Homosexuelle Frauenaktion: Unterschied zwischen den Versionen

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Homosexuelle Frauenaktion (HFA) war eine lesbische Emanzipationsgruppe, die Ende 1971/Anfang 1972 in Köln gegründet wurde und evtl. die erste Lesbengruppe der Bundesrepublik war.
 
Homosexuelle Frauenaktion (HFA) war eine lesbische Emanzipationsgruppe, die Ende 1971/Anfang 1972 in Köln gegründet wurde und evtl. die erste Lesbengruppe der Bundesrepublik war.
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==Vorgeschichte==
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Mit Entstehung der sozialen Bewegungen in den späten sechziger Jahren wuchs auch der Kampf gegen sexuelle Tabus, allerdings nicht gegen die Diskriminierung homosexueller Beziehungen.<ref>Vgl. Stefan Micheler:  Heteronormativität, Homophobie und Sexualdenunziation in der deutschen Studierendenbewegung, in:  Invertito, Jg. 1, 1999, H. 1, S. ###-###. In der Zusammenfassung des Artikels heißt es u.a.: „Die sexuelle Befreiung, die die Studierendenbewegung propagierte, meinte die sexuelle Befreiung der Heterosexualität, vornehmlich der Sexualität heterosexueller Männer. Das Dogma der "natürlichen" Heterosexualität wurde durch die Studierendenbewegung nicht infrage gestellt. …  In Anlehnung an Wilhelm Reich und verschiedene Theoretiker der Frankfurter Schule galt Homosexualität als Ausdruck des autoritätsfixierten Charakters, der ein williger Gehilfe des Faschismus sei, und damit als schlimme Perversion, vor der man die eigenen Kinder bewahren wollte. … ; die eigene Heteronormativität war absoluter Maßstab und wurde nicht hinterfragt.“ Online http://www.invertito.de/det/d_inv0104.html.</ref>
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Die lesbische Existenz war nochmals marginalisierter. In den 1950er Jahren erschienen überwiegend „wissenschaftliche“ Werke, die Liebesbeziehungen unter Frauen kriminalisierten oder pathologisierten.<ref>Frank S. Caprio; Die Homosexualität der Frau. Zur Psychodynamik der lesbischen Liebe, Rüschlikon Zürich 1958; 1959 Hans von Hentig. Die Kriminalität der lesbischen Frau. Beiträge zur Sexualforschung, Heft 15, Stuttgart. Vgl. Peters, ### Bl. 63: „Charakteristisch für die sechziger Jahre ist vor allem die äußerst geringe Thematisierung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen.“</ref> Üblich waren zudem Lesbenpornos, die für mehrheitlich männliche Rezipienten die “… die lesbischen Wonnen einer Damenfreundschaft“ visualisierten.<ref>Vgl. z.B. Dr. J. Fürstenauer: Ingrid und Angelika oder die lesbischen Wonnen einer Damenfreundschaft, Konstanz Exakt-Verlag, 1969, im Bestand des Archivs Spinnboden.</ref> Die 1954 auf Deutsch publizierte Studie „Das sexuelle Verhalten der Frau“ von A.C. Kinsey führte erst in einer späteren Rezeptionswelle zu einer normalisierende Sichtweise auf Lesben,dort war zu lesen, dass 28 % der befragten Frauen äußerten, lesbische Erfahrungen gemacht zu haben.<ref>Vgl. Marjorie Scarlet: Kein Ödipus auf Lesbos, Die ZEIT Nr. 38 vom 19.9. 1969, online  https://www.zeit.de/1969/38/kein-oedipus-auf-lesbos/komplettansicht ; Alfred Charles Kinsey. Das sexuelle Verhalten der Frau, Berlin [u.a.] : G.B. Fischer 1954 (1. - 10. Tsd. ); weitere Auflagen erschienen 1963 (21. - 35. Tsd. ) 1964 (86. - 105. Tsd. ) 1965 7. Auflage 1966 1967 1968 (156. - 170. Tsd. ) und letztmalig 1970.  Vgl. zu den Diskursen der Zeit auch Kirsten Plötz: "Echte" Frauenleben? "Lesbierinnen" im Spiegel öffentlicher Äußerungen in den Anfängen der Bundesrepublik, in: Invertito  1. Jg – 1999 H. 1. Homosexualitäten in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1972 , S. ###-###.</ref> Das Werk der Simone de Beauvoir „Das andere Geschlecht“ wurde in den 1950ern nur selten im Kontext von Homosexualität rezipiert.<ref>Simone de Beauvoir:  Das andere Geschlecht : Sitte und Sexus der Frau , Hamburg, Rowohlt  1951; 1960 3. Auflage 36. - 45. Tsd.; 1963 gab es schon das 64. - 70. Tsd., bis 1974 stieg das Grundlagenwerk in 6. Auflage auf 96. - 105. Tsd., 1991 erreichte es aber  427. - 436. Tsd. – Angaben aus der DNB.</ref>
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1968 war von einem nicht näher bestimmbaren Arbeitskreis “Föderation Freier Frauen” das “Frauencenter George Sand e.V.” gegründet worden, ein “Abendlokal, das vor allem bildungsbeflissene Frauen mit Vorträgen und Vorlesungen „in angenehmer Gesellschaft” erreichen wollte. (Ma Braungart, Marsilstein) Es hatte jedoch keinen politisch-auflkäeerischen, sondern kulturellen Impetus.
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==Wachsende Themenpräsenz==
