Adele Meurer

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[Luise Emilie] Adele Meurer, geb. Bunge (* 9. November 1852 in Antwerpen; † 23. Januar 1923 in Marburg) war eine Kölner Mäzenin und Mitglied der bürgerlichen Frauenbewegung

Ehe und Familie

Adele Bunge war eine von vier Töchtern des Kaufherrn Gustav [Otto] Bunge, der in Amsterdam geboren worden war und seit Mitte der 1850er Jahre in Köln lebte und arbeitete, sowie der Adele Maria Andreae aus Mülheim am Rhein (16. Juli 1828 - 12. Oktober 1899).[1]

Sowohl die Familie Bunge als auch die mütterliche Linie der Andreae waren sehr reich. In Köln ist besonders die Familie der großmütterlichen Linie bekannt, es handelt sich um Nachfahren des nach Mülheim eingewanderten protestantischen Samtwebers Christoph Andreae. [2]

Die Eltern Bunge erwarben ein Jahr nach Adeles Geburt ein großes Grundstück auf dem Areal des ehemaligen Schlosses der Herzöge von Jülich-Berg in den südlichen Rheinlanden . Sinzig. , und ließen dort - wie es im Kölner Großbürgertum üblich war - durch einen illustren Architekten, den Baumeister von Statz, ein Gebäude für die Sommerfrische der Kölner Familie errichten. [3] Auf einem Bild "Ankunft der Familie Bunge in Köln" von Adeles Onkel Karl Christian Andreae ist die Ankunft der Eltern, der vier Töchter und des Sohnes per Schiff nahe Groß St. Martin zu erkennen. [4] Adele Bunge, die in Köln aufwuchs, heiratete 1872 den Industriellen Otto Meurer. [5] Otto Meurer . 3. Mai 1841 - 9. September 1921. war ein Sohn des Kölner Kaufmanns und Bergwerksbesitzers Wilhelm Meurer. [6] Der Industrielle stellte u. a. Bergwerkserzeugnisse her und hielt Patente. [7] Er ließ 1874/5 in Porz-Zündorf eine Anlage mit drei Hochöfen nach seiner Frau benennen . Adelenhütte. .

Das Paar bekam vier Kinder, u. a. den Maler Erich Meurer.[8]

Die Familie lebte in den 1910er Jahren am Mühlenbach 54-56. Nachdem die Firma des Mannes für Chemische Erzeugung in den Filzengraben 2 B gezogen war, wurden ggf. auch die Privaträume dorthin verlagert. Damit lebte die protestantische Familie neben der Trinitatiskirche. Daneben unterhielt das Paar ein Ferienhaus im Tessin.


Politisches und karitatives Wirken

Über Adeles Schulbildung ist nichts bekannt. Ihr wird zunächst eine Neigung zu den üblichen Beschäftigungen junger Frauen nachgesagt: Musik, Malerei und kunstgewerbliche Arbeiten. Als lebenserfahrene Frau wandte sie sich stärker der Sozialarbeit und Politik zu. Zunächst wurde sie für lange Jahre ehrenamtlich Armenpflegerin der Stadt Köln - oft eine Einstiegstätigkeit für Honoratiorengattinnen, da die häusliche Armenpflege war nicht emanzipatorischer Inhalte verdächtig war. Gegebenfalls aus der Perspektive als Mutter beteiligte sie sich an der Gründung des ersten humanistischen Mädchengymnasiums in Preußen.

Auf dem karitativen Feld agierte Adele Meurer weiterhin, indem sie um wann 1908 einen Sitz im Kuratorium der Koch- und Haushaltsschulen des Kölner Frauen-Fortbildungsvereins in der Severinsmühlengasse 2 übernahm. Gegebenenfalls kam sie hierdurch noch stärker in Kontakt mit der bürgerlichen Frauenbewegung. 1909 wurde sie 1. Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, Zweigverein Köln (ADF) und blieb dies bis zu ihrem Tod 1923. Sie beteiligte sich in diesem reichsweiten Verein an der Gründung einer Theaterkleiderkammer, bei der verarmte bzw. stellenlose Schauspielerinnen Kostüme ausleihen konnten.

Zusammen mit Alexe Altenkirch fasste sie 1904 die Initiative zur Gründung eines Frauenklubs in Köln, der in einem Nachfolgezweig bis heute existiert als [Köln]. Adele Meurer war des weiteren Mitbegründerin und zeitweise Vorsitzende des Dachverbandes der Kölner Frauenvereine Stadtverband Kölner Frauenvereine.

