: „Es gibt eine Menge Aspekte, die für eine Selbstorganisation der lesbischen Frau innerhalb der gesamt-Frauenbewegung sprechen. Ich glaube, daß sich an dieser Fragestellung entscheiden könnte, ob unsere Bewegung bereit ist, andere Verhaltensweisen nicht nur verbal zu akzeptieren, sondern sich auch mit ihnen zu solidarisieren. Und ob sie fähig ist, ihre eigene Betroffenheit, die Notwendigkeit einer Befreiung vom Zwange zur Heterosexualität, einzusehen. Es ist Zeit, daß wir innerhalb der linken Frauenbewegung erkennen, daß wir auf Dauer unfähig sein werden, politisch aktiv und wirksam zu sein, wenn wir unsere eigenen Probleme in unseren Gruppen ausklammern. Wir müssen alle lernen, unsere theoretischen Ansätze über die Unterdrückung der Frau von unserer eigenen Lebenssituation her zu durchdenken und in den Griff zu bekommen. Wenn wir das nicht parallel zu unseren politischen Aktionen schaffen, bleiben wir ein Intellektueller Zirkel, der sich einbildet, etwas für andere (z.B. die vielzitierten Arbeiterinnen) tun zu können. Wir werden jedoch auf Dauer so viel mit anderen Frauen erreichen können, wie wir fähig sein werden, unsere eigenen Probleme offen und klar aussprechen und angehen zu können. Ein Beispiel kann hier die offensichtliche Not der homosexuellen Frauen sein. Es bleibt offen, ob die Propagierung der Liebe unter Frauen ein Mittel zur Durchsetzung unserer politischen Interessen in einer von den Männern bestimmten Welt sein könnte. Diese Möglichkeit der Selbsterfahrung ist heute zu unterdrückt bei ‚heterosexuellen‘ Frauen, um sie allgemein in den Kampf einzubeziehen. Schwulsein ist ebnen auch unter Genossinnen immer noch pervers. Nur die lesbischen Frauen selbst können die Situation ändern. Kämpfen wir, arbeiten wir, gemeinsam für eine Verbesserung und Veränderung der Situation der Frauen und für die Befreiung der Sexualität.“ [40]

Auch in der linkspornografischen Monatszeitschrift konkret schaltete die Gruppe? Gertraut? Anzeigen . [41]

Das Vorgehen Gertraut Müllers zeigt, dass es sich hier keineswegs um eine Abspaltung aus der Schwulenbewegung handelte, wie es oft unterstellt wird, sondern um einen autonome Gründung. Eine, die auf die Anzeige geantwortet hatte, ? oder die sie in Frankfurt kennen gelernt hatte? w ar claudia pinl, die am 21.5.72 ein Statement über weibliche Homosexualität und Frauenbefreiungsbewegung verfasste. Es kann als Antwort auf die konfrontativen Diskussionen in der Kölner Frauenbewegung nach dem Frankfurter Kongress gelesen werden.

„Weibl[iche]. Homosexualität ist eine negative Reaktion auf die Aufforderung der Gesellschaft, Frau zu sein. Als Frau homosexuelle zu sein bedeutet, die Rolle ‚Frau‘, die diese Gesellschaft für ihre weiblichen Mitglieder reserviert hat, abzulehnen (###), d.h. es geht hier um eine individuell- existentielle Ablehnung der spezifischen Unterdrückung der Frau.

Frage ist wie diese individuell-psychische Rebellion für den politischen Kampf nutzbar gemacht werden kann. Negative Sanktion der Homosexualität bedeutet negative Sanktion einer nichtreproduktiven Form der Sexualität – Sexualität ist hier nicht kanalisierbar, dem Zweck- und Leistungsdenken der kap. Gesellschaft einzuordnen. Diese Form der Sexualität enthält u.U. eher als die in gesellschaftsstabilisierenden Formen sich abspielende Heterosex. Das Versprechen der Zweckfreiheit und damit der Lust.