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Zur Liberalisierung der öffentlichen Meinung bzgl. Homosexualität trugen um 1969 zunächst Zeitungsartikel über Schwule  in den Feuilletons bei, z.B. in Die Zeit und Der Spiegel.<ref>Der Diskurs über die im September 1969 in Kraft tretende Liberalisierung des § 175 StGB (Strafrechtsreform) durch die Große Koalition, die das Alter nicht strafbarer gleichgeschlechtlicher sexueller Begegnungen zwischen Männern von 21 auf 18 Jahre senkte, fokussierte jedoch immer noch auf juristische Aspekte. Und Spiege- Artikel: Daß die Neufassung des Gesetzes keine zeitnahe Revision der öffentlichen Meinung über gleichgeschlechtlich Liebende bewirkte, formulierte der Vorsitzender der Interessenvereinigung Deutscher Homophiler (IDH) Horst Bohrmann 1970 gegenüber dem Spiegel.  https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43836527.html NN GESELLSCHAFT / HOMOPHILE: Nicht wundern DER SPIEGEL 37/1970 07.09.1970 </ref> Artikel zu Lesben folgten im Windschatten des Strafrechtsdiskurses.<ref>1969 erschienen in der Zeit Elena Schöfer : Perversion oder Emanzipation – Lesbisch aus Sehnsucht nach Gleichberechtigung, in: Die ZEIT,  Nr. 11, 1969 online https://www.zeit.de/1969/11/perversion-oder-emanzipation. Laut Peters „scheint der ZEIT¬Artikel vom März 1969 erste Veränderungen in der moralischen Wertung lesbischer Lebensweise aufzugreifen.“ Dagegen war ein Beitrag von Marjorie Scarlet latent homosexualitätsfeindlich, indem er Eltern von Lesben  Psychotherapie nahelegte: Marjorie Scarlet: Kein Ödipus auf Lesbos, Die ZEIT Nr. 38 vom 19.9. 1969, online  https://www.zeit.de/1969/38/kein-oedipus-auf-lesbos/komplettansicht.</ref> 
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==Homosexuellen-Organisierung==
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1970 entstanden in der Bundesrepublik Deutschland erste „autonome“ Homosexuellen-Organisationen, durchaus auch gemischte (lesbisch-schwule) Gruppen. Laut Christiane Leidinger wurde der erste gemischte Zusammenschluss 1970 von einer Frau gegründet, die Homosexuellen Aktionsgruppe Bochum (HAG).<ref> Christiane Leidinger:  Gründungsmythen zur Geschichtsbemächtigung? - Die erste autonome Schwulengruppe der BRD war eine Frau, in: Invertitot H 13, S. ###-###. „Bei der Rekonstruktion der Entstehungsgeschichte der Bochumer HAG zeigt sich, dass die erste vermeintliche Schwulengruppe von einer Lesbe, Waltraud Z., gegründet wurde und sich darin auch weitere lesbische Frauen engagierten.“ http://www.invertito.de/det3/d_inv1302.html.</ref> Diese waren Homosexuellenorganisationen „neuen Typs“, indem sie nicht mehr auf Anpassung zielten wie die männerdominierte bürgerlich-liberale Homophilenbewegung.<ref>Neben der unbedeutenden „Interessenvereinigung Deutscher Homophiler“ (IDH) existierte überregional die integarionistische „Internationale Homophile Weltorganisation“ (IHWO); vgl. zur Frühzeit Jens Dobler und Harald Rimmele: Schwulenbewegung, in: Roland Roth, Dieter Rucht (Hgg.): Die Sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch, Campus Frankfurt / New York 2008, S. ###-###.</ref>
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„Die Aktivisten der neuen Gruppen hingegen gestalteten ihre Arbeit offensiver, indem sie spontane Aktionen durchführten, Demonstrationen veranstalteten und Flugblätter verteilten.“<ref>Bezug NUR MÄNNER?? Ricardo Westphal (Autor)J.-Ch. Busker (Autor), 2005, Die Geschichte der Homosexuellenbewegung in Deutschland seit 1968 und ihre Auswirkungen auf das Bild von Schwulen und Lesben in der Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39323 online: Sie „kamen überwiegend aus studentischen Kreisen, waren politisch links orientiert und basisdemokratisch organisiert. Ihre Ziele waren „die sozialistische Gesellschaftsveränderung sowie die Auflösung der Geschlechterrollenfixierung“ (ebd.). https://www.grin.com/document/39323  woraus zitiert=? Herrn Herrn, Rainer. „Anders bewegt – 100 Jahre Schwulenbewegung in Deutschland“. Hamburg: MännerschwarmSkript-Verlag, 1999.  oder kraushaar Kraushaar, Elmar, Hrsg. „Hundert Jahre schwul – Eine Revue“. Berlin: Rowohlt, 1997. ! vgl. auch Bruns, Manfred. „Schwulenpolitik in der alten Bundesrepublik“. Quelle: http://www.lsvd.de/bund/schwulenpolitik.html.</ref>
