Roshan Dhunjibhoy: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. März 2018, 16:47 Uhr

Roshan Dhunjibhoy (* 30. März 1931 in Kalkutta (damals Britisch-Indien); † 24. April 2011 in Chiang Mai (Thailand) war eine Journalistin mit antikolonialistischer Ausrichtung und eine Pionierin der (feministischen) Ökologie- und Tierschutzbewegung


Kindheit und Ausbildung

Rohan Dhunjibhoy wurde 1931 in eine Parsen-Familie hineingeboren.[1] Sie wuchs in dem Provinzort Ranchi auf, in dem ihr Vater Colonel Jaal E. Dhunjibhoy eine Psychiatrie betrieb.[2] Der Arzt hatte in Europa studiert. Ihre indische Mutter, die von höherem sozialen Stand war, besaß die deutsche Staatsangehörigkeit, da ihr Vater als Professor für Persische Kultur länger an einer Berliner Universität unterrichtet hatte.[3] Roshan Dhunjibhoy bemerkte schon als Kind die große Ungleichheit in ihrem Land und empfand das Bedürfnis, diese zu überwinden. [4] Sie besuchte in Indien eine katholische Nonnenschule, wo sie die Liebe zur Literatur und Kunst wie auch erste feministische Ideen entwickelte. Laut einem Interview trat sie – von der Schwester im marxistischen Denken geschult, in jungen Jahren der KP Indiens bei. [5] Nach der Teilung des Subkontinents 1947 zog die Familie ins nun unabhängige Pakistan (Karatschi). Ihr vorrangiger Berufswunsch war es, Schauspielerin zu werden, was der Vater verbot. Roshan Dhunjibhoy ging zum Studieren in die USA (Emerson College, Universität Boston)[6], um Journalismus zu studieren, besuchte aber dort heimlich eine Schauspielschule.[7]

In den Jahren des McCarthyism mit ihren Verfolgungen der Linken erwachte ihr politisches Bewusstsein erneut, nach drei Jahren Aufenthalts wurde sie aufgefordert, als politisch aktive Ausländerin die USA zu verlassen. Sie fuhr nach Frankreich, studierte dort u.a. Politische Wissenschaften und promovierte an der Sorbonne / Paris über ein literarisches Thema. Sie arbeitete in Frankreich bei UNESCO Radio und studierte Filmwissenschaften.Referenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag.

Berufsjahre

In der französischen Hauptstadt begann ihre Karriere als Filmemacherin (Regisseurin und Produzentin).[8] Nach acht Jahren in Frankreich zog sie Anfang der Sechziger Jahre nach Deutschland, deutsche Sendeanstalten ihre dokumentarischen Arbeiten sehr schätzten.[9] Aufgrund der Medienkonzentration wohnte Roshan Dhunjibhoy in Köln. Sie fand Zugang zu Ländern, die anderen JournalistInnen nicht unbedingt offen gestanden hätten, sei es in Ägypten unter Nasser, in China oder auch North Korea.[10] Sie drehte in Venezuela, Nicaragua und in gefährlichen Kriegsgebieten wie Angola und Vietnam, verdasste ein Buch über Nicarague gemeinsam mit Joseph Collins. [11] Sie interviewte Mao Tse Tung ebenso wie Bob Marley , Kim Jong Ill oder den Schah von Iran.[12]

Kriegsberichterstattung sah sie selbst sehr kritisch. Dhunjibhoys differenzierte Beiträge zum Weltgeschehen wurden über 27 Jahre in den Programmen der ARD (u.a. im Weltspiegel), vor allem in den dritten Programmen (WDR, Radio Bremen NDR), sowie im ZDF ausgestrahlt oder waren in der Deutschen Welle zu hören.[13] Viele Sendungen entstanden gemeinsam mit ihrem Mann. In Jamaica unterrichtete Roshan Dhunjibhoy zeitweilig Journalismus und gründete das Department of Mass Communication an der University of West Indies, Mona Jamaica mit.[14] Auch in Zimbabwe, Sudan und Deutschland unterrichtete sie das Fach Dokumentarfilm.[15]

Durch die Anbindung an den WDR mit seiner Sendung „Internationaler Frühschoppen“ erlangte Roshan Dhunjibhoy bundesweite Bekanntheit: Sie „galt […] als ‚das indische Gesicht“‘ im Deutschen Fernsehen.[16] In Werner Höfers massenhaft rezipierter Sonntagssendung wurde sie in ihrem Sari exotisiert, ermöglichte aber „den Nachkriegsdeutschen einen anderen Blick in die Welt“ und vor allem auf die post-koloniale Geschichte des Subkontinents.[17]