Die Homosexualität hat daher in der Frauenbefreiungsbewegung einen legitimen Platz als möglicher Weg für eine Freisetzung der Sexualität überhaupt. Man kann nicht gegen den Gebärzwang a al § 218 ankämpfen ohne gleichzeitig auch diese Möglichkeite der Befreiung der Frauen aus heteronormen Zwängen in eine Perspektive miteinzubeziehen.

Die Ablehnung der Homosexualität nicht nur durch die gesellschaftlichen Normen sondern zum Teil auch durch Genossinnen in der Frauenbewegung selbst ist zu erklären daraus, daß heterosexuelle Beziehungen auch unter Linken natürlich dem allgemeinen Repressionszusammenhang der Gesellschaft (sic) nicht entgegen, die Beziehungen auch linker Frauen zu linken Männern von Bestrebungen nach Sicherheit und Geborgenheit in einer inhumanen Gesellschaft geprägt sind, dieses Sekuritätsbestreben sich aber infolge der geschlechtsspezifischen Sozialisation sich allzu leicht wieder als Repression für die Frau auswirken kann, als Rückfall in herkömmliche Über- und Unterordnungsbeziehungen. Natürlich gibt es auch homosexuelle Beziehungen, die in Mimikry des traditionellen männlich.-weiblichen Rollenverhaltens das Dominanzverhaltens (sic) des einen Partners über den anderen praktizieren.

Politisch reflektierte Hs. muß derartige Anpassungsversuch (sic) an bürgerliche Verhaltensweisen ablehnen. Die Hs. kann in der Frauenbefreiungsbewegung die Funktion haben, aufzuzeigen, wie sexuelle Bindungen unter Gleichen und Gleichberechtigten aussehen könnten, daß sie überhaupt möglich sind.“ 21.5.72 Claudia.[42]

Das Dokument zeigt einen deutlich unterschiedenen Tonfall und Sprachduktus, hier sprach eine marxistisch geschulte Soziologin/Politikwissenschaftlerin/Journalistin.

Das Thema Männer Ausschluss 218 blieb in der Aktion noch lebendig, wurde dann aber gegen Männer entschieden. [43]Ees wurde vor allem von den Lesben vorangetrieben. Parallel traf sich ein Samstagsarbeitskreis, den lesben in der Aktion 218 organisierten??? [44]

In einem nicht datierten schreiben der G. Müller ist erstmals von einem Arbeitskreis homosexueller Frauen die Rede. Da ähnliche schereiben aus dem Herbst 1972 existieren ist eine Datierung auf den Spätsommer 1972 wahrscheinlich.

Liebe Leidensgenossin Sie haben eine Anzeige aufgegeben, in der Sie eine Freundin, eine Partnerin suchen. Wir sind ein Arbeitskreis homosexueller Frauen, die versuchen, die Problemen, die wir alle haben, durchzusprechen, nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, uns gegenseitig weiterzuhelfen. Wir sind es leid, auf Dauer an unserer Außenseiterposition kaputt zu gehen. Bevor Sie diese Zeilen dem Papierkorb anvertrauen, bitten wir Sie, sich dazu zu befragen, ob - ‚einschlägige Lokale`, Partnerschaftsanzeigen, Freundschaften, eine Ehe, die Psychotherapie etc. Ihnen wirklich weitergeholfen haben. Vielleicht suchen Sie auch einen neuen Weg, um ei oft ausweglos erscheinende Trostlosigkeit der Homosexuellen – insbesondere der lesbischen Frauen – zu durchbrechen? Sicher könnten wir zusammen ein Gespräch beginnen. Gemeinsam könnten wir es schaffen. Mit schwesterlichem Gruß IA GMüller PS Sicher haben Sie Verständnis dafüpr, daß wir Ihnen vorerst nur eine Telefonnummer geben." (Erstmals wurde das wort schwester genutzt, ads langfristig die genossin ablöste.

