"Möhnehaus" Im Sionsthal

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Das "Möhnehaus" war ein städtisches Wohlfahrtshaus für arme ältere Frauen in der Weimarer Republik und NS-Zeit, die im Volksmund mit dem Kölnischen Begriff Möhn benannt wurden.[1]

Marien-Konvent

Im Sionsthal 54 Ecke Im Weichserhof lag seit dem Mittelalter der katholische Marien-Konvent. Gegründet worden war er als Beginen-Konvent und hatte als einer von wenigen Stiftungen bis ins 20. Jahrhundert überlebt. Das Haus war stets im Sinne der ursprünglichen Stiftung genutzt worden.

Städtisches Kleinrentnerinnenheim

Bereits in der Weimarer Republik gehörte das Gebäude zum Bestand des Wohlfahrtsamtes der Stadt Köln. Ggf. sorgte Hertha Kraus für den Ankauf. Nun lag das Haus in einer verrufenen Gegend - nahe der Bordellstraße ("Puffstraße") Nächelsgasse.

Eine Zeitzeugin erinnert sich, dass in der Zeit des Nationalsozialismus "sehr arme alte Rentnerinnen" dort wohnten. Sie vermutet, dass der Name diese Frauen gemeint habe, er ist aber vermutlich wesentlich älter. In der Kölner Südstadt gab es traditionell viel Armut und viele karitative Einrichtungen.<vgl. Anette Nottelmann: Von beginen und Bayenamazonen. Hrsg. von Kölner Frauengeschichtsverein, Köln 1994</ref> In der städtischen Einrichtung entwickelte sich nach Erinnerung von Ria Oepen in den Jahren um 1937/1940 "eine Art Hilfs- und Arbeitsgemeinschaft": Die dort wohnenden "Möhnen" übernahmen die Versorgung der Kinder der Prostituierten ("Nutten"). Die Rentnerinnen ließen die Kinder bei sich schlafen und versorgten sie regelmäßig mit Essen und sie pflegten sie bei Krankheit - alles gegen Geld. Alle profitierten: Die Kinder waren versorgt, die sehr armen Rentnerinnen verdienten sich ein Zubrot und die im Sexgewerbe arbeitenden Frauen gaben ihre Kinder in eine behütete Umgebung. Es soll sich eine gewisse menschliche Nähe auch unter den Frauen entwickelt haben: die Möhnen hörten zu, wenn diese sich Kummer und Sorgen von der Seele reden wollten.

Ende

Laut der Erinnerung von Ria Oepen wurde das Gebäude beim Peter-und-Paul-Angriff in der Nacht zum 29. Juni 1943 zerstört, dem wesentliche Teile der östlichen Südstadt zum Opfer fielen.[2] Im Adressbuch von 1956 existiert es noch als Eigentum der Stadt mit männlichen und weiblichen BewohnerInnen. Die Reste mussten dem Bau der Severinsbrücke weichen, die Ria Oepens Auffassung nach das ganze Severinsviertel teilte und verschandelte.


Literatur über

==Mündliches Dokument" Ria Oepen meldete sich nach Veröffentlichung der Broschüre des vereins über die Südstadt beim Kölner Frauengeschichtsverein, Edith Gaedecke führte ein Interview mit ihr.ref>Gedächtnisprotokoll Ordner Südstadt.</ref>

weblinks

Einzelnachweise

  1. Laut Wrede ein vielschichtiger Begriff, der für Tanten, Muhmen, auch Uehme, für unverheiratete Frauen im Sinn von Juffere wie auch als ehrende Anrede für verheiratete Frauen, z.B. von der Dienstmagd verwendet wurde. Hier gemeint ist die sog. Kuventsmöhn, eine meist ältere Bewohnerin eines Stiftes für Frauen, oft mit der Vorgeschichte eines Kölner Beginenkonventes. Adam Wrede: Neuer kölnischer Sprachschatz, Bd. 2 Möhne und Kuventsmöhn, Greven, Köln 1958.
  2. Die Zeitzeugin erinnert sich, dass in der Landsberg drei häuser stehen blieben, die die Düselhäuser genannt wurden.

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