Adele Meurer: Unterschied zwischen den Versionen

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K (Politisches und karitatives Wirken)
 
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[Luise Emilie] Adele Meurer, geb. Bunge (* 9. November 1852 in Antwerpen; † 23. Januar 1923 in Marburg) war eine Kölner Mäzenin und Mitglied der bürgerlichen Frauenbewegung
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(Luise Emilie) Adele Meurer, geb. Bunge (* 9. November 1852 in Antwerpen; † 23. Januar 1923 in Marburg) war eine Kölner Mäzenin und Mitglied der bürgerlichen Frauenbewegung. Von 1909 bis 1923 war sie erste Vorsitzende des Zweigvereins Köln (Ortsgruppe Köln) des [https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/allgemeiner-deutscher-frauenverein-adf Allgemeinen Deutschen Frauenvereins].
  
==Ehe und Familie==  
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==Herkunftsfamilie==  
  
Adele Bunge war eine von vier Töchtern des Kaufherrn Gustav [Otto] Bunge, der in Amsterdam geboren worden war und seit Mitte der 1850er Jahre in Köln lebte und arbeitete, sowie der Adele Maria Andreae aus Mülheim am Rhein (16. Juli 1828 - 12. Oktober 1899).<ref>Vgl. die Darstellung eines Nachfahren http://www.geni.com/people/Luise-Emilie-Adele-Bunge/6000000001809724454; die Familiengeschichte wurde weiterhin dem Beitrag Wilhelm Knippler: Ein Jahrhundert Schloß Sinzig http://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1974/hjb1974.28.htm entnommen. Dieser wiederum verweist auf das genealogische Werk: C. Scheibler/ Dr. Wülfrath, „Westdeutsche Ahnentafeln", I, 256f, 353 ff. , 508 Weimar 1939, S </ref>  
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Adele Bunge war eine von vier Töchtern des Kaufherrn Gustav (Otto) Bunge (* 1. April 1821 in Amsterdam;† 1891)<ref>Die Familie stammte väterlicherseits ursprünglich aus Unna in Westfalen. Kaufmann Johann Peter Gottlieb Bunge ging nach Brüssel, später nach Antwerpen und Amsterdam. Er gründete 1818 eine Familien-Aktiengesellschaft im Bereich Getreidehandel, die bis heute existiert. Einer seiner neun Söhne war der 1821 in Amsterdam geborene Gustav, der ebenso wie die meisten seiner Brüder Kaufmann wurde. Der Vater Adele Meurers arbeitete für die Firma Bunge & Co, gründete 1859 eine eigene Niederlassung in Brüssel und eine weitere in New York. 1859 wurde er im Kölner Adressbuch als „Kaufmann der Firma Bunge und Borlage, New York“ erwähnt. Gustav starb laut genealogischer Darstellung am 25. Februar 1891, vgl. Hildegard Ginzler: Sinziger Schlossgeschichten – Folge 36 über den Vortrag von  Dr. Friedrich-Karl Schröders zur Familiengeschichte im Museum Sinzig: http://www.museum-sinzig.de/tag-des-offenen-denkmals.html; vgl. http://records.ancestry.com gustav_otto_bunge_records.ashx?pid=24427229</ref> und der Adele Maria Andreae (* 16. Juli 1828, † 12. Oktober 1899) aus Mülheim am Rhein. Adele Bunge entstammte mütterlicherseits einer wohlhabenden protestantischen Dynastie rheinischer Tuchfabrikanten, die auch im Kupfer- und Weinhandel tätig war.<ref>Vgl. die Stammtafel 2 aus: Robert Steimel: Mit Köln versippt, Bd. 1, Köln 1955, S. 14; vgl. die Darstellung eines Nachfahren http://www.geni.com/people/Luise-Emilie-Adele-Bunge/6000000001809724454. Die Familiengeschichte wurde weithin dem Beitrag Wilhelm Knippler: Ein Jahrhundert Schloß Sinzig http://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1974/hjb1974.28.htm entnommen. Dieser wiederum verweist auf das genealogische Werk: C. Scheibler/ Dr. Wülfrath, „Westdeutsche Ahnentafeln", I, Weimar 1939, S. 256f, 353 ff., 508.</ref> Es handelt sich um Nachfahren des nach Mülheim eingewanderten protestantischen Samtwebers [https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Andreae Christoph Andreae].<ref>Adele Marie Andreae war die Schwester von Carl Christian, Christoph, Rudolph und [https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Andreae Otto Gustav Andreae], vgl. die Ausführungen von Dr. Friedrich-Karl Schröder auf http://www.museum-sinzig.de/tag-des-offenen-denkmals.html.      ____________https://www.aw-wiki.de/index.php/Gustav_Bunge </ref>  
  
Sowohl die Familie Bunge als auch die mütterliche Linie der Andreae waren sehr reich. In Köln ist besonders die Familie der großmütterlichen Linie bekannt, es handelt sich um Nachfahren des nach Mülheim eingewanderten protestantischen Samtwebers Christoph Andreae. <ref>vgl. die Stammtafel 2 aus: Robert Steimel: Mit Köln versippt, I Köln 1955, S. 14. Adele Marie Andreae war die Schwester von Carl Christian, Christoph, Rudolph und Otto Gustav Andreae. </ref>
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Die Familie Bunge zog Mitte der 1850er Jahre nach Köln. Köln war damals "die finanzielle Hauptstadt, vor Frankfurt oder Berlin… Insofern war Köln für den Kaufmann Bunge anziehend.“<ref>zit. nach einem Vortrag Dr. Friedrich-Karl Schröders zum Tag des offenen Denkmals über den Schlosserbauer „Gustav Bunge und seine Zeit“, referiert von Hildegard Ginzler http://www.museum-sinzig.de/tag-des-offenen-denkmals.html </ref> 1859 firmierte Gustav Bunge im Kölner Adressbuch als „Kaufmann der Firma Bunge und Borlage, New York“.<ref>zit. nach ebenda.</ref> Auf einem Bild "Ankunft der Familie Bunge in Köln" von Adeles Onkel [https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Christian_Andreae Karl Christian Andreae] ist die Ankunft der Eltern, der vier Töchter und des Sohnes per Schiff nahe Groß St.  Martin zu erkennen.<ref>vgl.http://www.kreis-ahrweiler. de/kvar/VT/hjb1974/hjb1974.28. htm mit Verweis auf Kreisbildstelle. "Über seine Ehefrau entdeckte er seine Faszination für die Malerei.", schreibt ein Blogger über Gustav mit dem Hinweis auf den Bruder seiner Frau. http://rheinland-blogger.blogspot.de/2014/06/mit-dem-rennrad-nach-sinzig.html</ref>
  