[45]

Entwurf Antwort auf Annoncen, jetzt mit hfa, aber ohne Datum /die sind von 4 11 72 aus dem KStA) Müller lud zum 7 10 in die HFA ein: Anfang 10 1972 Liebe Schwester Hiermit möchte ich zu einem ersten Treffen nach den Ferien zu unserem Arbeitskreis homosexueller Frauen einladen. Treffpunkt: Samstag 7.10. um 18 h bei mir. M.E. sollten wir diesen versuch zur Lösung unserer Probleme nicht leichtsinnig aufgeben. Jede von uns kann sich eine Zeitlang der Illusion hingeben, daß ihre Situation sich – evtl. durch eine neue Bindung – verbessert habe. Wir alle werden jedoch auf Dauer in unserer Außenseiterposition scheitern, wenn wir nicht unsere positiven und negativen Erfahrungen in einer gruppe überprüfen, wenn wir uns nicht gegenseitig weiterhelfen. Hinzu kommt: Tausende Frauen sind ihrer Homosexualität hilflos ausgeliefert. Ein Kreis wie unserer könnte hier doch manche Einzelnot lindern und darüberhinaus versuchen, Gesamtzusammenhänge aufzuzeigen, bewußt zu machen. Machen wir es uns nicht zu einfach indem wir den Kopf in den Sand stecken. Finden wir zusammen einen Weg, der uns allen hilft. Bis Samstag Gertraut… Vergeßt bitte nicht weitere Interessentinnen einzuladen!“


Die gruppe schaltete dann anzeigen, die sich an homosexuelle Frauen wandten: 21.10 72 

Bitte um Abdruck einer „Homosexuelle Frauen in Köln und Umgebung: Wir sind mehrere Frauen, die versuchen, unser gemeinsames Problem in Gespräch und Aktion zu lösen.- Wir möchten Ihnen – und evtl. auch Ihrer Freundin – diese Kommunikationsmöglichkeit vorschlagen. Schreiben Sie uns … Gudrun h an nrz die es abdruckte wie aufgekebte anzeige beweist Enebenso an…. , Abdruck anzeige – es hat geklappt

