Grete Oevel

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Margarete Falk (* 5. März 1899 in Siegen; † ?) war eine deutsche Nationalökonomin und Sozialmanagerin.

Namensansetzung ab ca. 1932: Grete Oevel-Falk, auch Falk-Oevel

Kindheit und Ausbildung

Gretel Oevel war Tochter der Siegener Jüdin Elly Reecke und des Kaufmannes Fritz Oevel. Sie absolvierte das Mädchenlyzeum in Siegen und besuchte anschließend in Düsseldorf die real-gymnasiale Studienanstalt der Luisenschule. Ostern 1919 legte sie dort das Abitur ab.

Ab dem Sommersemester 1919 studierte die 19jährige Nationalökonomie an den Universitäten Marburg, Gießen und Köln (Volkswirtschaft). In Gießen legte sie 1922 ihre Dissertation zu einem regionalen wirtschaftlichen Thema vor und promovierte zur Dr. phil. Unterstützung erfuhr sie bei dem Thema durch westfälische Bergwerksspezialisten wie den Siegener Syndicus Dr. Hagenberg, einen Bezirksleiter Paul Ziegler aus Siegen sowie durch den Hüttendirektor Wilhelm Mohren aus Weidenau.


Berufstätigkeit

In Köln kam Dr. Grete Oevel in Kontakt mit der aktiven Frauenrechtlerin Else Falk. Die junge Frau engagierte sich nun ebenfalls in der bürgerlichen Kölner Frauenbewegung, wurde 1927 Geschäftsführerin des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine, den Else Falk als ehrenamtliche Vorsitzende leitete. In dieser Funktion gab sie für einige Jahre das Nachrichtenblatt des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine heraus, das einmal wöchentlich im Stadtanzeiger erschien.

Frau Dr. Oevel hat durch ihre große Sachkenntnis und ihren nimmermüden Einsatz zu den großen Erfolgen des Verbandes erheblich beigetragen.“,
lobte die Zeitzeugin Rosemarie Ellscheid sie.[1]

Zudem übernahm Grete Oevel ab 1927 die Leitungsfunktion im Paritätischen Wohlfahrtsverband, der aufgrund personeller Doppelungen eng mit dem Stadtverband verknüpft war. Der Verband, zeitgenössisch Fünfter Wohlfahrtsverband genannt, war in den frühen 1930er Jahren der Zusammenschluss von 21 parteipolitisch und konfessionell neutralen Organisationen der freien Wohlfahrtspflege, darunter vielen karitativen Vereinen der bürgerlichen Frauenbewegung.

1928 vertrat Grete Oevel den Stadtverband bei der Organisation der Frauenabteilung der Internationalen Ausstellung zum Zeitungs- und Informationswesen Pressa.

Um in die Ausstellung den ‚Kulturwillen der Frauen zum Ausdruck zu bringen‘, wurde auf dem Messegelände ein ‚Haus der Frau‘ errichtet mit geschmackvoll ausgestatteten und gemütlichen Konzert- und Gesellschaftsräumen… Es ist ein Genuß, im Nachrichtenblatt nachzulesen, wie gut gelungen ist, die Frauenfragen im Spiegel der Presse darzustellen und die Frauenliteratur früherer Zeiten mit der des 20. Jahrhunderts zu vergleichen, der zufolge die Frauen ihre Rolle sowohl in der Familie als auch im Beruf und in der Politik zu spielen vermögen.[2],
urteilte Rosemarie Ellscheid bei der Rückschau.


Nationalsozialistische Verfolgung

1933 nötigte eine Vertreterin der NS-Frauenschaft die jüdischen Frauen des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine zur Niederlegung ihrer Ämter, was die inzwischen mit einem Sohn von Else Falk verheiratete Grete Oevel-Falk ebenso betraf wie ihre Schwiegermutter. Wenig später überfielen Nazis das zu der Zeit in der Hohe Straße 38 befindliche Büro des Stadtverbandes und vernichteten alle Unterlagen der ca. 46 blühenden Frauenvereine.