Die Eltern Bunge erwarben ein Jahr nach Adeles Geburt ein großes Grundstück auf dem Areal des ehemaligen Schlosses der Herzöge von Jülich-Berg in den südlichen Rheinlanden . Sinzig. , und ließen dort - wie es im Kölner Großbürgertum üblich war - durch einen illustren Architekten, den Baumeister von Statz, ein Gebäude für die Sommerfrische der Kölner Familie errichten. <ref>Bild: http://www. museum-sinzig. de/ .  Im Jahre 1806 hatten Justizrat Heinrich Josef Hertgen und ein Herr Broicher das Ruinenfeld erworben, es ging in den 1820er Jahren auf Karl Josef Hertgen über.  Nachdem Karl Hertgen gestorben war wurde das Grundstück verkauft; vgl.  die Ausführungen auf http://www. kreis-ahrweiler. de/kvar/VT/hjb1974/hjb1974. 28. htm und einen Beitrag von Peter Zcpp 1941 im Kreisjahrbuch Ahrweiler.  Die mütterlichen Großeltern Karl Christian Andreae und Johanna Theresa, geb. Rhodius, hatten sich 1848 in der Nachbarschaft niedergelassen . auf dem Helenaberg.  und vermittelten vermutlich den Ankauf.  Das Gebäude wurde großartig eingerichtet, die Ausmalung übernahm der Bruder der Hausfrau, Karl Christian Andreae, ein Vertreter der Nazarenerschule.  Das Gelände war weitläufig, wies Weingärten und Fischteiche auf.  "Der Park und die Umgebung wurden nach Weisungen des Gartenbaudirektors Peter Josef Lenne gestaltet…". Das Schloss wurde später nach einem anderen Zweig „Schloß Koenigs" genant.  Es beherbergt heute u. a. das Stadtmuseum Sinzig.</ref>  
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Sowohl die väterliche Familie Bunge als auch die mütterliche Linie der Andreae waren sehr reich. Ein Indikator dafür ist der Neubau eines Schlosses in Sinzig, wozu die Eltern Bunge 1850 das Burggrundstück auf dem Areal der ehemaligen Burg der Herzöge von Jülich-Berg in den südlichen Rheinlanden erwarben.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Sinzig Sinzig</ref>  
Auf einem Bild "Ankunft der Familie Bunge in Köln" von Adeles Onkel Karl Christian Andreae ist die Ankunft der Eltern, der vier Töchter und des Sohnes per Schiff nahe Groß St.  Martin zu erkennen. <ref>vgl. http://www. kreis-ahrweiler. de/kvar/VT/hjb1974/hjb1974. 28. htm mit Verweis auf Kreisbildstelle.  "Über seine Ehefrau entdeckte er seine Faszination für die Malerei. " schreibt ein Blogger über Gustav mit dem Hinweis auf den Bruder seiner Frau.  http://rheinland-blogger. blogspot. de/2014/06/mit-dem-rennrad-nach-sinzig. html</ref>
 
Adele Bunge, die in Köln aufwuchs, heiratete 1872 den Industriellen Otto Meurer. <ref>Ihre Schwester [[Johanna Bunge]] verehelichte sich im gleichen Jahr mit dem Unternehmer Ernst (Ernst Friedrich Wilhelm) Koenigs. Ernst Königs war Sohn der Wilhelmine Mevissen und des Franz W.  Königs, vgl.  http://www. geni. com/people/Ernst-Koenigs/6000000001809538134; eine weitere Schwester, (Laura) [[Agnes Bunge]]  (1854-1912), vgl. http://www. geni. com/people/Laura-Agnes-Bunge/6000000001809746781; http://records.ancestry.com/agnes_bunge_records.ashx?pid=24431479.  mit Kommerzienrat Moritz Hasenclever aus Remscheid - zu Nachfahren aus diesem Zweig in Argentinien vgl.  http://www. geni. com/people/Carlos-Bunge-Molina-y-Vedia/5206017453450089696 oder http://www. arbolbunge. com. ar/default. htm - und die vierte Schwester, Klara . Clara Wilhelmine.  Bunge, liierte sich mit ihrem Schwager Richard Koenigs, ggf.  ein Landrat aus Lennep, vgl.  http://www. geni. com/people/Clara-Wilhelmine-Bunge/6000000001809724730.  Der Bruder Sohn Gustav . Gustav Carl Christoph.  Bunge wiederum war mit Antoinette Osterrieth liiert, er wurde später Fabrikant in Hönningen . Rhein. . </ref> Otto Meurer . 3.  Mai 1841 - 9.  September 1921.  war ein Sohn des Kölner Kaufmanns und Bergwerksbesitzers Wilhelm Meurer. <ref>http://www. geni. com/people/Otto-Meurer/6000000001809771147.  Wilhelm Meurer war Mitinitiator und -Besitzer des 1855 gegründeten Schwazer Bergwerksvereins, vgl.  Hanneberg, A. /Martinek, K. -P. : Beitrag zur Geschichte des Schwazer Bergwerksvereins . Tirol, 1855 bis 1957. , in: res montanum, H.  49, 2010, S.  16.  Nach dessen Tod im Jahre 1867 übernahm von den vier Kindern Otto Meurer Firmenleitung am Bergbaubesitz. </ref> Der Industrielle stellte u. a.  Bergwerkserzeugnisse her und hielt Patente. <ref>vgl.  zum Beispiel http://digisrv-1. biblio. etc. tu-bs. de/dfg-files/00039058/DWL/00000356. pdf; vgl.  http://patentimages. storage. googleapis. com/pages/US733590-0. png.  Otto ; vgl.  http://www. patentfish. com/otto-meurer.  - Im RWWA befindet sich ein Teilnachlass von Otto Meurer laut: Archive im deutschsprachigen Raum.  A–N, O–Z und Register herausgegeben von Paul Wentzcke,Gerhard Lüdtke, Minerva, S.  517. </ref> Er ließ 1874/5 in Porz-Zündorf eine Anlage mit drei Hochöfen nach seiner Frau benennen . Adelenhütte. .
 
