Alice Neven DuMont

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(Johanna Josefine Maria) Alice Neven DuMont, geb. Minderop (* 19. April 1877 in Köln; † 28. August 1964 in Köln) war eine Kölner Frauenrechtzlerin und Lokalpolitikerin.

Familie, Ausbildung, Ehe

Alice Minderop war die einzige Tochter der Kölnerin Emilie Roeder (1856-1941) und des Kölners Heinrich Minderop (1842-1923), der einer niederländischen Familie entstammte.[1]

Mit 19 Jahren, am 25. Juli 1896, heiratete sie den (katholischen) Unternehmer Dr. hc. Alfred Eduard Maria Neven DuMont, Verleger der Kölnischen Zeitung, des Stadtanzeigers u.a. Presseorgane und Kommerzienrat.[2] Sie bekamen vier Kinder, die Söhne Paul Werner Josef Emil (* 1897) und Kurt Robert Hugo Felix Aloisius (*1902)[3], sowie die Töchter Elisabeth Henriette Christine (*1899 [4]) und Hildegarde Emilie Margarete (*1904)[5]. Der älteste Sohn starb gegen Ende des Ersten Weltkriegs.

Wohnort in Köln war zunächst die Overstolzenstraße, später die von Groote-Straße in Marienburg.


Engagement der Weimarer Jahre

Alice Neven DuMont war in vielen Kölner Vereinen aktiv. Vermutlich unterstützte sie bereits im Kaiserreich Forderungen nach dem Frauenwahlrecht.[6]. Sie war ggf. schon in dem Allgemeinen deutschen Frauenverein, Ortsgruppe Köln aktiv, auf jeden Fall aber in dessen Nachfolgevereinigung Deutscher Staatsbürgerinnenverband.

Seit 1914 beteiligte sie sich an der Stabilisierung der 'Heimatfront' in der Nationalen Frauengemeinschaft. Die Verlegersgattin war des weiteren 1909 Mitbegründerin des Dachverbandes der bürgerlichen Kölner Frauenvereine Stadtverband Kölner Frauenvereine, dem Vorläufer des heutigen AKF. Nachdem sie 1918 stellvertretende Vorsitzende des Stadtverbandes geworden war, widmete sie sich dort u.a. dem Thema der weiblichen Polizei.[7] Als Gattin des Verlegers der bedeutendsten Kölner Tageszeitung Kölner Stadtanzeiger konnte sie erreichen, dass von November 1925 bis Mai 1933 donnerstags in dessen Abendausgabe das Nachrichtenblatt des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine beigedruckt wurde, in dem die Mitteilungen der Einzelvereine und Vereinsnachrichten sowie journalistische Texte veröffentlicht wurden.[8]

1926/27 war sie zudem Vorsitzende des rheinisch-westfälischen Frauenverbandes, des überrregionalen Zusammenschlusses der Stadtverbände.

Neben sozialpolitischen Vereinigungen unterstützte sie auch rein karitative. Über 25 Jahre saß sie dem Verein zur Vermittlung von Heimarbeit vor. "In dieser Funktion leitete sie mit H[elene]. Weber die K[ölner]. Heimarbeitszentrale, die insbes[ondere]. Verdienstmöglichkeiten für Frauen schuf, deren Männer als Soldaten im Ersten Weltkrieg dienten."[9]. Sie bewirkte deren Zusammenschluß mit der Kölner Notgemeinschaft, die durch Beschaffung von Heimarbeit, Fürsorge und Rechtsberatung versuchte, die Lage der Köln Frauen zu erleichtern. Ungewöhnlich war, dass eine Frau aus dem großbürgerlichen Milieu, Rechtsberatung für Mütter und Kinder ohne Väter organisierte.

Ab 1924 nahm sie den Posten einer 1. Vorsitzende im Kölner Hilfsverein für Wöchnerinnen, Säuglinge und Kranke ein. Alice Neven DuMont unterstützte sodann das 1922 ins Leben gerufene Lädchen, einer Vermittlungsstelle für Wertgegenstände verarmter Kreise.[10] Ebenfalls engagierte sie sich in der Kleiderkammer, die Theatergarderobe an (ver)arm(t)e Schauspielerinnen auslieh.