Der kölner Stadt Anzeiger störte sich nicht am Wort homosexuell, sondern am agitatorischen wort aktion“[46] der korrigierte Text lautete entsprechend: 11.11.1972 „Homosexuelle Frauen in Köln und Umgebung: Wir sind mehrere Frauen, die versuchen, unser gemeinsames Problem zu lösen. Wir möchten Sie und evtl. Ihre Freundin einladen mit uns zu diskutieren. U A 1235 KSTA, Köln, Breite Straße 70 bild
  1. Vgl. Stefan Micheler: Heteronormativität, Homophobie und Sexualdenunziation in der deutschen Studierendenbewegung, in: Invertito, Jg. 1, 1999, H. 1, S. +++-+++. In der Zusammenfassung des Artikels heißt es u.a.: „Die sexuelle Befreiung, die die Studierendenbewegung propagierte, meinte die sexuelle Befreiung der Heterosexualität, vornehmlich der Sexualität heterosexueller Männer. Das Dogma der "natürlichen" Heterosexualität wurde durch die Studierendenbewegung nicht infrage gestellt. … In Anlehnung an Wilhelm Reich und verschiedene Theoretiker der Frankfurter Schule galt Homosexualität als Ausdruck des autoritätsfixierten Charakters, der ein williger Gehilfe des Faschismus sei, und damit als schlimme Perversion, vor der man die eigenen Kinder bewahren wollte. … ; die eigene Heteronormativität war absoluter Maßstab und wurde nicht hinterfragt.“ Online http://www.invertito.de/det/d_inv0104.html.
  2. Frank S. Caprio; Die Homosexualität der Frau. Zur Psychodynamik der lesbischen Liebe, Rüschlikon Zürich 1958; 1959 Hans von Hentig. Die Kriminalität der lesbischen Frau. Beiträge zur Sexualforschung, Heft 15, Stuttgart. Vgl. Peters, ### Bl. 63: „Charakteristisch für die sechziger Jahre ist vor allem die äußerst geringe Thematisierung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen.“
  3. Vgl. z.B. Dr. J. Fürstenauer: Ingrid und Angelika oder die lesbischen Wonnen einer Damenfreundschaft, Konstanz Exakt-Verlag, 1969, im Bestand des Archivs Spinnboden.
  4. Vgl. Marjorie Scarlet: Kein Ödipus auf Lesbos, Die ZEIT Nr. 38 vom 19.9. 1969, online https://www.zeit.de/1969/38/kein-oedipus-auf-lesbos/komplettansicht ; Alfred Charles Kinsey. Das sexuelle Verhalten der Frau, Berlin [u.a.] : G.B. Fischer 1954 (1. - 10. Tsd. ); weitere Auflagen erschienen 1963 (21. - 35. Tsd. ) 1964 (86. - 105. Tsd. ) 1965 7. Auflage 1966 1967 1968 (156. - 170. Tsd. ) und letztmalig 1970. Vgl. zu den Diskursen der Zeit auch Kirsten Plötz: "Echte" Frauenleben? "Lesbierinnen" im Spiegel öffentlicher Äußerungen in den Anfängen der Bundesrepublik, in: Invertito 1. Jg – 1999 H. 1. Homosexualitäten in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1972 , S. ###-###.
  5. Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht : Sitte und Sexus der Frau , Hamburg, Rowohlt 1951; 1960 3. Auflage 36. - 45. Tsd.; 1963 gab es schon das 64. - 70. Tsd., bis 1974 stieg das Grundlagenwerk in 6. Auflage auf 96. - 105. Tsd., 1991 erreichte es aber 427. - 436. Tsd. – Angaben aus der DNB.
  6. Der Diskurs über die im September 1969 in Kraft tretende Liberalisierung des § 175 StGB (Strafrechtsreform) durch die Große Koalition, die das Alter nicht strafbarer gleichgeschlechtlicher sexueller Begegnungen zwischen Männern von 21 auf 18 Jahre senkte, fokussierte jedoch immer noch auf juristische Aspekte. Und Spiege- Artikel: Daß die Neufassung des Gesetzes keine zeitnahe Revision der öffentlichen Meinung über gleichgeschlechtlich Liebende bewirkte, formulierte der Vorsitzender der Interessenvereinigung Deutscher Homophiler (IDH) Horst Bohrmann 1970 gegenüber dem Spiegel. https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43836527.html NN GESELLSCHAFT / HOMOPHILE: Nicht wundern DER SPIEGEL 37/1970 07.09.1970