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Im Ruhrgebiet (Homosexuelle Aktionsgemeinschaft HAG) entstand  als erste schwulengruppe der BRD in Bochum und in Münster wurden homosexuelle Studierendengruppen gegründet <ref>Die dortige emanzipatorische Homosexuellengruppe- gegründet am 29. April 1971 an der Westfälischen Wilhelms-Universität - nannte sich zunächst noch "Homophilen Studenten Münster" (HSM), später "Studentische Aktionsgruppe Homosexualität Münster". Sie arbeiteten eng mit Kölner*innen zusammen. „Anne Henscheid unterzeichnete als einzige Frau die Satzung des HSM … . Versuche weitere lesbische Frauen zur Mitarbeit im HSM zu bewegen, waren kaum erfolgreich. https://www.stadt-muenster.de/museum/ausstellungen/aufbruch-die-anfaenge-der-homosexuellen-bewegung-in-muenster.html. Ricardo bezeichnet fälschlich die Lesbenbewegung als eine Abspaltung der Schwulenbewegung, das trifft für die Berliner Situation zu, denn in Berlin gründete sich aus der ”Homosexuellen Aktion Westberlin” (HAW) von 1971 im Februar 1972 die ”schwule Frauengruppe”. Späterer Name der Gruppe "Homosexuelle Aktionsgruppe Münster". Durch sie fand vermutlich am 29. April 1972 in Münster die erste Homosexuellendemo statt, vgl. https://www.queer.de/detail.php?article_id=27600  Vgl. Köfge Best. 75 Mappe 3 Bestand Pinl, Informationsmaterial über den Arbeitskreis Homophilie bzw. die Aktionsgruppe Homosexualität der HSM, Münster, Nov. 1971 - März 1972.</ref>
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Auch in Köln entstand im Oktober 1971 eine Gruppe HSK<ref> (??vgl. Kaktus Heft 2; vgl. Flugibestand gertraut HSM Münster köln München Arbeitskreis Homophilie. Der HSK wollte laut dem Frontmann Bernd Sakowski explizit nicht studentisch sein: „… unser Hauptinteresse gilt vorläufig der internen Arbeit, also der Betreuung des einzelnen“.</ref> 
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Die neuen dem linken Spektrum zugehörenden Organisationen erhoben, gestützt auf kollektive Identitäten,  den Anspruch auf aktive Veränderung der homophoben Gesellschaft. Bruns: … sie waren …  der Überzeugung, dass die Unterdrückung von Homosexualität nur ein spezieller Fall der allgemeinen Unterdrückung der Sexualität sei, die der Sicherung der politischen und ökonomischen Macht diene. Typisch dafür ist die Parole auf dem Transparent, dass Martin Dannecker bei der ersten Demonstration im April 1972 in Münster trug: "Brüder und Schwestern, warm oder nicht, Kapitalismus bekämpfen ist unsere Pflicht". .“<ref>Manfred Bruns: Schwulenpolitik in der alten Bundesrepublik, https://www.lsvd.de/bund/schwulenpolitik.html, o.D. </ref> 
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Der Rosa von Praunheim-Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der lebt“ hatte auch für lesbische Frauen Relevanz, wie das Beispiel Gertraut Müller zeigt.
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Der Autor und Regisseur zeigte ihn nach der Premiere auf den Berliner Filmfestival <ref>Uraufgeführt wurde der Film in der Reihe Forum des jungen Films am 3. Juli 1971 auf der Berlinale.</ref> in vielen Städten , so auch an zwei Abenden im City-Kino Ehrenstraße (26. und 27.11.1971). „Wie in vielen anderen deutschen Städten initiierte dieser Film auch in Köln eine Diskussion über Lage der Homosexuellen, die die Gründung von Homosexuellengruppen zur Folge hatte; er gilt seitdem als Initialzündung der neuen deutschen Schwulenbewegung.“<ref>csg . ### Laut rik 11 1993 war es Martin Dannecker der den Film zeigte, der Soziologe und spätere Sexualwissenschaftler hatte neben Rosa und Sigurd Wurl Textbeiträge verfasst. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Nicht_der_Homosexuelle_ist_pervers,_sondern_die_Situation,_in_der_er_lebt. Im Anschluss habe sich die  gay lib front gegründet. Zum Einfluss leider nur auf die Schwulenbewegung vgl. Sophie Kühnlenz: "Aufstand der Perversen" . Zur Rezeption von Rosa von Praunheims Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt in Medienberichten der Bundesrepublik Deutschland, in: Invertito Jg. 16. - 2014 h. 16, S. ###-### http://www.invertito.de/det4/d_inv1606.html.</ref>
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Tv sendung … „Die ?? anschließende Diskussion mit schwulen Aktivisten, Politikern und Journalisten geriet zu einem Eklat, als sich der Moderator im Laufe der Live-Sendung demonstrativ zu den Schwulen setzte; Presse und Zuschauer zeigten sich erzürnt.“ Ricardo?
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„Die neue Bewegung adaptierte …  für sich das Wort ‚schwul‘, das bis dahin als Schimpfwort am meisten weh getan hatte. ‚Wir wollen die schwulen Säue sein, die wir sind‘, wurde die Losung.“<ref>Manfred Bruns: Schwulenpolitik in der alten Bundesrepublik, https://www.lsvd.de/bund/schwulenpolitik.html, o.D. </ref>  Auch Frauen bezeichneten sich als Schwule, wenn auch nicht als Säue.<ref>Ein zeitgenössisches Beispiel ist ein Text der Münsteraner Lesben vom Januar 1972 „Frauen in der HSM“. „Die Arbeitsgruppe Frauen kümmert sich speziell um die Belange der homosexuellen Frau. Hetero- und bisexuelle Frauen wie auch interessierte Männer sind ebenfalls willkommen. Wir akzeptieren die Satzung und Zielsetzung der HSM. Unabhängig davon kann die AG Frauen jedoch eigene Ziele anstreben, sofern sie nicht denen der HSM widersprechen. … „Die schwulen Frauen müssen bereit gemacht werden, sich zu organisieren. Die landläufige Meinung, es gäbe ja garnicht so viele, muß widerlegt werden. ‚Heraus aus den Toiletten, hinein in die Straßen‘ trifft für uns nicht zu, wohl aber ‚etwas aus dem stillen Kämmerlein, hinein in die Öffentlichkeit‘.“ Schauen ob aus Kaktus oder bestand müller … Weiland begründet die Namenswahl damit, daß ”sie [die lesbischen Frauen der HAW] anfangs mehr Gemeinsamkeiten mit den schwulen Männern sahen (Diskriminierung und gemeinsame Aktionen dagegen), als mit den heterosexuellen Frauen.” [Weiland 1995:32] – es gibt andere Begründungen?</ref> 