Die verbliebenen Vorstandsmitglieder des Stadtverbandes lösten den Kölner Dachverband, der einmal mehr als 45 Frauenvereine vereinigt hatte, auf, - frei nach dem Vorbild des Bundes deutscher Frauenvereine in Berlin. 1935 wurde der Kölner Verband endgültig aus dem Vereinsregister gestrichen. Auch im Fünften Wohlfahrtsverband musste die Wissenschaftlerin alle Ämter aufgeben, der Wohlfahrtsverband wurde im Herbst gleichgeschaltet und in die NS-Volkswohlfahrt überführt.

Der Ehemann, Dr. Fritz Falk, brachte sich angesichts der rassistischen Bedrohung bzw. aufgrund von "seelischer Zerrüttung" um. Eine Vertreterin des Rheinischen DPWV schrieb am 18. September 1933 an das Vorstandsmitglied Alice Neven DuMont einen anrührenden Brief, in dem die große Notlage der 34-jährigen Frau angedeutet wird. Die Briefschreiberin mache sich große Sorgen um Frau Dr. Oevel-Falk. Sie schlug vor, die Gerhard Kuttenbeck-Stiftung zu kontaktieren, die dazu gedacht sei, „Selbstmordkandidaten von ihrer Absicht abzubringen“ und wollte ihr auch eine finanzielle Unterstützung zukommen lassen.[3]

Neubeginn im Exil

Ihre Schwiegereltern Else und Bernhard Falk emigrierten 1938 nach Brüssel, Grete Oevel-Falk dagegen wanderte in die USA aus. Sie war in Washington D.C. wieder wissenschaftlich im Bereich Sozialarbeit tätig. Wir finden sie 1938 z.B. als Dozentin bei einem Kurs für SozialarbeiterInnen des YMCA, bei dem sie das "Department of Research for Council of Social Agencies" vertrat.[4] Grete Oevel-Falk hielt in den USA Kontakt mit einigen Kölner WeggefährtInnen. Ebenso wie die Kölnerin Dr. Hertha Kraus wurde Dr. Grete Oevel-Falk 1938 "zur Kontaktadresse für Max Adenauer" bei dessen längeren USA-Aufenthalt.[5]

Ehrenamtliches Engagement

1929 war Grete Falk - Geschäftsführerin des Stadtverband Kölner Frauenvereine - im Gründungsausschuss an der Errichtung des Künstlerinnen-Netzwerkes GEDOK Köln beteiligt. Eine aktivere Rolle scheint sie in den wenigen Jahren bis zum Exil nicht gespielt zu haben. Ob sie sich - nach dem Vorbild ihrer Schwiegermutter Else Falk - nach 1933 in der Jüdischen Kunstgemeinschaft zur Unterstützung weiblicher jüdischer Kulturschaffender, einer Ersatzorganisation der GEDOK Köln für Jüdinnen, engagiert hat, lässt sich anhand der vorliegenden Quellen nicht beurteilen.


Literatur von Grete Oevel

  • Grete Oevel: Die Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine im Siegerland. (Auszug aus der) Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde bei der Philosophischen Fakultät der Hessischen Ludwigs-Universität zu Giessen. Giessen 1924 (darin biographische Angaben bis 1923)
  • Artikel im Nachrichtenblatt des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine


Literatur über Grete Oevel

  • Rosemarie Ellscheid: Der Stadtverband Kölner Frauenvereine. Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909-1933. Verlag M. DuMont Schauberg Köln


Einzelnachweise

  1. R. Ellscheid, S. 30
  2. (R. Ellscheid, S. 31)
  3. Bisher wurde keine weitere Quelle zu der Stiftung gefunden.
  4. Ggf. wurde es auch Washington Council of Social Agencies (D.C.), Research Committee genannt; vgl. The Washington Afro-Americam 3. Dezember 1938, S. 3, http://news.google.com/newspapers?nid=2238&dat=19381203&id=FhAmAAAAIBAJ&sjid=ov0FAAAAIBAJ&pg=5160,3513299
  5. vgl. Hans-Peter Schwarz: Adenauer. Der Aufstieg: 1876-1952, Stuttgart 1986; vgl. Hans Peter Mensing(Hg.): Adenauer im Dritten Reich, Berlin 1991, S. 604 f., 517 u.a.


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