  7. 1969 erschienen in der Zeit Elena Schöfer : Perversion oder Emanzipation – Lesbisch aus Sehnsucht nach Gleichberechtigung, in: Die ZEIT, Nr. 11, 1969 online https://www.zeit.de/1969/11/perversion-oder-emanzipation. Laut Peters „scheint der ZEIT¬Artikel vom März 1969 erste Veränderungen in der moralischen Wertung lesbischer Lebensweise aufzugreifen.“ Dagegen war ein Beitrag von Marjorie Scarlet latent homosexualitätsfeindlich, indem er Eltern von Lesben Psychotherapie nahelegte: Marjorie Scarlet: Kein Ödipus auf Lesbos, Die ZEIT Nr. 38 vom 19.9. 1969, online https://www.zeit.de/1969/38/kein-oedipus-auf-lesbos/komplettansicht.
  8. Christiane Leidinger: Gründungsmythen zur Geschichtsbemächtigung? - Die erste autonome Schwulengruppe der BRD war eine Frau, in: Invertitot H 13, S. ###-###. „Bei der Rekonstruktion der Entstehungsgeschichte der Bochumer HAG zeigt sich, dass die erste vermeintliche Schwulengruppe von einer Lesbe, Waltraud Z., gegründet wurde und sich darin auch weitere lesbische Frauen engagierten.“ http://www.invertito.de/det3/d_inv1302.html.
  9. Neben der unbedeutenden „Interessenvereinigung Deutscher Homophiler“ (IDH) existierte überregional die integarionistische „Internationale Homophile Weltorganisation“ (IHWO); vgl. zur Frühzeit Jens Dobler und Harald Rimmele: Schwulenbewegung, in: Roland Roth, Dieter Rucht (Hgg.): Die Sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch, Campus Frankfurt / New York 2008, S. ###-###.
  10. Bezug NUR MÄNNER?? Ricardo Westphal (Autor)J.-Ch. Busker (Autor), 2005, Die Geschichte der Homosexuellenbewegung in Deutschland seit 1968 und ihre Auswirkungen auf das Bild von Schwulen und Lesben in der Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39323 online: Sie „kamen überwiegend aus studentischen Kreisen, waren politisch links orientiert und basisdemokratisch organisiert. Ihre Ziele waren „die sozialistische Gesellschaftsveränderung sowie die Auflösung der Geschlechterrollenfixierung“ (ebd.). https://www.grin.com/document/39323 woraus zitiert=? Herrn Herrn, Rainer. „Anders bewegt – 100 Jahre Schwulenbewegung in Deutschland“. Hamburg: MännerschwarmSkript-Verlag, 1999. oder kraushaar Kraushaar, Elmar, Hrsg. „Hundert Jahre schwul – Eine Revue“. Berlin: Rowohlt, 1997. ! vgl. auch Bruns, Manfred. „Schwulenpolitik in der alten Bundesrepublik“. Quelle: http://www.lsvd.de/bund/schwulenpolitik.html.
  11. Die dortige emanzipatorische Homosexuellengruppe- gegründet am 29. April 1971 an der Westfälischen Wilhelms-Universität - nannte sich zunächst noch "Homophilen Studenten Münster" (HSM), später "Studentische Aktionsgruppe Homosexualität Münster". Sie arbeiteten eng mit Kölner*innen zusammen. „Anne Henscheid unterzeichnete als einzige Frau die Satzung des HSM … . Versuche weitere lesbische Frauen zur Mitarbeit im HSM zu bewegen, waren kaum erfolgreich. https://www.stadt-muenster.de/museum/ausstellungen/aufbruch-die-anfaenge-der-homosexuellen-bewegung-in-muenster.html. Ricardo bezeichnet fälschlich die Lesbenbewegung als eine Abspaltung der Schwulenbewegung, das trifft für die Berliner Situation zu, denn in Berlin gründete sich aus der ”Homosexuellen Aktion Westberlin” (HAW) von 1971 im Februar 1972 die ”schwule Frauengruppe”. Späterer Name der Gruppe "Homosexuelle Aktionsgruppe Münster". Durch sie fand vermutlich am 29. April 1972 in Münster die erste Homosexuellendemo statt, vgl. https://www.queer.de/detail.php?article_id=27600 Vgl. Köfge Best. 75 Mappe 3 Bestand Pinl, Informationsmaterial über den Arbeitskreis Homophilie bzw. die Aktionsgruppe Homosexualität der HSM, Münster, Nov. 1971 - März 1972.