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==Feministischer Separatismus==
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Parallel entstand ind er BRD die sog. Neue Frauenbewegung, die als bundesweite Aktion 218 besonders effektiv wurde. In  einigen Gruppen wurde bald durchgesetzt, dass sie ohne Männer agieren sollten.<ref> In einem Paper von C.  Roggenbuck? steht: „Die Gruppe hat den bereits im Winter 1971 gefassten Beschluss erneuert, bei ihrer weiteren Arbeit Männer vorert (sic) weiterhin auszuschließen. Der Beschluß ist revidierbar, sollte er sich als überflüssig erweisen. Folgende Gründe liegen dem Beschluß zugrunde:
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1. […] Frauen verhalten sich anders … nicht offen sprechen betrachten es als Heiratsmarkt
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2. „Ein weiterer Grund ist, daß der erfolgreiche Kampf mit der Arbeiterklasse (Revolution) nicht automatisch auch den Frauen Gleichberechtigung garantiert. … Bl 35 eigentlich  25-39 bestand 1/9. Das Datum ist zu früh, er wurde erst nach dem Frankfurter Kongress beschlossen?  </ref>
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Erste Bücher von lesben über Lesben wurden publiziert.
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<ref>1971 erschien Siegrid Schäfer. Sappho '70. Zur Situation der lesbischen Frau heute. Mit Interviews und Straßenbefragungen, Henstedt¬Ulzburg.</ref>
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==“Dame sucht Dame”==
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In dieser Aufbruchszeit entschied sich die Kölner Obdachlosenaktivistin Gertraut Müller, sich erstmals offensiv eine Partnerin zu suchen und gab private Kleinanzeigen auf.<ref>Der Text einer überlieferten Anzeige lautet: „Sie, 28. J, dunkler, sportlicher Typ, engagiert, sucht Partnerin. Bildzuschrift an … Ksta Datum? 22/23 Köfge, Bestand 65, 3.</ref> Gertraut Müller hat in zwei anonym publizierten Texten ihre Frustration und ihr Fazit – Gründung der ersten bundesdeutschen Lesbengruppe – erzählt /geschildert. Die Briefeschreiberinnen waren für ihr Empfinden zu niveaulos.
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Sie schilderte im einen Text Lesbennöte wie Isolation und Enttäuschung über heterosexuelle Kontaktwünsche und beschrieb ihren Weg, sich zu outen.<ref>Eine Frau aus dem Rheinland [Gertraut Müller]: „Lesben gemeinsam sind stark“, in:  Frankfurter Frauen (Hgg.): Frauenjahrbuch ‚Frankfurt Roter Stern 1975, S. 200-203. Das Manuskript [Gertraut Müller]: Lesben gemeinsam sind stark, befindet sich im Archiv des Köfge, Best. 65, 3, 5 Seiten). Nach einer handschriftlichen Aufschrift hatte sie die Reflexion bereits im Mai 1972 verfasst, er war aber damals nicht erschienen.</ref>
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Sie rahmte den Kampf um homosexuelle Frauenrechte mit Ausführungen zur Diskriminierung der Frau allgemein:
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„Das Sexualleben lesbischer Frauen wird wohl auch deshalb nicht für voll genommen, weil es nicht durch das Strafgesetzbuch geregelt ist. Dieser scheinbare Vorteil zeigt aber im Grunde nur auf, daß die Vagina schon immer als zweitrangig hinter der volkserhaltenden Potenz des Mannes angesehen wurde. Man scheint davon auszugehen, daß wir schon wieder ‚normal‘ werden, wenn wir nur den richtigen Mann kennenlernen. Wir werden aber am durch ….  den Mann und auch nicht durch die immer wieder bemühten psychotherapeutischen Methoden auf den richtigen Weg gebracht hat. Wir sind auf dem richtigen Weg. Einen Fehler haben wir jedoch bisher gemacht: wir haben nicht zusammen weitergedacht.“<ref>ebenda, S. 200. </ref> 
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Sie beschrieb sodann die ihr vertraute Problematik der Lesben, eine Partnerin zu finden:
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„Sie haben nicht die Möglichkeit – sie sicher auch nicht erstrebenswert ist, sich in Toiletten und Parkanlagen Befriedigung kaufen zu können, wie die homosexuellen Männer. Andererseits ist es ihnen, oft über Jahre hinweg, unmöglich, eine menschliche Bindung einzugehen. So schrumpfen ihre Hoffnungen und Wünsche letztlich auf eine sexuelle Begegnung.“<ref>ebenda, S. 201.</ref>