  
Das Paar bekam vier Kinder, u. a. den Maler Erich Meurer.<ref>"Erich Meurer hat später seine Großkusine Hanna Rhodius geheiratet, eine Enkelin des Malers Carl Christian Andreae, der mit seiner Frau Maria Elvira, geborene Dilthey und zehn Kindern die Villa Helenaberg bewohnte.  Diese sollte auch das Domizil von Erich Meurer, vormals Direktor einer Kupferhütte im Sauerland, und seiner Frau Hanna werden.  1924 übersiedelten sie auf den Helenenberg, um das Anwesen in einen landwirtschaftlichen Betrieb umzuwandeln, was ihnen Dank betriebswirtschaftlichem Geschick unter großem finanziellem und persönlichem Einsatz auch gelang, wie Agnes Menacher in ihrem Beitrag zum Heimatjahrbuch 2002 schreibt." Hildegard Ginzler: Sinziger  Schlossgeschichten.  Filigrane Linien und frische Aquarelle.  Aquarelle von Erich Meurer (1879 – 1961).  Nachdruck aus der Sinziger Zeitung. online: http://www.museum-sinzig.de/2006-06-aquarelle-von-erich-meurer.html </ref>
 
  
Die Familie lebte in den 1910er Jahren am Mühlenbach 54-56. Nachdem die Firma des Mannes für Chemische Erzeugung in den Filzengraben 2 B gezogen war, wurden ggf. auch die Privaträume dorthin verlagert. Damit lebte die protestantische Familie neben der Trinitatiskirche. Daneben unterhielt das Paar ein Ferienhaus im Tessin.  
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Sie ließen dort - wie es im Kölner Großbürgertum üblich war - durch einen illustren Architekten bauen und engagierten den Architekten und späteren Dombaumeister [https://de.wikipedia.org/wiki/Vincenz_Statz Vinzenz Statz]. Den Neubau des heutigen Schlosses Sinzig wurde 1854/56 errichtet. Der Schlosspark entstand 1858–66 nach Plänen von Peter Joseph Lenné. Die Wandgemälde im Schloss brachte Carl Andreae 1863–1865 an. <ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Sinzig Sinzig</ref>
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Das Schloss diente für die Sommerfrische der Kölner Familie.<ref>Bild: http://www.museum-sinzig.de/.
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Im Jahre 1806 hatten Justizrat Heinrich Josef Hertgen und J. Peter Broicher das Ruinenfeld erworben, es ging in den 1820er Jahren auf Karl Josef Hertgen über. Nachdem Karl Hertgen gestorben war wurde das Grundstück verkauft; vgl. die Ausführungen auf http://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1974/hjb1974.28.htm und einen Beitrag von Peter Zapp 1941 im Kreisjahrbuch. Die mütterlichen Großeltern Karl Christian Andreae und Johanna Theresa, geb. [https://de.wikipedia.org/wiki/Rhodius Rhodius], hatten sich 1848 in der Nachbarschaft auf dem Helenaberg niedergelassen und vermittelten vermutlich den Ankauf. Das Gebäude wurde großartig eingerichtet, die Ausmalung übernahm der Bruder der Ehefrau, [Karl Christian Andreae Karl Christian Andreae], ein Vertreter der Nazarenerschule. Das Gelände war weitläufig, wies Weingärten und Fischteiche auf. "Der Park und die Umgebung wurden nach Weisungen des Gartenbaudirektors Peter Josef Lenne gestaltet…". (von dessen Neffen Joseph August Lenné) Das Schloss wurde später nach einem anderen Zweig, des Schwagers von Adele, „Schloss Koenigs" genant. Es beherbergt heute u. a. das Stadtmuseum Sinzig. Vgl. zuletzt Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz: "Das Sinziger Schloss", = "Rheinische Kunststätten" Nr. 470, ISBN Nummer 3-88094-890-9.</ref> Das war für die reichen Kölner Familien durchaus üblich: Über den Sommer weilten die Kölner Familien, die es sich leisten konnten - zumindest die Mütter mit Kindern und Bediensteten - in ihren Villen in guter Luft. Als Rationalisierung für die sommerliche Stadtflucht des Kölner Großbürgertums wurden hygienische Gründe und die schlechte Luft in der sommerlichen Großstadt Köln angeführt.<ref>"Andererseits grassierten - mangels Hygiene - Fäkalien im Rinnstein und zuweilen Misthaufen 'bis an die Giebelspitze der Häuser' – Cholera, Pocken, Schwindsucht und Kinderkrankheiten. In der warmen Jahreszeit waren Ungeziefer, Fäulnis und Gestank wohl extrem unerträglich, sodass der, welcher die Mittel besaß, sommers aufs Land ging." zit. nach einem Vortrag Dr. Friedrich-Karl Schröders zum Tag des offenen denkmals über den Schlosserbauer „Gustav Bunge und seine Zeit“, referiert von Hildegard Ginzler http://www.museum-sinzig.de/tag-des-offenen-denkmals.html </ref>
  