  12. (??vgl. Kaktus Heft 2; vgl. Flugibestand gertraut HSM Münster köln München Arbeitskreis Homophilie. Der HSK wollte laut dem Frontmann Bernd Sakowski explizit nicht studentisch sein: „… unser Hauptinteresse gilt vorläufig der internen Arbeit, also der Betreuung des einzelnen“.
  13. Manfred Bruns: Schwulenpolitik in der alten Bundesrepublik, https://www.lsvd.de/bund/schwulenpolitik.html, o.D.
  14. Uraufgeführt wurde der Film in der Reihe Forum des jungen Films am 3. Juli 1971 auf der Berlinale.
  15. csg . ### Laut rik 11 1993 war es Martin Dannecker der den Film zeigte, der Soziologe und spätere Sexualwissenschaftler hatte neben Rosa und Sigurd Wurl Textbeiträge verfasst. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Nicht_der_Homosexuelle_ist_pervers,_sondern_die_Situation,_in_der_er_lebt. Im Anschluss habe sich die gay lib front gegründet. Zum Einfluss leider nur auf die Schwulenbewegung vgl. Sophie Kühnlenz: "Aufstand der Perversen" . Zur Rezeption von Rosa von Praunheims Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt in Medienberichten der Bundesrepublik Deutschland, in: Invertito Jg. 16. - 2014 h. 16, S. ###-### http://www.invertito.de/det4/d_inv1606.html.
  16. Manfred Bruns: Schwulenpolitik in der alten Bundesrepublik, https://www.lsvd.de/bund/schwulenpolitik.html, o.D.
  17. Ein zeitgenössisches Beispiel ist ein Text der Münsteraner Lesben vom Januar 1972 „Frauen in der HSM“. „Die Arbeitsgruppe Frauen kümmert sich speziell um die Belange der homosexuellen Frau. Hetero- und bisexuelle Frauen wie auch interessierte Männer sind ebenfalls willkommen. Wir akzeptieren die Satzung und Zielsetzung der HSM. Unabhängig davon kann die AG Frauen jedoch eigene Ziele anstreben, sofern sie nicht denen der HSM widersprechen. … „Die schwulen Frauen müssen bereit gemacht werden, sich zu organisieren. Die landläufige Meinung, es gäbe ja garnicht so viele, muß widerlegt werden. ‚Heraus aus den Toiletten, hinein in die Straßen‘ trifft für uns nicht zu, wohl aber ‚etwas aus dem stillen Kämmerlein, hinein in die Öffentlichkeit‘.“ Schauen ob aus Kaktus oder bestand müller … Weiland begründet die Namenswahl damit, daß ”sie [die lesbischen Frauen der HAW] anfangs mehr Gemeinsamkeiten mit den schwulen Männern sahen (Diskriminierung und gemeinsame Aktionen dagegen), als mit den heterosexuellen Frauen.” [Weiland 1995:32] – es gibt andere Begründungen?
  18. In einem Paper von C. Roggenbuck? steht: „Die Gruppe hat den bereits im Winter 1971 gefassten Beschluss erneuert, bei ihrer weiteren Arbeit Männer vorert (sic) weiterhin auszuschließen. Der Beschluß ist revidierbar, sollte er sich als überflüssig erweisen. Folgende Gründe liegen dem Beschluß zugrunde: 1. […] Frauen verhalten sich anders … nicht offen sprechen betrachten es als Heiratsmarkt 2. „Ein weiterer Grund ist, daß der erfolgreiche Kampf mit der Arbeiterklasse (Revolution) nicht automatisch auch den Frauen Gleichberechtigung garantiert. … Bl 35 eigentlich 25-39 bestand 1/9. Das Datum ist zu früh, er wurde erst nach dem Frankfurter Kongress beschlossen?
  19. 1971 erschien Siegrid Schäfer. Sappho '70. Zur Situation der lesbischen Frau heute. Mit Interviews und Straßenbefragungen, Henstedt¬Ulzburg.
  20. Der Text einer überlieferten Anzeige lautet: „Sie, 28. J, dunkler, sportlicher Typ, engagiert, sucht Partnerin. Bildzuschrift an … Ksta Datum? 22/23 Köfge, Bestand 65, 3.
  21. Eine Frau aus dem Rheinland [Gertraut Müller]: „Lesben gemeinsam sind stark“, in: Frankfurter Frauen (Hgg.): Frauenjahrbuch ‚Frankfurt Roter Stern 1975, S. 200-203. Das Manuskript [Gertraut Müller]: Lesben gemeinsam sind stark, befindet sich im Archiv des Köfge, Best. 65, 3, 5 Seiten). Nach einer handschriftlichen Aufschrift hatte sie die Reflexion bereits im Mai 1972 verfasst, er war aber damals nicht erschienen.
