Emmy Wolff

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Emmy Wolff (* 25. Dezember 1890 in Bernburg/Saale (Sachsen-Anhalt); † 09.November 1969 in Haslemere, Surrey/England) war eine jüdische Pädagogin, Lyrikerin sowie frauenbewegte Publizistin und Aktivistin
Namensansetzung auch Emmy Wolf


Familie und Ausbildung

Die Mutter engagierte sich in der lokalen jüdischen Gemeinde, der Vater war Bankier. Emmy Wolff besuchte eine Höhere Töchterschule und anschließend ein Mädchenpensionat.[1] Im Verlaufe des Ersten Weltkriegs begann sie eine vertiefte Ausbildung (Fächer Sozial- und Rechtswissenschaften) an der Hochschule für Frauen in Leipzig. "Während des Ersten Welkriegs leitete sie eine Bibliothek und arbeitete als Prokuristin in der Bank ihres Vaters."[2]. Anschließend setzte sie ihr Studium in München und Frankfurt/Main fort und machte einen Abschluss als Sozialbeamtin (Sozial- und Verwaltungsbeamtin). 1924 promovierte sie in Frankfurt über ein frauenbezogenes Thema (Dr. rer.pol). Sie teilte ihr Leben mit Frauen.

Berufstätigkeit

Bereits um 1920 machte sich die Studentin Gedanken darüber, wer das Erbe der Frauen aus dem Kaiserreich antreten würde.[3] Die junge Frau trug schon 1923 zu einer Festschrift für die (rechts-)liberale Grande Dame der Frauenbewegung bei: In: Dritte Generation. Für Gertrud Baeumer (hrsg. von Hilde Lion, Irmgard Rathgen und Else Ulich-Beil) kreiste ihr Text um Die sozialen Jugendgemeinschaften, ihr Werden und ihr Ziel. Jugend war ein Thema, das sie auch in der Folgezeit beschäftigte. Bald fand sie beruflich den Weg ins Zentrum der bürgerlichen Emanzipationsbewegung. Nach ihrer Promotion wurde Dr. Emmy Wolff 1925 Assistentin der Reichstags-Politikerin Bäumer. Diese berief sie in das Redaktionsteam der Zeitschrift Die Hilfe (verantwortlich: Theodor Heuss). 1927 bis 1931 war sie Geschäftsführerin des Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF). Innerhalb des BDF war sie auf vielen Ebenen tätig. Zusammen mit Alice Bensheimer (der Schwester von Ida Dehmel) edierte sie 1928 bis 1931 im Auftrag des Vorstands das Nachrichtenblatt des Bundes Deutscher Frauenvereine.[4] Sie gab 1927 im Auftrage des BDF das Jahrbuch der Frauenbewegung 1927/28-31 heraus. Auch schrieb sie Artikel für die bürgerlich-konservative Zeitschrift der Frauenbewegung Die Frau.[5] In Köln fand 1928 die Internationale Ausstellung PRESSA statt, auf der es eine Abteilung Frauenpresse gab. Zu diesem Anlass gab Emmy Wolff das Buch Frauengenerationen in Bildern heraus. [6] Der Sammelband vereinte Texte einer Vielzahl hochgeachteter Autorinnen der bürgerlichen Frauenbewegung und bekannter Schriftstellerinnen wie Gertrud Bäumer, Ricarda Huch, Else Ulich-Beil, Agnes Miegel, Mary Wigman, Ilse Neumann, Helene Weber, Ina Seidel, Emmy Beckmann, Marie von Bunsen, Hilde Lion, Ilse Reicke, Margarete Bernhard und Hannah Karminski. Als Kölnerinnen waren z.B. die Soziologin Dr. Hanna Meuter, die KDF-Frau Gerta Krabbel sowie die Reformbewegungsanhängerin Else Wirminghaus beteiligt. Emmy Wolff selbst verfasste den Beitrag "Die Frauen von Weimar und ihr Schrifttum".