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==Geschwister==
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* Die älteste Schwester war [[Johanna Bunge]] (*1851; †1934), sie heiratete 1872 den Unternehmer und Bankier [https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Friedrich_Wilhelm_Koenigs Ernst Koenigs]. Ernst Königs war Sohn der Wilhelmine Mevissen und des Kommerzienrats Franz W. Königs<ref>vgl. http://www.geni.com/people/Ernst-Koenigs/6000000001809538134</ref>;
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* eine weitere Schwester, (Laura) [[Agnes Bunge]] (*1854; †1912) verband  sich mit dem Kommerzienrat Moritz Hasenclever aus Remscheid bzw. Burg. <ref>vgl. http://www.geni.com/people/Laura-Agnes-Bunge/6000000001809746781; vgl. http://records.ancestry.com/agnes_bunge_records.ashx?pid=24431479; zu weiteren Nachfahren aus diesem Zweig in Argentinien vgl. http://www.geni.com/people/Carlos-Bunge-Molina-y-Vedia/5206017453450089696 ; http://www.arbolbunge.com.ar/default.htm und Schumacher, Andreas: Die rheinischen Kaufmannseliten in Argentinien - vornehmlich am Beispiel der Familie Bunge, Wiesbaden, Selbstverlag, 2010.</ref>
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* die vierte Schwester, (Clara Wilhelmine) [[Klara Bunge]], liierte sich mit ihrem Schwager Richard Koenigs, ggf. ein Landrat aus Lennep.<ref>vgl.  http://www. geni.com/people/Clara-Wilhelmine-Bunge/6000000001809724730</ref>
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* Der Bruder Gustav (Gustav Carl Christoph) Bunge wiederum war mit Antoinette Osterrieth liiert. Er wurde später Fabrikant in Hönningen am Rhein<ref>vgl. https://www.geni.com/people/Gustav-Carl-Christoph-Bunge/6000000001809671529</ref>.
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==Ehe==
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Adele Bunge, die in Köln aufwuchs, heiratete 1872 den Industriellen [[Otto Meurer]]
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(*3.  Mai 1841; † 9.  September 1921). Er war Sohn des Kölner Kaufmanns und Bergwerksbesitzers Wilhelm Meurer.<ref>http://www.geni.com/people/Otto-Meurer/6000000001809771147.</ref> Adeles Schwiegervater Wilhelm Meurer war Mitinitiator und -besitzer des 1855 gegründeten ''Schwazer Bergwerksvereins''<ref>Vgl.  Hanneberg, A. und Martinek, K.-P.: Beitrag zur Geschichte des Schwazer Bergwerksvereins Tirol, 1855 bis 1957, in: res montanum, H. 49, 2010, S. 16</ref>. Nach dessen Tod im Jahre 1867 übernahm von den vier Kindern Otto Meurer die Firmenleitung beim Bergbau. Der Industrielle stellte u. a.  Bergwerkserzeugnisse her und hielt Patente.<ref>vgl. zum Beispiel http://digisrv-1.biblio.etc.tu-bs.de/dfg-files/00039058/DWL/00000356.pdf; vgl.  http://patentimages. storage. googleapis. com/pages/US733590-0. png.  Otto ; vgl.  http://www. patentfish. com/otto-meurer. - Im RWWA befindet sich laut ''Archive im deutschsprachigen Raum''. A–N, O–Z und Register herausgegeben von Paul Wentzcke, Gerhard Lüdtke, Minerva, S.  517 ein Teilnachlass von Otto Meurer.</ref> Er ließ 1874/5 in Porz-Zündorf eine Anlage mit drei Hochöfen nach seiner Frau benennen: die Adelenhütte.<ref>"Zu den wenigen während des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Zündorf angesiedelten Industriebetrieben gehörte die nach 1874 im Norden Niederzündorfs entstandene Adelenhütte, ein Eisenhüttenwerk mit dazugehöriger Eisengießerei. Sie wurde bereits im Jahre 1929 abgetragen." zit nach http://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/planen-bauen/projekte/geschichte-des-ortes</ref> Er sorgte auch für den Bau einer evangelischen Kirche in Porz.
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Das Paar bekam vier Kinder, darunter den Maler Erich Meurer.<ref> ''"Erich Meurer hat später seine Großkusine Hanna Rhodius geheiratet, eine Enkelin des Malers Carl Christian Andreae, der mit seiner Frau Maria Elvira, geborene Dilthey und zehn Kindern die Villa Helenaberg bewohnte. Diese sollte auch das Domizil von Erich Meurer, vormals Direktor einer Kupferhütte im Sauerland, und seiner Frau Hanna werden. 1924 übersiedelten sie auf den Helenenberg, um das Anwesen in einen landwirtschaftlichen Betrieb umzuwandeln, was ihnen Dank betriebswirtschaftlichem Geschick unter großem finanziellem und persönlichem Einsatz auch gelang, wie Agnes Menacher in ihrem Beitrag zum Heimatjahrbuch 2002 schreibt."''Hildegard Ginzler: Sinziger Schlossgeschichten. Filigrane Linien und frische Aquarelle. Aquarelle von Erich Meurer (1879 – 1961). Nachdruck aus der Sinziger Zeitung. online: http://www.museum-sinzig.de/2006-06-aquarelle-von-erich-meurer.html</ref>
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Die Familie lebte in den 1910er Jahren in der Kölner Inennstadt, Mühlenbach 54-56. Nachdem die Firma für Chemische Erzeugung in den Filzengraben 2 B gezogen war, verlagerten die Meurers ggf. auch die Privaträume dorthin. Damit lebte die protestantische Familie neben der protestantischen Trinitatiskirche. Die Familie besaß ein Ferienhaus im Tessin.
  
 
==Politisches und karitatives Wirken==
 
==Politisches und karitatives Wirken==
  
Über Adeles Schulbildung ist nichts bekannt. Ihr wird zunächst eine Neigung zu den üblichen Beschäftigungen junger Frauen nachgesagt: Musik, Malerei und kunstgewerbliche Arbeiten. Als lebenserfahrene Frau wandte sie sich stärker der Sozialarbeit und Politik zu. Zunächst wurde sie für lange Jahre ehrenamtlich [[Armenpflegerin der Stadt Köln]] - oft eine Einstiegstätigkeit für Honoratiorengattinnen, da die häusliche Armenpflege war nicht emanzipatorischer Inhalte verdächtig war.  
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Über Adeles Schulbildung ist nichts bekannt. Ihr wird zunächst eine Neigung zu den damals üblichen Beschäftigungen junger Frauen nachgesagt: Musik, Malerei und kunsthandwerkliche Arbeiten. Als lebenserfahrene Frau wandte sie sich stärker der Sozialarbeit und Politik zu. Zunächst wurde sie für lange Jahre ehrenamtlich [[Armenpflegerin der Stadt Köln]] - oft eine Einstiegstätigkeit für Honoratiorengattinnen, da die häusliche Armenpflege keiner emanzipatorischen Inhalte verdächtig war.  
Gegebenfalls aus der Perspektive als Mutter beteiligte sie sich an der Gründung des ersten humanistischen Mädchengymnasiums in Preußen.  
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Gegebenfalls aus der Perspektive als Mutter beteiligte sie sich an der Gründung des ersten humanistischen [http://frauengeschichtsverein.de/frauenwiki/index.php/Gymnasiale_Studienanstalt_f%C3%BCr_M%C3%A4dchen,_K%C3%B6ln Mädchengymnasiums ] in Preußen.  
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Auf dem karitativen Feld agierte Adele Meurer weiterhin, indem sie um wann 1908 einen Sitz im Kuratorium der [[Koch- und Haushaltsschulen]] des Kölner Frauen-Fortbildungsvereins in der Severinsmühlengasse 2 übernahm. Gegebenenfalls kam sie hierdurch noch stärker in  Kontakt mit der bürgerlichen Frauenbewegung.
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Zusammen mit [http://frauengeschichtsverein.de/frauenwiki//index.php?title=Alexe_Altenkirch Alexe Altenkirch] fasste sie 1904 die Initiative zur Gründung eines [Kölner Frauenclub|Frauenklubs] in Köln, der in einem Nachfolgezweig bis heute existiert als [https://www.lyceumclub-koeln.de/ Lyceumclub Köln].
1909 wurde sie 1. Vorsitzende des [[Allgemeiner Deutscher Frauenverein|Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, Zweigverein Köln]] (ADF) und blieb dies bis  zu ihrem Tod 1923. Sie beteiligte sich in diesem reichsweiten Verein an der Gründung einer Theaterkleiderkammer, bei der verarmte bzw. stellenlose Schauspielerinnen Kostüme ausleihen konnten.  
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Adele Meurer war des weiteren Mitbegründerin und zeitweise Vorsitzende des Dachverbandes der Kölner Frauenorganisationen: dem [[Stadtverband Kölner Frauenvereine]].
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Auf dem karitativen Feld agierte Adele Meurer weiterhin, indem sie um 1908 einen Sitz im Kuratorium der [[Koch- und Haushaltsschulen]] des Kölner Frauen-Fortbildungsvereins in der Severinsmühlengasse 2 übernahm. Gegebenenfalls kam sie hierdurch noch stärker in  Kontakt mit der bürgerlichen Frauenbewegung.  
  