Version vom 14. Dezember 2019, 15:08 Uhr

Homosexuelle Frauenaktion (HFA) war eine lesbische Emanzipationsgruppe, die Ende 1971/Anfang 1972 in Köln gegründet wurde und evtl. die erste Lesbengruppe der Bundesrepublik war.

Vorgeschichte

Mit Entstehung der sozialen Bewegungen in den späten sechziger Jahren wuchs auch der Kampf gegen sexuelle Tabus, allerdings nicht gegen die Diskriminierung homosexueller Beziehungen.[1]

Die lesbische Existenz war nochmals marginalisierter. In den 1950er Jahren erschienen überwiegend „wissenschaftliche“ Werke, die Liebesbeziehungen unter Frauen kriminalisierten oder pathologisierten.[2] Üblich waren zudem Lesbenpornos, die für mehrheitlich männliche Rezipienten die “… die lesbischen Wonnen einer Damenfreundschaft“ visualisierten.[3] Die 1954 auf Deutsch publizierte Studie „Das sexuelle Verhalten der Frau“ von A.C. Kinsey führte erst in einer späteren Rezeptionswelle zu einer normalisierende Sichtweise auf Lesben,dort war zu lesen, dass 28 % der befragten Frauen äußerten, lesbische Erfahrungen gemacht zu haben.[4] Das Werk der Simone de Beauvoir „Das andere Geschlecht“ wurde in den 1950ern nur selten im Kontext von Homosexualität rezipiert.[5]

1968 war von einem nicht näher bestimmbaren Arbeitskreis “Föderation Freier Frauen” das “Frauencenter George Sand e.V.” gegründet worden, ein “Abendlokal, das vor allem bildungsbeflissene Frauen mit Vorträgen und Vorlesungen „in angenehmer Gesellschaft” erreichen wollte. (Ma Braungart, Marsilstein) Es hatte jedoch keinen politisch-auflkäeerischen, sondern kulturellen Impetus.


Wachsende Themenpräsenz

Zur Liberalisierung der öffentlichen Meinung bzgl. Homosexualität trugen um 1969 zunächst Zeitungsartikel über Schwule in den Feuilletons bei, z.B. in Die Zeit und Der Spiegel.[6] Artikel zu Lesben folgten im Windschatten des Strafrechtsdiskurses.[7]

Homosexuellen-Organisierung

1970 entstanden in der Bundesrepublik Deutschland erste „autonome“ Homosexuellen-Organisationen, durchaus auch gemischte (lesbisch-schwule) Gruppen. Laut Christiane Leidinger wurde der erste gemischte Zusammenschluss 1970 von einer Frau gegründet, die Homosexuellen Aktionsgruppe Bochum (HAG).[8] Diese waren Homosexuellenorganisationen „neuen Typs“, indem sie nicht mehr auf Anpassung zielten wie die männerdominierte bürgerlich-liberale Homophilenbewegung.[9]

„Die Aktivisten der neuen Gruppen hingegen gestalteten ihre Arbeit offensiver, indem sie spontane Aktionen durchführten, Demonstrationen veranstalteten und Flugblätter verteilten.“[10]

Im Ruhrgebiet (Homosexuelle Aktionsgemeinschaft HAG) entstand als erste schwulengruppe der BRD in Bochum und in Münster wurden homosexuelle Studierendengruppen gegründet [11]

Auch in Köln entstand im Oktober 1971 eine Gruppe HSK[12]

Die neuen dem linken Spektrum zugehörenden Organisationen erhoben, gestützt auf kollektive Identitäten, den Anspruch auf aktive Veränderung der homophoben Gesellschaft. Bruns: … sie waren … der Überzeugung, dass die Unterdrückung von Homosexualität nur ein spezieller Fall der allgemeinen Unterdrückung der Sexualität sei, die der Sicherung der politischen und ökonomischen Macht diene. Typisch dafür ist die Parole auf dem Transparent, dass Martin Dannecker bei der ersten Demonstration im April 1972 in Münster trug: "Brüder und Schwestern, warm oder nicht, Kapitalismus bekämpfen ist unsere Pflicht". .“[13] Der Rosa von Praunheim-Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der lebt“ hatte auch für lesbische Frauen Relevanz, wie das Beispiel Gertraut Müller zeigt. Der Autor und Regisseur zeigte ihn nach der Premiere auf den Berliner Filmfestival [14] in vielen Städten , so auch an zwei Abenden im City-Kino Ehrenstraße (26. und 27.11.1971). „Wie in vielen anderen deutschen Städten initiierte dieser Film auch in Köln eine Diskussion über Lage der Homosexuellen, die die Gründung von Homosexuellengruppen zur Folge hatte; er gilt seitdem als Initialzündung der neuen deutschen Schwulenbewegung.“[15]

Tv sendung … „Die ?? anschließende Diskussion mit schwulen Aktivisten, Politikern und Journalisten geriet zu einem Eklat, als sich der Moderator im Laufe der Live-Sendung demonstrativ zu den Schwulen setzte; Presse und Zuschauer zeigten sich erzürnt.“ Ricardo?