Desweiteren war sie im Umfeld der Berliner Wohlfahrtsschule tätig und in Kontakt mit deren Leiterin Alice Salmonon. Emmy Wolff nahm einen Auftrag im Verein Jugendheim (Charlottenburg) an und bildete Jugendleiterinnen aus. Ihre Lebensgefährtin Hilde Lion wurde 1928 Studienleiterin und 1929 Direktorin der Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit in Berlin, eine Institution, die von Alice Salomon ins Leben gerufen worden war. 1927 und 1929/30 war auch Emmy Wolff Dozentin an der Deutschen Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit.[7]

Nationalsozialismus und Nachkriegszeit

Da Hilde Lion Jüdin war, musste sie bald nach der Machtübernahme ihre Direktorinnenstelle in der Akademie aufgeben. Der Vorstand der Akademie antwortete auf diese antisemitische Vorgabe der Nazis mit der Auflösung des hoch angesehehen Instituts. Auch Emmy Wolff hatte aus rassistischen Vorbehalten und Gesetzen keine berufliche Perspektive im öffentlichen Dienst mehr. Sie emigrierte mit ihrer Lebensgefährtin nach England. Dort gründete Hilde Lion 1934 die Stoatley Rough School, eine Quäkereinrichtung.[8]. Emmy Wolff gab dort Unterricht in Deutscher Sprache und Literatur, zunächst an Kinder deutscher Flüchtlinge, später auch an unterprivilegierte englische SchülerInnen. Die beiden Frauen arbeiteten dort über viele Jahre zusammen, auch als sie kein Paar mehr waren.

1957 ging Emmy Wolff in den Ruhestand. 1958 nahm sie vermutlich in Berlin am 50-jährigen Jubiläum des Seminars für Soziale Arbeit (Soziale Frauenschule) teil, zusammen mit Hilde Lion, Margarete Sommer und Maria Hepner, der Nichte Alice Salomons. Sie kehrte jedoch nicht dauerhaft nach Deutschland zurück. 1960, mit dem Ruhestand von Dr. Hilde Lion, schloss die Schule.

Literatur und Quellen von Emmy Wolff

  • 1920 Die sozialen Jugendgemeinschaften, ihr Werden und ihr Ziel, in: Die Frau, 28. Jg, H. 3
  • [1925]Ein Mädchenklub und der Herkunftskreis seiner Mitglieder. Ein Beitrag zum Problem der Erfassung schulentlassener weiblicher Jugend durch die Jugendpflege, Frankfurt a/M., Hohe Wirtschafts- u. Sozialwiss. Fak., Inaugural-Diss. 1924 . Maschinenschr.
  • 1928 Frauengenerationen in Bildern, hrsg. von Emmy Wolff, Berlin, F. A. Herbig

(vorhanden z.B. in Frauenmediaturm GE.09.023)