Zusammen mit Alexe Altenkirch fasste sie 1904 die Initiative zur Gründung eines [[Kölner Frauenclub|Frauenklubs]] in Köln, der in einem Nachfolgezweig bis heute existiert als [[http://www.lyceumclub-koeln.de|Lyzeumclub Köln]].
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1909 wurde sie 1. Vorsitzende des [[Allgemeiner Deutscher Frauenverein|Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, Zweigverein Köln]] ([https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/allgemeiner-deutscher-frauenverein-adf ADF])und blieb dies bis zu ihrem Tod 1923. Sie beteiligte sich in diesem reichsweiten Verein an der Gründung einer Theaterkleiderkammer, bei der verarmte bzw. stellenlose Schauspielerinnen Kostüme ausleihen konnten.  
Adele Meurer war des weiteren Mitbegründerin und zeitweise Vorsitzende des Dachverbandes der Kölner Frauenvereine [[Stadtverband Kölner Frauenvereine]].  
 
  
Ungewöhnlicher noch war ihre Mitwirkung im Frauenstimmrechtsverein, den eine weitläufige Verwandte, Mathilde von Mevissen, mitbegründet hatte, auch wenn dieser keine Gleichberechtigungsforderungen stellte.  
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Ungewöhnlich war für ihre Herkunft die Mitwirkung im Frauenstimmrechtsverein, den eine weitläufige Verwandte, Mathilde von Mevissen, mitbegründet hatte. Dieser Verein galt als radikal, auch wenn er keine Gleichberechtigungsforderungen stellte.
  
 
==Erster Weltkrieg==
 
==Erster Weltkrieg==
Während des Krieges, der Köln als „Frontstadt des Westens“ besonders zur Parteinahme für oder gegen den krieg aufforderte, beteiligte sich die 62jährige Adele Meurer als Schriftführerin der Nationalen Frauen-Gemeinschaft, einer kriegsunterstützenden Massenbewegung der bürgerlichen Frauen im reich. Sie übernahm die Leitung der Abteilung Kriegshaushalt. Des Weiteren regte sie für Köln die Sammlung Gold gab ich für Eisen an.  
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Während des Krieges, der in Köln als „Frontstadt des Westens“ besonders zur Parteinahme aufforderte, beteiligte sich die 62jährige Adele Meurer als Schriftführerin der [[Nationalen Frauen-Gemeinschaft]], einer kriegsunterstützenden Massenbewegung der bürgerlichen Frauen im Kaiserreich. Sie übernahm die Leitung der Abteilung Kriegshaushalt. Des Weiteren regte sie für Köln die Beteiligung an der Sammlung [https://de.wikipedia.org/wiki/Gold_gab_ich_f%C3%BCr_Eisen Gold gab ich für Eisen] an.
  
 
==Weimarer Republik und Tod==
 
==Weimarer Republik und Tod==
Die Haltung der Adele Meurer zur parlamentarischen Demokratie und zur neuen Staatsform der Republik ist nicht überliefert. Dagegen ist eine letzte karitative Gründung im Rahmen des ADF belegbar. 1922 gründete sie zusammen mit Rosa Bodenheimer das sog. Lädchen, eine Initiative für verarmte Bürgerinnen um Wertgegenstände aus Privatbesitz veräußern zu können. Eine ihrer Freundinnen spendete ein Meißner Porzellan, womit die Gründung ihren Anfang nahm. Sie lag zunächst am Quatermarkt, heute Neven-Dumont-Straße.
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Die Haltung der Adele Meurer zur parlamentarischen Demokratie und zur neuen Staatsform der Republik ist nicht überliefert. Dagegen ist eine letzte karitative Gründung im Rahmen des [https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/allgemeiner-deutscher-frauenverein-adf ADF] belegbar. 1922 gründete sie zusammen mit Rosa Bodenheimer das sog. Lädchen, eine Initiative für verarmte Bürgerinnen um Wertgegenstände aus Privatbesitz veräußern zu können. Eine ihrer Freundinnen spendete ein Meißner Porzellan, womit die Gründung ihren Anfang nahm. Sie lag zunächst am Quatermarkt, heute Neven-Dumont-Straße.
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Ihr Motto soll gewesen sein, zielbewusst zu agieren und Hindernisse als Ansporn zu noch größerer Energie zu begreifen.  
 
Ihr Motto soll gewesen sein, zielbewusst zu agieren und Hindernisse als Ansporn zu noch größerer Energie zu begreifen.  
Das Grabmal der Familie befindet sich auf dem Melatenfriedhof, es ist von Vinzenz Statz gestaltet. <ref>vgl.  Köln und seine Bauten s.  345. </ref>
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Das Grabmal der Familie befindet sich auf dem Melatenfriedhof. Es ist von Vinzenz Statz gestaltet.<ref>vgl.  Köln und seine Bauten, S.  345.</ref>
  
 
==Literatur über Adele Meurer==  
 
==Literatur über Adele Meurer==  
 
* Katharina Regenbrecht: Adele Meurer 1852-1923, in: Kölner Frauengeschichtsverein . Hrsg.: „10 Uhr pünktlich Gürzenich". Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln, zur Geschichte der Organisationen und Vereine, Münster, Agenda Verlag, 1995.  ISBN: 9783929440539, S.  72
 