„Die neue Bewegung adaptierte … für sich das Wort ‚schwul‘, das bis dahin als Schimpfwort am meisten weh getan hatte. ‚Wir wollen die schwulen Säue sein, die wir sind‘, wurde die Losung.“[16] Auch Frauen bezeichneten sich als Schwule, wenn auch nicht als Säue.[17]

Feministischer Separatismus

Parallel entstand ind er BRD die sog. Neue Frauenbewegung, die als bundesweite Aktion 218 besonders effektiv wurde. In einigen Gruppen wurde bald durchgesetzt, dass sie ohne Männer agieren sollten.[18] Erste Bücher von lesben über Lesben wurden publiziert. [19]

“Dame sucht Dame”

In dieser Aufbruchszeit entschied sich die Kölner Obdachlosenaktivistin Gertraut Müller, sich erstmals offensiv eine Partnerin zu suchen und gab private Kleinanzeigen auf.[20] Gertraut Müller hat in zwei anonym publizierten Texten ihre Frustration und ihr Fazit – Gründung der ersten bundesdeutschen Lesbengruppe – erzählt /geschildert. Die Briefeschreiberinnen waren für ihr Empfinden zu niveaulos.

Sie schilderte im einen Text Lesbennöte wie Isolation und Enttäuschung über heterosexuelle Kontaktwünsche und beschrieb ihren Weg, sich zu outen.[21]

Sie rahmte den Kampf um homosexuelle Frauenrechte mit Ausführungen zur Diskriminierung der Frau allgemein: „Das Sexualleben lesbischer Frauen wird wohl auch deshalb nicht für voll genommen, weil es nicht durch das Strafgesetzbuch geregelt ist. Dieser scheinbare Vorteil zeigt aber im Grunde nur auf, daß die Vagina schon immer als zweitrangig hinter der volkserhaltenden Potenz des Mannes angesehen wurde. Man scheint davon auszugehen, daß wir schon wieder ‚normal‘ werden, wenn wir nur den richtigen Mann kennenlernen. Wir werden aber am durch …. den Mann und auch nicht durch die immer wieder bemühten psychotherapeutischen Methoden auf den richtigen Weg gebracht hat. Wir sind auf dem richtigen Weg. Einen Fehler haben wir jedoch bisher gemacht: wir haben nicht zusammen weitergedacht.“[22] Sie beschrieb sodann die ihr vertraute Problematik der Lesben, eine Partnerin zu finden:

„Sie haben nicht die Möglichkeit – sie sicher auch nicht erstrebenswert ist, sich in Toiletten und Parkanlagen Befriedigung kaufen zu können, wie die homosexuellen Männer. Andererseits ist es ihnen, oft über Jahre hinweg, unmöglich, eine menschliche Bindung einzugehen. So schrumpfen ihre Hoffnungen und Wünsche letztlich auf eine sexuelle Begegnung.“[23]
  1. Vgl. Stefan Micheler: Heteronormativität, Homophobie und Sexualdenunziation in der deutschen Studierendenbewegung, in: Invertito, Jg. 1, 1999, H. 1, S. ###-###. In der Zusammenfassung des Artikels heißt es u.a.: „Die sexuelle Befreiung, die die Studierendenbewegung propagierte, meinte die sexuelle Befreiung der Heterosexualität, vornehmlich der Sexualität heterosexueller Männer. Das Dogma der "natürlichen" Heterosexualität wurde durch die Studierendenbewegung nicht infrage gestellt. … In Anlehnung an Wilhelm Reich und verschiedene Theoretiker der Frankfurter Schule galt Homosexualität als Ausdruck des autoritätsfixierten Charakters, der ein williger Gehilfe des Faschismus sei, und damit als schlimme Perversion, vor der man die eigenen Kinder bewahren wollte. … ; die eigene Heteronormativität war absoluter Maßstab und wurde nicht hinterfragt.“ Online http://www.invertito.de/det/d_inv0104.html.
  2. Frank S. Caprio; Die Homosexualität der Frau. Zur Psychodynamik der lesbischen Liebe, Rüschlikon Zürich 1958; 1959 Hans von Hentig. Die Kriminalität der lesbischen Frau. Beiträge zur Sexualforschung, Heft 15, Stuttgart. Vgl. Peters, ### Bl. 63: „Charakteristisch für die sechziger Jahre ist vor allem die äußerst geringe Thematisierung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen.“
  3. Vgl. z.B. Dr. J. Fürstenauer: Ingrid und Angelika oder die lesbischen Wonnen einer Damenfreundschaft, Konstanz Exakt-Verlag, 1969, im Bestand des Archivs Spinnboden.
  4. Vgl. Marjorie Scarlet: Kein Ödipus auf Lesbos, Die ZEIT Nr. 38 vom 19.9. 1969, online https://www.zeit.de/1969/38/kein-oedipus-auf-lesbos/komplettansicht ; Alfred Charles Kinsey. Das sexuelle Verhalten der Frau, Berlin [u.a.] : G.B. Fischer 1954 (1. - 10. Tsd. ); weitere Auflagen erschienen 1963 (21. - 35. Tsd. ) 1964 (86. - 105. Tsd. ) 1965 7. Auflage 1966 1967 1968 (156. - 170. Tsd. ) und letztmalig 1970. Vgl. zu den Diskursen der Zeit auch Kirsten Plötz: "Echte" Frauenleben? "Lesbierinnen" im Spiegel öffentlicher Äußerungen in den Anfängen der Bundesrepublik, in: Invertito 1. Jg – 1999 H. 1. Homosexualitäten in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1972 , S. ###-###.
  5. Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht : Sitte und Sexus der Frau , Hamburg, Rowohlt 1951; 1960 3. Auflage 36. - 45. Tsd.; 1963 gab es schon das 64. - 70. Tsd., bis 1974 stieg das Grundlagenwerk in 6. Auflage auf 96. - 105. Tsd., 1991 erreichte es aber 427. - 436. Tsd. – Angaben aus der DNB.
  6. Der Diskurs über die im September 1969 in Kraft tretende Liberalisierung des § 175 StGB (Strafrechtsreform) durch die Große Koalition, die das Alter nicht strafbarer gleichgeschlechtlicher sexueller Begegnungen zwischen Männern von 21 auf 18 Jahre senkte, fokussierte jedoch immer noch auf juristische Aspekte. Und Spiege- Artikel: Daß die Neufassung des Gesetzes keine zeitnahe Revision der öffentlichen Meinung über gleichgeschlechtlich Liebende bewirkte, formulierte der Vorsitzender der Interessenvereinigung Deutscher Homophiler (IDH) Horst Bohrmann 1970 gegenüber dem Spiegel. https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43836527.html NN GESELLSCHAFT / HOMOPHILE: Nicht wundern DER SPIEGEL 37/1970 07.09.1970
  7. 1969 erschienen in der Zeit Elena Schöfer : Perversion oder Emanzipation – Lesbisch aus Sehnsucht nach Gleichberechtigung, in: Die ZEIT, Nr. 11, 1969 online https://www.zeit.de/1969/11/perversion-oder-emanzipation. Laut Peters „scheint der ZEIT¬Artikel vom März 1969 erste Veränderungen in der moralischen Wertung lesbischer Lebensweise aufzugreifen.“ Dagegen war ein Beitrag von Marjorie Scarlet latent homosexualitätsfeindlich, indem er Eltern von Lesben Psychotherapie nahelegte: Marjorie Scarlet: Kein Ödipus auf Lesbos, Die ZEIT Nr. 38 vom 19.9. 1969, online https://www.zeit.de/1969/38/kein-oedipus-auf-lesbos/komplettansicht.
  8. Christiane Leidinger: Gründungsmythen zur Geschichtsbemächtigung? - Die erste autonome Schwulengruppe der BRD war eine Frau, in: Invertitot H 13, S. ###-###. „Bei der Rekonstruktion der Entstehungsgeschichte der Bochumer HAG zeigt sich, dass die erste vermeintliche Schwulengruppe von einer Lesbe, Waltraud Z., gegründet wurde und sich darin auch weitere lesbische Frauen engagierten.“ http://www.invertito.de/det3/d_inv1302.html.
  9. Neben der unbedeutenden „Interessenvereinigung Deutscher Homophiler“ (IDH) existierte überregional die integarionistische „Internationale Homophile Weltorganisation“ (IHWO); vgl. zur Frühzeit Jens Dobler und Harald Rimmele: Schwulenbewegung, in: Roland Roth, Dieter Rucht (Hgg.): Die Sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch, Campus Frankfurt / New York 2008, S. ###-###.
  10. Bezug NUR MÄNNER?? Ricardo Westphal (Autor)J.-Ch. Busker (Autor), 2005, Die Geschichte der Homosexuellenbewegung in Deutschland seit 1968 und ihre Auswirkungen auf das Bild von Schwulen und Lesben in der Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39323 online: Sie „kamen überwiegend aus studentischen Kreisen, waren politisch links orientiert und basisdemokratisch organisiert. Ihre Ziele waren „die sozialistische Gesellschaftsveränderung sowie die Auflösung der Geschlechterrollenfixierung“ (ebd.). https://www.grin.com/document/39323 woraus zitiert=? Herrn Herrn, Rainer. „Anders bewegt – 100 Jahre Schwulenbewegung in Deutschland“. Hamburg: MännerschwarmSkript-Verlag, 1999. oder kraushaar Kraushaar, Elmar, Hrsg. „Hundert Jahre schwul – Eine Revue“. Berlin: Rowohlt, 1997. ! vgl. auch Bruns, Manfred. „Schwulenpolitik in der alten Bundesrepublik“. Quelle: http://www.lsvd.de/bund/schwulenpolitik.html.