Kulturelle Aktiviäten waren ihr ebenfalls ein Anliegenn, sie wurde eine vielgefragte Kunstförderin. 1929 gründete sie die GEDOK Köln mit, war Mitglied des vorbereitenden Arbeitsausschusses [11]. 1929 übernahm sie die Leitung der Gruppe Kunstförderinnen. Ab 1930 engagierte sie sich als Fachbeirätin für die Fachgruppe Literatur bzw. Schriftum. Dafür organisierte sie sog. Zyklusnachmittage mit Referaten zu Themen wie 'Das Mutterrecht in der Literatur' oder Rezitation aus der Orestie des Aischylos. Am 4. März 1932 lasen in ihrem Haus u.a. die GEDOK-Autorinnen Luise Straus-Ernst, Hanne Käte Schaar, Anna Mirgel und Anni Wedekind. Dazu spielte ein Quartett von GEDOK-Musikerinnen. 1931 wurde sie zu einer von drei Beisitzerinnen bestimmt.

Nationalsozialismus und 2. Weltrieg

Alice Neven DuMont nahm im März 1933 das Amt der 1. Vorsitzenden im Stadtverband der Kölner Frauenvereine an, nachdem Else Falk als Jüdin zurückgetreten war. Sie blieb in diesem Amt bis zur Selbstauflösung des Dachverbandes BDF im Mai 1933, dessen Vorbild der Stadtverband folgte. Am 27. April 1933 trat sie auch in der GEDOK anstelle der Jüdin Else Falk das Amt der ersten Vorsitzenden an. Obwohl ihr 1934 die Gaufrauenschaftsleiterin das Misstrauen aussprach, blieb sie dennoch 1. Vorsitzende (bis 1938 oder 1939) .[12] Bei karitaiven Frauenvereigungnen sorgte sie für deren Überleben. So stellte sie im Juli 1933 einen Antrag auf Anschluß des Vereins Müttererholung und Mütterschulung an die NS-Frauenschaft.

Vor den Bombenangriffen flüchtete sie in die Villa Lenbach in Starnberg zur Familie des Sohnes.[13]

Nachkriegszeit

Am 26.Juli 1947 begannen Künstlerinnen und Kunstfreundinnen, die schon zuvor in der GEDOK tätig gewesen waren, den Verein GEDOK neu zu formieren, darunter Alice Neven DuMont, aber dieser Anlauf scheiterte. 1953 nach der erneuten Gründung, übernahm sie wieder Aufgaben. 1958 finden wir sie letztmalig als Patronin der Gruppe Literatur.

Nach dem Zweiten Weltkrieg widmete sie sich auch wieder dem Projekt Lädchen, da abermals große ökonomische Not bürgerlicher KölnerInnen zu lindern war.

Lokal- und Landespolitik

Alice Neven DuMont war Mitglied der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei, zeitweise in deren Kölner Vorstand und ließ sich 1930-31 in den Preußischen Provinziallandtag wählen.


Ehrungen

  • Am 2. März 1955 wurde sie zum Ehrenmitglied der GEDOK Köln bestimmt.
  • 1957 wurde ihr 80. Geburtstag vor Zuhörerinnen aus 56 Frauenorganisationen begangen, die CDU-Abgeordnete des Stadtrates Sibille Hartmann lobte ihre umfassende Mitarbeit in der Kölner Frauenbewegung, "die Förderung sozialer Frauenarbeit und das staatsbürgerliche Streben und Wirken".
  • 1957 Einige Tage später erhielt sie das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse


Würdigung

Rosemarie Ellscheid schrieb um 1983: "Klares Denken, überlegtes Handeln, ständige Bereitschaft, anderen zu helfen - das hat sie, die Frau des Verlegers der 'Kölnischen Zeitung' und des 'Kölner Stadt-Anzeiger', Kommerzienrat Dr. Alfred Neven DuMont, ein Leben lang ausgezeichnet. ... Geprägt von einem starken politischen und sozialen Engagement, hat sie entscheidend mit dazu beigetragen, den Anliegen des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine öffentliche Aufmerksamkeit und Geltung zu verschaffen."[14]