Ungewöhnlicher noch war ihre Mitwirkung im Frauenstimmrechtsverein, den eine weitläufige Verwandte, Mathilde von Mevissen, mitbegründet hatte, auch wenn dieser keine Gleichberechtigungsforderungen stellte.

Erster Weltkrieg

Während des Krieges, der Köln als „Frontstadt des Westens“ besonders zur Parteinahme für oder gegen den krieg aufforderte, beteiligte sich die 62jährige Adele Meurer als Schriftführerin der Nationalen Frauen-Gemeinschaft, einer kriegsunterstützenden Massenbewegung der bürgerlichen Frauen im reich. Sie übernahm die Leitung der Abteilung Kriegshaushalt. Des Weiteren regte sie für Köln die Sammlung Gold gab ich für Eisen an.

Weimarer Republik und Tod

Die Haltung der Adele Meurer zur parlamentarischen Demokratie und zur neuen Staatsform der Republik ist nicht überliefert. Dagegen ist eine letzte karitative Gründung im Rahmen des ADF belegbar. 1922 gründete sie zusammen mit Rosa Bodenheimer das sog. Lädchen, eine Initiative für verarmte Bürgerinnen um Wertgegenstände aus Privatbesitz veräußern zu können. Eine ihrer Freundinnen spendete ein Meißner Porzellan, womit die Gründung ihren Anfang nahm. Sie lag zunächst am Quatermarkt, heute Neven-Dumont-Straße. Ihr Motto soll gewesen sein, zielbewusst zu agieren und Hindernisse als Ansporn zu noch größerer Energie zu begreifen. Das Grabmal der Familie befindet sich auf dem Melatenfriedhof, es ist von Vinzenz Statz gestaltet. [9]

Literatur über Adele Meurer

  • Katharina Regenbrecht: Adele Meurer 1852-1923, in: Kölner Frauengeschichtsverein . Hrsg.: „10 Uhr pünktlich Gürzenich". Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln, zur Geschichte der Organisationen und Vereine, Münster, Agenda Verlag, 1995. ISBN: 9783929440539, S. 72
  • Robert Steimel: Kölner Köpfe, Köln: Steimel, 1958
  • Rosemarie Ellscheid: Der Stadtverband Kölner Frauenvereine. Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909-1933. Köln 1983.