* Katharina Regenbrecht: Adele Meurer 1852-1923, in: Kölner Frauengeschichtsverein . Hrsg.: „10 Uhr pünktlich Gürzenich". Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln, zur Geschichte der Organisationen und Vereine, Münster, Agenda Verlag, 1995.  ISBN: 9783929440539, S.  72
 
* Robert Steimel: Kölner Köpfe, Köln: Steimel, 1958  
 
* Robert Steimel: Kölner Köpfe, Köln: Steimel, 1958  
* Rosemarie Ellscheid: Der Stadtverband Kölner Frauenvereine.  Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909-1933.  Köln 1983.  
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* Rosemarie Ellscheid: Der Stadtverband Kölner Frauenvereine.  Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909-1933.  Köln 1983.
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==Archivalien==
 
==Archivalien==
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[[Kategorie:Protestantin]]
 
[[Kategorie:Protestantin]]
 
[[kategorie:Frauenrechtlerin]]
 
[[kategorie:Frauenrechtlerin]]
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[[Kategorie:Allgemeiner Deutscher Frauenverein, Ortsgruppe Köln]]
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[[Kategorie:Bürgerliche Frauenbewegung]]
 
[[Kategorie:Geburtsort Antwerpen]]
 
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Aktuelle Version vom 17. Mai 2019, 17:50 Uhr

(Luise Emilie) Adele Meurer, geb. Bunge (* 9. November 1852 in Antwerpen; † 23. Januar 1923 in Marburg) war eine Kölner Mäzenin und Mitglied der bürgerlichen Frauenbewegung. Von 1909 bis 1923 war sie erste Vorsitzende des Zweigvereins Köln (Ortsgruppe Köln) des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins.

Herkunftsfamilie

Adele Bunge war eine von vier Töchtern des Kaufherrn Gustav (Otto) Bunge (* 1. April 1821 in Amsterdam;† 1891)[1] und der Adele Maria Andreae (* 16. Juli 1828, † 12. Oktober 1899) aus Mülheim am Rhein. Adele Bunge entstammte mütterlicherseits einer wohlhabenden protestantischen Dynastie rheinischer Tuchfabrikanten, die auch im Kupfer- und Weinhandel tätig war.[2] Es handelt sich um Nachfahren des nach Mülheim eingewanderten protestantischen Samtwebers Christoph Andreae.[3]

Die Familie Bunge zog Mitte der 1850er Jahre nach Köln. Köln war damals "die finanzielle Hauptstadt, vor Frankfurt oder Berlin… Insofern war Köln für den Kaufmann Bunge anziehend.“[4] 1859 firmierte Gustav Bunge im Kölner Adressbuch als „Kaufmann der Firma Bunge und Borlage, New York“.[5] Auf einem Bild "Ankunft der Familie Bunge in Köln" von Adeles Onkel Karl Christian Andreae ist die Ankunft der Eltern, der vier Töchter und des Sohnes per Schiff nahe Groß St. Martin zu erkennen.[6]

Sowohl die väterliche Familie Bunge als auch die mütterliche Linie der Andreae waren sehr reich. Ein Indikator dafür ist der Neubau eines Schlosses in Sinzig, wozu die Eltern Bunge 1850 das Burggrundstück auf dem Areal der ehemaligen Burg der Herzöge von Jülich-Berg in den südlichen Rheinlanden erwarben.[7]


Sie ließen dort - wie es im Kölner Großbürgertum üblich war - durch einen illustren Architekten bauen und engagierten den Architekten und späteren Dombaumeister Vinzenz Statz. Den Neubau des heutigen Schlosses Sinzig wurde 1854/56 errichtet. Der Schlosspark entstand 1858–66 nach Plänen von Peter Joseph Lenné. Die Wandgemälde im Schloss brachte Carl Andreae 1863–1865 an. [8] Das Schloss diente für die Sommerfrische der Kölner Familie.[9] Das war für die reichen Kölner Familien durchaus üblich: Über den Sommer weilten die Kölner Familien, die es sich leisten konnten - zumindest die Mütter mit Kindern und Bediensteten - in ihren Villen in guter Luft. Als Rationalisierung für die sommerliche Stadtflucht des Kölner Großbürgertums wurden hygienische Gründe und die schlechte Luft in der sommerlichen Großstadt Köln angeführt.[10]

Geschwister

  • Die älteste Schwester war Johanna Bunge (*1851; †1934), sie heiratete 1872 den Unternehmer und Bankier Ernst Koenigs. Ernst Königs war Sohn der Wilhelmine Mevissen und des Kommerzienrats Franz W. Königs[11];
  • eine weitere Schwester, (Laura) Agnes Bunge (*1854; †1912) verband sich mit dem Kommerzienrat Moritz Hasenclever aus Remscheid bzw. Burg. [12]
  • die vierte Schwester, (Clara Wilhelmine) Klara Bunge, liierte sich mit ihrem Schwager Richard Koenigs, ggf. ein Landrat aus Lennep.[13]
  • Der Bruder Gustav (Gustav Carl Christoph) Bunge wiederum war mit Antoinette Osterrieth liiert. Er wurde später Fabrikant in Hönningen am Rhein[14].


Ehe

Adele Bunge, die in Köln aufwuchs, heiratete 1872 den Industriellen Otto Meurer (*3. Mai 1841; † 9. September 1921). Er war Sohn des Kölner Kaufmanns und Bergwerksbesitzers Wilhelm Meurer.[15] Adeles Schwiegervater Wilhelm Meurer war Mitinitiator und -besitzer des 1855 gegründeten Schwazer Bergwerksvereins[16]. Nach dessen Tod im Jahre 1867 übernahm von den vier Kindern Otto Meurer die Firmenleitung beim Bergbau. Der Industrielle stellte u. a. Bergwerkserzeugnisse her und hielt Patente.[17] Er ließ 1874/5 in Porz-Zündorf eine Anlage mit drei Hochöfen nach seiner Frau benennen: die Adelenhütte.[18] Er sorgte auch für den Bau einer evangelischen Kirche in Porz. Das Paar bekam vier Kinder, darunter den Maler Erich Meurer.[19] Die Familie lebte in den 1910er Jahren in der Kölner Inennstadt, Mühlenbach 54-56. Nachdem die Firma für Chemische Erzeugung in den Filzengraben 2 B gezogen war, verlagerten die Meurers ggf. auch die Privaträume dorthin. Damit lebte die protestantische Familie neben der protestantischen Trinitatiskirche. Die Familie besaß ein Ferienhaus im Tessin.