  • Jahrbuch der Frauenbewegung 1927/28-31, J. Bensheimer, Mannheim 1928 [9]
  • 1931 Emmy Wolff: „Frauen in Not“. Betrachtungen zu einer Kunstausstellung. In: Die Frau, 39.Jg., H.2, November 1931. S.99-104
  • Artikel in: Die Frau, 36. Jg. S. 105—109
  • Die Frau im Deutschen Volk. Gesamteindruck der Ausstellung Berlin 1933 [Die Frau in Familie, Haus und Beruf], in: Die Frau, H. 7, 40. Jg. , S. 421-436
  • Four poems, in: German Life and Letter, V. 1,N3, 4 S. 195-203 (1951) übersetzte sie zusammen mit K.-W. Maurer Texte von Hermann Hesse und Friedrich Nietzsche.)
  • Hymnen an die Einsamkeit, in: Der Morgen, 1935/36, Heft 11 (Februar 1936), S. 490[10]
  • Nachts in einer fremden Stadt; Nach einem Jugendfest ; Heilige des Staedtebaus ; Sonett; Vorfruehlung; Mohnlied; Kartoffelfeuer; Terzinen (Fuer Ricarda Huch); Trude Bez-Mennicke ; Taenzerin, in:
  • STOATLEY_ROUGH_SCHOOL 11/4: Miscellaneous papers deposited by Gerda Mayer 1991- (Scope and Content Letters in German from Dr. Emmy Wolff to her parents regarding Stoatley Rough School, 1936 - 1938)
  • STOATLEY_ROUGH_SCHOOL_3/46 Correspondence 1952-1964 Scope and Content Three letters.
  • Emmy Wolff, Briefe (?), Nachlass Erika Spann-Rheinsch im Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, Wien [11]
  • Die sozialen Jugendgemeinschaften, ihr Werden und ihr Ziel, in: Dritte Generation. Für Gertrud Baeumer, hrsg. von Hilde Lion, Irmgard Rathgen und Else Ulich-Beil,
  • 1958 erschien zum Jubiläum der Berliner Wohlfahrtschule ein Sammelband: Alice Salomon. Die Begründerin des sozialen Frauenberufes in Deutschland von Hans Muthesius (Hrsg. und Vorw.); Emmy Wolff (Übers.); Carl Ludwig Krug von Nidda (Ausw. Schriften + Zusammmenstellung der Bibliogr. +sowie Erstell. des Personenregisters), Köln [u.a.], Heymanns 1958
  • Ein Teil des Briefwechsels mit Hilde Lion befindet sich im Ida-Seele-Archiv in Dillingen/Donau.
  • Der Quellenbestand der Schule befindet scih grösstenteils im Archiv der LSE Library (London School of Economics and Political Science, Portugal Street).

Literatur über

  • Manfred Berger: Führende Frauen in sozialer Verantwortung: Emmy Wolff, in: Christ und Bildung, H. 7-8, S. 229 /(Jahr?)
  • Sigrid Dauks: Das 'Frauenstudium' in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zwischen 1890 und 1933 am Beispiel der Pädagogin Emmy Wolff, in: Politik und Profession. Frauen in Arbeitswelt und Wissenschaft um 1900, hrsg. von Elisabeth Dickmann, Bremen, 1996, S. 121-152
  • Manfred Berger: Hilde Lion - Gründerin eines Landerziehungsheims im englischen Exil, in: Zeitschrift für Erlebnispädagogik, 24, 2004, S. 49 ff.
  • Deutsche Sozialpädagogen. Sie schrieben auch Gedichte: Eine Anthologie, hrsg von Walter Thorun.
  • Manfred Berger: Who is who der Sozialen Arbeit. EMMY WOLFF, Freiburg 1998, S. 637-8.


weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Thorun, S. 149, der eine Kurz-Biografie veröffentlichte.
  2. Thorun, S. 149
  3. Die sozialen Jugendgemeinschaften, ihr Werden und ihr Ziel, in: Die Frau, 28. Jg, H. 3, 1920
  4. Erscheinungsort: Mannheim
  5. So beispielsweise 1931 eine Ausstellungbesprechung zu der Berliner Bilderschau Frauen in Not, in der sie die Ausstellung als 'moralische Anstalt' bezeichnete und der Kunst die Funktion zuwies, „Dienerin im Kampf um neue Gesellschaftsformen“ zu sein (vgl. S. 99).
  6. "Dieses Buch ist entstanden im Zusammenhang mit der Abteilung 'Frau und Presse' der Internationalen Presseausstellung in Köln.", heißt es im Vorwort.
  7. http://www.alice-salomon-archiv.de/angebote/database.html, Recherche Wolff
  8. http://www.exploringsurreyspast.org.uk/assets/userfiles/Stoatley_Rough_School/Z560.pdf; http://www.geo.brown.edu/BrownNASADataCenter/StoatleyRough/
  9. Seit 1998 ist dieses auch auf Microfiche zugänglich: ISBN 3-89131-294-6 http://www.haraldfischerverlag.de/hfv/HQ/hq35.php
  10. www.compactmemory.de/library/seiten.aspx?context=pages&ID_0=15&ID_1=327&ID_2=6594&ID_3=42140
  11. http://www-classic.uni-graz.at/sozwww/agsoe/bestand/32_agsoe/32bkurz.htm

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