Politisches Engagement in Köln

Roshan Dhunjibhoy wurde aktives Mitglied des Eepublikanischer Club Köln. Dass sie dort 1969 als erste Frau in den Vorstand gewählt wurde, ist auf ihren engagierten Journalismus und ihre übergroßen Fachkenntnisse im Bereich Internationalismus zurückzuführen. Im Club und in Schriften regte sie als Zeitzeugin der anwachsenden Arbeitsmigration nach Deutschland Diskussionen zur Lage der benachteiligten ‚Gastarbeiter‘ an. Rohan Dhunjibhoy analysierte: „Deutschland hat wieder ein Proletariat, aber es ist ein internationales Proletariat aus weniger glückbegünstigten Ländern. Heute bilden diese Italiener, Spanier, Griechen, Jugoslawen und Türken die große Armee der benötigten ungelernten Arbeiter. Die Industrie braucht den ausländischen Arbeiter, doch die Gesellschaft weist ihn zurück.“


weblinks


Einzelnachweise

  1. Roshan Dhunjibhoy: “Ich habe bis zum letzten Tag in Deutschland Rassismus gespürt”, 29. März 2011; Zugriff am 19.01.2018 unter https://www.boell.de/de/demokratie/asien-interview-roshan-dhunjibhoy-11625.html .
  2. Weekly Local Biography Vol. II No. 13 Saturday 29 March - 4 April 2003 Chiangmai Mail Publishing Co. Ltd. Zugriff am 19.01.2018 unter http://www.chiangmai-mail.com/023/success.shtml 2004; vgl. Alok Sarin (Sitaram Bhartia Institute of Science and Research): Roshan DHUNJIBHOY IS DEAD, January 2013, Zugriff am 19.01.2018 unter https://www.researchgate.net/publication/257951316_ROSHAN_DHUNJIBHOY_IS_DEAD
  3. Sie soll sich ironisch als “great great great grandchild of Lord McCawley, the Viceroy of India” bezeichnet haben, vgl. Alok Sarin,; vgl. Weekly Local Biography (Chiang Mai).
  4. James Austin Farrell : The Guardian 29.04.2012 Zugriff am 19.01.2018 unter https://roshansiempre.wordpress.com/2012/04/29/the-guardian/
  5. Ebenda.
  6. https://roshansiempre.wordpress.com/
  7. Weekly Local Biography (Chiang Mai)
  8. vgl. Weekly Local Biography (Chiang Mai).
  9. vgl. Weekly Local Biography (Chiang Mai)
  10. Weekly Local Biography (Chiang Mai)
  11. Joseph Collins/Roshan Dhunjibhoy: Nicaragua. Was hat sich durch die Revolution verändert? Agrarreform und Ernährung im neuen Nicaragua, Wuppertal Edition Nahua, 1986 (=Edition Nahua, 11).
  12. vgl. Weekly Local Biography (Chiang Mai).
  13. Mugabe; Robert/ Havel, Václav;/Richard von Weizsäcker/Roshan Dhunjibhoy/Lloyd Timberlake : One world one future = Die Zukunft gemeinsam meistern. [S.l.] : [s.n.], 1990.
  14. vgl. Vgl. Honor Ford Smith; Harclyde Walcott; John Swaby; Franklyn St Juste; Roshan Dhunjibhoy; Sweet sugar rage. New York, N.Y. : Third World Newsreel, [2008] DVD Sistren Theatre Collective ; vgl. https://jang.com.pk/thenews/mar2011-weekly/nos-27-03-2011/pol1.htm .
  15. https://jang.com.pk/thenews/mar2011-weekly/nos-27-03-2011/pol1.htm
  16. vgl. http://www.spiegel.de/fotostrecke/fall-werner-hoefer-fotostrecke-109845-11.html.
  17. https://www.boell.de/de/demokratie/asien-interview-roshan-dhunjibhoy-11625.html ; vgl. Barbara Unmüßig, Ralf Fücks: Wir trauern um Roshan Dhunjibhoy, 26. April 2011 https://www.boell.de/de/navigation/asien-nachruf-wir-trauern-um-roshan-dhunjibhoy-11825.html vgl. Ursula Samary https://www.rhein-zeitung.de/startseite_artikel,-vor-60-jahren-mit-hoefer-wurde-der-fruehschoppen-kult-_arid,361362.html Vor 60 Jahren: Mit Höfer wurde der Frühschoppen Kult 06.01.2012

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