Politisches und karitatives Wirken

Über Adeles Schulbildung ist nichts bekannt. Ihr wird zunächst eine Neigung zu den damals üblichen Beschäftigungen junger Frauen nachgesagt: Musik, Malerei und kunsthandwerkliche Arbeiten. Als lebenserfahrene Frau wandte sie sich stärker der Sozialarbeit und Politik zu. Zunächst wurde sie für lange Jahre ehrenamtlich Armenpflegerin der Stadt Köln - oft eine Einstiegstätigkeit für Honoratiorengattinnen, da die häusliche Armenpflege keiner emanzipatorischen Inhalte verdächtig war. Gegebenfalls aus der Perspektive als Mutter beteiligte sie sich an der Gründung des ersten humanistischen Mädchengymnasiums in Preußen.


Zusammen mit Alexe Altenkirch fasste sie 1904 die Initiative zur Gründung eines [Kölner Frauenclub|Frauenklubs] in Köln, der in einem Nachfolgezweig bis heute existiert als Lyceumclub Köln. Adele Meurer war des weiteren Mitbegründerin und zeitweise Vorsitzende des Dachverbandes der Kölner Frauenorganisationen: dem Stadtverband Kölner Frauenvereine. Auf dem karitativen Feld agierte Adele Meurer weiterhin, indem sie um 1908 einen Sitz im Kuratorium der Koch- und Haushaltsschulen des Kölner Frauen-Fortbildungsvereins in der Severinsmühlengasse 2 übernahm. Gegebenenfalls kam sie hierdurch noch stärker in Kontakt mit der bürgerlichen Frauenbewegung.

1909 wurde sie 1. Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, Zweigverein Köln (ADF)und blieb dies bis zu ihrem Tod 1923. Sie beteiligte sich in diesem reichsweiten Verein an der Gründung einer Theaterkleiderkammer, bei der verarmte bzw. stellenlose Schauspielerinnen Kostüme ausleihen konnten.

Ungewöhnlich war für ihre Herkunft die Mitwirkung im Frauenstimmrechtsverein, den eine weitläufige Verwandte, Mathilde von Mevissen, mitbegründet hatte. Dieser Verein galt als radikal, auch wenn er keine Gleichberechtigungsforderungen stellte.

Erster Weltkrieg

Während des Krieges, der in Köln als „Frontstadt des Westens“ besonders zur Parteinahme aufforderte, beteiligte sich die 62jährige Adele Meurer als Schriftführerin der Nationalen Frauen-Gemeinschaft, einer kriegsunterstützenden Massenbewegung der bürgerlichen Frauen im Kaiserreich. Sie übernahm die Leitung der Abteilung Kriegshaushalt. Des Weiteren regte sie für Köln die Beteiligung an der Sammlung Gold gab ich für Eisen an.

Weimarer Republik und Tod

Die Haltung der Adele Meurer zur parlamentarischen Demokratie und zur neuen Staatsform der Republik ist nicht überliefert. Dagegen ist eine letzte karitative Gründung im Rahmen des ADF belegbar. 1922 gründete sie zusammen mit Rosa Bodenheimer das sog. Lädchen, eine Initiative für verarmte Bürgerinnen um Wertgegenstände aus Privatbesitz veräußern zu können. Eine ihrer Freundinnen spendete ein Meißner Porzellan, womit die Gründung ihren Anfang nahm. Sie lag zunächst am Quatermarkt, heute Neven-Dumont-Straße.

Ihr Motto soll gewesen sein, zielbewusst zu agieren und Hindernisse als Ansporn zu noch größerer Energie zu begreifen.

Das Grabmal der Familie befindet sich auf dem Melatenfriedhof. Es ist von Vinzenz Statz gestaltet.[20]

Literatur über Adele Meurer

  • Katharina Regenbrecht: Adele Meurer 1852-1923, in: Kölner Frauengeschichtsverein . Hrsg.: „10 Uhr pünktlich Gürzenich". Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln, zur Geschichte der Organisationen und Vereine, Münster, Agenda Verlag, 1995. ISBN: 9783929440539, S. 72
  • Robert Steimel: Kölner Köpfe, Köln: Steimel, 1958
  • Rosemarie Ellscheid: Der Stadtverband Kölner Frauenvereine. Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909-1933. Köln 1983.