  22. ebenda, S. 200.
  23. ebenda, S. 201.
  24. Ebenda, S. 200; vgl. ihren Text Gertraut Müller Café Wüsten – eine Erinnerung, in: Marianne Rogler und Michael Meiger: Das andere Stadtbuch, Köln Kiepenheuer & Witsch 1996, S. ###-### ….. vgl. zu Sublokalen Ilse Kokula: Formen lesbischer Subkultur, Berlin-West Verl. rosa Winkel, 1983.
  25. prüfen Ebenda, S. 200.
  26. Müller Brief vom 27.12.1971 Köfge, Bestand 65, 3 Müller.
  27. Ksta ? Datum fehlt, ggf. Überprüfen? Köfge, Bestand 65, 3 Müller.
  28. [Einladung an alle], 16. Dezember 1971 Vermutlich Entwurf Bestand Müller,
  29. [Einladung an alle]
  30. Müller Brief vom 27.12.1971 Köfge, Bestand 65, 3 Müller.
  31. Ebenda
  32. Ksta o D, Bestand Kopie auf Zettel mit mehreren Anzeigen Köfge, Bestand 65, 3 Müller.
  33. Christa B., Brief vom 10.2. 1972, Köfge, Bestand 65, 3 Müller.
  34. Ebenda
  35. Ebenda, S. 201.
  36. prüfen Ebenda, S. 201/2. Vgl. Aktion 218 Köln: Protokoll zur Diskussion am 20.3.1972 über die Einrichtung eines Arbeitskreises homosexueller Frauen, Kommentar hierzu von Claudia Pinl vom 8./9.4.1972; bestand ½
  37. Ebenda, S. 202.
  38. Ebenda, S. 202.
  39. Ebenda, S. 202.
  40. Ebenda, S. 203.
  41. Anschreiben von M. H. als Reaktion auf Anzeige in der Konkret, Zuschrift auf eine Kontaktanzeige der HFA, Mai 1972; Bestand Best. 75 Mappe 3 pinl Mai 1972
  42. "Weibl[iche]. Homosexualität und Frauenbefreiungsbewegung". Manuskript plus handschriftliche Notizen, unterschrieben mit Claudia, Datumsangabe zeigt ihre Schrift, Köfge Bestand 75, 3 Pinl.
  43. Vgl. Protokoll, (hs) Aktion 218, Diskussionsabend 26.6.1972 zum Thema Männerausschluß und Mitarbeit in Partei
  44. Protokoll des Samstagsarbeitskreises vom 1.7.1972; Bestand Claudia P Best. 75 Mappe 3 ; Blatt; hs Notizen von Pinl; Protokoll vom 29.7.72, 1 Blatt Protokoll (vermutlich durch C.P.) Samstagsarbeitskreis (durchgeixt: der Aktion...) und 15.7.1972 Protokoll (vermutlich durch C.P.) vom mit Bezug auf eine Hs. Gruppe in Abgrenzung zur Aktion 218 Protokoll vom 29.7.1972; Bestand Claudia P Best. 75 Mappe 3 Treffen am 29 7 steht in einem Protokoll in Bayenthal
  45. #### Version 2 vom 30. X : „Sie haben eine Anzeige aufgegeben, durch die Sie eine Freundin suchen. Es gibt viele Frauen, die wie Sie und ich eine Partnerin suchen. Viele von uns haben dadurch persönliche, familiäre oder berufl. ! Schwierigkeiten. Um diesen Teufelskreis wenigstens etwas anzugehen, treffen wir uns öfter zu mehreren Frauen, die die gleichen Probleme haben, Wir versuchen uns gegenseitig weiterzuhelfen, Vielleicht haben Sie Lust uns kennenzulernen? Rufen Sie doch einmal an.“ … Version 3 „Entwurf um auf Annoncen zu antworten“ „Ich habe Ihre Anzeige mit Interesse gelesen. Auch ich suche eine Partnerin, mit der mich mehr verbindet als gemeinsamer Einkaufsbummel oder Cafe-Besuche. Ich bin … Jahre alt und arbeite … Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns bald zu einem persönlichen Gespräch treffen könnten. In aller Offenheit darf ich Ihnen allerdings sagen, daß ich nicht interessiert bin, als weitere Partnerin eines Ehemannes angeworben zu werden. In Erwartung Ihrer Antwort verbleiche ich mit frdl. ! Grüßen“ Dabei sind 3 ausgeschnittene Anzeigen vom 4.11. 72 Hs: 11.11.72 keine geantwortet.
  46. Schreiben vom 31.10.1972 Ksta bedankt sich für anzeige. „gegen die Veröffentlichung Ihrer Anzeige haben wir nichts einzuwenden; wir möchten aber das Wort ‚Aktion‘ aus dieser Anzeige herauslassen, weil wir glauben, daß es mißverstanden wird. … Anzeigenabteilung.