Archivalien

  • HLA Film 3-18/1-4 und 2-9/1
  • HAStK Bestand 1138

weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. die Darstellung eines Nachfahren http://www.geni.com/people/Luise-Emilie-Adele-Bunge/6000000001809724454; die Familiengeschichte wurde weiterhin dem Beitrag Wilhelm Knippler: Ein Jahrhundert Schloß Sinzig http://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1974/hjb1974.28.htm entnommen. Dieser wiederum verweist auf das genealogische Werk: C. Scheibler/ Dr. Wülfrath, „Westdeutsche Ahnentafeln", I, 256f, 353 ff. , 508 Weimar 1939, S
  2. vgl. die Stammtafel 2 aus: Robert Steimel: Mit Köln versippt, I Köln 1955, S. 14. Adele Marie Andreae war die Schwester von Carl Christian, Christoph, Rudolph und Otto Gustav Andreae.
  3. Bild: http://www. museum-sinzig. de/ . Im Jahre 1806 hatten Justizrat Heinrich Josef Hertgen und ein Herr Broicher das Ruinenfeld erworben, es ging in den 1820er Jahren auf Karl Josef Hertgen über. Nachdem Karl Hertgen gestorben war wurde das Grundstück verkauft; vgl. die Ausführungen auf http://www. kreis-ahrweiler. de/kvar/VT/hjb1974/hjb1974. 28. htm und einen Beitrag von Peter Zcpp 1941 im Kreisjahrbuch Ahrweiler. Die mütterlichen Großeltern Karl Christian Andreae und Johanna Theresa, geb. Rhodius, hatten sich 1848 in der Nachbarschaft niedergelassen . auf dem Helenaberg. und vermittelten vermutlich den Ankauf. Das Gebäude wurde großartig eingerichtet, die Ausmalung übernahm der Bruder der Hausfrau, Karl Christian Andreae, ein Vertreter der Nazarenerschule. Das Gelände war weitläufig, wies Weingärten und Fischteiche auf. "Der Park und die Umgebung wurden nach Weisungen des Gartenbaudirektors Peter Josef Lenne gestaltet…". Das Schloss wurde später nach einem anderen Zweig „Schloß Koenigs" genant. Es beherbergt heute u. a. das Stadtmuseum Sinzig.
  4. vgl. http://www. kreis-ahrweiler. de/kvar/VT/hjb1974/hjb1974. 28. htm mit Verweis auf Kreisbildstelle. "Über seine Ehefrau entdeckte er seine Faszination für die Malerei. " schreibt ein Blogger über Gustav mit dem Hinweis auf den Bruder seiner Frau. http://rheinland-blogger. blogspot. de/2014/06/mit-dem-rennrad-nach-sinzig. html
  5. Ihre Schwester Johanna Bunge verehelichte sich im gleichen Jahr mit dem Unternehmer Ernst (Ernst Friedrich Wilhelm) Koenigs. Ernst Königs war Sohn der Wilhelmine Mevissen und des Franz W. Königs, vgl. http://www. geni. com/people/Ernst-Koenigs/6000000001809538134; eine weitere Schwester, (Laura) Agnes Bunge (1854-1912), vgl. http://www. geni. com/people/Laura-Agnes-Bunge/6000000001809746781; http://records.ancestry.com/agnes_bunge_records.ashx?pid=24431479. mit Kommerzienrat Moritz Hasenclever aus Remscheid - zu Nachfahren aus diesem Zweig in Argentinien vgl. http://www. geni. com/people/Carlos-Bunge-Molina-y-Vedia/5206017453450089696 oder http://www. arbolbunge. com. ar/default. htm - und die vierte Schwester, Klara . Clara Wilhelmine. Bunge, liierte sich mit ihrem Schwager Richard Koenigs, ggf. ein Landrat aus Lennep, vgl. http://www. geni. com/people/Clara-Wilhelmine-Bunge/6000000001809724730. Der Bruder Sohn Gustav . Gustav Carl Christoph. Bunge wiederum war mit Antoinette Osterrieth liiert, er wurde später Fabrikant in Hönningen . Rhein. .
  6. http://www. geni. com/people/Otto-Meurer/6000000001809771147. Wilhelm Meurer war Mitinitiator und -Besitzer des 1855 gegründeten Schwazer Bergwerksvereins, vgl. Hanneberg, A. /Martinek, K. -P. : Beitrag zur Geschichte des Schwazer Bergwerksvereins . Tirol, 1855 bis 1957. , in: res montanum, H. 49, 2010, S. 16. Nach dessen Tod im Jahre 1867 übernahm von den vier Kindern Otto Meurer Firmenleitung am Bergbaubesitz.
  7. vgl. zum Beispiel http://digisrv-1. biblio. etc. tu-bs. de/dfg-files/00039058/DWL/00000356. pdf; vgl. http://patentimages. storage. googleapis. com/pages/US733590-0. png. Otto ; vgl. http://www. patentfish. com/otto-meurer. - Im RWWA befindet sich ein Teilnachlass von Otto Meurer laut: Archive im deutschsprachigen Raum. A–N, O–Z und Register herausgegeben von Paul Wentzcke,Gerhard Lüdtke, Minerva, S. 517.
  8. "Erich Meurer hat später seine Großkusine Hanna Rhodius geheiratet, eine Enkelin des Malers Carl Christian Andreae, der mit seiner Frau Maria Elvira, geborene Dilthey und zehn Kindern die Villa Helenaberg bewohnte. Diese sollte auch das Domizil von Erich Meurer, vormals Direktor einer Kupferhütte im Sauerland, und seiner Frau Hanna werden. 1924 übersiedelten sie auf den Helenenberg, um das Anwesen in einen landwirtschaftlichen Betrieb umzuwandeln, was ihnen Dank betriebswirtschaftlichem Geschick unter großem finanziellem und persönlichem Einsatz auch gelang, wie Agnes Menacher in ihrem Beitrag zum Heimatjahrbuch 2002 schreibt." Hildegard Ginzler: Sinziger Schlossgeschichten. Filigrane Linien und frische Aquarelle. Aquarelle von Erich Meurer (1879 – 1961). Nachdruck aus der Sinziger Zeitung. online: http://www.museum-sinzig.de/2006-06-aquarelle-von-erich-meurer.html
  9. vgl. Köln und seine Bauten s. 345.

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