Archivalien

  • HLA Film 3-18/1-4 und 2-9/1
  • HAStK Bestand 1138

weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Familie stammte väterlicherseits ursprünglich aus Unna in Westfalen. Kaufmann Johann Peter Gottlieb Bunge ging nach Brüssel, später nach Antwerpen und Amsterdam. Er gründete 1818 eine Familien-Aktiengesellschaft im Bereich Getreidehandel, die bis heute existiert. Einer seiner neun Söhne war der 1821 in Amsterdam geborene Gustav, der ebenso wie die meisten seiner Brüder Kaufmann wurde. Der Vater Adele Meurers arbeitete für die Firma Bunge & Co, gründete 1859 eine eigene Niederlassung in Brüssel und eine weitere in New York. 1859 wurde er im Kölner Adressbuch als „Kaufmann der Firma Bunge und Borlage, New York“ erwähnt. Gustav starb laut genealogischer Darstellung am 25. Februar 1891, vgl. Hildegard Ginzler: Sinziger Schlossgeschichten – Folge 36 über den Vortrag von Dr. Friedrich-Karl Schröders zur Familiengeschichte im Museum Sinzig: http://www.museum-sinzig.de/tag-des-offenen-denkmals.html; vgl. http://records.ancestry.com gustav_otto_bunge_records.ashx?pid=24427229
  2. Vgl. die Stammtafel 2 aus: Robert Steimel: Mit Köln versippt, Bd. 1, Köln 1955, S. 14; vgl. die Darstellung eines Nachfahren http://www.geni.com/people/Luise-Emilie-Adele-Bunge/6000000001809724454. Die Familiengeschichte wurde weithin dem Beitrag Wilhelm Knippler: Ein Jahrhundert Schloß Sinzig http://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1974/hjb1974.28.htm entnommen. Dieser wiederum verweist auf das genealogische Werk: C. Scheibler/ Dr. Wülfrath, „Westdeutsche Ahnentafeln", I, Weimar 1939, S. 256f, 353 ff., 508.
  3. Adele Marie Andreae war die Schwester von Carl Christian, Christoph, Rudolph und Otto Gustav Andreae, vgl. die Ausführungen von Dr. Friedrich-Karl Schröder auf http://www.museum-sinzig.de/tag-des-offenen-denkmals.html. ____________https://www.aw-wiki.de/index.php/Gustav_Bunge
  4. zit. nach einem Vortrag Dr. Friedrich-Karl Schröders zum Tag des offenen Denkmals über den Schlosserbauer „Gustav Bunge und seine Zeit“, referiert von Hildegard Ginzler http://www.museum-sinzig.de/tag-des-offenen-denkmals.html
  5. zit. nach ebenda.
  6. vgl.http://www.kreis-ahrweiler. de/kvar/VT/hjb1974/hjb1974.28. htm mit Verweis auf Kreisbildstelle. "Über seine Ehefrau entdeckte er seine Faszination für die Malerei.", schreibt ein Blogger über Gustav mit dem Hinweis auf den Bruder seiner Frau. http://rheinland-blogger.blogspot.de/2014/06/mit-dem-rennrad-nach-sinzig.html
  7. https://de.wikipedia.org/wiki/Sinzig Sinzig
  8. https://de.wikipedia.org/wiki/Sinzig Sinzig
  9. Bild: http://www.museum-sinzig.de/. Im Jahre 1806 hatten Justizrat Heinrich Josef Hertgen und J. Peter Broicher das Ruinenfeld erworben, es ging in den 1820er Jahren auf Karl Josef Hertgen über. Nachdem Karl Hertgen gestorben war wurde das Grundstück verkauft; vgl. die Ausführungen auf http://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1974/hjb1974.28.htm und einen Beitrag von Peter Zapp 1941 im Kreisjahrbuch. Die mütterlichen Großeltern Karl Christian Andreae und Johanna Theresa, geb. Rhodius, hatten sich 1848 in der Nachbarschaft auf dem Helenaberg niedergelassen und vermittelten vermutlich den Ankauf. Das Gebäude wurde großartig eingerichtet, die Ausmalung übernahm der Bruder der Ehefrau, [Karl Christian Andreae Karl Christian Andreae], ein Vertreter der Nazarenerschule. Das Gelände war weitläufig, wies Weingärten und Fischteiche auf. "Der Park und die Umgebung wurden nach Weisungen des Gartenbaudirektors Peter Josef Lenne gestaltet…". (von dessen Neffen Joseph August Lenné) Das Schloss wurde später nach einem anderen Zweig, des Schwagers von Adele, „Schloss Koenigs" genant. Es beherbergt heute u. a. das Stadtmuseum Sinzig. Vgl. zuletzt Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz: "Das Sinziger Schloss", = "Rheinische Kunststätten" Nr. 470, ISBN Nummer 3-88094-890-9.
  10. "Andererseits grassierten - mangels Hygiene - Fäkalien im Rinnstein und zuweilen Misthaufen 'bis an die Giebelspitze der Häuser' – Cholera, Pocken, Schwindsucht und Kinderkrankheiten. In der warmen Jahreszeit waren Ungeziefer, Fäulnis und Gestank wohl extrem unerträglich, sodass der, welcher die Mittel besaß, sommers aufs Land ging." zit. nach einem Vortrag Dr. Friedrich-Karl Schröders zum Tag des offenen denkmals über den Schlosserbauer „Gustav Bunge und seine Zeit“, referiert von Hildegard Ginzler http://www.museum-sinzig.de/tag-des-offenen-denkmals.html
  11. vgl. http://www.geni.com/people/Ernst-Koenigs/6000000001809538134
  12. vgl. http://www.geni.com/people/Laura-Agnes-Bunge/6000000001809746781; vgl. http://records.ancestry.com/agnes_bunge_records.ashx?pid=24431479; zu weiteren Nachfahren aus diesem Zweig in Argentinien vgl. http://www.geni.com/people/Carlos-Bunge-Molina-y-Vedia/5206017453450089696 ; http://www.arbolbunge.com.ar/default.htm und Schumacher, Andreas: Die rheinischen Kaufmannseliten in Argentinien - vornehmlich am Beispiel der Familie Bunge, Wiesbaden, Selbstverlag, 2010.
  13. vgl. http://www. geni.com/people/Clara-Wilhelmine-Bunge/6000000001809724730
  14. vgl. https://www.geni.com/people/Gustav-Carl-Christoph-Bunge/6000000001809671529
  15. http://www.geni.com/people/Otto-Meurer/6000000001809771147.
  16. Vgl. Hanneberg, A. und Martinek, K.-P.: Beitrag zur Geschichte des Schwazer Bergwerksvereins Tirol, 1855 bis 1957, in: res montanum, H. 49, 2010, S. 16
  17. vgl. zum Beispiel http://digisrv-1.biblio.etc.tu-bs.de/dfg-files/00039058/DWL/00000356.pdf; vgl. http://patentimages. storage. googleapis. com/pages/US733590-0. png. Otto ; vgl. http://www. patentfish. com/otto-meurer. - Im RWWA befindet sich laut Archive im deutschsprachigen Raum. A–N, O–Z und Register herausgegeben von Paul Wentzcke, Gerhard Lüdtke, Minerva, S. 517 ein Teilnachlass von Otto Meurer.
  18. "Zu den wenigen während des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Zündorf angesiedelten Industriebetrieben gehörte die nach 1874 im Norden Niederzündorfs entstandene Adelenhütte, ein Eisenhüttenwerk mit dazugehöriger Eisengießerei. Sie wurde bereits im Jahre 1929 abgetragen." zit nach http://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/planen-bauen/projekte/geschichte-des-ortes
  19. "Erich Meurer hat später seine Großkusine Hanna Rhodius geheiratet, eine Enkelin des Malers Carl Christian Andreae, der mit seiner Frau Maria Elvira, geborene Dilthey und zehn Kindern die Villa Helenaberg bewohnte. Diese sollte auch das Domizil von Erich Meurer, vormals Direktor einer Kupferhütte im Sauerland, und seiner Frau Hanna werden. 1924 übersiedelten sie auf den Helenenberg, um das Anwesen in einen landwirtschaftlichen Betrieb umzuwandeln, was ihnen Dank betriebswirtschaftlichem Geschick unter großem finanziellem und persönlichem Einsatz auch gelang, wie Agnes Menacher in ihrem Beitrag zum Heimatjahrbuch 2002 schreibt."Hildegard Ginzler: Sinziger Schlossgeschichten. Filigrane Linien und frische Aquarelle. Aquarelle von Erich Meurer (1879 – 1961). Nachdruck aus der Sinziger Zeitung. online: http://www.museum-sinzig.de/2006-06-aquarelle-von-erich-meurer.html
  20. vgl. Köln und seine Bauten, S. 345.


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