Literatur über Alice Neven DuMont

  • Führer der deutschen Volkspartei, 1930 [15]
  • Gemeinschaft der Vereinigungen Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen, Sitz Hamburg (Hg.) ([1932]): Mitglieder-Verzeichnis der Reichsgedok 1932/33. Leipzig: Brandstetter.
  • Rundschreiben der GEDOK Köln, April 1955, Rückblick und Ehrenmitgliedschaft
  • Rosemarie Ellscheid: Der Stadtverband Kölner Frauenvereine. Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909-1933. Köln 1983
  • Katharina Regenbrecht: Alice Neven DuMont 1877-1964. In: „10 Uhr pünktlich Gürzenich", Münster 1995, S. 264-265.
  • Marlene Tyrakowski: „Die machten aus uns keine Nazi'ssen". Kölner Frauenbewegung und Nationalsozialismus. In: „10 Uhr pünktlich Gürzenich", Münster 1995

weblinks


Einzelnachweise

  1. Der Großvater väterlicherseits war der Niederländer Josephus Johannes Minderop (1811-1870) aus Rotterdam, vgl. http://geneagraphie.com/getperson.php?personID=I509497&tree=1. Ggf. besaßen die Ahnen die Fabrik "Minderop's keurvorst koffie en thee", vgl. http://collectie.museumrotterdam.nl/objecten/66145.
  2. vgl. „Neven DuMont, Alfred Eduard Maria“, in: Neue Deutsche Biographie 19 (1998), S. 191 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd116990015.html
  3. Er heiratete 1923 Gabriele von Lenbach, Tochter des berühmten Künstlers Franz von Lenbach; einer von Alices Enkeln, ein Sohn Kurts, Alfred Neven DuMont, der kürzlich verstorbene Inhaber des Verlages, heirateteeine geb. Prinzessin von Auersperg. Der Künstler Markus Alfred Spiridon Neven DuMont war ihr Urenkel.
  4. Sie heiratete am 26. Juni 1920 Carl August Neven DuMont
  5. Sie heiratete am 5. Januar 1924 Eugen Christoph Schmitt
  6. Soénius: Neven DuMont, Alice, S. 394
  7. Die bürgerliche Kölner Frauenbewegung forderte erfolgreich die erste Stelle für eine Polizeibeamtin, diese übernahm jedoch im Wesentlichen karitative und ethisch-disziplinierende Arbeiten.
  8. "Als Bindeglied zu den Mitgliedern der Vereine und darüber hinaus zur Orientierung der Leser außerhalb des Mitgliederkreises erschien - als Beilage im 'Stadt-Anzeiger' - wöchentlich das 'Nachrichtenblatt'. http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=2&id=01318&tektId=3261
  9. Soénius: Neven DuMont, Alice, S. 394
  10. Der Trägerverein, der gemeinnützige Frauenverein für Verkaufsvermittlung von Wertgegenständen aus Privatbesitz,war 1922 u.a. von Adele Meurer geründet worden, vgl. http://www.ksta.de/koeln-uebersicht/-das-laedchen--geschaeftemachen-gegen-die-not,16341264,16248358.html
  11. vgl. Schreiben vom 25. Oktober 1929, Archivordner GEDOK Köln
  12. Gaufrauenschaftsleiterin Martha von Gelinck forderte sie 1934 zum Rücktritt auf, da sie an ihrer "politischen Zuverlässigkeit" zweifele, diese erscheine "nicht in dem Maße gewährleistet, ... wie es im nationalsozialistischen Sinne erwünscht ist. Ich bitte Sie deshalb, den Vorsitz in der Gedok niederzulegen." Schreiben vom 20. April 1934, Archiv Zanders, Rosa Mappe.
  13. Von hier aus unterhielt sie noch Kontakte zur GEDOK. U.a. koordinierte sie von Oberbayern aus ein Geburstagsgeschenk für die Reichsvorsitzende. In einem Brief an den Kölner Ortsverein schrieb sie am 17. April 1944 „Ich danke Ihnen allen für Ihre Briefe; ich war sehr erschüttert zu erfahren, welch herbe Schicksale die meisten von Ihnen durchmachen mussten. Hoffen wir, dass alles Leid bald ein Ende nehmen wird und arbeiten wir mutig weiter wie bisher. Der Geist der Gedok hat sich überall bewährt. Alles Gute und viele Gedokgrüsse von Ihrer Gez Alice Neven DuMont." Archiv der GEDOK Köln. Sie unterschrieb nicht mit Heil Hitler oder dem Deutschen Gruss wie ihre Nachfolgerin Irma Brandes.
  14. Ellscheid, ohne Pag.
  15. Broschüre des Wahlkreis Köln-Aachen zum Tod von Stresemann. "Auf einem der zahlreichen Abbildungen ist Alice Neven Dumont zu sehen (Vorsitzende der Frauengruppe Köln-Aachen der DVP).", http://aggb-katalog.de/vufind/Record/dok5172/Details

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