  11. Die dortige emanzipatorische Homosexuellengruppe- gegründet am 29. April 1971 an der Westfälischen Wilhelms-Universität - nannte sich zunächst noch "Homophilen Studenten Münster" (HSM), später "Studentische Aktionsgruppe Homosexualität Münster". Sie arbeiteten eng mit Kölner*innen zusammen. „Anne Henscheid unterzeichnete als einzige Frau die Satzung des HSM … . Versuche weitere lesbische Frauen zur Mitarbeit im HSM zu bewegen, waren kaum erfolgreich. https://www.stadt-muenster.de/museum/ausstellungen/aufbruch-die-anfaenge-der-homosexuellen-bewegung-in-muenster.html. Ricardo bezeichnet fälschlich die Lesbenbewegung als eine Abspaltung der Schwulenbewegung, das trifft für die Berliner Situation zu, denn in Berlin gründete sich aus der ”Homosexuellen Aktion Westberlin” (HAW) von 1971 im Februar 1972 die ”schwule Frauengruppe”. Späterer Name der Gruppe "Homosexuelle Aktionsgruppe Münster". Durch sie fand vermutlich am 29. April 1972 in Münster die erste Homosexuellendemo statt, vgl. https://www.queer.de/detail.php?article_id=27600 Vgl. Köfge Best. 75 Mappe 3 Bestand Pinl, Informationsmaterial über den Arbeitskreis Homophilie bzw. die Aktionsgruppe Homosexualität der HSM, Münster, Nov. 1971 - März 1972.
  12. (??vgl. Kaktus Heft 2; vgl. Flugibestand gertraut HSM Münster köln München Arbeitskreis Homophilie. Der HSK wollte laut dem Frontmann Bernd Sakowski explizit nicht studentisch sein: „… unser Hauptinteresse gilt vorläufig der internen Arbeit, also der Betreuung des einzelnen“.
  13. Manfred Bruns: Schwulenpolitik in der alten Bundesrepublik, https://www.lsvd.de/bund/schwulenpolitik.html, o.D.
  14. Uraufgeführt wurde der Film in der Reihe Forum des jungen Films am 3. Juli 1971 auf der Berlinale.
  15. csg . ### Laut rik 11 1993 war es Martin Dannecker der den Film zeigte, der Soziologe und spätere Sexualwissenschaftler hatte neben Rosa und Sigurd Wurl Textbeiträge verfasst. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Nicht_der_Homosexuelle_ist_pervers,_sondern_die_Situation,_in_der_er_lebt. Im Anschluss habe sich die gay lib front gegründet. Zum Einfluss leider nur auf die Schwulenbewegung vgl. Sophie Kühnlenz: "Aufstand der Perversen" . Zur Rezeption von Rosa von Praunheims Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt in Medienberichten der Bundesrepublik Deutschland, in: Invertito Jg. 16. - 2014 h. 16, S. ###-### http://www.invertito.de/det4/d_inv1606.html.
  16. Manfred Bruns: Schwulenpolitik in der alten Bundesrepublik, https://www.lsvd.de/bund/schwulenpolitik.html, o.D.
  17. Ein zeitgenössisches Beispiel ist ein Text der Münsteraner Lesben vom Januar 1972 „Frauen in der HSM“. „Die Arbeitsgruppe Frauen kümmert sich speziell um die Belange der homosexuellen Frau. Hetero- und bisexuelle Frauen wie auch interessierte Männer sind ebenfalls willkommen. Wir akzeptieren die Satzung und Zielsetzung der HSM. Unabhängig davon kann die AG Frauen jedoch eigene Ziele anstreben, sofern sie nicht denen der HSM widersprechen. … „Die schwulen Frauen müssen bereit gemacht werden, sich zu organisieren. Die landläufige Meinung, es gäbe ja garnicht so viele, muß widerlegt werden. ‚Heraus aus den Toiletten, hinein in die Straßen‘ trifft für uns nicht zu, wohl aber ‚etwas aus dem stillen Kämmerlein, hinein in die Öffentlichkeit‘.“ Schauen ob aus Kaktus oder bestand müller … Weiland begründet die Namenswahl damit, daß ”sie [die lesbischen Frauen der HAW] anfangs mehr Gemeinsamkeiten mit den schwulen Männern sahen (Diskriminierung und gemeinsame Aktionen dagegen), als mit den heterosexuellen Frauen.” [Weiland 1995:32] – es gibt andere Begründungen?
  18. In einem Paper von C. Roggenbuck? steht: „Die Gruppe hat den bereits im Winter 1971 gefassten Beschluss erneuert, bei ihrer weiteren Arbeit Männer vorert (sic) weiterhin auszuschließen. Der Beschluß ist revidierbar, sollte er sich als überflüssig erweisen. Folgende Gründe liegen dem Beschluß zugrunde: 1. […] Frauen verhalten sich anders … nicht offen sprechen betrachten es als Heiratsmarkt 2. „Ein weiterer Grund ist, daß der erfolgreiche Kampf mit der Arbeiterklasse (Revolution) nicht automatisch auch den Frauen Gleichberechtigung garantiert. … Bl 35 eigentlich 25-39 bestand 1/9. Das Datum ist zu früh, er wurde erst nach dem Frankfurter Kongress beschlossen?
  19. 1971 erschien Siegrid Schäfer. Sappho '70. Zur Situation der lesbischen Frau heute. Mit Interviews und Straßenbefragungen, Henstedt¬Ulzburg.
  20. Der Text einer überlieferten Anzeige lautet: „Sie, 28. J, dunkler, sportlicher Typ, engagiert, sucht Partnerin. Bildzuschrift an … Ksta Datum? 22/23 Köfge, Bestand 65, 3.
  21. Eine Frau aus dem Rheinland [Gertraut Müller]: „Lesben gemeinsam sind stark“, in: Frankfurter Frauen (Hgg.): Frauenjahrbuch ‚Frankfurt Roter Stern 1975, S. 200-203. Das Manuskript [Gertraut Müller]: Lesben gemeinsam sind stark, befindet sich im Archiv des Köfge, Best. 65, 3, 5 Seiten). Nach einer handschriftlichen Aufschrift hatte sie die Reflexion bereits im Mai 1972 verfasst, er war aber damals nicht erschienen.
  22. ebenda, S. 200.
  23. ebenda, S. 201.